Basierend auf dem gleichnamigen Podcast von Aaron Mark schickt Amazon mit The Horror of Dolores Roach ihr nächstes Original ins Rennen. Der Podcast erfreute sich großer Beliebtheit. Ob der Serien-Adaption das auch gelingen wird?
Titel | The Horror of Dolores Roach |
Jahr | 2023 |
Land | United States of America |
Genres | Drama, Komödie |
Darsteller | Justina Machado, Alejandro Hernandez, Kita Updike, K. Todd Freeman, Ilan Eskenazi, Jessica Pimentel, Jimmy Alvarez, Maureen Cassidy, Edsson Morales, Anthony Grant, jessalyn ferguson, Bella Caballero |
Länge | Minuten |
Wer streamt? | Abonnement: Amazon Prime Video, Amazon Prime Video with Ads |
The Horror of Dolores Roach – Die Handlung
Nach sechzehn Jahren im Gefängnis kehrt die unbeugsame Dolores Roach (Justina Machado) in ein New Yorker Stadtviertel zurück, das sich in ihrer Abwesenheit drastisch verändert hat. Ihr Freund ist verschwunden, ihre Familie ist längst weg, und Dolores wird nur von ihrem alten Stoner-Kumpel Luis (Alejandro Hernandez) wiedererkannt, der Dolores Unterkunft und Verpflegung bietet und sie gegen Geld in der Kellerwohnung unter seinem heruntergekommenen Empanada-Laden Massagen geben lässt. Als das Versprechen ihrer neu gefundenen Stabilität schnell bedroht ist, wird „Magic Hands Dolores“ zu Extremem getrieben, um zu überleben.
Vom Podcast zur Serie
Im Oktober 2018 wurde der Dolores-Roach-Podcast ins Leben gerufen, der ebenfalls vom Autor Aaron Mark geschrieben wurde. Es handelte sich um einen sogenannten „scripted fiction Podcast“, bei dem Schauspieler:innen engagiert wurden, um über mehrere Episoden hinweg eine Handlung auditiv zu erzählen. Es war gewissermaßen ein Hörbuch, das keine eigentliche Buchvorlage hatte. Dafür wurden auch bekannte Namen wie Bobby Cannavale als Luis oder Daphne Rubin-Vega (Wild Things und In the Heights) als titelgebende Hauptfigur verpflichtet. Der Podcast umfasste zwei Staffeln mit insgesamt 13 Episoden, die sich mit Dolores‘ Leben und ihren Taten beschäftigten. Die Serien-Adaption deckt mit ihrer ersten Staffel acht Episoden ab, und es ist nicht ausgeschlossen, dass eine zweite Staffel mit fünf Teilen folgen könnte. Es ist beeindruckend zu sehen, wie das immer noch eher nischige Medium Podcast dazu führen kann, neue kreative Impulse zu setzen und Film- und Serienadaptionen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Dolores Roach: ein weiblicher Sweeney Todd
Im Falle von The Horror of Dolores Roach wird die Hauptfigur auf fesselnde Weise dargestellt. Zu Beginn begegnen wir Dolores als Überlebender, die fast ihr halbes Leben lang eingesperrt war und nun ihr Leben neu ordnen muss, um irgendwie wieder Fuß zu fassen. Ihre Probleme fühlen sich sehr nahbar an. Wir neigen dazu, mit ihr zu sympathisieren und hoffen, dass sie schnell wieder in die richtige Bahn kommt.
Die Parallelen zu Tim Burtons Musical-Klassiker sind unverkennbar. Sei es der Gefängnisaufenthalt, der Neuanfang als „Magic Hands“ Dolores (in Burtons Fall die Verwandlung von Benjamin Barker zu Sweeney Todd), ihr Partner-in-Crime, der ebenfalls einen eigenen Betrieb besitzt, und eine Mordserie, die sich in Absurditäten suhlt.
Justina Machado (Six Feet Under), brilliert auf äußerst unterhaltsame Weise als hartnäckige Dolores, die sich impulsiv von einem Missgeschick ins nächste manövriert. Dabei gelingt es ihr überzeugend, die Verzweiflung von Dolores mit der Unsinnigkeit ihrer Situationen zu kombinieren. Besonders hervorzuheben ist auch die Dynamik zwischen den Figuren Dolores und Luis, die für einige komödiantische Höhepunkte sorgt und das Potenzial besitzt, Amerikas nächstes charmantes Mörderduo im Serienbereich zu werden.
Empanadas aus dem Schlachthaus
Im weiteren Verlauf der Serie entwickelt Luis eine bizarre Leidenschaft, die sich durch Dolores‘ Morden entfacht. Er nutzt die Leichen, um daraus das Fleisch für die Zubereitung seiner Empanadas zu verwenden. Die bereits angesprochene Konstellation zwischen Dolores und Luis gewinnt dadurch eine neue Eigenheit, da der Inhaber sichtlich Spaß an dieser Methode hat, während Dolores fassungslos in die genießenden Gesichter seiner Gäste blicken muss. Sie muss also nicht nur ihre Morde vertuschen, weil bereits die Polizei und Ruthie (Cyndi Lauper), eine Privatdetektivin, ihr auf den Fersen sind, sondern auch Luis‘ neues Hobby stoppen. Erstaunlicherweise erweist sich The Horror of Dolores Roach als blutiger, als man zunächst erwarten würde. Es ist immer noch keine Schlachtplatte, aber man scheut nicht davor zurück, Organe und Gedärme in die Kamera zu halten, was für einige schwarzhumorige Momente sorgt. Dank dieser Kannibalismus-Komponente zieht die Staffel in der Mitte ordentlich an.
Gegen Ende geht ihr die Puste aus
Leider bleibt die Qualität im Verlauf der Staffel nicht immer konstant. An einigen Stellen findet Dolores doch einen sehr einfachen Ausweg aus der Aussichtslosigkeit ihrer Gesamtlage. Manche Teile der Geschichte hätte man in eine zweite Staffel mitnehmen können, um immer wieder darauf zurückgreifen zu können. Ebenso erleben wir in den beiden letzten Folgen auch Momente, die zu repetitiv wirken und nicht mehr mit den Augenblicken aus der ersten Hälfte mithalten können. Zu sehr arbeitet man darauf hin, die Handlung einer möglichen zweiten Staffel einzuleiten, sodass viele dramatische Momente zu schnell gelöst werden und nicht den dramatischen Punch besitzen, wie es durch den Aufbau versprochen wurde.
Wie bereits erwähnt, gibt es noch Stoff für eine fünfteilige zweite Staffel, die Dolores‘ Geschichte auf interessante Weise weitererzählen könnte, da einige Fragen bezüglich ihrer Vergangenheit und ihrem Gefängnisaufenthalt offen bleiben. Zu guter Letzt stellt sich auch die Frage, ob Dolores wirklich so ungeschickt ist, wie sie sich gibt – oder ob sich doch etwas Düsteres hinter ihrer Fassade verbirgt.
Unser Fazit zu The Horror of Dolores Roach
The Horror of Dolores Roach beginnt vielversprechend mit einer spannenden Hauptfigur. Justina Machado liefert abermals eine grandiose Performance ab und beweist eine abwechslungsreiche Darbietung, die sich sowohl humorvoll als auch physisch zeigt. Die Mischung als wahnwitzige Anlehnung an Sweeney Todd geht in der ersten Hälfte in Zusammenspiel mit Alejandro Hernandez komplett auf und verspricht mit der Kannibalismus-Thematik zusätzlichen Spaß. Die rund 30 Minuten pro Folge tragen ebenfalls dazu bei. Leider gelingt es der Serie nicht, eine Konstanz zu bewahren und verliert gerade in den finalen Folgen ordentlich an Spannung und Fahrt, was den Gesamteindruck doch leider trübt. Trotzdem stehen die Anzeichen für eine spannende zweite Staffel nicht schlecht. Dolores hätte es verdient.
The Horror of Dolores Roach steht ab dem 07. Juli mit allen acht Folgen auf Amazon Prime Video zum Streaming zur Verfügung.
Unsere Wertung: