Eine Woche nachdem Netflix seinen Zuschauerliebling Stranger Things in die neue Staffel geschickt hat, hält Amazon Prime Video mit The Boys Staffel 3 direkt dagegen. Kommen die Fans der makabren Superheldenparodie weiterhin auf ihre Kosten oder ist der Schwung bei Butcher und Co. raus?
Titel | The Boys |
Jahr | 2019 |
Land | United States of America |
Genres | Sci-Fi & Fantasy, Action & Adventure |
Darsteller | Karl Urban, Jack Quaid, Antony Starr, Erin Moriarty, Jessie T. Usher, Laz Alonso, Chace Crawford, תומר קאפון, Karen Fukuhara, Nathan Mitchell, Colby Minifie, Claudia Doumit, Cameron Crovetti, Susan Heyward, Valorie Curry, Jeffrey Dean Morgan |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Amazon Prime Video, Amazon Prime Video with Ads |
The Boys Staffel 3 – die Handlung
Mm Ende der letzten Staffel wurde für die ganze Welt offenbart, dass Stormfront (Aya Cash) ihre Macht nutzen wollte, um Nazigedankengut zu realisieren und Homelander (Antony Starr) als ihr Geliebter mehr oder weniger ungewollt in diesen Skandal verstrickt wurde. Nun herrscht erstmal Ruhe und Waffenstillstand zwischen den verfeindeten Lagern. Der Anführer der Heldengruppierung „The Seven“ muss sich bemühen, seinen Namen rein zu waschen. Gleichzeitig gilt es für die Firma, die hinter den Helden und deren Vermarktung steckt, schnellstmöglich Ersatz für das nicht mehr tragbare Ex-Mitglied zu finden. Dabei wird die ganze Ordnung unter den sieben „Helden“ durcheinander gewirbelt.
Doch auch auf Seiten ihrer Gegenspieler hat sich einiges getan seit den schrecklichen Ereignissen der letzten Staffel. Als eine neue Version des Superhelden-Serums in Umlauf kommt und die Boys vor grundlegende Fragen stellt, sind neue Konflikte vorprogrammiert. Und zu allem Überfluss taucht ein neuer Mitspieler auf der Bildfläche auf, der eigentlich für tot gehalten wurde: Soldier Boy (Jensen Ackles), der erste aller Supes, lebt, aber auf welcher Seite wird er stehen? Die Ruhe war also nur von kurzer Dauer…
Erster Eindruck zu The Boys Staffel 3
(Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den ersten drei Folgen der dritten Staffel. Auf Spoiler wird weitestgehend verzichtet, damit keinem die Wendungen und Überraschungsmomente vorweggenommen werden. Lediglich auf relevante Ereignisse vorherigen Staffeln muss etwas konkreter eingegangen werden.)
Hier wird weiterhin nicht lange gefackelt
Es braucht keine Viertelstunde und schon liefert The Boys Staffel 3 genau das, was das Publikum in den ersten beiden Staffeln lieben gelernt hat. Glaubte man, ein explodierender Wal, ein Supe, der sein Gemächt als Waffe nutzt oder der ein oder andere zerfetzte Schädel seien auf der Ekelskala nicht mehr zu überbieten, so wird man schnell eines Besseren belehrt. Mit Mäßigung hatte ohnehin wohl kaum einer gerechnet, aber die kreativen Köpfe lassen wirklich gar nichts anbrennen, um direkt wieder mit einer Szene die Grenzen jedweden Geschmacks auszuloten. The Boys hat immer provoziert und dieser Devise bleibt ohne jeden Zweifel treu.
Auch wenn sich vieles seit dem Beginn der Serie verändert hat, insbesondere was die Machtverhältnisse zwischen den Boys und den Seven anbelangt, so reicht schon der erste Blick von Homelander wieder aus, um klarzustellen, dass der mächtigste aller Supes kein bisschen von seiner Bedrohlichkeit eingebüßt hat. Nein, vielmehr scheint er nach den Ereignissen mit Stormfront und seinen Sohn nun um einiges labiler zu sein – und dadurch womöglich noch gefährlicher. Wie Antony Starr diese Rolle verkörpert, ist weiterhin eines der Highlights der Show. Ein einziger Blick reicht und man hält ad hoc den Atem an. Nie kann man sich sicher sein, ob sein aufgesetztes Grinsen im nächsten Moment umschlägt und er seinem Gegenüber ein Loch durch den Kopf lasert.
Politische Verschwörungen, neue Allianzen, alte Feindschaften
Ein wesentlicher Bestandteil des Erfolgsrezepts von The Boys ist, dass die Superheldenparodie nur ein Aspekt in einem doch wesentlich komplexeren Konstrukt ist. Auch aktuelle wie zeitlose politische Themen werden unter dem Deckmantel einer tiefschwarzen satirischen Note weiterhin so verhandelt, dass der Kommentar auf unsere Realität noch nicht zu plakativ daherkommt. Auch die eine oder andere Verschwörung, die innerhalb der neuen Folgen weitererzählt wird, lässt sich wieder gut als Anspielung auf echte Verschwörungstheorien etc. lesen. Trotzdem ist alles so comichaft überzeichnet, dass der Unterhaltungsfaktor stets den mahnenden Zeigefinger überwiegt.
In puncto Figurenentwicklung und Ergänzung des bunten Figurenzirkus überzeugt The Boys Staffel 3 wieder mit absurden Ideen und auch damit, Wege zu beschreiten, die man vor allem als Nichtkenner der Comics wohl kaum antizipieren würde. Dadurch dass man seit Beginn mit den Genreklischees, die uns seit Jahren von Marvel und DC indoktriniert wurden, in Perfektion zu spielen weiß, kann man weiterhin immer wieder die Erwartungen des genreaffinen Publikums untergraben und mit Überraschungen mehrmals pro Folge die Kinnladen gen Boden rauschen lassen. Immer wieder verändert sich der Status Quo zwischen den Verbündeten und Gegenspielern. Das ist mitunter nicht immer zu 100 Prozent logisch hergeleitet, aber innerhalb der ohnehin mehr als absurden Realität, in der die Handlung stattfindet, tut das dem Vergnügen keinerlei Abbruch.
Trotz all des Gores geht The Boys Staffel 3 auch wieder ans Herz
Die ganze Welt von The Boys trieft vor Zynismus, ertränkt in Knochensplittern, Blut und anderen Körperflüssigkeit und eckt auch mit dem bewussten Unterwandern jedweder political correctness fast pausenlos an. Und trotzdem wachsen einem viele Charaktere näher ans Herz als sie eigentlich dementsprechend dürften. Um nur ein einzelnes Beispiel anzuführen, wird sich wirklich jeder in Staffel 3 dabei ertappen, dass er in einer, nennen wir es mal „Dinnerszene“, mehr denn je Mitleid mit The Deep empfindet. Ja, man fühlt mit einer Figur mit, die zu Beginn der Serie als mutmaßlicher Vergewaltiger einführt wurde. Und auch der unbelehrbare Billy Butcher bleibt trotz dessen, dass wir einer Szene beiwohnen, in der er mal wieder in Sachen Brutalität komplett über die Stränge schlägt, immer irgendwie sympathisch.
Die Ambivalenz in fast allen Figurenzeichnungen ist natürlich nicht nur auf ihre Schreiber zurückzuführen, sondern besonders auch darauf, dass der Cast von Staffel zu Staffel noch besser wird! Darstellerisch ist The Boys Staffel 3 ein Hochgenuss und in der Dichte der herausragenden Schauspielleistungen den allermeisten Produktionen von DC und Marvel überlegen – und das während man gleichzeitig die Konkurrenz auch noch durch die Entlarvung der dort verwendeten Formelhaftigkeit der Lächerlichkeit preisgibt.
Unser Fazit zum Auftakt der dritten Staffel von The Boys
Die ersten drei Folgen von The Boys Staffel 3 knüpfen nahtlos an die herausragende Schlussepisode der letzten Staffel an. Die Geschichte wird konsequent und folgerichtig weitergesponnen, während sich alle Protagonisten enormen moralischen Fragen gegenüber gestellt sehen. Der Cast agiert parallel zu den Figuren noch besser und tiefgründiger. Wer allerdings mit dem provokanten Ausloten etwaiger Geschmacksgrenzen von Beginn an ein Problem hatte, wird hier keinerlei Aussicht auf Besserung bekommen. Schon nach drei von acht neuen Folgen ist klar, dass man noch politischer und noch böser, vor allem aber auch um einiges emotionaler werden will. Der Spaß kommt bei dieser rasanten Comicverfilmung nie zu kurz, aber auch Herz und Verstand werden bedient. So muss eine Superheldenserie für Erwachsene aussehen!
The Boys Staffel 3 startet mit den ersten drei Folgen am 03. Juni bei Amazon Prime Video und danach geht es im Wochenrhythmus weiter!
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