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The Old Guard

Mit The Old Guard wagt sich Netflix erneut an eine Comicvorlage, die fernab von Marvel und DC eher ein Schattendasein fristet. Dafür ist der Actionfilm mit Charlize Theron und Chiwetel Ejiofor überaus prominent besetzt. Erfahrt hier, ob das Original auch die große Leinwand verdient hätte oder allenfalls ein weiterer Durchschnittsfilm im Netflix-Katalog ist.

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TitelThe Old Guard
Jahr2020
LandUSA
RegieGina Prince-Bythewood
DrehbuchGreg Rucka
GenreAction, Fantasy
DarstellerCharlize Theron, KiKi Layne, Matthias Schoenaerts, Marwan Kenzari, Luca Marinelli, Chiwetel Ejiofor, Harry Melling
Länge118 Minuten
FSKab 16 Jahren freigegeben
VerleihNetflix
Das Key Art zum Netflixfilm The Old Guard
Auf dem Plakat zu The Old Guard steht Charlize Theron im Mittelpunkt © Netflix 2020

Die Geschichte des Actionkrachers The Old Guard

Unter der Führung einer Kriegerin namens Andy (Charlize Theron) kämpft eine geheime und rätselhafterweise unsterbliche Truppe von Söldnern seit Jahrhunderten dafür, die Sterblichen zu schützen. Doch als das Team für eine Notfallmission engagiert wird, werden die außergewöhnlichen Fähigkeiten enthüllt. Es liegt nun an Andy und der neuen Soldatin Nile (KiKi Layne), der Gruppe im Kampf gegen diejenigen zu helfen, die mit allen Mitteln versuchen, die Unsterblichkeit der Teammitglieder zu kopieren und damit Geld zu machen.

Charlize Theron als Andy, die Anführerin der Old Guard, hält mit gespanntem Blick hinter ihrem Rücken eine axtähnliche Waffe
Die Anführerin Andy (Charlize Theron) ist allzeit bereit, zur Waffe zu greifen © Netflix 2020

Endlich eine Frau in einer Hauptrolle eines Netflix Actionfilms

In den letzten Monaten durften erst Ryan Reynolds (6 Underground), dann Mark Wahlberg (Spenser Confidential) und schließlich Chris Hemsworth (Tyler Rake: Extraction) in actiongeladenen Prestigeproduktionen von Netflix ordentlich auf die Kacke hauen. All diese Actionfilme haben gemein, dass man sich die Option, eine ganze Filmreihe folgen zu lassen, offen hält. Ebenfalls eint das Trio, dass es vor Testosteron nur so trieft und die Actionhelden an die archetypischen 80er-Jahre Ikonen teils mehr als offensichtlich angelehnt sind. Bei den Zuschauern scheinen diese einfach gestrickten und trotzdem gut produzierten Werke einen Nerv zu treffen, wenn man sich die vom Streamingdienst veröffentlichten Zahlen ansieht. Dementsprechend ist es absolut nachvollziehbar, dass man diese Formel bis auf Weiteres anwenden wird, nur halt mit anderen Zugpferden aus der ersten Reihe der Hollywoodstars.

Wer allerdings doch inzwischen der männlichen Protagonisten leicht überdrüssig ist, der kann nun endlich einmal aufatmen. In The Old Guard hat man mit Charlize Theron nun eine überaus namhafte Schauspielerin für die Hauptrolle an Land ziehen können, die speziell als Furiosa in Mad Max: Fury Road schon bewiesen hat, dass sie durchaus alle Figuren des vermeintlich starken Geschlechts locker in den Schatten stellen kann. Für den Auftakt eines eigenen Franchise ist Theron sicherlich nicht der schlechteste Name. Er bringt genug Strahlkraft mit, um die Zuschauer auf die eher unbekannte Geschichte aufmerksam zu machen.

Merrick bedroht sein Gegenüber mit einer Pistole
Harry Melling, den man als Dudley Dursley in Erinnerung hat, spielt hier den Bösewicht © Netflix 2020

The Old Guard setzt auf altbewährte Zutaten

Wer mit den Erwartungen an The Old Guard herangeht, etwas nie Gesehenes dargeboten zu bekommen, der wird mit hoher Wahrscheinlich enttäuscht werden. Sowohl die Story als auch die Inszenierung folgen ganz klar den Mustern, die man die letzten Jahren zuhauf sehen konnte. Beispielsweise Venom, Bloodshot oder auch einige eher an Jugendliche adressierte Produktionen haben vergleichbare, austauschbare Schemata, die den individuellen Geschichten zugrunde liegen: Es gibt jemanden, der plötzlich Superkräfte bekommt/entdeckt, eine Gruppe von „Guten“ will demjenigen den richtigen Umgang mit den Kräften beibringen und eine „böse“ Organisation versucht, die Fähigkeiten für ihre Zwecke zu missbrauchen.

In diesem Fall ist es eine junge Soldatin Nile, gespielt von KiKi Layne, die völlig unerwartet die eigene Unsterblichkeit entdeckt. Daraufhin gerät sie zwischen die Fronten der titelgebenden Gruppe von unsterblichen Söldnern, die sie für ihr Team gewinnen wollen, und den Schergen des Unternehmers Merrick (Harry Melling) der plant die Übermenschlichkeit für kommerzielle Zwecke auszubeuten. Genauso einfach wie diese Ausgangslage sich anhört, so vorhersehbar ist auch der Verlauf des Films.

Die typischen Fragmente von Superhelden Origin Stories findet man ebenfalls vor. Was man jedoch positiv erwähnen kann, ist, dass man dabei doch ein durchaus ordentliches Tempo an den Tag legt. Ziemlich schnell gelingt es dem Neuling unter den Teammitgliedern, die Fähigkeiten zu beherrschen und die Regeln des Spiels zu verstehen. Dadurch, dass man sich nur kurz mit dem redundanten inneren Konflikt der Figur der Nile beschäftigt, entfällt an dieser Stelle schon mal die Gefahr übermäßiger Längen. Der Film ist zwar alles andere als innovativ, aber auch alles andere als zäh.

Vor- und Nachteile der Unsterblichkeit werden nur tangiert

Das spannende Thema – was es mit einem Menschen macht, der tatsächlich über Jahrhunderte hinweg auf der Erde verweilen muss, nicht sterben kann und immer wieder Freunde in den Tod gehen sieht – wird in The Old Guard durchaus angesprochen. Es ist wirklich nachvollziehbar dargestellt, dass die Unsterblichkeit eher eine Last als ein Segen ist. Hauptsächlich an der Anführerin Andy zeichnet sich trotz ihrer Souveränität auch ein innerer schleichender Verfallsprozess ab. Charlize Theron schafft es, durch ihre schauspielerische Extraklasse auch dieser uralten Frau im nichtalternden Körper eine gewisse Tiefe zu verleihen und trotzdem noch ein Mysterium um die Vergangenheit aufrechtzuerhalten.

Nichtsdestotrotz konzentriert sich der Film dann doch sehr auf die Actionszenen und die Bedrohung durch den Schurken. Die spannenderen Fragen werden dadurch etwas stiefmütterlich behandelt, aber sie stehen im Raum und sind das Fundament, die diese Comic- und potenzielle Filmreihe doch von anderen Stoffen abheben könnte.

The Old Guard setzt kaum neue Akzente…

Während Tyler Rake: Extraction mit einer sehr gut gemachten Plansequenz und einigen tollen Kampfchoreos die physische Präsenz des Hauptdarstellers vollends einzusetzen wusste, schafft es The Old Guard nicht wirklich, in Sachen Action Maßstäbe zu setzen. Der Comicfilm ist wirklich ordentlich hart und geizt nicht mit Filmblut. Außerdem sind einige Kämpfe an interessanten Locations auch kurzweilig anzusehen und man merkt auch hier, dass man sich sehr bemüht hat, um mit aktuellen Kinofilmen auf inszenatorischer Ebene mithalten zu können.

Dabei ist allerdings die musikalische Gestaltung der Actionsequenzen leider etwas übers Ziel hinausgeschossen. Weder passen die gewählten Songs gut ins Setting noch sind sie derart skurril ausgewählt worden, um einen ähnlichen Kontrast wie beispielsweise in den Kingsman-Filmen zu erreichen.

Man merkt in vielen Szenen zu sehr, dass man nicht genug Mut oder vielleicht auch gar nicht die zündenden Ideen hat, um sich durch Kreativität vom Einheitsbrei der Comicverfilmungen der letzten Jahre entscheidend abzuheben. Das ist einerseits natürlich schade, denn mit Chiwetel Ejiofor, Merwan Kenzari und Matthias Schoenaerts hat man eine wahnsinnig hohe Qualität im Cast, die jedoch nie zur Entfaltung kommen kann. Lediglich Charlize Theron und KiKi Layne schaffen es, sich ins Gedächtnis der Zuschauer zu spielen. Den Fokus auf das eine große Zugpferd hat der Film damit auch wieder mit den oben genannten Vorgängerfilmen gemein. Nur hier ist es erfreulicherweise mal eine One Woman-Show.

…und zeigt trotzdem Potenzial

Trotz all dieser Austauschbarkeit bleibt am Ende dieses allenfalls standesgemäßen Einstands nicht das Gefühl stehen, dass man hiermit seine Zeit verschwendet hat. Das liegt einerseits an den positiven Ansätzen bei der Unsterblichkeitsthematik und vor allem an der Art und Weise, wie man am Ende die Weichen für die Fortsetzung stellt. Dies soll natürlich nicht vorweggenommen werden, aber man kann festhalten, dass man definitiv schon eine Idee für Teil zwei bekommt. Und diese Andeutung macht schon jetzt neugierig auf eine Geschichte, die mit Sicherheit mehr Eigenständigkeit bekommt.

Copley beobachtet den Markt in Marrakech in The Old Guard
Copley hat einen Auftrag für die im Untergrund agierenden Söldner © Netflix 2020

Unser Fazit zu The Old Guard

The Old Guard fühlt sich über die knapp zwei Stunden hinweg lange wie ein Pilotfilm einer Serie und nicht wie ein eigenständiger Film an. Man verlässt sich auf risikoarme Rezepte, scheut Experimente und leistet sich damit aber auch keine groben Schnitzer. Charlize Theron trägt die Hauptrolle mit Leichtigkeit und kann wie so oft durch ihre Ausstrahlung allein schon sämtliche Zuschauer bei der Stange halten.

Nach dem Film hat man offene Fragen und definitiv Interesse, diese beantwortet zu bekommen, falls Netflix dem Film eine Fortsetzung zugesteht. Das reicht im Endeffekt für einen leicht überdurchschnittliche Actionfilm, der hoffentlich dann im zweiten Teil mehr mit der philosophischen Ebene anzufangen weiß und auch bei der Inszenierung dann die Handbremse loslassen darf.

The Old Guard ist ab dem 10. Juli 2020 bei Netflix abrufbar.

Unsere Wertung:

 

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