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Sam (Colin Firth) und Tusker (Stanley Tucci) liegen gemeinsam im Bett. Sam hat den Arm um Tusker gelegt und küsst ihn auf den Kopf.

Supernova

Supernova ist ein melancholischer Slow-Burner und zärtliches Erforschen von Moral, Kontrolle und Liebe, fokussiert auf zwei leidende Seelen. Er ist eine Ode an die Vergänglichkeit und die schönen Momente auf der langen Reise, die wir Leben nennen. Ob ihr die Reise mit Supernova antreten solltet, erfahrt ihr hier.

SUPERNOVA (2021) HD Trailer (Deutsch / German)

TitelSupernova
Jahr2020
LandGroßbritannien
RegieHarry Macqueen
DrehbuchHarry Macqueen
GenreDrama, Liebesfilm
DarstellerStanley Tucci, Colin Firth, James Dreyfus
Länge95 Minuten
FSKab 12 Jahren freigegeben
VerleihLeonine Distribution
Sam (Colin Firth) und Tusker (Stanley Tucci) liegen sich in den Armen. Sam hat die Augen geschlossen und wirkt traurig, Tusker grinst und wirkt froh. Unter dem Titel Supernova, sieht man einen Fluss, welcher von einer Ebene umgeben ist. Im Hintergrund ist eine Bergkette.
Das DVD Cover von „Supernova” © Leonine Distribution

Supernova – Handlung

Supernova ist eine sehr langsame, stille Geschichte über die Liebe und eine akribisch ehrliche Darstellung des schier wirkungslosen Kampfes gegen das Fortschreiten einer Krankheit und allem was dies mit sich bringt. Akzeptanz, Verzweiflung, Liebe, Verlust, Konflikt, Trauer – Die neue Realität des Paares Sam und Tusker ist grausam und kann sowohl ein Haftmittel oder ein Lösungsmittel für eine 20 Jahre andauernde glückliche Beziehung sein. Die Leidenschaft füreinander ist nach wie vor unverändert da, daran kann auch die Diagnose einer frühen Demenz nichts ändern.

Jedoch lässt sich das rapide Tempo des Vergessens kaum aufhalten, sodass sie sich, im Angesicht der ablaufenden Zeit miteinander, dazu entscheiden, einen Roadtrip durch England zu unternehmen, ganz wie in den guten unbeschwerten alten Zeiten. Dabei sollen Familie, Freunde und Lieblingsorte die vielleicht letzte Reise erträglicher machen, während der Alltag sich immer mehr der Krankheit unterzuordnen hat. Mit Hund Ruby, Teleskop und dem Ziel eines Klavierkonzerts am Ende der Reise brechen sie auf. Ihre Beziehung wird bei dieser Fahrt auf eine harte Probe gestellt.

Orientierung

Supernova ist erst Harry Macqueens zweiter Film nach Hinterland, einem ebenfalls poetisch angehauchten Roadtrip-Drama um Herzschmerz und Selbstfindung. Auch hier ist das Publikum stets ganz nah bei dem Pärchen, welches viele Hindernisse überwinden muss. Erfrischend ist, dass diese sich nicht in Form von Outing, Homophobie o.ä. auf ihre schwule Beziehung beziehen. Nun sollte die sexuelle Orientierung der Hauptcharaktere keiner Bemerkung bedürfen, sollte es doch üblich sein, Homosexualität nicht explizit erwähnen zu müssen – Normalität bedarf keiner Heraushebung – , es sei denn, die Darstellung fällt besonders ins Auge. Sam und Tuskers Verhältnis ist jedoch ein positives Beispiel, es spielt als solches keine elementare Rolle. Zwei Partner versuchen ihr Möglichstes, mit etwas nicht Beherrschbaren umzugehen, nicht mehr, nicht weniger und strotzen dabei vor Glaubwürdigkeit. Es ist schön zu sehen, dass ein homosexuelles Paar in einem Film auch andere Probleme haben darf.

„Probleme“ spielt den Sachverhalt sogar herunter, wissen die beiden doch, was auf sie zukommen wird und wir als Publikum können nach The Father den Schrecken noch deutlicher nachvollziehen. Supernova ist nicht weniger deprimierend, realistisch, angsteinflößend und komplex in der Zeichnung zwischenmenschlicher Beziehungen als andere Werke, die Demenz behandeln. Das liegt vorwiegend an Colin Firth und Stanley Tucci.

Tusker (Stanley Tucci) steht in Supernova an einem Teleskop und schaut gen Himmel nach oben. Sam (Colin Firth) steht neben ihm und beobachtet Tusker.
Tusker ist ganz in seinem Element. © Leonine Distribution

Bravouröses Schauspiel

Der Film ist sehr zentriert um seine beiden Protagonisten und wartet mit nur wenigen Nebenfiguren auf. Tucci und Firth sind vom Script gezwungen, die Last auf ihren Schultern zu tragen und bewerkstelligen dies meisterhaft. Ihr Spiel ist zurückhaltender, ruhiger Natur – ohne jegliche Übertreibung oder gar Overactings. Es scheint nicht, als wenn zwei talentierte Schauspieler eine Performance abrufen. Mit ihren Augen, nuancierten Gesten, Körperhaltungen sind sie längst tief verschmolzen mit Sam und Tusker, SIND Sam und Tusker. Die Augen im Besonderen verraten ein tiefgründiges Bewusstsein füreinander. In ihnen ruht dieselbe Zärtlichkeit, dasselbe liebevolle Funkeln – ”Die Augen sind die Fenster zur Seele“. All den Schmerz liest man ihnen ab, nichtsdestominder wirken beide auch anderweitig wie ein echtes Pärchen, nicht nur lebende, atmende Figuren sondern gelebte, zusammen gealterte Menschen und es scheint, als wäre dies nur ein Ausschnitt aus ihrem reichhaltigen Leben.

Ein etwas anderes Worldbuilding

Denn zu Beginn erleben wir direkt ein schon eingespieltes Paar, kleinere Höhen und Tiefen liegen bereits hinter ihnen und die Probleme sind mittlerweile existentieller Natur. Akzeptanz, aber nicht Abfindung – der Schock sitzt tief, aber trotz allem können sie über ganz alltägliches Vergessen leichtherzig scherzen. Die Zuschauer:innen bekommen einen guten Eindruck, wo diese beiden herkommen, wer sie eigentlich sind, was sie begehren und erlebt haben, ohne je ein Hauptaugenmerk darauf zu legen. „Tell, don’t show“ sozusagen. Das Script spielt den hervorragenden schauspielerischen Leistungen in die Karten und sorgt für reichlich Fleisch auf den Knochen dieser Figuren.

Die Dialoge strotzen vor inspirierenden, nachdenklichen und vor allem schnörkellos offenen Momenten, entgegen der niederschmetternden Thematik. Beinahe dokumentarisch erzählt diese intime und vertraut wirkende Art des Filmemachens über lebensverändernde Schicksale, so als wenn wir mit ihnen im Wohnmobil die Landschaft bestaunen und ihren gefühlvollen Worten lauschen.

Tusker und Sam fahren in einem Wohnmobil eine geschlängelte Straße entlang. Rechts und Links von ihnen sind grasbewachsene Berge. Links, an der Straßenseite, eine kleine Mauer.
Ein Roadtrip durch wunderschönes Terrain. © Leonine Distribution

Der heimliche Star in Supernova

Während die Kamera das Zusammenspiel von Firth und Tucci mit gewöhnlichen Schuss-Gegenschuss Sequenzen einfängt und auch öfter länger stehen gelassen wird, ist der Blick auf die Landschaft ein wahres Fest. Der zweifach Oscar nominierte Kameramann Dick Pope erzeugt hier atemberaubende Bilder an der Irischen See, welche ebenso schön anzusehen wie atmosphärisch sind. Pausiert könnten dies perfekte Motive für Ruhe ausstrahlende Postkarten einer malerischen Region sein. Hinzu kommt es, dass Supernova häufig ohne Musik auskommt. Wenn dann einmal ein Piano Stück zu hören ist, klingt es dramatisch, aber nicht theatralisch, und drückt nicht auf die Tränendrüse.

Gemischte Gefühle

Unaufdringlich. Subtil. Nichtsdestotrotz entlässt einen der Film zwiegespalten, sogar unbefriedigt. So behutsam die Dialoge auch geschrieben sind, ist der tatsächliche Plot relativ schmal geraten. Wenig „Highlights“ trotz des explosiv hellen Titels, der dennoch sehr passend gewählt ist. Gerade der Opening Shot lässt einen vorab grübeln: eine Supernova, die heller und doch kürzer brennt und mit einem Knall endet.

Authentisch…

Supernova präsentiert einen authentischen Kontrollverlust und Alltag(s Routine) zwischen Liebe und Abhängigkeit. Die Kranken müssen die Starken sein, müssen die Situation hinnehmen, noch mehr ertragen als die Menschen um sie herum, obwohl sie diejenigen sind, die körperlich leiden. Der zynische und sarkastische Touch, den man vor lauter Schmerz entwickelt, wird mit Tuskers Art sehr lebhaft in Szene gesetzt. Es nützt niemandem, sich ständig zu beschweren und man grinst und erträgt es, ist immer zu einem Scherz aufgelegt. Zwischen Liebhaber, Familie und Freund kann die Pflege, das Da-Sein, noch anstrengender sein.

Dieses Aufzehren der Hobbys, Außer-Acht-Lassen der Freunde, des eigenen Lebens, alles für die geliebte (Pflege)Person – es wird hier authentisch dargestellt. Es ist immer schwer, für jemand Krankes da zu sein, aber nicht minder schwierig, für die kranke Person krank zu sein und die anderen Person leiden zu sehen, sich schuldig zu fühlen, nichts dafür zu können, natürlich Mitleid zu haben, trotzdem man schon genug Selbstmitleid aufbringt. Das Gefühl zu haben, nicht krank sein zu dürfen, wobei man doch gar nicht will und sich nicht entschieden hat, sich trotzdem schuldig zu fühlen für die Last auf den Schultern der Liebsten.

Sam (Colin Firth) sitzt auf einem Tisch und schaut in die Leere. Im Vordergrund ist ein Kamin mit brennendem Feuer, im Hintergrund ein Klavier.
Sams Verzweiflung nimmt zu. © Leonine Distribution

… oder highlightarm

Der Film geht nicht den einfachen Weg und drückt fortwährend auf die Tränendrüsen. Beispielsweise hätte zu Beginn das Erhalten der Diagnose gezeigt werden können oder der unmittelbare Zusammenbruch danach. Indes ist Supernova ein einfaches Drama ohne Eifersucht oder andere Klischees. Sogleich wird man das Gefühl aber nicht los, dass etwas fehlt. Auch wenn man die fast schon dokumentarische und realistische Art und Weise wertzuschätzen weiß und nicht neue über-dramatisierte Schicksalsschläge nach jeder Ecke erscheinen. Wenige Highlights, aber umso authentischer. Es ist schwer zu entscheiden, ob man die Ruhe und Authentizität respektiert oder besondere Szenen und Entwicklungen vermisst. Das Script hat seine Stärken und Schwächen, die Dialoge z.B., aber auch eine Leere. Es mangelt nicht an eindrucksvollen Momenten, ein Gefühl dem Film sofort noch einmal schauen zu müssen kommt aber nicht auf. Supernova ist nicht ganz das Meisterwerk, das es hätte sein können.

Unser Fazit zu Supernova

Schwierig zu sagen, was schlimmer ist: sich selbst in der Demenz zu verlieren oder eine geliebte Person der Demenz ausgesetzt zu sehen. Herzzerbrechend ist es allemal und Supernova spiegelt dies allzu gut wider. Die Themen Leben und Tod sind melancholisch und traurig. Wenn man mit Ähnlichem in seinem Leben einmal konfrontiert wurde, werden wahrscheinlich ein paar Tränen verdrückt werden müssen. Andernfalls kann Sam und Tuskers Roadtrip auch ein wenig leer und behäbig wirken. Wie es auch sei, Supernova bleibt ein sehr persönliches Erlebnis.

 Supernova ist ab dem 18. Februar auf DVD und Blu-ray verfügbar!

Unsere Wertung:

 

 

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© Leonine Distribution

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