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Die Jugendlichen des indischen Dorfes stehen nebeneinander jeweils mit Helm und Skateboard in der Hand.

Skater Girl

Das Skateboard war einst ein Zeichen der Revolte, doch inzwischen hat es sich in der westlichen Welt weit vom Ursprungsgedanken der Pioniere entfernt und ist längst im Mainstream angekommen. In Skater Girl wird nun gezeigt, welche Faszination auch heute noch entfacht werden kann, wenn Kinder erstmals damit in Berührung kommen.

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TitelSkater Girl
Jahr2021
LandUSA, Indien
Regie

Manjari Makijany

Drehbuch

Manjari Makijany, Vinati Makijany

GenreDrama, Sportfilm
Darsteller

Rachel Saanchita Gupta, Amy Maghera, Shafin Patel, Jonathan Readwin

Länge107 Minuten
FSKab 6 Jahren freigegeben
VerleihNetflix
Das Poster von Skater Girl zeigt die Protagonistin Prerna vor einer Wand kniend mit einem roten Skateboard in der Hand.
Das Poster zum Film zeigt die Hauptfigur Prerna mit ihrem neuen Sportgerät © Netflix

Skater Girl – eine indische Coming-of-Age-Geschichte

Skater Girl spielt in einem abgelegenen Dorf im indischen Bundesstaat Rajasthan und begleitet die Teenagerin Prerna (Rachel Saanchita Gupta), die ein von strengen Traditionen und familiären Verpflichtungen geprägtes Leben führt. Doch als die aus London stammende Werbefachfrau Jessica (Amy Maghera) im Dorf eintrifft, um mehr über die Kindheit ihres verstorbenen Vaters zu erfahren, erleben Prerna und die anderen Dorfkinder ein aufregendes neues Abenteuer – dank Jessica und ihrem alten Freund (Jonathan Readwin), der auf einem Skateboard daherkommt. Die Kinder sind von dem Sport völlig fasziniert, skaten schon bald durch das ganze Dorf und sorgen damit für allerlei Aufruhr. Jessica ist entschlossen, die neu entdeckte Leidenschaft der Kinder zu unterstützen, und will ihnen allen Widrigkeiten zum Trotz einen eigenen Skatepark bauen. Prerna muss daraufhin eine schwierige Entscheidung treffen: Entweder sie fügt sich den Erwartungen der Gesellschaft oder sie verwirklicht ihren Traum, an den nationalen Skateboard-Meisterschaften teilzunehmen.

Unsere Kritik:

Skateboarden ist mehr als eine Sportart. In den Anfangsjahren in Kalifornien ging es einst einher mit einer rebellischen Jugendkultur und bis heute hat sich das Skaten als Subkultur weltweit halten können. In Skater Girl wird nun gezeigt, dass auch heute Jugendliche noch vom ursprünglichem Geist erfasst werden können. Hier spielen weder Konsum noch Professionalität eine Rolle. Einzig und allein das gemeinschaftsstiftende Element und die Chance dem rückständigen System entfliehen zu können, stehen für die indischen Kinder im Fokus. Das Sportdrama erzählt in klassischer Art vom Generationenkonflikt, der sich mit einigen Jahrzehnten Verspätung langsam auch in Indien bahn bricht.

Prerna (Rachel Saanchita Gupta) steht in einem Skatepark mit rotem Oberteil und schwarzem Helm. Im Hintergrund sieht man verschwommen zahlreiche Zuschauer.
Prerna (Rachel Saanchita Gupta) stellt sich dem Wettkampf © Netflix

Inspirierende Geschichte, die Hoffnung macht

Im Mittelpunkt steht die junge Inderin Prerna, die stellvertretend für ihre Generation, aber auch für ihre Kaste zwischen Tradition und Rebellion wählen muss. Als eines Tages die Halbinderin Jessica mit ihrem Freund zusammen den Dorfkindern den Skateboard-Sport näher bringt, bekommen Prerna und ihre Altersgenossen eine Perspektive, um ihren vorgezeichneten Lebensweg verlassen zu können. Doch natürlich bekommen die Erwachsenen im Dorf schnell Angst, dass sich ihre Lebensweise dadurch zum schlechteren verändern wird.

Diese oder ähnliche Geschichten hat man schon dutzende Male filmisch begleiten dürfen. Mal ist es eine neue Musikrichtung oder mal eben eine als rebellisch verpönte Sportart. Da jede Jugendbewegung in irgendeiner Weise aufs Neue in Konflikt mit der Elterngeneration gerät nutzt sich dieses Motiv eigentlich nie wirklich ab. Und wie viele Filme, die sich diesem Feld gewidmet haben, gelingt es auch in Skater Girl reichlich Hoffnung zu vermitteln, dass sich das Auflehnen gegen festgefahrene Strukturen lohnt.

Wenn ich nur skaten kann, dann fühle ich mich frei!

Besonders, da vielen hierzulande gar nicht bewusst sein wird, wie verhältnismäßig rückständig die Zivilgesellschaft in Indien auch heute noch ist, bietet dieser Sportfilm zusätzlich auch noch einen authentischen Blick auf das Leben der Landbevölkerung auf dem Subkontinent. Das Kastenwesen ist zwar offiziell abgeschafft, aber dennoch omnipräsent. Und auch Zwangsverheiratungen und eine strikte Erbfolge spielen weiterhin eine wichtige Rolle bei der Lebensplanung der Familien vor Ort. So etwas für uns profanes, wie eben das Skateboarden, wird im Film glaubhaft zum Vehikel einer Öffnung für zeitgemäßere Lebensentwürfe.

Wenige neue Ideen

Inszenatorisch geht man bei Skater Girl keinerlei Risiken ein. Mit ein paar typischen Coming-of-Age-Szenen, in denen die unterschiedlichen Sichtweisen von Alten und Jungen gegenübergestellt werden, gespickt, steuert man geradewegs auf ein klassisches Finale zu, in dem sich die Protagonistin überwinden muss, um für sich selbst zu entscheiden, wo sie ihre Zukunft sieht. Das alles wird charmant vorgetragen und bleibt dank einiger toller Dialoge auch durchwegs interessant. Nichtsdestotrotz bleibt aufgrund fehlenden Mutes zu mehr stilistischer Finesse kaum etwas länger im Gedächtnis.

Ankush und Prerna fahren mit ihren Skateboard zusammen auf einer Landstraße. Sie trägt ein helles Shit und einen langen Rock, er hat ein blaues Hemd und eine kurze, braune Hose an.
Die Geschwister Ankush und Prerna entdecken das Skaten © Netflix

Bilder von Indien, die lange haften bleiben, hat man zuletzt, ebenfalls bei Netflix, in Der weiße Tiger präsentiert bekommen. Und wer sich einen tieferen Einblick in die Skate-Subkultur erhofft, der wird hier ebenfalls enttäuscht werden, da dieses Drama sich darum dreht, dass eine ebensolche Bewegung womöglich in Indien gerade am aufkeimen ist. Als Skateboard-Film à la Dogtown Boys oder Einblick in die Szene wie in Mid 90s funktioniert Skater Girl nicht. Vielmehr ist es ein fast dokumentarischer Abriss über die verspätete Entwicklung einer Jugend, die es wagt, die Werte der Eltern infrage zu stellen.

Überzeugend ist der Film aber allemal, was vor allem an den Darstellern liegt, die mangels Schauspielerfahrung wahnsinnig authentisch wirken. Auch Amy Maghera spielt sehr überzeugend die idealistische Kulturvermittlerin, die gleichzeitig auch zu einer Mentoren für die schüchterne Prerna wird. Insbesondere die Szenen, in denen sie durch ihre Überzeugungskraft die Maharani auf ihre Seite holt und damit den Stein ins Rollen bringt, um vielleicht Millionen von jungen Indern neue Perspektiven aufzuzeigen, sind stark gespielt.

Unser Fazit zu Skater Girl

Skater Girl bietet einen spannenden Einblick in die Gesellschaft Indiens am Beispiel eines Generationenkonflikts rund um etwas eigentlich längst nicht mehr außergewöhnliches, wie das Skaten. Der Film strahlt extrem viel Hoffnung aus und wird mit Sicherheit viele Zuschauer davon überzeugen, dass selbst scheinbar kleine Veränderungen reichen, um große Umstürze zu bewirken. Lediglich dramaturgische Überraschungen oder toll inszenierte Sportszenen darf man nicht erwarten.

Skater Girl ist ab dem 11. Juni 2021 bei Netflix abrufbar.

Unsere Wertung:

 

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