Das Herzstück der neuen Apple-TV+-Miniserie The Big Cigar ist eine unwahrscheinliche Partnerschaft: Huey P. Newton, ehemaliger Anführer der Black Panther, befindet sich auf der Flucht wegen Mordes. Seine Hoffnung liegt auf einer Fake-Filmproduktion des Produzenten Bert Schneider. Kann diese waghalsige Geschichte in Serienform funktionieren?
Titel | The Big Cigar |
Jahr | 2024 |
Land | United States of America |
Genres | Drama |
Darsteller | André Holland, Alessandro Nivola, Tiffany Boone, P.J. Byrne, Marc Menchaca, Moses Ingram, Rebecca Dalton, Olli Haaskivi, Jordane Christie, Glynn Turman, Courtney Friel |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Apple TV Plus |
The Big Cigar – Die Handlung
Bert Schneider (Alessandro Nivola), der als Produzent von Filmen wie Easy Rider dazu beitrug, die Filmindustrie zu revolutionieren und dabei ein beträchtliches Vermögen zu verdienen, strebt auch abseits der Leinwand nach Aufsehen. Er betrachtet Huey P. Newton (André Holland), der bereits wegen des Mordes an einem Polizeibeamten im Gefängnis saß – Newton leugnete, den Beamten erschossen zu haben, und das Urteil wurde letztendlich aufgehoben – als wahren Star, der an vorderster Front der eigentlichen Revolution stand. Die Serie erzählt die Geschichte von Newtons Flucht nach Kuba im Jahr 1974, nachdem er verhaftet und des Mordes an einer Prostituierten beschuldigt wurde (ein Verbrechen, das er angeblich nicht begangen hat). Schneider unterstützt Newton mit finanziellen Mitteln und logistischer Hilfe, darunter eine gefälschte Filmproduktion, um ihm zur Flucht zu verhelfen.
Ein wichtiger Perspektivwechsel
Der Ausgangspunkt für die Entstehung von The Big Cigar war der filmische Erfolg von Argo im Jahr 2012. Der Film, der dann sogar den Oscar für den besten Film gewann, erzählt die Geschichte eines gefälschten Filmabenteuers, um das Leben von Menschen zu retten. Als André Holland von der unglaublichen Geschichte von Huey P. Newton hörte, war er sofort Feuer und Flamme für dieses Projekt. Doch der bedeutende Unterschied zwischen dem Oscar-Film und der Miniserie liegt in der Entscheidung, dass hier eine Perspektiv-Verschiebung stattfindet: Holland legte Wert darauf, dass die Serie aus Newtons Sicht erzählt wird.
Die Miniserie widmet sich dem Zeitraum zwischen seiner Flucht, seiner Führerschaft innerhalb der revolutionären Black-Panther-Bewegung und den ständigen Problemen mit Polizeigewalt sowie den damit verbundenen Schikanen, die letztendlich zur Eskalation führen. Sie beleuchtet auch die Anfänge der Vereinigung und nimmt die wichtigsten Mitglieder wie Bobby Seale (Jordane Christie) genauer unter die Lupe. Damit gelingt es, ein eindringliches Porträt einer Gruppierung zu zeichnen, die im filmischen Kanon noch nicht ausführlich genug behandelt wurde. Holland und seinem Team gelingt es, zu vermeiden, die Geschichte aus der Perspektive von Schneider zu erzählen und einmal mehr den klassischen White-Savior-Mythos zu bespielen.
Huey P. Newton – Eine prinzipientreue Hauptfigur
Nach zahlreichen kritischen Berichten über die Hauptfigur von The Big Cigar nimmt die Serie ganz klar Position: André Holland liefert eine herausragende Leistung und porträtiert ihn als sensible Seele, die durch Regierungsüberwachung, Polizeiverfolgung und die daraus resultierende Paranoia an den Rand gedrängt wird. Dieser Newton zeigt gelegentlich sein Temperament, ist aber im Großen und Ganzen ein Mann mit Prinzipien, der sich vor dem Einfluss Hollywoods, den Schneider verkörpert, hütet und bereit ist, für seinen unerschütterlichen Glauben an die Revolution zu sterben. Im Mittelpunkt steht die Produktion von Träumen. Newtons revolutionärer Kampf gegen ein rassistisches Amerika, mit Bert Schneider im Rücken, der die Traumfabrik repräsentiert, die gerade selbst gegen die überholten Studiostrukturen kämpft. Ebenso präzise wird Schneiders Besessenheit von Huey von Nivola dargestellt. Er sah die Gegenkultur nicht nur als Chance, die Gesellschaft zu verändern, sondern auch als eine lukrative Möglichkeit, viel Geld zu verdienen.
Wer sollte sich The Big Cigar ansehen?
In den letzten Jahren hat der kanonische Filmbeitrag zur Geschichte der Black Panther und anderer Bürgerrechtsbewegungen deutlich zugenommen. Auch bei den Oscarverleihungen wurden sie immer präsenter. Mit Spike Lees Blackkklansman wurde eine faszinierende Undercover-Mission auf satirische Weise populär. Judas and the Black Messiah erzählte hingegen die tragische Geschichte der Black Panther und ihre Hoffnungen für ihren damaligen Anführer Fred Hampton. Daniel Kaluuyas magnetische Leistung half ihm dabei, einen Oscar zu gewinnen. Auch in der aktuell laufenden HBO-Serie The Sympathizer von Park Chan-wook wird durch mehrere Perspektiven auf den Konflikt in Vietnam, unter anderem als Spionagegeschichte, dieses Kapitel Zeitgeschichte außerordentlich beeindruckend erzählt. Die dort verhandelten Themen Identität und Doppelbödigkeit werden auch in The Big Cigar aufgegriffen und sensationell als semi-fiktionale Geschichte aufbereitet.
Unser Fazit zu The Big Cigar
Die Miniserie von André Holland und Don Cheadle schafft eine bedeutende Neubetrachtung der amerikanischen Geschichte im 20. Jahrhundert. Sie erzählt eine unglaubliche Geschichte über Revolution, Gegenkultur und deren Potenzial. Getragen von charismatischen Hauptdarstellern, einer überzeugenden Reästhetisierung der Filmoptik der 70er Jahre und einer leidenschaftlichen Handlung, bleiben Miniserien auch im Jahr 2024 ein heißer Tipp für Serienfans, die nach dem nächsten kurzweiligen Kick suchen. Diese Geschichte wäre zu ausführlich für einen Kinofilm und zu kurz für mehrere Staffeln, daher ist sie als Miniserie nahezu perfekt.
The Big Cigar startet am 17. Mai 2024 bei Apple TV+.
Unsere Wertung:
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