Michelle Yeoh hat in den vergangenen Jahren in vielen Rollen begeistert, doch nicht jeder Projekt war auch bei Publikum und Kritikern gut angekommen. Wie sieht es nun mit der neuen Netflix-Serie The Brothers Sun aus?
Titel | The Brothers Sun |
Jahr | 2024 |
Land | United States of America |
Genres | Drama, Action & Adventure, Krimi |
Darsteller | Michelle Yeoh, Justin Chien, Sam Li, Joon Lee, Highdee Kuan |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
The Brothers Sun – Die offizielle Handlungsangabe
Als der Anführer einer mächtigen taiwanischen Triade von einem mysteriösen Attentäter erschossen wird, begibt sich dessen ältester Sohn, der legendäre Killer Carles „Stuhlbein“ Sun (Justin Chien), nach Los Angeles, um seine Mutter Eileen (Michelle Yeoh) zu beschützen, sowie seinen naiven jüngeren Bruder Bruce (Sam Song Li), der bisher nichts von den wahren Aktivitäten seiner Familie weiß. Während die tödlichsten Vereinigungen Taipeis und eine neu aufsteigende Gruppierung nun um die Vorherrschaft kämpfen, müssen Charles, Bruce und ihre Mutter die Wunden heilen, die ihnen die Trennung zugeführt hat. Sie müssen herausfinden, was Brüderlichkeit und Familie wirklich bedeuten, bevor einer ihrer unzähligen Feinde sie umbringt.
Ein mörderisches Familien-Business
Die Ausgangslage von The Brothers Sun könnte mal wieder abgedroschener kaum sein. Mutter und ein Sohn sind Auftragskiller, ein anderer Teil der Familie weiß nichts vom Doppelleben und wird plötzlich ins Familiengewerbe reingezogen. Das erinnert an beispielsweise True Lies oder auch an die quasi selbst schon dort kopierte Wiederauflage in Form von Fubar, die im vergangenen Jahr bei Netflix den Action-Ofen mit Arnold Schwarzenegger anheizen sollte. Sucht man also hier im Skript nach Originalität, man wird nicht fündig werden. Aber den Anspruch in irgendeiner Form eine smarte, noch nicht erzählte Geschichte zu erzählen, hat das neue Netflix-Original auch gar nicht. Vielmehr ist es die Art und Weise mit der die bekannten Versatzstücke verknüpft und angereichert werden, mit denen das Publikum unterhalten werden soll.
Dann ist das rein juristisch kein Drogenhandel…
Und dies gelingt wider aller Vorzeichen doch erstaunlich gut: die emotionale Verankerung funktioniert dank der glaubhaften Familienkonstellation sehr gut, die Kampfchoreografie überzeugt durch Härte und Slapstick-Elemente à la Jackie Chan und Co. und darstellerisch hat man ein charismatisches Ensemble mit einerseits unverbrauchten und andererseits renommierten Namen zusammengebracht, das sichtlich Spaß bei der Arbeit hat.
Leichtfüßig und mit Potential zum Fanliebling
Längst hat Netflix das Potential der asiatischen Subkulturen innerhalb der amerikanischen Gesellschaft entdeckt. Beef hat dies im vergangenen Jahr eindrucksvoll und ambivalent bewiesen. Nun aber spielt man hier doch wieder etwas mehr mit Klischees, was allein schon die Genre-Platzierung im Martial-Arts-Action-Segment markiert. Das ist traditionell eng verknüpft mit den asiatischen Einwanderern der Vereinigten Staaten. Wie auch in Beef spielt aber auch in The Brothers Sun eine Rolle, wie sehr inzwischen die neuen Generationen den „american way of life“ für sich entdeckt haben und wie dadurch die kulturellen Grenzen zusehends verschwimmen. Diese Konfliktlinie verläuft quasi auch innerhalb der Handlungsträgerfamilie, was die Dynamiken doch recht frisch macht. Das resultiert einerseits in „culture clash“, brüderlichen Neckereien und dem Spiel mit Stereotypen und andererseits in einer rasanten Story ohne wirklichen Anspruch, die das Herz am richtigen Fleck hat.
Deine einzige Aufgabe besteht darin, deinen Bruder und mich zu beschützen.
Die Action macht was her und lässt vor allem viele Veröffentlichungen von Netflix im Action-Bereich ohne diese spezielle asiatische Handschrift extrem alt aussehen. Ja auch The Brothers Sun kommt nicht an aktuelle Benchmark-Titel aus TV und Kino, wie John Wick, The Raid, Warrior oder Gangs of London ran, aber hängt auf der anderen Seite so etwas weichgespültes wie Gunpowder Milkshake locker ab. Den nicht ganz handfesten Punch gleichen aber dann hier die sympathischen Charaktere aus, von denen Bruce ad hoc der Publikumsliebling sein dürfte. Über Michelle Yeoh muss man eigentlich nicht viele Worte verlieren: Ihre Aura kommt in den Auftritten gut zur Geltung und die leichte Selbstironie steht ihrer Figur gut zu Gesicht. Darüber hinaus aber gehört die Aufmerksamkeit doch mehr ihren Seriensöhnen, die sich für noch größere Projekte empfehlen.
Wer sollte sich The Brothers Sun nicht entgehen lassen?
Martial Arts im Serienformat mit einer Prise schwarzem Humor, ordentlicher Härte und angemessenem Produktionswert gibt es in drei Staffeln auch bei der Cinemax/HBO-Max-Serie Warrior zu sehen. Ein bisschen surft man auch die EEAAO-Welle, zitiert klassische Wuxia-Titel und spricht mit Sicherheit auch Shang-Chi-Fans an. Kurzum: Die Action-Serie verbindet Bekanntes mit dem kulturellen Setting und schafft es schlicht und einfach zu unterhalten, ohne dass man sich länger Gedanken über das Gesehene machen müsste.
Unser Fazit zu The Brothers Sun
The Brothers Sun ist keine besonders originelle Show, macht aus den vergleichbaren Zutaten aber ein schmackhafteres Action-Menü als beispielsweise Fubar. Im Gedächtnis bleiben einige tolle Kampfmomente, stylische Bilder in Los Angeles und herzliche Charaktere, die sich zum Glück selbst nicht allzu ernst nehmen. Ein kurzweiliger Spaß, nicht mehr, nicht weniger.
The Brothers Sun läuft ab dem 4. Januar 2024 bei Netflix!
Unsere Wertung:
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