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Sommerfest

Stell dir vor du erfährst, dass dein Vater gestorben ist und du Hals über Kopf in die Heimat zurück musst, mit der du eigentlich schon abgeschlossen hattest…

Titel Sommerfest
Jahr 2017
Produktionsland Deutschland
Regie Sönke Wortmann
Drehbuch Sönke Wortmann
Genre Drama, Komödie
Darsteller Lucas Gregorowicz, Anna Bederke, Nicholas Bodeux, Peter Jordan, Sandra Borgmann, Markus John, André Rohde, Jasna Fritzi Bauer, Elfriede Fey, Thomas Loibl, Bernd Rademacher, Görkem Saglam, Ferhat Keskin
Länge 92 Minuten
FSK 0
Verleih X-Verleih

Die Story von Sommerfest

Stefan Zöllner (Lucas Gregorowicz) spielt eine kleine Rolle am Theater in München. Eines Tages erhält er einen Anruf, der ihn sehr aufwühlt. Sein Vater ist gestorben. Also macht er sich auf in seine Heimatstadt Bochum, um die Beerdigung über die Bühne zu bringen. Er trifft viele alte Freunde und Bekannte, die alle in ihrem kleinen Mikrokosmos leben und alles andere nur vom Hörensagen kennen. München mag hier niemand. Da ist es so anders als hier. Trotzdem ist es hier scheiße. Ruhrpotter Charme eben.

Es wird viel über die Vergangenheit gesprochen und alle fragen ihn, ob er Charlie schon angerufen hätte. Und so taucht er immer tiefer ein in die alten Erinnerungen und alles nimmt nach und nach Konturen an. Zuhause sitzt seine Freundin, die sauer auf ihn ist und er selbst weiß am allerwenigsten, was er eigentlich will vom Leben.

Cast

Lucas Gregorowicz gibt den ruhigen, introvertierten Stefan Zöllner, der eigentlich nicht so wirklich zurück in die Heimat will. Er ist distanziert zu allen Mitmenschen und passt so gar nicht zu seinen alten Weggefährten, die alle samt laut und nicht auf den Mund gefallen sind. Hervorragend inszeniert.

Über die ominöse Charlie, gespielt von Anna Bederke, möchte ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Hat mir ebenfalls sehr gut gefallen.

Nicholas Bodeux erweckt die Figur Toto zum Leben. Er ist Ruhrpotter durch und durch und bricht über Stefan herein wie ein Orkan. Er zieht ihn in sein altes Leben und zwingt ihn sich der ein oder anderen Sache zu stellen. Eine derartige Figur muss ich einen solchen Film.

Peter Jordan als Frank Tenholt lebt ebenfalls noch in Bochum und leitet ein Museum. Er hadert mit seinem Schicksal, will ausbrechen und mehr erleben von der Welt, doch er schaffte den Absprung bisher nicht. Nach außen gibt er den weltgewandten, nachdenklichen Mann, der weiß, was er will.

Markus John und André Rohde treten in „Sommerfest“ als die Chaoten Diggo und Olaf auf. So stellt sich der Ottonormalnichtruhrpotter, ein waschechtes Ruhrpotter Original vor.

Toto bringen den Schrank zu Diggos Laube in "Sommerfest"
Stefan & Toto bringen den Schrank zu Diggos Laube in „Sommerfest“ by X-Verleih
Foto: ©2016 TOM TRAMBOW

Schauplätze

Zu Anfang sieht man das Elternhaus von Stefan, hier läuft er umher, schwelgt in Erinnerungen und erholt sich von der Aufregung. Alles ist ruhig und irgendwie vertraut. Sobald er das Haus verlässt, ist er mitten im Leben. Seine lauten Freunde holen ihn ab, fragen ihn aus, was er denn zz so mache und zwingen ihn bis zu einem gewissen Grad, sich zu öffnen.

Repräsentiert wird diese Ruhrpottstimmung klischeemäßig von einem Imbiss und einer Curry/Dönerbude. Heruntergekommene Häuser und Schrebergärten runden dieses spezielle Ambiente auf wunderbar skurrile, aber charmante Art und Weise ab.

Auch ein Vereinsfest darf nicht fehlen. Dieses ist zuerst zwanglos, mit Wurstbude, gegen Abend wird es dann jedoch alles etwas gehobener und es wird ernst.

Diggo erzählt von seinen Hochzeitsplänen in "Sommerfest"
Diggo erzählt von seinen Hochzeitsplänen in „Sommerfest“ by X-Verleih
Foto: ©2016 TOM TRAMBOW

Form

Der Film ist eher ruhig und so arbeitet auch die Kamera und der Sound. Alles stimmig und erzeugt eine sehr spezielle Atmosphäre, die von den witzigen Dialogen und der Situationskomik bereichert wird. Der Gegensatz des ruhigen Stefan und seiner Umgebung fällt zu jederzeit auf und nötigt einem ein Schmunzeln ab. Die ruhige Untermalung mit Ton, hätte man nicht besser machen können.

Die Party in den letzten Zügen - Alle tanzen in "Sommerfest"
Die Party in den letzten Zügen – Alle tanzen in „Sommerfest“ by X-Verleih
Foto: ©2016 TOM TRAMBOW

Hintergrund

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Frank Goosen.

Gedreht wurde in Köln, Mühlheim, Hagen und vor allem in Wattenscheid in Bochum. Darüber hinaus in der Zeche Hannover, beim Kemnader See und dem Bismarckturm.

Es gaben sich tatsächliche Fussballer die Ehre, Görkem Saglam vom VfL Bochum und Nico Buckmaier von Wattenscheid 09.

„Sommerfest“ befasst sich mit der Thematik des Nachhause kommen von Menschen, die aus welchen Gründen auch immer bewusst weggezogen sind. Sie wollen zum Teil nichts mehr mit der alten Heimat zu tun haben oder entfremden sich in ihrem neuen Zuhause.

Stefan und Charlie unterhalten sich auf dem Sommerfest in "Sommerfest"
Stefan und Charlie unterhalten sich auf dem Sommerfest in „Sommerfest“ by X-Verleih
Foto: ©2016 TOM TRAMBOW

Genre & Fazit

„Sommerfest“ habe ich mir nicht absichtlich angesehen und hätte ihn wohl an mir vorbei ziehen lassen. Umso positiver war ich überrascht, als nach den ersten, sehr ruhigen Minuten, in denen man sich durchaus fragte, was hier gerade passiert, dann doch eine gewisse Stimmung und Humorhaftigkeit ins Spiel kamen.

Der Ton des Films ist stets ruhig und melancholisch, das wird sehr oft von einem passenden Soundtrack unterstützt, der die Sache abrundet. Durch die ersten Minuten, weiß man so einigermaßen, wie Stefan tickt und so kann man ihn dann durch die Szenen begleiten, in die er so hinein gerät.

Er möchte im Prinzip gar nicht hier sein und von den alten Leuten will er auch lieber nichts wissen. Aber nach einer Zeit, wird er wieder etwas wärmer mit der Situation, doch man merkt nach wie vor diese Distanz. Über allem schwebt seine Vergangenheit, die nicht wirklich aufgedeckt wird und man muss sich viele Dinge einfach denken.

Der Kontrast zwischen ihm und seinem Umfeld hat mir extrem gut gefallen und es waren für so einen ruhigen Film erstaunlich viele lustige Szenen vorhanden. Dabei versucht „Sommerfest“ aber nicht zwanghaft witzig zu sein, sondern er ist es einfach, weil die Gegebenheiten es hergeben.

Ich kann guten Gewissens empfehlen, sich den Streifen anzusehen, er unterhält, hat dabei dennoch eine gewisse Ernsthaftigkeit, hohes Identifikationspotenzial und sehr viel Charme. Im Vergleich zu anderen, Genrevertretern kann er sich definitiv behaupten, es kommen durchaus Gefühle auf und die Erzählweise macht Lust auf mehr.

 

Hier die Bewertung der MovicFreakz – Redaktion:

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Hier könnt Ihr den Film selbst bewerten:

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