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Der Umriss von Leatherface schält sich aus dem Nebel, der über der nächtlichen Kleinstadt Harlow liegt - Texas Chainsaw Massacre.

Texas Chainsaw Massacre

Mit Texas Chainsaw Massacre knüpft Produzent Fede Alvarez direkt an Tobe Hoopers Original aus dem Jahre 1974 an. Das wurde im Laufe der Reihe schon öfters versucht, aber kann man dieses Mal auch inhaltlich Kapital daraus schlagen? Erfahrt mehr dazu in unserer Review!

TEXAS CHAINSAW MASSACRE | Official Trailer | Netflix

TitelTexas Chainsaw Massacre
Jahr2022
LandUSA, Bulgarien
RegieDavid Blue Garcia
DrehbuchChris Thomas Devlin
GenreHorror
DarstellerSarah Yarkin, Elsie Fisher, Mark Burnham, Jacob Latimore, Olwen Fouéré, Alice Krige, William Hope, Nell Hudson, Moe Dunford, Jessica Allain
Länge83 Minuten
FSKk/A
VerleihNetflix
Auf dem Poster zu Texas Chainsaw Massacre ist ein Sonnenblumenfeld in der gleisenden Morgensonne zu sehen.
Das Plakat zu Texas Chainsaw Massacre © Netflix

Texas Chainsaw Massacre – Handlung

Die Schwestern Melody (Sarah Yarkin) und Lila (Elsie Fisher) treffen mit ihren Freunden im verlassenen Südstaaten-Nest Harlow ein. Sie haben die gesamte Stadt samt Häusern erworben und wollen nun Investoren für ein nachhaltiges Wohnprojekt gewinnen. Für den reibungslosen Ablauf ihres Aufenthalts haben sie den ortskundigen Mechaniker Richter (Moe Dunfort) angeheuert. Doch sie müssen feststellen, dass die Stadt nicht gänzlich verlassen ist. Die alte Direktorin des örtlichen Waisenhauses (Alice Krige) ist nicht gewillt, freiwillig ihren Platz zu räumen. Sie beharrt außerdem darauf, dass sie immer noch die Eigentümerin ihres Grundstücks ist. Trotzdem lässt sie Wortführer Dante (Jacob Latimore) kurzerhand durch den Sheriff (William Hope) aus dem Haus werfen.

Während der Fahrt, die Ruth (Nell Hudson) begleitet, erliegt die alte Frau einem Herzinfarkt. Ihr hühnenhafter, stummer Begleiter (Mark Burnham) dreht durch und tötet den Sheriff und seine Leute. Ruth versucht verzweifelt, per Funk Hilfe zu erreichen. Nachdem der unheimliche Mörder sich aus der Haut seiner Opfer eine Maske gefertigt hat, ist aber auch ihr Schicksal besiegelt. In der Stadt sind inzwischen die Investoren eingetroffen und feiern im extra angemieteten Partybus. Sie ahnen nichts von der Bedrohung durch das stumme Ungeheuer, dass sich nach seiner Rückkehr erst einmal mit einer Kettensäge bewaffnet. Allerdings blieben auch Ruths Hilferufe nicht ungehört. Denn Sally Hardesty (Olwen Fouéré), die einzige Überlebende des ersten Massakers vor 50 Jahren, macht sich auf den Weg nach Harlow, um endgültig mit Leatherface abzurechnen…

Elsie Fisher, Sarah Yarkin, Nell Hudson und Jacob Latimore stehen ratlos auf der Straße in der Geisterstadt Harlow neben ihrem Van - Texas Chainsaw Massacre.
Die Jungunternehmer stoßen in Harlow auf unerwartete Probleme © 2021 Legendary, Courtesy of Netflix

Ein Massaker ohne Überraschungen

Bei Texas Chainsaw Massacre anno 2022 darf der geneigte Fan kaum auf Überraschungen hoffen. Die Geschichte entwickelt sich geradewegs auf das zu erwartende Blutbad hin. Als Opferkreis hat man dieses Mal eine Gruppe von Influencern auserkoren. Damit hängt sich das Skript aber auch nur an einen Modebegriff dieser Zeit. Die Figuren bleiben austauschbar und wären in den 1980ern halt ein paar Yuppies und in den 2010ern dann wahrscheinlich irgendwelche Hipster gewesen. Groß zur Sache tut das eben wenig bis gar nichts. Nur bei den Schwestern Melody und Lila erfahren wir mehr über ihre persönlichen Hintergründe, wodurch sie schnell als Final Girls identifiziert werden können.

Ansonsten hält sich das Drehbuch auch kaum lange mit den gesetzten Plotpoints auf. Potenziell interessante Wendungen der Story werden nur an-, aber nicht richtig ausgespielt. Wenn etwa Melody tatsächlich die Besitzurkunde des Waisenhauses unter den Sachen der verstorbenen alten Frau findet, gereicht es nur dazu, Dantes idealistisch angepriesenes Wohnbauprojekt als windige Investmentblase bloßzustellen. Die Zuschauerschaft soll sich ja später nicht schlecht fühlen, wenn sie sich dabei ertappen, Leatherface anzufeuern, wenn er durch den Partybus wütet.

Hinter der blutverschmierten Scheibe des Buses sieht man Hände und ein Opfer, das sich gegen die Scheibe drückt - Texas Chainsaw Massacre.
Party-Time! ©2022 Legendary, Courtesy of Netflix

Und damit wären wir auch schon beim eindeutigen Höhepunkt des Schlachtfestes. Im Strobogewitter spritzt das Blut und fliegen die Körperteile, hier bekommen die Gorehounds Zucker, der Film seine Daseinsberechtigung. Allerdings können sich die Macher es nicht verkneifen, die auserwählten Opfer als begriffstutzige Digital Natives darzustellen. Sie ziehen eher ihre Smartphones und filmen drauflos, anstatt einfach die Flucht zu ergreifen.

Ein weiteres Highlight sollte wohl die Rückkehr der Figur der Sally Hardesty darstellen. Sie spannt den Bogen zum ersten Teil und tritt als rüstige Rentnerin gegen den Kettensägen schwingenden Leatherface an. Nur gerät ihr Auftritt leider zur Farce – die Badass-Oma quatscht den Hühnen lieber zu, anstatt ihn einfach mit ihrer Schrotflinte ins Jenseits zu befördern.

Wertige Produktion ohne zündende Ideen

Die Produktion von Texas Chainsaw Massacre kann als durchaus wertig bezeichnet werden, trotz des kostengünstigen Drehs in Bulgarien. Die Sets der zerfallenen Stadt in staubiger Umgebung wirken authentisch, die Kameras fangen die dreckige Atmosphäre gut ein. In den Nachtszenen der zweiten Hälfte filmte man dagegen in vielen Einstellungen mit starkem Gegenlicht, was wiederum einen sehr künstlichen Look zur Folge hat. Das ist aber wohl eher als künstlerische Entscheidung zu bewerten, um den Fokus auf den Kettensäge schwingenden Irren zu lenken, dessen große Statur hier lange Schatten wirft. Die blutigen Effekte scheinen größtenteils handgemacht, was Splatterfans sicherlich freuen wird. Darauf legte Produzent Fede Alvarez ja schon bei seiner eigenen Regie-Arbeit Evil Dead (2013) großen Wert.

Olwen Fouéré sitzt am Steuer ihres Wagens und schaut auf ein Polaroid - Texas Chainsaw Massacre.
Sally hat noch eine Rechnung offen… © 2021 Legendary, Courtesy of Netflix

Die dramaturgische Abteilung liefert indes nur Dienst nach Vorschrift ab. Das Skript beschreibt die gängigen Stereotypen, nur Lila bekommt ein wenig Hintergrund, der im Endeffekt aber auch vernachlässigenswert scheint. Dementsprechend kann sich auch niemand wirklich auszeichnen, viele Gesichter des übersichtlichen Casts sieht man eh nur für einige Sekunden. Der Auftritt von Alice Krige (Silent Hill) zu Beginn des Films darf schon als früher Höhepunkt gewertet werden. Dagegen kann einen Olwen Fouéré (Mandy) als Sally schon leid tun. Böse Zungen im Internet behaupten, ihre Rolle wäre ein gehässiger Kommentar zur Rolle der Laurie Strode in Halloween (2018). Und tatsächlich setzt Texas Chainsaw Massacre genau wie dieser direkt an das Original an und zerrt die gealterte weibliche Hauptfigur wieder in den Fokus. Dem Film selbst hilft dies freilich eher nicht, ganz im Gegenteil.

Die Texas Chainsaw Massacre-Saga

Das Original von Tobe Hooper, hierzulande auch bekannt als Blutgericht in Texas, erschien 1974. In Deutschland hatte der wegweisende Terrorfilm einen schweren Stand und ist erst seit einigen Jahren wieder in seiner ungekürzten Fassung frei erhältlich. Genauso verhält es sich mit der Fortsetzung Texas Chainsaw Massacre 2 (1986), die Hooper in der Art einer schwarzen Komödie inszenierte. Die verschiedenen weiteren Fortsetzungen knüpften häufig wieder direkt an den ersten Teil an, sodass sich keine inhaltliche fortlaufende Erzählung etablieren konnte. Im Jahr 2003 produzierte Michael Bay ein Remake von The Texas Chainsaw Massacre, dem dann auch noch das Prequel Texas Chainsaw Massacre: The Beginning folgte. In Leatherface (2017) erzählte dann das französische Regie-Duo Julien Maury & Alexandre Bustillo (Inside) eine Vorgeschichte zu Hoopers Original.

Wenn ihr mehr zu den weiteren Filmen der Reihe und ihren Hintergründen erfahren möchtet, hört doch auch gerne in unsere dreiteilige Podcast-Reihe zum Franchise rein:

Leatherface hält im Sonneblumenfeld seine gerade gefertigte Menschhaut-Gesichtsmaske triumphierend hoch - Texas Chainsaw Massacre
… und Leatherface hat sich schon auf ein Wiedersehen vorbereitet © 2022 Legendary, Courtesy of Netflix

Unser Fazit zu Texas Chainsaw Massacre

Der Wechsel des Franchise zu Legendary Pictures sollte eine Frischzellenkur für das inzwischen recht ausgelutschte Leatherface-Franchise werden. Doch im Endeffekt bietet Texas Chainsaw Massacre 48 Jahre nach dem Original nur lahme Slasher-Kost nach Schema F. Hingegen zum vorangegangenen Leatherface (2017) setzte man auf die Abarbeitung der üblichen Klischees, wobei das Drehbuch jede interessante Idee oder Wendung im Keim erstickt. Wer einfach nur die Kettensäge im Einsatz sehen will, wird sich in den etwas mehr als 70 Minuten Nettospielzeit kaum langweilen. Dem TCM-Universum kann dieser Film jedenfalls keine neuen Seiten abgewinnen, selbst zu einem spannenden Mittelklasse-Slasher reicht es kaum mehr. Der Film ist kurz, aber leider eben nicht kurzweilig.

Texas Chainsaw Massacre ist seit dem 18. Februar 2022 im Streamingangebot von Netflix abrufbar!

Unsere Wertung:

 

 

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Zuletzt aktualisiert am 11. November 2022 um 1:50 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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