Mit The Buccaneers startet eine Serie bei Apple TV+, die einen Klassiker der Literatur in ein neues Gewand hüllen will. Gelingt dieses Experiment oder ist die Serie nicht viel mehr als ein Nebenprodukt des Hypes um Historienserien wie Bridgerton?
Titel | The Buccaneers |
Jahr | 2023 |
Land | United Kingdom |
Genres | Drama |
Darsteller | Kristine Froseth, Alisha Boe, Matthew Broome, Josh Dylan, Barney Fishwick, Aubri Ibrag, Guy Remmers, Mia Threapleton, Josie Totah, Imogen Waterhouse |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Apple TV Plus |
Die Handlung von The Buccaneers
New York im 19. Jahrhundert: Der Drang nach gesellschaftlichem Ansehen breitet sich in der amerikanischen High Society aus. Die wohlhabenden Familien Closson, St. George und Elmsworth sehen eine Möglichkeit darin, ihre Töchter mit verarmten britischen Adeligen zu vermählen. Conchita Closson (Alisha Boe) sowie die Schwestern Nan (Kristine Frøseth) und Jinny (Imogen Waterhouse) St. George und Lizzy (Aubri Ibrag) und Mabel (Josie Totah) Elmsworth brechen nach England auf. Dort erwartet sie der Charme der britischen Aristokratie, allerdings ist dieses Glück nur von kurzer Dauer. Denn die Ankunft der Amerikanerinnen löst eine Reihe an Ereignissen aus.
Alles nur „North American Scum“?
The Buccaneers setzt schon in seinen ersten Minuten den Ton der Serie. Wenn im Introsong „We’re North American Scum“ zu hören ist, soll diese protzige Ansage einen Kontrast zum ach so starren britischen Adel bilden. Das macht sich auch bei den weiblichen Hauptfiguren bemerkbar. Die fünf jungen Frauen sind frech, rebellisch und scheinen an ihrem amerikanischen Leben Gefallen zu finden. Ähnlich wild und modern ist auch der Soundtrack der Serie. Die fast ausschließlich weiblichen Künstler:innen verleihen der Serie ein poppiges und modernes Gewand. Dass in den romantischen Szenen Weltstar Taylor Swift genutzt wird, grenzt zwar an billigen Kitsch, fügt sich aber gut in den Gesamtkontext der Serie ein.
Beim Thema Diversität und Queerness hat The Buccaneers bei seinem klaren Vorbild Bridgerton oder dessen Spin-off Queen Charlotte abgeschaut und seine Hausaufgaben auf jeden Fall gut erledigt. Nicht-weiße Charaktere sind hier ohne Diskussion um historische Genauigkeit in die Story eingebaut, mit Josie Totah hat man eine Trans-Frau als Mabel Elmsworth besetzt. Durch ihre Figur wird das Spektrum an Themen auch um die Frage erweitert, ob man nicht auch ohne (Ehe-)mann glücklich werden kann. Im doch recht heteronormativen Setting der Serie ist das eine willkommene Abwechslung und sorgt mitunter für die besten Dialoge innerhalb der Serie.
Schöne Inszenierung, und dann?
Die größte Gefahr bei Historienserien wie The Buccaneers ist das beliebte Bonmot „Style over Substance“. Dass in solchen Genres die Zuschauer:innen über die Inszenierung begeistert werden sollen, während die Handlung etwas nebensächlich ist, trifft leider auch hier teilweise zu. Auf einer visuellen und inszenatorischen Ebene ist die Serie natürlich einwandfrei gefilmt, die Schauplätze in England leben von ihrem imposanten Look, sodass sich ein durchgängig wertiges Gesamtbild ergibt. Die Schwächen setzen allerdings genau hier an. Denn so positiv und spannend die amerikanischen Figuren auch porträtiert wurden, so langweilig und eindimensional sind die britischen Pendants. Das führt besonders im ersten Drittel noch zu ein paar witzigen Szenen, die man definitiv als „Culture Clash“ bezeichnen kann. Wenn aber nach 8 Folgen immer noch kein Interesse an den Figuren besteht, dann ist das Problem doch beim etwas schwachen Drehbuch zu finden.
Generell muss auch angemerkt werden, dass die Schauspieler:innen hier selten Momente haben, in denen sie brillieren können. Christina Hendricks, durch ihre „Mad Men“-Vergangenheit wohl der größte Name im Cast, ist erst gegen Ende wirklich in die Handlung einbezogen und kann nur selten ihr Talent unter Beweis stellen. Oft bewegt sich The Buccaneers im sicheren Fahrwasser einer Historien-Schmonzette. Das tut die Serie dabei nicht ohne Grund, die Zielgruppe wird die etwas seichte Handlung eher verschmerzen können und sich an der großartigen Inszenierung erfreuen. Dennoch darf man sich fragen, ob hier nicht noch etwas mehr herauszuholen gewesen wäre, wenn man noch mehr an den einzelnen zwischenmenschlichen Beziehungen gearbeitet hätte.
Unser Fazit zu The Buccaneers
Mit The Buccaneers setzt Apple TV+ voll auf den Bridgerton-Hype. Das funktioniert zu großen Teilen, da die Serie hochwertig produziert wurde und der Cast durch die Bank weg überzeugen kann. Schaut man allerdings genauer hin, offenbaren sich große inhaltliche Defizite. Über diese kann man allerdings hinwegsehen, wenn das eigene Interesse eher der Inszenierung als der Handlung gilt. Fans von Historiendramen mit Hang zum Kitsch sollten von The Buccaneers definitiv nicht enttäuscht werden. Wer mehr Intrigen auf hohem Niveau erwartet, könnte hier aber falsch aufgehoben sein.
The Buccaneers startet ab dem 8. November mit 3 Folgen auf Apple TV+. Die restlichen Folgen erscheinen im wöchentlichen Rhythmus.
Unsere Wertung:
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