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Starr mit ihren Freundinnen Maya und Hailey © 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment

The Hate U Give

Als die Schülerin Starr mit ansehen muss, wie ihr Sandkastenfreund Khalil von einem Polizisten bei einer Routinekontrolle erschossen wird, ändert sich für sie alles. The Hate U Give, das auf dem gleichnamigen Bestseller von Angie Thomas basiert, erzählt von Alltagsrassismus, Polizeigewalt und der Suche nach der eigenen Identität.

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TitelThe Hate U Give
Jahr2018
LandUSA
RegieGeorge Tillman Jr.
DrehbuchAudrey Wells
GenreDrama
DarstellerAmandla Stenberg, Regina Hall, Russell Hornsby, K.J. Apa, Common, Anthony Mackie
Länge133 Minuten
FSKab 12 Jahren freigegeben
VerleihFox Deutschland

Die Handlung von The Hate U Give

Das junge Mädchen Starr Carter (Amandla Stenberg) lebt eigentlich zwei Leben. Zusammen mit ihrer Familie wohnt sie in einem überwiegend armen, afroamerikanisch geprägten Viertel namens Garden Heights. Gangs und Drogenbanden bestimmen hier den Alltag. Ihre Mutter Lisa (Regina Hall) möchte aber eine bessere Zukunft für ihre Tochter und auch ihren Stiefsohn Seven (Lamar Johnson), weshalb sie beide auf eine bessere Schule in der Vorstadt schickt. Dort muss sich Starr anpassen, denn ihre Mitschüler sind fast ausnahmslos weiß und stammen aus wohlhabenden Familien. Der Wechsel zwischen diesen beiden Welten gelingt ihr ganz gut, bis sie auf einer Party zufällig auf ihren Kindheitsfreund Khalil (Algee Smith) trifft. Als dieser sie nach Hause fährt, geraten die beiden in eine Polizeikontrolle.

Diese endet damit, dass Khalil durch mehrere Kugeln im Oberkörper stirbt. Als einzige Zeugin rückt Starr in den Fokus der Polizei und der breiten Öffentlichkeit. Ihr Vater Maverick (Russell Hornsby), der mehrere Jahre im Knast saß und nun ein unbescholtenes Leben als Kioskbesitzer führt, möchte seine Tochter aus allen Schwierigkeiten heraushalten. Doch als der Druck auf Starr von verschiedenen Seiten immer mehr zunimmt, merkt sie selbst, dass sie ihre eigene Stimme finden muss. Dabei ist Ärger abzusehen, denn Bandenchef King (Anthony Mackie), Anführer der King Lords, hat ernsthaftes Interesse daran, dass Starr nicht über Khalil und seine Drogenaktivitäten auspackt. Gleichzeitig scheint der Tod von Khalil nicht weiter durch die Polizei verfolgt zu werden, weshalb immer mehr Menschen auf der Straße protestieren und die hiesige Polizei massiv unter Druck setzen.

An der neuen Schule © 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment
Starr muss sich in ihrer Schule an die weiße Schülerschaft anpassen © 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Ein Leben in zwei Welten

Wie es zuletzt wieder einmal Get Out  vor Augen führte, sind Afroamerikaner in den USA häufig dazu gezwungen, sich an die weiße Gesellschaft anzupassen. Sprachlich äußert sich dies beispielsweise darin, dass sie versuchen, auf Ausdrücke zu verzichten, die als Slang wahrgenommen werden. Stattdessen orientieren sie sich an dem Vokabular ihrer Mitmenschen. Anhand von Starr, der Protagonistin von The Hate U Give, zeigt sich dieses Verhalten sehr deutlich. Während sie in ihrer Freizeit Sneakers und Pullis trägt, die ihr Gesicht mit einer Kapuze verdecken, gehören Uniform und schicke Schuhe an ihrer Schule zur Pflichtkleidung. Neben ihrem Äußeren passt Starr auch ihr Verhalten und ihre Sprache an ihr Umfeld an. Dadurch kann sie zwar nicht hundertprozentig sie selbst sein, aber sie hat immerhin mit Hailey und Maya zwei Freundinnen auf ihrer Seite und mit Chris (K. J. Apa) einen festen Freund gefunden.

Zwei Freunde treffen sich wieder auf einer Party © 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment
Auf einer Party trifft Starr ihren alten Freund Khalil © 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Wie unfair die Gesellschaft sein kann, zeigt sich auch daran, dass Chris als cool angesehen wird, wenn er sich klischeehaft wie ein Schwarzer verhält. Ein Schwarzer wiederum würde auf diese Weise sofort negativ auffallen. Als nach Khalils Tod immer mehr Proteste gegen die rassistisch motivierte Polizeigewalt aufkeimen, merkt Starr zudem, dass ihre Freundin Hailey ebenso Vorurteile gegen Schwarze hat. Nur an den Wochenenden in Garden Heights kann Starr wirklich sie selbst sein. Aber auch hier erhält sie schiefe Blicke, wenn sie plötzlich Ausdrücke benutzt, die in ihrem Umfeld niemand in den Mund nimmt. The Hate U Give thematisiert also Starrs innere Zerrissenheit, in zwei Welten leben und beiden gerecht werden zu müssen, ehe das Mädchen im weiteren Verlauf des Films im wahrsten Sinne des Wortes Farbe bekennt.

T.he H.ate U G.ive L.ittle I.nfants F.ucks E.verybody

Der Rapper 2Pac, der 1996 unter tragischen Umständen zu Tode kam, etablierte während seiner Karriere das Akronym „Thug Life“. Die einzelnen Buchstaben stehen dabei als Abkürzung für „The Hate U Give Little Infants Fucks Everybody“. Diese politisch und moralisch aufgeladene Aussage ist nun die Grundidee von The Hate U Give. Tatsächlich wird 2Pacs Ausspruch mehrmals im Film erwähnt und von den Figuren interpretiert. Wenn schon die heranwachsenden (schwarzen) Kinder Hass und Gewalt durch die Gesellschaft und die Polizei erleben, so schlagen diese eigentlich Unschuldigen irgendwann zurück. Dabei trifft die Gewalt allerdings nicht nur ihre Unterdrücker, sondern eben alle, auch die eigenen Leute.

Proteste mit Megaphon und erhobener Faust © 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment
Starr protestiert gegen die Ungerechtigkeit der Justiz und Polizei © 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Im Film bedrohen die King Lords, die stärkste Gang in Garden Heights, Starrs Familie. Einst war der Vater Maverick die rechte Hand des Anführers King, ging sogar für ihn zeitweise in den Knast, ehe er Abstand nahm vom kriminellen Geschäft. Jetzt fürchtet die Gang, dass Starr der Polizei etwas über Khalils Drogengeschäfte mit den King Lords erzählen könnte. Drogen zu verkaufen, erscheint in Garden Heights als die nahezu einzige Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten und aus den Schulden herauszukommen. Starr erkennt nach und nach diesen Kreislauf der Gewalt, der auch ihren kleinen Bruder Sekani schon zu verschlingen droht.

Ein Teufelskreis

Dass die Polizei rassistische Vorbehalte gegenüber Schwarzen hegt und ihre Macht missbraucht, ist dabei die andere Seite der Geschichte. In einer der klügsten Szenen des Films offenbart Starrs Onkel, der Polizist Carlos (Common), seiner Nichte, dass er auch auf Khalil geschossen hätte. Wäre der Fahrer des Wagens allerdings ein Weißer gewesen, hätte er ihn vorgewarnt, er solle seine Arme heben. So führt The Hate U Give schmerzhaft vor Augen, dass das Problem über einen blinden Rassismus hinausgeht und viel grundlegender in der Gesellschaft verankert ist. Eine einfache Lösung ist nicht zu finden. So nimmt Starr zwar an Protesten gegen die Staatsgewalt und den ausbleibenden Prozess gegen den Todesschützen von Khalil teil. Diese enden jedoch in gewaltsamen Ausschreitungen, mit denen niemandem gedient ist. Gewalt erzeugt weiterhin Gegengewalt.

Die Familie und Carlos reden miteinander © 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment
Carlos erzählt Starr und ihren Eltern, dass der Todesschütze von Khalil nicht angeklagt wird © 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Unser Fazit zu The Hate U Give

The Hate U Give ist ein sehenswertes Drama, das uns große gesellschaftliche Probleme wie Alltagsrassismus und Polizeigewalt anhand einer bewegenden Familiengeschichte vor Augen führt. Dadurch erzeugt der schauspielerisch stark besetzte Film ein tieferes Verständnis dafür, was es auch heute noch bedeutet, als Mensch schwarzer Hautfarbe in einer von Weißen geprägten Gesellschaft zu leben. Leider lässt sich dabei ein leichter Beigeschmack nicht bestreiten, weil das Thema etwas oberlehrerhaft und vor allem die Rassenproblematik trotz einzelner Perspektivwechsel überwiegend einseitig präsentiert wird.

Als Zuschauer können wir uns doch etwas zu gemütlich auf der Seite der Guten einrichten, ohne wirklich beide Seiten kennenzulernen. Der Emotionalität vieler Szenen schadet dies gleichwohl nicht, sodass The Hate U Give genau das schafft, was es möchte: aufwühlen.

Der Film ist am 11.07.2019 auf DVD & Blu-ray erschienen.

Unsere Wertung:

 

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