Apple TV+ wagt sich mit The Girl in the Water an das nicht einfache Thema retrograde Amnesie. Kann die Thriller-Serie mit Loki-Star Gugu Mbatha-Raw den Erwartungen gerecht werden? Und wie wird diese Krankheit in die Erzählung der Serie eingebunden? Die Antwort gibt es in dieser Review!
Titel | The Girl In The Water |
Jahr | 2022 |
Land | United States of America |
Genres | Drama |
Darsteller | Gugu Mbatha-Raw, Oliver Jackson-Cohen, Ari Graynor, François Arnaud, Millie Brady, Marianne Jean-Baptiste, Stephan James |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Apple TV Plus |
Die Handlung von The Girl in the Water
Sophie Ellis (Gugu Mbatha-Raw) wirkt wie das Paradebeispiel der Elite San Franciscos. Die junge Frau ist verheiratet mit James (Oliver Jackson-Cohen), einem aufstrebenden Manager, während sie als Philantropin häufig das Krankenhaus besucht und dort gern gesehen ist. Das Problem an Sophies Leben: Sie leidet unter retrograder Amnesie. Seit einem Selbstmordversuch vor einem halben Jahr versucht Sophie, nicht nur ihre Erinnerungen an ihr Leben vor dem Unfall zurückzuerlangen, sondern auch herauszufinden, was sie zu diesem Schritt bewegt hat.
Ein Wendepunkt in ihrem Leben tritt ein, als sie den mysteriösen Marcus Baden (Stephan James) trifft. Dieser gibt sich als Undercover-Polizist zu erkennen und kann belegen, dass beide vor Sophies Suizidversuch ein Verhältnis eingegangen waren. Laut seinen Informationen sei dieser Selbstmordversuch nicht von ihr ausgegangen, sondern ein Mordversuch ihres Ehemannes James. Dies wirft viele Fragen auf. In wessen Interesse handelt Marcus? Weshalb sprang Sophie überhaupt von einer Fähre ins Meer, um sich das Leben zu nehmen? Und wem kann die junge Frau überhaupt noch trauen, wenn sie selbst nicht weiß, wer sie ist?
Von Irrungen und Wirrungen
The Girl in the Water kann schon durch seinen Handlungsort überraschen. Die Serie setzt eben nicht in den klassischen Metropolen wie New York oder Los Angeles an, sondern wählt mit San Francisco einen unberührteren und frischeren Handlungsort. Dass die Handlungsorte der Apple TV+-Serien häufiger abseits der beiden US-Metropolen liegen, konnte man schon in 20 Years bemerken. Während das Miami von 20 Years die lateinamerikanische Community beleuchtete, liegt der Fokus bei The Girl in the Water auf der elitären und hippen Gesellschaftsschicht der Stadt. Sophies ganzes Umfeld ist aufgrund ihrer Karrieren in Wirtschafts- und Startup-Unternehmen prädestiniert für Intrigen und ein Klima des Misstrauens. Hier ist es Showrunnerin Veronica West gelungen, die Probleme ihrer Protagonistin mit dem Psychogramm ihres Umfelds zu kombinieren.
Dass die Situation Sophies auch für das Publikum greifbar wird, liegt an der starken Performance von Hauptdarstellerin Gugu Mbatha-Raw. Der britischen Schauspielerin, die manche aus der Serie Loki kennen könnten, gelingt es, die Unsicherheit ihrer Figur über weite Teile glaubhaft darzustellen. Allerdings muss auch gesagt werden, dass eine Figur wie Sophie, die aufgrund ihres Gedächtnisverlusts kaum Charaktereigenschaften besitzt, schwer als Identifikationsfigur funktioniert. Darüber hinaus gelingt es The Girl in the Water nicht, einen roten Faden zu spinnen, der das Publikum an die Hand nimmt. Zu viele Spuren schlägt das Drehbuch ein, sodass nicht nur Hauptdarstellerin Sophie, sondern auch das Publikum verwirrt und orientierungslos ist. Dies ist besonders im ersten Drittel hinderlich, da zu diesem Punkt das Interesse an der Serie schwinden könnte.
Ein Weglaufen vor den Schwächen
Sinnbildlich für die Serie ist eines von Sophies Hobbies: Das Laufen. In gefühlt jeder Folge der Serie existiert eine Montage, die sie joggend durch die Straßen San Franciscos zeigt. Die Metaphorik hinter diesen Szenen ist dabei sehr einfach zu dechiffrieren: Sophie versucht einerseits vor der Vergangenheit wegzulaufen, auf der anderen Seite jedoch auch die Wahrheit am Ende der Strecke finden. Dass diese Metapher des (Weg)Laufens auch als perfekte Analogie zur Dramaturgie der Serie gesehen werden kann, birgt doch eine gewisse Ironie. Denn ähnlich wie Sophie versucht auch die Dramaturgie von The Girl in the Water, sich sprichwörtlich ins Ziel zu retten. Die schon genannten Probleme in der Erzählung kommen hier wieder zum Vorschein, wenn die Serie ihre Erwartungen zu sehr auf die finalen Folgen der Staffel legt.
Man muss ehrlicherweise zugeben, dass besonders die drei letzten Folgen etwaige Fragen der Zuschauer:innen lösen können. Dennoch fühlt sich diese Auflösung nicht besonders an. Betrachtet man den Handlungsbogen der gesamten Staffel, so hätte man sich ein intensiveres Finale gewünscht, welches hier, zumindest in der Inszenierung, nicht stattfindet. Auch der mittlerweile inflationär verwendete Cliffhanger am Ende, um eine weitere Staffel zu ermöglichen, schmälert dieses Finalerlebnis enorm. Daher genügt es kaum, die ersten Folgen der Serie durchzustehen, um ein befriedigendes Ende zu erhalten. Denn The Girl in the Water gelingt es zu selten, dass am Ende der erzählerischen Reise auch wirklich die erhoffte Auflösung zu finden ist.
Unser Fazit zu The Girl in the Water
The Girl in the Water begibt sich mit seiner Thematik auf dünnes Eis. Die Darstellung einer Figur, die unter retrograder Amnesie leidet, birgt immer die Gefahr, dass die Krankheit als Ausrede für eine schlecht geschriebene Storyline genommen wird. The Girl in the Water bietet mit der Startup-Gesellschaft San Franciscos ein spannendes Setting, welches viele neue Geschichten birgt. Leider führt die verwirrende und inkonsistente Erzählweise der Serie dazu, dass die Zuschauer:innen eher verwirrt als interessiert zurückgelassen werden könnten. Highlightfolgen zum Ende der Serie hin stehen zu viele zähe Erzählstränge zu Beginn gegenüber, was auch die Leistung der stark spielenden Gugu Mbatha-Raw schmälert. Somit reiht sich The Girl in the Water reiht sich daher eher in die Kategorie „Potential verschenkt“ ein, Fans von Serien wie Little Fires Everywhere könnten dennoch Gefallen daran finden.
Unsere Wertung:
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©Apple TV+