Das Star-Wars-Universum strauchelt gehörig. Seit dem Ende der Sequel-Trilogie wird ein Kinoprojekt nach dem nächsten verworfen, die Serien bei Disneys Streamingdienst pendeln weiterhin zwischen der dunklen und hellen Seite der Macht. Jetzt geht man mit Skeleton Crew einen ganz neuen Weg – diesmal wirklich! Doch ist dieser Ansatz auch die Trendwende und eine neue Quelle der Macht für die Marke?
Titel | Star Wars: Skeleton Crew |
Jahr | 2024 |
Land | United States of America |
Genres | Action & Adventure, Sci-Fi & Fantasy |
Darsteller | Jude Law, Ravi Cabot-Conyers, Ryan Kiera Armstrong, Kyriana Kratter, Robert Timothy Smith, Nick Frost |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Disney Plus |
Star Wars: Skeleton Crew – Die offizielle Handlungsangabe
Die neue Serie erzählt die Geschichte von vier Kindern, die sich auf die Suche nach ihrem Heimatplaneten machen, nachdem sie sich in der Galaxis verirrt haben. Bei diesem unvergesslichen Abenteuer stoßen sie auf seltsame Aliens und gefährliche Orte.
Skeleton Crew soll zeitlich nach Die Rückkehr der Jedi-Ritter (1983), der sechsten Episode der neunteiligen Skywalker-Saga spielen. Ebenso soll die Serie in derselben Zeitlinie wie The Mandalorian, und deren Ableger Das Buch von Boba Fett spielen
Erster Eindruck zu Star Wars: Skeleton Crew
Dieser Beitrag beschäftigt sich ausschließlich mit den ersten beiden Folgen der Serie, die zusammen am Starttag veröffentlicht werden. Dementsprechend ist die Kritik auch nur auf den Auftakt bezogen und soll dazu dienen, den Lesern eine Hilfestellung bei der Entscheidung zu geben, ob sich auf Basis der ersten Eindrücke ein Blick rentiert.
Auf den Kopf gestellt
Immer wieder in den letzten Jahren wollte uns Disney seine Star Wars Serien als fulminante Neuheit verkaufen. Doch meist war es nur alter Wein in neuen Schläuchen. Denn was nahezu alle Titel von Boba Fett, über Ahsoka und Obi-Wan bis hin zu The Acolyte gemein haben ist, dass man Star Wars Inhalte, die größtenteils bekannt sind, hernimmt und mit Genre-Einflüssen versucht Innovation zu heucheln. Das mag mit Abstrichen und mal mehr, mal weniger gut gelungen sein, aber im Kern der Sache war es doch immer noch ganz klar als Teil einer großen Saga erkennbar. Lediglich The Mandalorian und Andor können an dieser Stelle als wirklich positive Ausnahmen angeführt werden. Denn bei ersterer Serie war schlicht der serielle Ansatz zum damaligen Zeitpunkt frisch und unverbraucht und bei Andor hat man tatsächlich ein Übergewicht des Genre-Einflusses ausmachen können.
Jetzt aber geht man mit Skeleton Crew komplett den anderen Weg: Man nimmt die Basis aus einem anderen Bereich und lädt dies mit marginalen Elementen, die man mit Star Wars verbindet auf – genau in dem Maße, dass es noch als Teil dieser Welt erkennbar ist. Das bringt zugleich mehrere Vorteile mit sich, denn so ist dieser Neustart wortwörtlich ein guter Einsteigertitel, um neue Fans zu gewinnen, die noch nie etwas von der Skywalker-Saga oder anderen Stories gesehen haben.
Außerdem unterbindet man hier mit Bravour von Beginn an a) den Fanservice-Vorwurf, der in den letzten Jahren immer lauter wurde und b) das lästige Warten auf den Aha-Moment, der dann doch wieder die Verbindung zu einem der bekannten Figuren herstellt. Natürlich ist es im weiteren Verlauf noch möglich, dass sich Skeleton Crew in Richtung der großen Saga entwickelt, aber die ersten beiden Folgen sind erst einmal komplett autark von allem – und das ist ein wahrer Segen für die Marke!
80s-Spielberg….
Schon gepitched wurde das Projekt als klassisches Jugendabenteuer im Weltall der Star Wars-Lore. Doch auch The Acolyte wurde einst als Eiskönigin meets Kill Bill angepriesen und schürte so nur falsche Hoffnungen und enttäuschte Zuschauer, was letztlich darin resultierte, das der Backlash riesig war, obwohl die Show objektiv gar nicht so verkehrt erdacht war. Doch der Hate und das Missverständnis waren so groß, dass Disney die Reißleine zog und nach einer Staffel das Experiment zu Grabe trug.
In der direkten Folge nun an den Start zu gehen ist daher umso schwieriger für Skeleton Crew, die ersten Trailer sorgten dann auch noch für wenig Fanjubel. Doch nun sind die ersten beiden Folgen da und wir können der Realität ins Auge sehen: Ja, den Machern ist es tatsächlich gelungen, den Vibe von 90er-Jahre Cartoonserien und 80er-Jahre Abenteuerfilmen von Steven Spielberg in ein komplett unaufdringliches Korsett der Sternenkriegssaga zu packen!
… in Space?
Die Geschichte beginnt wahnsinnig smart mit einer actiongeladenen Szene, in der ominöse Weltall-Piraten ein Raumschiff entern. Damit macht die Serie klar, dass es durchaus ernst in diesem Format wird. Dann aber wenden wir uns den tatsächlichen Hauptfiguren zu: Wim, Neel, Fern und KB, vier zehnjährigen Schülern, die einen erstmal ganz normalen Alltag haben: Frühpubertät, Prüfungsstress, Flausen im Kopf. Die Pilotfolge nimmt sich demnach viel Zeit die Protagonisten einzuführen bevor sie dann in ihre Abenteuer geschickt werden. Das atmet alles den Geist von Goonies, E.T. und Co. und die kleinen Heldinnen und Helden sind dabei auch allesamt schön geschrieben, von den Nachwuchsakteuren treffend verkörpert und haben noch viel Potenzial einem mehr und mehr ans Herz zu wachsen.
Denn die Gruppe findet sich – auch das sehr klassisch – eher notgedrungen zusammen. Die beiden Jungs sind eher noch kindlicher als die Mädels, die sich schon für ziemlich erwachsen ansehen. Doch dann stoßen sie gemeinsam auf ein abgestürztes Raumschiff und, wie es der Zufall (oder das Skript) so will – führt ein versehentlich gedrückter Schalter dazu, dass das Fluggefährt reaktiviert wird und mitsamt den vier jungen Abenteurern an Bord durch den Hyperraum ans andere Ende der Galaxie springt. Ende der ersten Episode.
Und jetzt geht’s richtig los
In der zweiten Folge kommt dann aber direkt noch richtig viel Kreativität und Fallhöhe in den Plot. Denn nachdem die Crew geschafft hat einen alten Droiden an Bord des verwaisten Schiffs instand zu setzen, bringt sie dieser zu einem Raumhafen, der im besten Sinne an die guten alten Piratenfilme – oder eben auch Fluch der Karibik – erinnert. Ein Ort voller Outlaws, dreckig und gefährlich. Hier nun kommt aber dann wieder die Star Wars-Magie, die in vielen Projekten zuletzt vermisst wurde, hinzu:
Das Design der unterschiedlichen Alien-Piraten, die Detailliebe der ganzen Station, die sich wahnsinnig lebendig anfühlt, die kleinen Action-Momente, die richtig stark fotografiert und choreografiert sind und das Versprechen, dass die fantastische letzte Szene der zweiten Episode macht, indem man dann endlich den namhaftestes Star im Cast einführt: Jude Law, der – so sieht es zumindest aus – die Rettung der gestrandeten Kids sein könnte. Doch er ist nicht nur ein weiterer Raum-Pirat, denn er hat etwas, von dem die Kinder nur aus Erzählungen wussten. Die Macht ist mit ihm.
Eine neue und doch vertraute Welt
Auch die anderen Serien der Star Wars-Saga sahen über weite Strecken richtig gut aus. Technische Defizite konnten selten unterstellt werden. Und trotzdem habe ich zumindest das Gefühl, dass sich Skeleton Crew insgesamt noch wertiger verkauft. Nicht nur die Station in der zweiten Folge profitiert von den vielen Details, auch die Wohngegenden, in denen die Kids leben und die starkes Jetson-Retro-Futurismus-Flair mit sich bringen, strahlen eine authentische Vitalität aus. Und auch der Schulcampus und die Szenen in den Klassenzimmern wirken “echt”. Die Immersion in diese neue Facette der bekannten Welt gelingt von Beginn an. Allein, dass man hier einen zwar erdähnlichen, aber doch mit viel Zukunfts-Krimskrams entfremdeten Planeten neu einführt, der bislang in keinem Film und keiner Serie aufgetaucht ist, ist eine weitere smarte Entscheidung, die zur Eigenständigkeit dieses Projekts beiträgt.
Noch lässt sich zur Schauspielleistung der großen Namen nichts sagen, da diese noch kaum in Erscheinung treten durften. Vielleicht bleibt das ja auch so oder so ähnlich, denn so wie es sich in den ersten Folgen anlässt, könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass diese neuen Abenteurer die Serie auch im Alleingang weiter rocken! Wenn die Balance zwischen leichtfüßigen Gags und dem seriösen Abenteuer so beibehalten wird, dann könnte dies tatsächlich ein Fingerzeig für die künftige Ausrichtung von Star Wars sein!
Unser Fazit zum Auftakt von Star Wars: Skeleton Crew
Ich hätte einen Tage vor der Premiere von Skeleton Crew niemals gedacht, dass ich heute hier diesen Satz schreiben werde, aber: Die neue Star Wars-Serie hat mitunter einen der besten Serienauftakte der vergangenen fünf Jahre! Die Charaktereinführung ist fantastisch, die -zusammenführung ebenso. Darüberhinaus ist das Pacing richtig stark, der Look mehr als gefällig und die Aussichten, wohin die Reise gehen könnte, sind vielversprechend.
Star Wars: Skeleton Crew startet am 3. Dezember 2024 mit den ersten beiden Folgen bei Disney+. Danach geht es jeweils am Mittwoch mit einer neuen Folge weiter!
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