Slender Man ist seit dem 27.12.2018 auf Blu-ray, DVD und als Video on Demand erhältlich. Ich habe mir, als interessierter Fan der Spiele und des Mythos, den Horror-Streifen angeschaut und muss leider sagen, ich bin ziemlich ernüchtert. Lest mehr darüber im Folgenden!
No data available.“Ich wusste, dass er da war, noch bevor ich ihn gesehen habe…”
Die Story von Slender Man
Es heißt, der Slender Man ist für das Verschwinden von zahlreichen Kindern und Teenagern verantwortlich. Doch wie viel Wahrheit steckt hinter diesem Mythos? Diese Frage haben sich vier ahnungslose Freundinnen aus einer kleinen Stadt in Massachusetts gestellt und halten daraufhin ein Ritual ab, um den Mythos der hageren Gestalt auf den Grund zu gehen. Als dann eine von ihnen spurlos verschwindet, macht sich schnell Panik breit. Niemand von ihnen scheint mehr vor dem Slender Man sicher zu sein. Schaffen es die Freundinnen, den Fluch zu brechen?
Ein plumpes Jumpscare-Fest
Wer ein Fable für Creepy Pastas (Horrorgeschichten aus dem Internet) und die Videospiele hat, der wird mit großer Wahrscheinlichkeit bereits über den Namen Slender Man gestolpert sein. Um ihn herum ränken sich viele durchaus spannende Mythen. Die Vorlage für einen ordentlichen Gruselstreifen sollte also gegeben sein. Leider nur wurde aus der reizvollen Grundidee nicht viel gemacht. Viel mehr bekommt man das Gefühl, hier einen The Ring Abklatsch anzuschauen, der obendrein absolut unmotiviert inszeniert ist. Die hagere Gestalt des Slender Man zwischen den knarzenden Bäumen und raschelnden Blättern im dunklen Wald schien im Trailer recht atmosphärisch inszeniert und auch die Effekte schauten durchaus wertig aus. Nur leider wird der Slender Man bei weitem zu inflationär dargestellt, dass der Gruselfaktor recht schnell verfliegt. Hinzu kommen dann noch die vorhersehbaren und überlauten Jumpscares und schnell stellt sich alles andere außer einer spannenden Gruselstimmung ein. Atmosphäre? Fehlanzeige!
Nun beschert der Film zwar einige solide und teilweise spannende Momente, die hinten heraus aber bei Weitem zu harmlos und halbherzig inszeniert wirken und sich in ihrer Summe eher kannibalisieren. Da helfen dann auch die durchaus ordentlichen Jungdarstellerinnen nur bedingt. Diese sind in ihren Rollen grundsätzlich weitestgehend überzeugend, ihre Charaktere bekommen jedoch durch einen großen Haufen an dämlichen Entscheidungen schnell einige Dämpfer.
Das Szenenbild von Slender Man
Es scheint, als fänden selbst die Belichter den Streifen bei Weitem zu belanglos und haben kurzer Hand entschieden, ihre Arbeit aufzugeben. Das Szenenbild in Slender Man ist nämlich, sogar in belichteten Häusern, unglaublich dunkel gehalten. Nein, nicht so dunkel, wie man es von einem Grusel-Streifen in der Regel erwarten würde. Es ist mitunter beinahe so pechschwarz, dass man überhaupt gar nichts erkennen kann und nur der die Ohren strapazierenden Soundkulisse lauschen kann! Und das ist gerade in einem solchen Film besonders schade. Man erkennt nämlich in einigen Szenen in Ansätzen, wie stimmungsvoll man hier hätte inszenieren können. Wenn der Slender Man irgendwo im dunklen, nebelverhangenen Wald zwischen den Ästen lauert und man als Zuschauer stetig auf der Suche nach der hageren Gestalt ist, dann könnte der Film jede Menge spannende Grusel-Freude erzeugen. Tut er aber nicht.
Die Soundkulisse wird zwar gut aufgebaut, wirkt aber leider oftmals ziemlich drüber, was die effekthascherisch lauten Geräusche anbelangt. In Ansätzen effektiv ist Slender Man vor allem dann, wenn die Geräuschkulisse mal komplett fehlt, was fast nie der Fall ist. Dass an dem Soundtrack ein Ramin Djawadi gearbeitet haben soll, merkt man indes auch zu keinem Zeitpunkt. Der Schöpfer des denkwürdigen und epischen Game of Thrones Soundtracks hat hier leider nur Stangenware abgeliefert. Was letztlich eigentlich wiederum ziemlich gut zu dem Rest des Filmes passt.
Mein Fazit zu Slender Man
Leute, die von klischeehaften und wenig innovativen Streifen mittlerweile übersättigt sind, sollten auf jeden Fall die Finger von Slender Man lassen. Aber auch wer den Videospielen und dem Mythos im Internet hinter der Figur des Slender Man etwas abgewinnen kann und sich vor platten Genre-Konventionen nicht scheut, der wird erkennen, dass dieser Film lediglich lieblos dahingeklatschte Stangenware ist. Obendrein ist das Szenenbild selbst für einen Horrorfilm entnervend dunkel und die Geschichte sowie die Charakterentscheidungen sind hinten und vorne hanebüchen. Dann empfehle ich doch eher, nach den Videospielen zu greifen oder selbst Recherche anzustellen und dem Mythos eigenständig im Internet auf den Grund gehen. Das ist immer noch bei weitem schauriger als dieses… was auch immer hier fabriziert wurde.
© Sony Pictures Entertainment