Noch immer pendeln die Serienprojekte des Star-Wars-Universums bei Disneys Streamingdienst zwischen der dunklen und hellen Seite der Macht. Mit The Acolyte wagt man sich nun jedoch in Gefilde vor, in denen man bislang noch nie im Bewegtbild gewildert hat. Mit Erfolg?
Titel | The Acolyte |
Jahr | 2024 |
Land | United States of America |
Genres | Mystery, Sci-Fi & Fantasy |
Darsteller | Amandla Stenberg, Lee Jung-jae |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Disney Plus |
Star Wars: The Acolyte – Die offizielle Handlungsangabe
In Star Wars: The Acolyte trifft ein angesehener Jedi-Meister (Lee Jung-jae) bei der Untersuchung einer schockierenden Verbrechensserie auf eine gefährliche Kriegerin aus seiner Vergangenheit (Amandla Stenberg). Als weitere Hinweise ans Licht kommen, begeben sie sich auf einen dunklen Pfad, wo bösartige Kräfte zeigen, dass nicht alles so ist, wie es scheint…
Erster Eindruck zu Star Wars: The Acolyte
Dieser Beitrag beschäftigt sich ausschließlich mit den ersten beiden Folgen der Serie, die zusammen am Starttag veröffentlicht werden. Dementsprechend ist die Kritik auch nur auf den Auftakt bezogen und soll dazu dienen, den Lesern eine Hilfestellung bei der Entscheidung zu geben, ob sich auf Basis der ersten Eindrücke ein Blick rentiert.
!!! Kleine Spoilerwarnung!!!
Es wird in diesem Artikel marginal konkrete Handlungen der ersten beiden Folgen eingegangen. Wer diesen Beitrag also liest bevor er die Episoden selbst gesehen hat, der sei an dieser Stelle vor Spoilern hierzu gewarnt!!!
Die erste Serie, die sich den Vorzeiten der Skywalker-Saga zuwendet
Alle bisherigen Star-Wars-Serien hatten, trotz der unterschiedlichen Platzierung in der Chronologie der Filmreihe, gemein, dass sie irgendwie doch Berührungspunkte zu den Hauptfilmen und deren Figurenschicksalen hatten, sodass einerseits die Fanservice-Karte immer gezogen werden konnte und andererseits ein gewisses Vorwissen zu allem bereits Dagewesenem mindestens ein Vorteil war. Lange vor der Geburt von Anakin Skywalker, also auch einige Zeit vor dem Beginn der Prequel-Trilogie, spielt nun The Acolyte in der Endzeit der Hohen Republik. In dieser Epoche dachten die Jedi eigentlich die Sith vernichtet zu haben, doch die dunkle Seite der Macht existiert im Verborgenen immer weiter. Hier nun setzt also die Geschichte an.
Film Noir + Star Wars? Is it a match?
The Acolyte steigt unvermittelt mit einer Szene ein, die das Publikum direkt schocken soll. Denn mit dem mitunter größten Star im Cast, Carrie-Anne Moss, wird direkt Opfer eines Mordanschlags und ist, so wie es zumindest aussieht, direkt nach einer Kampfszene und einem Dialog mit ihrer Mörderin wieder raus aus der Story. Der Auftakt per se ist jedoch nicht der erhoffte Punch, denn irgendwie wirkt die ganze Sequenz hölzern inszeniert, die Action unfreiwillig komisch und die ganze Situation zu durchsichtig. Denn während dem Publikum tatsächlich erst gen Ende der ersten Episode von den Protagonisten verraten wird, dass nicht die Beschuldigte Osha sondern deren für tot geglaubte Zwillingsschwester Mae die Jedi-Meisterin getötet hat, ist dies eigentlich sofort ersichtlich. Zum Glück macht die Serie kein großes Geheimnis aus dieser Enthüllung, denn das wäre womöglich noch erzwungener herübergekommen.
Allgemein aber haben die beiden ersten Folgen der neuen Serie ein Exposition-Dumb-Problem. Denn nahezu alles wird von irgendeiner der Figuren haarklein ausbuchstabiert, womit man die eigentlich recht erwachsene Tonalität der Serie komplett untergräbt und aus dem Film Noir Thriller eine Art Drei-??? In Star-Wars-Kostümen macht. Doch die Diskrepanz zwischen Storytelling und düsterem Anstrich ist längst nicht das einzige inszenatorische Problem von The Acolyte zu Beginn der Geschichte. Auch Tempo kommt nur sehr bedingt auf. Wenngleich die beiden Auftaktfolgen zusammen kaum 70 Minuten Lauflänge haben, fühlt es sich stellenweise schon sehr zäh und langatmig an. Das liegt an der Ausrechenbarkeit der Handlung, aber auch daran, dass es nicht gelingt die neu eingeführten Figuren von Beginn an interessant aufzubauen.
Potential beim zentralen Konflikt
Im Mittelpunkt steht, soviel macht der Pilotfilm klar, die Doppelrolle von Amandla Stenberg, die zwar so vorab nicht offiziell kommuniziert worden ist, aber schon von den Machern mit der nebulösen Ankündigung, die Geschichte sei so etwas wie „Die Eiskönigin meets Kill Bill“ angedeutet wurde. Auch wenn hier ziemlich viel bekannt vorkommt und der Konflikt zwischen den Zwillingen auf ein recht vorhersehbares Aufeinandertreffen hinauslaufen könnte, kann man dies zu diesem frühen Zeitpunkt doch noch nicht ganz bestätigen, wodurch doch eine Chance besteht, dass diese Konstellation im weiteren Verlauf noch mehr Reiz entwickelt.
Stenberg macht darüber hinaus auch einen guten Job, spielt in Nuancen die beiden Schwestern unterschiedlich, sodass man allein durch das Agieren schon erkennen könnte, wen man gerade sieht. Die übertriebene optische Unterschiedlichkeit mittels Kostümen etc. ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Macher ihren Zuschauer:innen hier recht wenig eigenständiges Denken zutrauen, was wie gesagt schade ist, wenn eine Serie doch als Erwachsenen-Fernsehen angekündigt wurde. Dennoch halten die Andeutungen zur Kindheit und Vergangenheit der Protagonistin das Interesse ein Stück weit am Leben, ganz besonders, wenn man ohnehin ein Fan von Amandla Stenberg ist.
Enttäuschungen und wenig zum Miträtseln
Eine weitere Enttäuschung ist aber das liegen gelassene Potenzial bei den namhaften Nebendarstellern im Cast. Dafne Keen bleibt komplett belanglos und blass, Manny Jacinto spielt die absolute Klischeefigur Qimir und Charlie Barnett als Yord strahlt sehr wenig Ernsthaftigkeit aus, sodass seine Figur auch überhaupt nicht interessant wird. Lediglich Lee Jung-jae als Meister Sol deutet an, dass er noch Ambivalenzen verliehen bekommen könnte, doch in den ersten beiden Folgen wirkt auch sein Jedi-Charakter wie ein x-beliebiger Jedi ohne besondere Skills oder eine tiefergehende Charakterentwicklung. Zum Ende der zweiten Folge wird dann noch eine Figur eingeführt, über die sich die Fangemeinde mit Sicherheit freuen dürfte. Doch ob die Integration des Wookie-Jedi in die Story gelingt ist ein weiteres großes Fragezeichen, dass die Serie nach dem mittelmäßigen Start hinterlässt.
Wer ist der mysteriöse Strippenzieher, mit dem die Titelfigur verbandelt ist? Was ist wirklich passiert, als die Schwestern getrennt wurden? Und warum hat die junge Padawan einst ihre Jedi-Ausbildung abgebrochen? Ein paar Fragen gibt es schon, die das Publikum bei Laune halten können, um zumindest noch die kommenden Folgen bis zu einem vorläufigen Urteil abzuwarten. Das versprochene Aha-Erlebnis durch ein Entdecken einer Zeit in der Star-Wars-Chronologie, die etwas nie Dagewesenes parat hält, sind uns die Macher aber bislang schuldig geblieben.
Unser Fazit zum Auftakt von Star Wars: The Acolyte
Weder die Action noch die Welten sind das versprochene Neue in der Star Wars Welt, die Optik von „The Volume“ wird mit Sicherheit auch hier wieder vielen visuell eher negativ auffallen und ein tatsächliches Mysterium, weshalb man nun unbedingt weiterschauen müsste, gelingt es The Acolyte in über einer Stunde Auftakt nicht aufzubauen. Natürlich kann sich in den kommenden sechs Folgen noch einiges tun, aber der erste Eindruck ist erst einmal geprägt von Ernüchterung auf allen Ebenen. Das Positive: Es kann eigentlich nur besser werden. Aber das ist in Anbetracht der Tatsache, dass es in diesem Jahr mutmaßlich keine weitere Produktion aus der Sternenkriegs-Saga geben wird, für die Fans nur ein geringes Trostpflaster.
Star Wars: The Acolyte startet am 5. Juni 2024 mit den ersten beiden Folgen bei Disney+. Danach geht es jeweils am Mittwoch mit einer neuen Folge weiter!
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