The Day of the Jackal ist die Prestige-Serie dieser Herbstsaison mit einem Oscar-Preisträger in der Titelrolle und vielen namhaften Nebenfiguren im Ensemble. Ist in diesem Fall Gold, was glänzt oder sollte man besser nochmal die Buchvorlage aus den Siebzigern schmökern als hierfür ein Sky-Abo zu löhnen?
Titel | The Day of the Jackal |
Jahr | 2024 |
Land | United Kingdom |
Genres | Drama, Action & Adventure, Mystery |
Darsteller | Eddie Redmayne, Lashana Lynch, Úrsula Corberó, Chukwudi Iwuji, Khalid Abdalla, Lia Williams, Eleanor Matsuura, Ben Hall, Sule Rimi, Jon Arias, Puchi Lagarde, Charles Dance |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: WOW, Sky Go |
The Day of the Jackal – Die Story
Der Schakal (Eddie Redmayne) ist ein äußerst schwer zu fassender Ausnahmekiller. Der Einzelgänger verdient seinen Lebensunterhalt damit, gegen Bezahlung höchster Summen tödliche Aufträge auszuführen. Doch nach seinem letzten Mord trifft er auf eine ebenbürtige Gegnerin: die hartnäckige britische Geheimdienstoffizierin Bianca (Lashana Lynch). In einer atemlosen Katz-und-Maus-Jagd quer durch Europa spürt sie ihn auf und hinterlässt dabei eine Spur der Verwüstung. Außerdem spielt Úrsula Corberó die Rolle der Nuria, die im Mittelpunkt des Privatlebens des Schakals steht und nicht weiß, wer er wirklich ist.
Dritter Anlauf – mehr Erfolg als beim letzten Versuch?
The Day of the Jackal ist eine moderne Neuinterpretation des gleichnamigen Romans (deutsch: “Der Schakal”) von Frederick Forsyth aus dem Jahr 1971. Die Thrillerserie bleibt der Originalgeschichte treu, taucht aber tiefer in den Charakter des chamäleonartigen “Anti-Helden” ein, der im Mittelpunkt der Geschichte steht. Zwei Verfilmungen gab es bereits: 1973 eine englisch-französische Produktion von Fred Zimmermann mit Edward Fox in der Titelrolle und 1997 die in die damalige Jetztzeit übertragene und amerikanisierte Version mit Bruce Willis als Schakal und Richard Gere als dessen Gegenspieler. Trotz all der großen Namen an Bord, wurde die Neunzigerjahreverfilmung seinerzeit mit Kritik nur so überschüttet: “ambitionslos”, “flach” und “absurd” waren nur einige wenige der Reaktionen in der einschlägigen Fachpresse.
Während also die filmische Umsetzung bislang noch Spielraum nach oben ließ, gehört Forsyth Roman bis heute zu den Klassikern der Spionage-Thriller-Literatur. Dementsprechend hoch sind auch die Erwartungen an die neue Serienadaption gewesen – und die zwiebelschalenartige Verkündung des Cast tat ihr übriges, um der Sky-Produktion im Voraus schon einen leichten Hype anzudichten. Immerhin sind nun nicht nur ein Oscar-Preisträger (The Danish Girl) in der Besetzung zu finden, sondern einige namhafte Darstellende mit viel Erfahrung aus Kino- und Serienhits: Lashana Lynch, Úrsula Corberó, Charles Dance, Richard Dormer, Chukwudi Iwuji, Lia Williams, Khalid Abdalla, Eleanor Matsuura, Jonjo O’Neill und Sule Rimi komplettieren den illustren Cast der (hoffentlich diesmal) ambitionierteren Verfilmung.
Hatz mit Handbremse durch Europa
Aber hat sich denn nun das große Getöse im Vorfeld gelohnt? Natürlich ist es ein Stück weit immer Geschmacksache, wie viel Tempo man im Agenten-Thriller-Bereich braucht, wie wie viel Logik und Realitätsbezug ein Stoff in diesem Metier verträgt. Aber unabhängig davon gibt es “weiche” Faktoren, die man recht objektiv bewerten kann – und bei denen The Day of the Jackal nur bedingt Punkte sammelt. Denn Tempoverschleppung zum dramaturgischen Akzentuieren ist das eine, nahezu überhaupt keine Spannung durch sich langsam steigerndes Pacing etwas ganz anderes. Es ist mir tatsächlich ein Rätsel, wieso man diese Produktion mit Biegen und Brechen auf zehn Folgen hat strecken müssen.
Denn durch diese Länge wird die Handlung so sehr verlangsamt, dass es in den letzten Jahren in diesem inflationär gefluteten Genre wohl keine Geschichte hab, die sich derart zäh angefühlt hat. Bei den Slow Horses-Staffeln komprimiert man jede Staffel, ergo jedes Buch, auf je sechs Folgen, selbst Netflix hat bei der zweiten Staffel von Diplomatische Beziehungen nochmals eine Folge weniger gedreht, um das anspruchsvolle, vielleicht nahe der Übersättigung befindliche Publikum tunlichst nicht eine Sekunde zu langweilen.
Sky verspricht in seiner Promotion “eine Hatz durch Europa”. Den Teil mit Europa hält man zweifelsfrei ein: Denn ähnlich wie eines der augenscheinlichen Vorbilder, die James Bond-Reihe, wechselt man auch hier die Schauplätze und setzt dabei alle Orte durch differenzierte Inszenierung gut in Szene. Ob Tallinn, Budapest oder einige Orte in Deutschland: Die Tour de Europe macht an sich schon mal Spaß. Trotzdem hat man auch dabei ein bisschen das Gefühl, dass man mit Größe und Dimension der Produktion die inhaltliche Schwächen versucht hat zu kaschieren.
Leichte Unausgewogenheit im Ensemble
Nun aber kann man natürlich den sehr detailversessenen Ansatz von The Day of the Jackal immerhin dafür loben, dass man durch die ausgiebige Zeit an der Seite der Gegenspieler (Redmayne und Lynch) verwendet, um recht tief in deren private Sphäre und auch Psyche einzusteigen. Das gelingt meiner Meinung nach auch bei der Titelfigur ziemlich gut, da Redmayne durch sein differenziertes Spiel in seinen beiden Lebenswelten, viele Aktionen – auch eigentliche Untaten – fürs Publikum nachvollziehbar macht, was den Effekt mit sich bringt, dass man hier tatsächlich mit dem Killer mitfiebert.
Leider gelingt es der Charakterzeichnung von Agenten Bianca nicht ganz so konsequent eine ambivalente, interessante Figur zu entwickeln. Schon in ihrer 007-Rolle im letzten Bond-Teil war Lynchs Rolle etwas undankbar geschrieben, wodurch die Britin distanziert, nahezu unsympathisch rüberkam. Das wiederholt sich nun in der Serie: Der Lynch-Figur geling es über die gesamte Laufzeit kaum Nahbarkeit und Anknüpfungspunkte zu finden. Zum Glück gibt es aber noch weitere charakterstärkere Mitglieder im Ensemble: Besonders Richard Dormer und einige Kollegen von Lynch, die aus Spoilergründen “anonym” bleiben sollen, drücken in wenigen Szenen dem Ganzen doch ganz gut ihren Stempel auf.
Wer sollte sich The Day of the Jackal ansehen?
The Day of the Jackal ist bei weitem keine schlechte Serie. Im Gegenteil: als stark gespieltes Charakterdrama, bierernst und ohne die auflockernden Gags, die man im Genre inzwischen zu häufig einbaut, ist die Serie sogar eine waschechte Entdeckung. Das ist mal wieder ein Fall von Erwartungsmanagement: Wer also hier eine Spionage-Actionserie antizipiert, mit der Sky in den Gefilden von Netflix The Recruit oder The Night Agent wildert, der wird genauso entrüstet werden, wie diejenigen, die hier ein Pendant zu den Thriller-Remakes bei Prime, namentlich Jack Ryan, Reacher und jüngst Alex Cross erhofft. Vielmehr steckt hier die Tiefe der Vorlage drin, die immerhin schon mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat und damit aus einer anderen Zeit stammt, in der das Genre noch andere Schwerpunkte setzen durfte. Eben mehr The Night Manager als The Night Agent.
Unser Fazit zu The Day of the Jackal
Mit Tempo, Action oder Innovation glänzt tatsächlich The Day of the Jackal nur bedingt. Hingegen kommen Fans von Eddie Redmayne voll auf ihre Kosten und auch Reisefreunde werden an den zahlreichen Schauplätzen im Programm ihre Freude haben. Zehn Folgen tun den überschaubaren Plot nicht gut, sechs wären wohl weit mehr als genug gewesen. Dennoch ist die Sky-Produktion kein Totalausfall und wird diejenigen abholen, die schätzen, wenn im Thriller-Genre auch mal der Fuß vom Gaspedal genommen wird. Kein großer Wurf, aber die weitaus bessere Interpretation der Vorlage als der Film mit Willis und Gere aus den Neunzigern.
The Day of the Jackal ist am 8. November 2024 bei Sky/Wow mit den ersten fünf von zehn Folgen gestartet und wird anschließend im Wochenrhythmus fortgesetzt!
Unsere Wertung:
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