Mit The Crown Staffel 5 kehrt das beliebte Netflix-Original um die britischen Royals zurück. Erneut wird das Starensemble neu aufgestellt. Ob das neue Schauspielaufgebot überzeugt, erfahrt ihr in dieser Kritik!
Titel | The Crown |
Jahr | 2016 |
Land | United Kingdom |
Genres | Drama |
Darsteller | Imelda Staunton, Jonathan Pryce, Lesley Manville, Dominic West, Claudia Harrison, Marcia Warren |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Netflix, Netflix basic with Ads |
The Crown Staffel 5 – Die offizielle Handlungsangabe
Als der 40. Jahrestag ihrer Thronbesteigung naht, lässt Königin Elizabeth II. (Imelda Staunton) ihre Herrschaft Revue passieren, die von neun Premierministern, dem Aufstieg des Fernsehens zum neuen Massenmedium und vom Zerfall des britischen Weltreichs geprägt war. Doch neue Schwierigkeiten stehen bevor. Der Untergang der Sowjetunion und die Übergabe der Kronkolonie Hongkong an China läuten enorme Umbrüche in der Weltordnung ein und stellen die Monarchie vor große Herausforderungen und neue Gelegenheiten. Doch auch in der Familie kriselt es.
Eine besondere Serie erfordert eine spezielle Kritik
Die Serie verändert sich durch ihren Ansatz die Geschichte der Königin in den verschiedenen Staffeln Jahrzehnte-weise zu erzählen so grundlegend von einer auf die andere Staffel, sodass man The Crown im Prinzip fast schon wie eine Anthologie behandeln darf. Dementsprechend haben wir uns dazu entschieden zum Start der neuen, inzwischen fünften Staffel, den Schwerpunkt auf die neuen Darsteller in den Schlüsselrollen zu legen. Die Handlung wird selbstredend dabei auch tangiert, aber in die Wertung fließt maßgeblicher ein, wie sich diese Staffel ins große Ganze fügt und ob die neuen Schauspielerinnen und Schauspieler im Vergleich mit ihren Vorgängern besser oder schlechter an die realen Vorbilder ran reichen.
Eine neue, alte Queen Elizabeth
Neubesetzung Imelda Staunton muss ein schweres Erbe antreten: Für The Crown Staffel 5 und auch die letzte geplante tritt sie in die Fußstapfen zweier Schauspielerinnen, die zwei verschiedene Interpretationen von Queen Elizabeth abgaben. Claire Foy verkörperte eine junge, noch unerfahrene Frau, welche die harte Realität ihrer Position kennenlernen musste. Die Findung eines eigenen Regierungsstils war dabei nicht die einzige schwierige Disziplin. Auch einen Zugang zu ihrem Gatten Prinz Philip zu finden barg Fallstricke. Philips rebellisches Verhalten und seine Uneinsichtigkeit wurden hervorragend von Matt Smith dargestellt. Im Kern waren die ersten beiden Staffeln ein Annäherungsprozess an die verschiedenen Institutionen. Die Verletzlichkeit der Queen stand häufig im Fokus der Handlung.
In Staffeln 3-4 vereinte Neubesetzung Olivia Colman diese Verletzlichkeit mit Standhaftigkeit. Colman entpuppte sich als perfektes Casting: sie zeigte ja bereits mit ihrer Interpretation von Queen Anne in The Favourite ihr royales Gespür. Anders als Anne reduzierte sie als Elizabeth die emotionalen Ausbrüche und verpackt dies in eine subtile Performance. Auch Tobias Menzies als alternder Prinz Philip, der seinen Platz an Elizabeths Seite eingenommen hat und ihr als emotionaler Support zur Seite steht. Die Neubesetzungen Staunton und Pryce gehen erneut einen ähnliche Weg – nur nochmal reduzierter. Beide observieren das Geschehen, das nicht nur in der Welt, sondern auch im eigenen Hause passiert. Dadurch entwickelt sich in manchen Episoden das Gefühl, dass beide einen Schritt in den Hintergrund treten, damit das Charles-Diana-Drama sich voll entwickeln kann. Eine Beurteilung fällt daher für beide Oberhäupter schwer, weil sie definitiv weniger zu tun bekommen, dafür aber kraftvolle Einzelmomente erhalten.
Der Bruch zwischen Charles und Diana
The Crown erreichte 2020 mit der vierten Staffel ihren Höhepunkt. Tempo, Fokus und die Dramaturgie – die Staffel war nahezu perfekt. Ein großer Bestandteil war der Fokus auf zwei sehr bekannte Persönlichkeiten: Zum einen Premierministerin Margaret Thatcher (Gillian Anderson), die nun nicht mehr im Amt weilt. Zum anderen Prinzessin Diana, damals herausragend von Emma Corrin dargestellt. Ihre Beziehung zu Charles und zum Königshaus war eine der großen Stärken. Elisabeth Debicki, nun als ältere Diana, gelingt es ein sehr intimes und emotionales Porträt von Diana zu zeichnen. Ihr Stimmeinsatz ist ausgezeichnet, die verletzliche Miene zieht das Publikum in ihren Bann, das Gefühl nicht wirklich in diese Familie zu passen, zieht sich durch jede Interaktion – ganz gleich ob mit Charles, Philip oder Elizabeth.
Im Zusammenspiel mit Dominic Wests Darstellung von Prinz Charles sind die beiden das Highlight in dieser The Crown Staffel 5. Die brutale Ehrlichkeit ihrer Konfrontationen dient als Spiegelbild für machtvolle Beziehungen, die schon vor längerer Zeit ihren Sinn verloren haben. Beide sind verheiratet miteinander, doch haben sie sich längst voneinander entfremdet und erhalten ihre eigenen Geschichten mit anderen Liebschaften. Der Fokus liegt auf Charles berühmter Affäre mit Camilla (Olivia Williams) und Dianas mit Dodi Al Fayed (Khalid Abdalla). West gelingt es genauso wie seinem Vorgänger Josh O’Connor, den unsympathischen Charles glaubhaft und nuanciert darzustellen. Es gelingt sogar durch die harte Schale von Charles durchzudringen. Und an wenigen Stellen kann man sogar mit ihm sympathisieren.
Die Schwächen der neuen Staffel
Wie bereits erwähnt, tritt diese Staffel ein schweres Erbe an. Nicht nur auf darstellerischer Ebene. Auch auf der erzählerischen Ebene hatte man wohl den Zenit schon überschritten. The Crown Staffel 5 schafft es nicht, das Niveau aufrecht zu halten. Es liegt auf keinen Fall an der Neubesetzung. Die Probleme sind von struktureller Natur. Die Fokussierung wirkt sehr holprig, denn abseits des Charles-Diana-Dilemmas scheitert die Staffel daran, wirklich spannende Storylines, die sich über die Staffel strecken, zu erzählen. Ein positives Beispiel ist noch die Margaret-Episode, in der das Publikum noch einmal einen persönlichen Blick auf das Innenleben von Lesley Manvilles Princess Margaret bekommt, die sonst eher wenig zu tun bekommt.
Ein negatives Beispiel ist hingegen Episode 3, die ihren Schwerpunkt auf die Al Fayed Familie legt. Im Ansatz eine spannende Idee, aber es bleibt schleierhaft, warum die Episode sich eher auf Mohammed Al Fayed konzentriert statt Dodi, den tragischen Verehrer Dianas, in den Vordergrund zu rücken. Das hätte der Handlung rund um Dianas Affäre mehr Gewicht verliehen. Die Gravitas der Staffel bleibt insgesamt eher unbefriedigend, die großen Schocker bleiben aus. Die Vermutung drängt sich auf: Staffel 5 dient mehr dem Aufbau für die große Tragödie in Staffel 6.
Die Frage nach der Relevanz
Ein Schwerpunkt, nicht nur in dieser Staffel, sondern auch in der Alltagsrealität, ist die Frage nach der modernen Daseinsberechtigung von Monarchien. Elizabeth kämpft innerhalb dieser Staffel mit dem Bedeutungsverlust ihrer Macht und stellt sich die Frage, wie man mit der Zeit gehen kann. Dabei steht sie häufig mit ihrem Sohn Charles im Clinch, der eben die Zeichen der Zeit für eine Veränderung deutete – nicht nur im Kontext der Scheidung von Diana. Auch in der realen Welt drängt sich mal wieder die Frage nach Sinn oder Unsinn eines modernen, aber recht machtlosen Königshauses auf. Mehr denn ja seit dem Tod der Queen. Auf Social Media wird die Abschaffung gefordert, aber auch eine Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit der royalen Familie schwingt in Diskussionen häufig mit.
Peter Morgan stand in der Vergangenheit häufig in der Kritik seitens der Royals für seine Darstellung der einzelnen Charaktere und ihren Positionen zu wichtigen Ereignissen. Sein Team könnte nun die Gelegenheit nutzen, um endgültig mit der Familie abzurechnen, denn darauf wartet die Öffentlichkeit. In Ansätzen ist das in dieser Staffel vorhanden, z.B. mit der Veröffentlichung der ersten Diana-Biografie, die ihr Leben in der Familie kritisch beleuchtet. Ob die Netflix-Serie in ihrer letzten Staffel mit einem Knall endet und zu einer der relevantesten Serien der letzten Jahre wird, wird sich zeigen. Wenn die kritische Position seitens Morgan und Co. beibehalten und noch einmal intensiviert wird, kann der finale Akt zu einer Abrechnung und einem Paukenschlag ansetzen.
Unser Fazit zu The Crown Staffel 5
Trotz aller Kritik ist die 5. Staffel kein Fehltritt. Sie leidet unter strukturellen Problemen: fehlende Balance beim Fokus auf den Figuren, holpriges Erzähltempo und ein Mangel an dramatischen Highlights. Die großen Momente funktionieren, doch entfachen sie selten ihr Potenzial und sind teilweise zu seicht. Der Höhenflug der Serie wird doch sehr stark ausgebremst. Dennoch werden viele Leute vor die Bildschirme gelockt, da gerade die Handlung um Charles und Diana viel Aufsehen erregt. Dennoch bleibt der Ausblick auf die letzte Staffel sehr vielversprechend. Die Fraktionen nehmen ihre Positionen ein. Und die aktuelle Krise der königlichen Familie bietet sehr viel Spielraum für eine clevere, mehrdimensionale Auseinandersetzung.
Unsere Wertung:
Die fünfte Staffel von The Crown ist seit dem 9. November komplett bei Netflix abrufbar!
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