Das Weltraumabenteuer Stargate verhalf dem deutschen Regisseur Roland Emmerich zu seinem Durchbruch in Hollywood. Ob der Film, auf dem sich eine langjährige TV-Franchise gründete, heute noch überzeugen kann, erfahrt ihr in unserer Review!
Die Handlung von Stargate
Der Ägyptologe Dr. Daniel Jackson (James Spader) wird von der Fachwelt für seine Theorien über das Alter und die Entstehung der Pyramiden verlacht. Doch dann tritt Catherine Langford (Viveca Lindfors) an ihn heran. Er soll in einer geheimen Forschungseinrichtung des US-Militärs ein ägyptisches Artefakt untersuchen. Tatsächlich gelingt es ihm, die darauf abgebildeten Schriftzeichen zuzuordnen. Das ermöglicht den Forschern, ein ebenfalls vor Ort verwahrtes Sternentor zu öffnen. Prompt wird ein Team zusammengestellt, das über dieses Portal quer durch das Weltall reisen soll. Die Leitung übernimmt der für den Dienst reaktivierte Colonel O’Neill (Kurt Russell), Daniel Jackson soll durch die Identifizierung der entsprechenden Zeichenkonstellationen die Rückreise gewährleisten.
Auf dem fremden Planeten angekommen, müssen sie jedoch feststellen, dass das Artefakt zu Dechiffrierung der Schriftzeichen nicht beim Gegenstück des Sternentors zu finden ist. Sie sitzen erst einmal fest und müssen die Wüstenlandschaft, in der sie gelandet sind, erkunden. Hier treffen sie auf einfache Beduinen. Schon bald müssen sie feststellen, dass außerirdische Wesen in einer fliegenden Pyramide mit Gewalt über das Wüstenvolk herrschen…
Eine naive Geschichte …
Nach seinem düsteren und brutalen Universal Soldier lieferte Roland Emmerich mit Stargate seinen zweiten US-Kinohit in Folge. Mit dem familienfreundlichen Weltraumabenteuer empfahl er sich für weitere aufwändige Mainstream-Produktionen. Denn der Film lieferte für seine Zeit bombastische Bilder und eckte, trotz des eher martialischen Grundtons einer Militär-Operation, nirgendwo an. Das wissenschaftlich anmutende Thema um ägyptische Hieroglyphen, altertümliche Mythologien und die fantastische Reise durch das Sternentor wurde vom Drehbuch auf den kleinsten gemeinsamen Nenner abzielend aufgearbeitet.
Tatsächlich mutet es dann auch reichlich naiv an, wenn Daniel Jackson das langjährige Rätsel um das ägyptische Artefakt schon nach wenigen Minuten löst. Und es sorgt erst recht für Stirnrunzeln, als das Forschungsteam dieses theoretische Wissen sofort praktisch ausprobieren und nur kurze Zeit später ein Team durch das Sternentor schicken will. Natürlich hat man nur die Spielfilmlänge Zeit und muss diesen ersten Akt mit dem Beginn der Reise in eine neue Welt abschließen, aber der berühmte Suspension of Disbelief wird in diesen Szenen schon gehörig strapaziert.
Als folgerichtig muss man dafür anerkennen, dass sich diese Reise nicht wie eine quer durch das All, sondern eher wie zurück durch die Zeit anfühlt. Denn der Planet, auf dem sie landen, ähnelt doch sehr dem Ägypten vor mehreren tausend Jahren. Nur einige große, exotische Reittiere zeugen von einer fremden Welt. Und natürlich die außerirdischen Machthaber mit ihren Schockwaffen und Teleportern.
… die sich in Klischees suhlt
Um dieser Expedition noch etwas mehr Spannung zu verleihen, setzt das Skript von Stargate das Team und Daniel Jackson gehörig unter Druck. Nicht nur trachten die extraterrestrischen Pharaonen nach ihrem Leben, sondern es läuft ihnen auch die Zeit davon. Der Grund dafür ist eine Atombombe, die mit ihnen durch das Sternentor gereist ist. Colonel O’Neill hat den Befehl, sie zu zünden und das Tor zwischen den Welten zu zerstören, sollte sich eine Bedrohung für Erde und Menschheit hier vorfinden. O’Neall selbst hat keine Probleme, in dieser fremden Welt zu sterben. In der Szene, die seine Figur einführt, sieht man, wie er gerade mit dem Gedanken spielt, sich das Leben zu nehmen. Der Grund wird nie ausgesprochen, aber es deutet alles auf den Tod seines kleinen Sohnes, der, wie man mit wenig Mühe herauslesen kann, wohl beim Spiel mit der Waffe seines Vaters umgekommen ist.
Doch Roland Emmerich schafft hier natürlich Abhilfe. Der Umgang mit einem Jungen aus dem Wüstenvolk bricht allmählich seine harte Schale. Sowieso finden sich auf diesem Wüstenplaneten die Antworten auf die essenziellen Fragen der Geschichte quasi wie von selbst. Daniel kann nämlich mit einer alten Sprache mit der jungen und attraktiven Sha’uri kommunizieren, die ihm pikanterweise als eine Art Präsent übergeben worden ist. Fand die Kommunikation davor mehr mit Händen und Füßen statt, überwindet die gemeinsame Sprache nun letzte Barrieren und viele Probleme lösen sich in Wohlgefallen auf. Und ich greife hier mal schamlos vorweg, indem ich verrate, dass sie sich verlieben und das US-Militär auch hier, unendlich weit von der irdischen Heimat entfernt, ein unterdrücktes Volk von einer Terror-Herrschaft befreien darf. Wir sind hier ja bei Emmerich – wenn schon Klischees, dann richtig.
Weltraummärchen mit Potenzial
Rein technisch gesehen, kann man dem einstmals als „schwäbischen Spielbergle“ belächelten Filmemacher ein gutes Händchen attestieren. Stargate sieht immer noch sehr gut und frisch aus, da hat der Zahn der Zeit kaum dran genagt. Effekte und Set Design könnte man noch heute, mit Blick auf so manches CGI-Debakel, zum state of the art zählen. Die Qualität des Skripts ist leider nicht annähernd so hoch. Aber wir reden ja auch nicht von hoher Kunst, sondern von einem familientauglichen Blockbuster. Dazu passt hervorragend, dass James Spader in seiner Rolle als Daniel Jackson vor nahezu kindlicher Freude überschäumt. Er bildet einen schönen Gegenpol zu den erwachsenen, ernsten Wissenschaftlern, die ihn belächeln. Als weiterer Kontrapunkt zu ihm kann Kurt Russell in seiner Rolle leider nicht wirklich überzeugen. Zu stocksteif, mienen- und beinahe schon lustlos agiert der damalige Action-Star als lebensmüder Expeditionsleiter.
Das funktionierte als naives Weltraummärchen seinerzeit sicher ganz gut, weil auch die Idee von außerirdischen Wesen, die den Lauf der Menschheit in Ägypten bestimmten, noch unverbraucht war. Heutzutage erstveröffentlicht, mit den kruden Theorien der sogenannten Prä-Astronautik und TV-Sendungen wie Ancient Aliens im Rücken, wäre Stargate sicherlich zum Spielball populistischer Pseudo-Wissenschaft verkommen. Mitte der 1990er jedoch wurde der Film nicht nur zum Blockbuster an den Kinokassen, sondern inspirierte findige TV-Macher dazu, gleich eine ganze Franchise aus diesem Gerüst herauszuarbeiten. 1997 ging dann Stargate – Kommando SG-1 an den Start, brachte es auf insgesamt 10 Staffeln. Die Hauptrolle als Colonel O’Neill übernahm der als McGyver bekannt gewordene TV-Star Richard Dean Anderson. Über die Jahre wurde das Stargate-Universum um bisher vier Spin-offs erweitert.
Unser Fazit zu Stargate
Wie schon gesagt, würde Stargate heutzutage wahrscheinlich weitaus kontroverser wahrgenommen, als es damals der Fall war. Sei es wegen kruder Theorien über Außerirdische, die die Menschheit versklaven wollen, oder wegen der Verbindung dieser martialischen Befreiungsgeschichte mit einer eher in Naivität badenden, klischeebeladenen Geschichte. Als fettfreier Blockbuster für die ganze Familie ging das Konzept seinerzeit jedenfalls auf. Das Potenzial dieser durchaus fantasievollen Fiktion wurde dann aber erst in den TV-Ablegern voll ausgeschöpft. Denn so gut Emmerichs Sci-Fantasy heute noch aussieht, ein wirklich guter Film ist er eben nicht.
Ob er für einen selbst trotzdem funktioniert, hängt vor allem davon ab, inwieweit man ihm eben seine Schwächen in der Erzählung verzeihen mag, indem man sie am besten schlicht ignoriert. Das wird bei einem jungen Publikum sicherlich der Fall sein, während einige Erwachsene eher mit dem Kopf schütteln mögen. Abseits davon wird es aber auch noch viele Nostalgiker geben, die mit Stargate eine schöne Kino-Erinnerung ihrer Kindheit verbinden. Wer sich als solcher sieht, kann wohl auch bei dem neu erschienenen Mediabook von Koch Films bedenkenlos zugreifen. Enthalten sind hier die Kinofassung und der gut acht Minuten längere Director’s Cut auf jeweils einer Blu-ray Disc.
Das Mediabook erscheint am 28. Oktober 2021 im Handel!
Unsere Wertung:
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