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Das unheimliche Geschöpf Vecna im Upside Down

Stranger Things – Staffel 4 Teil 1

Noch nie mussten Fans der Erfolgsserie so lange auf die Fortführung warten. Nun kommt also endlich der erste Teil von Stranger Things Staffel 4  und hier erfahrt ihr, ob der Hype weiterhin gerechtfertigt ist.

TitelStranger Things (Staffel 4)
Jahr2022
LandUSA
RegieMatt Duffer, Ross Duffer, Shawn Levy
DrehbuchMatt & Ross Duffer
GenreSerien
DarstellerWinona Ryder, David Harbour, Millie Bobby Brown, Finn Wolfhard, Gaten Matarazzo, Caleb McLaughlin, Noah Schnapp, Sadie Sink, Natalia Dyer, Charlie Heaton, Joe Keery, Maya Hawke, Priah Ferguson, Brett Gelman, Cara Buono, Matthew Modine
Länge7 Folgen jeweils ca. 60-100 Minuten am 27. Mai, 2 Folgen jeweils bis ca. 150 Minuten am 1. Juli
FSKab 16 Jahren freigegeben
VerleihNetflix
David Harbour im Porträt mit ernster Miene. Stranger Things Staffel 4
Hopper kehrt in Staffel 4 zurück, aber muss erst noch aus dem russischen Exil befreit werden © Netflix

Stranger Things – Handlungsangabe für Staffel 4

Seit der Schlacht von Starcourt, bei der Hawkins von Schrecken und Zerstörung heimgesucht wurde, sind sechs Monate vergangen. Die Freunde haben mit den Folgen zu kämpfen und sind zum ersten Mal voneinander getrennt. Dass sie außerdem mit den Schwierigkeiten der Highschool fertig werden müssen, macht das Ganze nicht einfacher. In dieser so schutzlosen Zeit taucht eine neue und schreckliche übernatürliche Gefahr auf, die ein grausames Rätsel aufwirft, dessen Lösung dem Grauen der anderen Seite endlich ein Ende setzen könnte.

Kritik zum ersten Teil der 4. Staffel Stranger Things:

In dieser Kritik wird möglichst wenig auf die konkrete, wendungsreiche Handlung eingegangen, da niemandem die wirklich gut eingewobenen Überraschungsmomente vorweggenommen werden sollen. Netflix hat den ganzen ersten Teil, also sieben neue Folgen, vorab zur Verfügung gestellt. Diese Kritik soll nun kompakt und spoilerfrei zusammenfassen, ob sich die lange Wartezeit gelohnt hat. Wir frischen diesen Artikel dann im Juli nochmal auf, wenn auch die beiden Finalepisoden dieser Staffel zu streamen sind. Dieser Part wird dann dementsprechend gekennzeichnet und unter dem letzten Absatz ergänzt.

(Artikel auf Stand 25.5.2022)

Binnen weniger Szenen ist man wieder im Stranger-Things-Feeling

Die neuen Folgen starten mit einer Cold-Open-Szene, die das Publikum nochmal daran erinnert, welche unmenschlichen Dinge Elf durchmachen musste, ehe sie zu Beginn der Serie zu den Freunden aus Hawkins gestoßen ist. Man kann also davon ausgehen, dass die Experimente an den Kindern doch nochmal eine größere Rolle spielen werden. Bislang wurde lediglich in der umstrittensten Folge von Staffel 2 kurz darauf eingegangen, dass es auch andere Kinder wie Elf gibt. Anschließend wurde dieses Thema jedoch weitestgehend ausgeschwiegen, um sich den Ereignissen in der Kleinstadt Hawkins fokussiert zu widmen.

Spätestens seit dem Ende der dritten Staffel war aber klar, dass die Schauplätze von Stranger Things Staffel 4 sehr weit über die Stadtgrenzen hinausgehen werden. Die Serie verlässt immer mehr die inzwischen doch etwas eintönig gewordenen Gefilde, wodurch sich alles in der neuen Season auf einen Schlag gewichtiger und relevanter anfühlt. Die Bedrohungslage erweitert sich auf globale Ausmaße.

Gleichzeitig wird durch die Pre-Intro-Szene auch ein Kontrast dazu aufgebaut, was dem Publikum dann innerhalb der ersten Folge lange Zeit präsentiert wird. Denn da steht erstmal der Schulalltag der inzwischen doch deutlich reiferen Kids im Fokus. Die Herausforderungen lauern eben nicht nur im Upside Down, sondern vor allem für Elf im Sozialleben. Etwas klischeehaft, aber doch zur Figurenentwicklung passend, werden typische Mobbing-Szenarien durchexerziert, natürlich wieder im Stile der 80er-Jahre-Kultfilme, denen die Serie seit jeher mit viel Fingerspitzengefühl die Ehre erweist. Doch der Eindruck einer sorglosen Idylle bleibt nicht lange. Das Ende der ersten Folge macht spätestens klar, dass in Hawkins weiterhin das Böse nicht ausgetrieben wurde.

Finn Wolfhard, Millie Bobbie Brown und Noah Schnapp nebeneinander in einem Raum mit flacher Deckenbeleuchtung und mit entsetzten Gesichtern.
Mike, Elf und Will sind in Staffel 4 schon etwas älter als bisher © Netflix

Das Retro-Pferd ist noch nicht totgeritten

Wer mit dem überbordenden Retro-Charme von Stranger Things schon immer Schwierigkeiten hatte, der darf auch hier keinen Kurswechsel erwarten. Die Produktion ist und bleibt eine Hommage an die großen Coming-of-Age-Wälzer von Stephen King und ist gleichzeitig dabei weiterhin die beste Adaption einer Geschichte des Horrorliteratur-Papstes, die auf keine eigene Vorlage zurückgeht. Die Konstellation unserer Gruppe von Teenagern erinnert immer offensichtlicher an den „Losers Club“ aus Es. Und auch der neue große Bösewicht „Vecna“ weckt Erinnerungen an „Pennywise“, wobei der Gegenspieler in Stranger Things Staffel 4, der wie die bisherigen Schurken auch der „Dungeons and Dragons„-Lore entspringt, extrem gut eingeführt wird. Auf die Hintergründe wird hier aus Spoilergründen nicht eingegangen. Man hat es aber wirklich geschafft, eine Bedrohung zu kreieren, die jeder Zuschauerin und jedem Zuschauer mit Sicherheit jede Menge Angst einflößen wird.

Für die dichte Atmosphäre der Serie immer mitverantwortlich war und ist die perfekt passende Musikauswahl. Auch in der inzwischen vierten Staffel hat man wieder einige Klassiker dieser Zeit richtig gut in die Handlung eingewoben. Damit wird man dafür sorgen, dass der ein oder andere vielleicht vergessene Song demnächst ein kleines Revival bekommt. Gepaart mit der Detailliebe bei der Ausstattung, bis hin zu den Frisuren und Outfits, bleibt das stimmige Gesamtbild von Stranger Things, das den Erfolg von Beginn an bedingt hatte.

Ein organisch gewachsener Welthit

Anfangs hatte Netflix nicht mit diesem Welterfolg gerechnet, aber schon sehr bald zeichnete sich ab, dass aus der kleinen 80s-Hommage und dem filmgewordenen Liebesbrief an Stephen King ein popkulturelles Phänomen erwächst. Das führte dazu, dass von Staffel zu Staffel größer gedacht werden konnte und durfte, dass Millie Bobby Brown und Co. zu den begehrtesten Jungschauspielern wurden, dass Winona Ryder einen zweiten Karrierefrühling erlebt oder dass inzwischen bis hin zu einem Upside-Down-Legoset das komplette Marketinggame durchgespielt werden konnte. Die Serie ging 2016 an den Start und der Hype wurde dann durch das gegenseitige Befruchten mit der Neuverfilmung von Es zur Initialzündung eines regelrechten Stephen-King-Booms der letzten fünf bis sieben Jahre.

Glücklicherweise hat man jedoch nie den Eindruck bekommen, dass die Macher, die Duffer-Brüder, zu Dingen gezwungen wurden, die sie von ihrem langfristigen Plan für die Story abbringen würden. Klar, die ein oder andere Entscheidung wurde auch von Fans kritisch hinterfragt, aber im Großen und Ganzen konnte bis jetzt doch der rote Faden immer klar erkennbar bleiben. Selbst mit dem kolportiert größten Budget pro Episode, das bislang für eine Serienproduktion zur Verfügung stand, verliert man nicht den Charme der Stranger Things immer ausgezeichnet hat, weil man plötzlich gänzlich über die Stränge schlagen will.

Neun Spielfilme im Episodenpelz erfordern Durchhaltevermögen…

Der einzige Kritikpunkt ist jedoch für den ein oder anderen Zuschauer womöglich nicht ganz so leicht zu schlucken. Denn zumindest beim Ausreizen des Hypes um die Show, geht man in Sachen Laufzeit schon an die Belastungsgrenze des Publikums. Selbst die kürzeste Folge ist klar über eine Stunde lang, die längste in Stranger Things Staffel 4 um die zweieinhalb. Dass es sich selten wirklich gestreckt anfühlt, ist ein großer Verdienst, den man den Duffer-Brüdern zusprechen muss. Für diese Kurzweiligkeit sorgen ein fantastischer Schnitt und Szenenübergänge zum Niederknien. Inszenatorisch, aber auch den Produktionswert betreffend, hat man mit dieser Staffel wieder die Messlatte im Serienbereich raufsetzen können.

Maya Hawke als Robin Buckley, Sadie Sink als Max Mayfield, Gaten Matarazzo als Dustin Henderson, Joe Keery als Steve Harrington, Caleb McLaughlin als Lucas Sinclair und Natalia Dyer as Nancy Wheeler im Auto sitzend. Stranger Things Staffel 4
Von links nach rechts: Maya Hawke als Robin Buckley, Sadie Sink als Max Mayfield, Gaten Matarazzo als Dustin Henderson, Joe Keery als Steve Harrington, Caleb McLaughlin als Lucas Sinclair und Natalia Dyer als Nancy Wheeler © Netflix

… doch die Vielzahl von Hauptcharakteren und Handlungssträngen braucht diese Länge

Um wirklich nicht Gefahr zu laufen, doch zu viel zu verraten, soll über die konkreten Ereignisse dieser vierten Staffel hier kaum ein Wort verloren werden. Was sich ohne ins Detail zu gehen jedoch sagen lässt, ist, dass es diesmal drei in etwa ausgewogene Handlungsstränge gibt. Dabei müssen unsere liebgewonnenen Charaktere an verschiedenen Orten und in unterschiedlicher Zusammensetzung recht autarke Herausforderungen bestehen, die innerhalb von Stranger Things Staffel 4 parallel erzählt werden. Erst gegen Ende der langen siebten Episode deutet sich an, wie dann die Einzelstränge potenziell nach einem Cliffhanger, der die Fangemeinde in Ekstase versetzen wird, zusammenlaufen könnten.

Jedes der Drittel braucht die Zeit, die man ihm zugesteht. Nachdem man die Riege an Hauptfiguren über die drei Staffeln hinweg immer weiter aufgestockt hat, soll kein Charakter stiefmütterlich behandeln werden. Daraus ergibt sich dann eben diese enorme Episodenlänge. Aus dramaturgischen Gründen ergibt es ebenfalls Sinn nicht einfach die Zahl der Folgen durch andere Schlusssetzung jeweils erhöht zu haben. Ein Drittel dreht sich um die Suche und Befreiung von Hopper, eines um die Wiedererlangung von Elfies Kräften, die sie am Ende von Staffel drei einbüßen musste und eines um die neue Gefahr, die vom Upside Down in die normale Welt übergreift. Schon für sich allein böten die Stories genug Stoff für eine eigene Staffel, aber es kann nur nochmal gelobt werden, wie es die Duffers geschafft haben das Gesamtbild nicht aus dem Blick zu verlieren, sodass die Teile sowohl allein als vor allem aber auch im Wechselspiel zu funktionieren.

Die stärksten Argumente bleiben die Charaktere und die Atmosphäre

Den einzelnen Storyelementen kann auch in dieser Staffel wieder angekreidet werden, dass hier viele bekannte Versatzstücke verwendet werden. Doch seit Beginn hat man nie einen Hehl daraus gemacht, dass man bewusst auf altbewährtes setzt. Es ist weniger die inhaltliche Originalität, die Stranger Things zu einem fesselnden Serienblockbuster macht. Zum einen sind es die ausnahmslos mehrdimensional geschriebenen Charakteren, die einem eben genau wegen der Zeit, die man ihnen allen zugesteht, extrem ans Herz gewachsen sind. Und zum anderen ist es die stilistische Handschrift, die die Duffer-Brüder von Staffel zu Staffel weiter verfeinert haben. Auch in den neuen Folgen gibt es wieder witzige Momente, die wirklich nie deplatziert wirken und die emotionalen Momente werden perfekt ausgespielt.

Was jedoch die neue Staffel nochmals auf ein neues Level gehievt hat, sind Härtegrad und Horroranteil. Wie der Schurke Vecna mit seinen Opfern verfährt, stellt einem die Nackenhaare auf und – ohne zu viel zu verraten – die Ereignisse in der Geschichte mit Elfie im Schlussdrittel der Folgen, sind nicht leicht zu verkraften und hätten eigentlich eine Triggerwarnung verdient…

Unser (vorläufiges) Fazit zu Stranger Things Staffel 4:

Nach sieben der neun Folgen von Stranger Things Staffel 4 lässt sich eindeutig festhalten, dass Fans hier genau das bekommen, was sich erhofft haben – und das in Überlänge! Den Machern gelingt das Kunststück vor lauter Hauptcharakteren den Überblick zu behalten. Alle drei Stränge entfalten sich nebeneinander, ohne dass Langatmigkeit oder Dysbalance anzukreiden wäre. Noch bevor die Einzelteile jetzt wirklich ineinandergreifen, entlässt man das Publikum in eine nervenerprobende Pause. Und das mit einem spektakulären Cliffhanger, der vieles, was die Serie in ihren bisherigen Staffeln erzählt hat, in ein neues Licht rückt.

Die Schauspieler sind weiterhin grandios und sogar vereinzelte Witze funktionieren ausnahmslos ohne den Ernst der Lage zu untergraben. Abschließend sei nochmal festgehalten, dass die Serie als absolutes Prestigeprojekt von Netflix inzwischen Schauwerte aufweist, die eigentlich auf der Kinoleinwand genossen werden sollten. Dementsprechend lautet das vorläufige Urteil, bevor das tatsächliche Finale der Staffel zu sehen war, dass Stranger Things Staffel 4 die bislang aufwendigste und ambitionierteste der Show ist. Und trotz aller Opulenz sind die Emotionen noch nie so herausgefordert wurden. Wir werden sehen, ob der sehr positive Eindruck dann in anderthalb Monaten korrigiert werden muss. Bis dahin steht erstmal fest, dass die vierte Staffel der Netflix-Mysteryserie zu den großen Serienhighlights des Jahres gehört!

Stranger Things Staffel 4 startet mit den ersten sieben Folgen am 27. Mai und endet mit einer Doppelfolge, die am 1. Juli veröffentlicht wird. Staffel 5 wird zugleich das Finale sein und soll im kommenden Jahr kommen.

Unsere Wertung:

 

 

Zuletzt aktualisiert am 11. November 2022 um 4:29 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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