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Erster Eindruck zu The Old Man

Jeff Bridges wagt im fortgeschrittenen Alter nochmal einen Ausflug ins Actionthriller-Segment. Der Titel The Old Man ist schon einmal vielsagend, aber wie schlägt sich der Altstar, wenn es um überzeugende Action geht?

The Old Man | First Look at Season 1 | FX

TitelThe Old Man
Jahr2022
LandUSA
RegieJon Watts, Jet Wilkinson, Greg Yaitanes, Zetna Fuentes
DrehbuchRobert Levine, Thomas Perry, Jonathan E. Steinberg
GenreSerien (Wester/Thriller)
DarstellerJeff Bridges, John Lithgow, Alia Shawkat, E. J. Bonilla
Länge7 Folgen jeweils ca. 45 Minuten (Staffel 1; Staffel 2 schon bestellt!)
Altersempfehlungab 16 Jahren freigegeben
StreamingdienstDisney+
Das Poster zeigt Jeff Bridges im Profil sowie den Titel The Old Man mittig und oben die drei Hauptdarsteller.
Das Poster zur Disney+-Serie © 2022 Disney and its related entities

The Old Man – Die offizielle Handlungsangabe

The Old Man basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Thomas Perry und dreht sich um Dan Chase (Jeff Bridges), der sich vor Jahrzehnten von der CIA abgewandt hat und seitdem untergetaucht lebt. Als ein Auftragsmörder auftaucht und versucht, Chase umzubringen, erkennt der ehemalige Agent, dass er sich für eine sichere Zukunft zuerst mit seiner Vergangenheit versöhnen muss.

Erster Eindruck zu The Old Man

Dieser Beitrag beschäftigt sich ausschließlich mit den ersten beiden Folgen der Serie, die am deutschen Starttag beide zu sehen sein werden. Dementsprechend ist die Kritik auch nur auf den Auftakt bezogen und soll dazu dienen, den Lesern eine Hilfestellung bei der Entscheidung zu geben, ob sich auf Basis der ersten Eindrücke ein Blick rentiert.

Alter Mann, alte Schule

Eigentlich passt diese Produktion viel besser in den Katalog vom Konkurrenzdienst Amazon Prime Video, hat man doch dort in den letzten Jahren mehr und mehr eine Zielgruppe ausgemacht, die andere Anbieter eher stiefmütterlich behandeln. Nach den jahrelangen Click-Garanten Bosch und Goliath hat man mit den Tom Clancy Adaptionen zu Without Remorse und Jack Ryan oder in diesem Jahr gleich mit Reacher und Terminal List nachgelegt, um Fans von schlagfertigen Haudegen und geradlinigen Handlungsverläufen mit außerordentlich hochwertigen Stoffen bei Laune zu halten. Den genannten Titeln ist gemein, dass ihnen jeweils ein leicht anachronistischer Charme anhaftet. Vieles ist als Antithese zu modernen, auf politische Korrektheit, Diversität und Sehgewohnheiten gemünzte Heldenfiguren zu verstehen. Und nicht selten tauchen in diesen Formaten dann auch Stars auf, die schon in den 80er- und 90er-Jahren das Actionkino mit prägen durften.

The Old Man läuft nun hierzulande bei Disney+ an, stammt aber vom Konzernbereich FX, wo in der Regel auch fast ausschließlich Stoffe für ein erwachsenes Publikum umgesetzt werden. Vieles im Pilotfilm fühlt sich auch wieder vertraut an. Und wenn man eines mit Sicherheit schon frühzeitig festhalten kann, dann ist es der Fakt, dass diese Serie keinerlei Innovationspreise gewinnen wird – aber eben auch nicht will. Denn handwerklich betrachtet ist auch diese Serie über jeden Zweifel erhaben. Wer vom aktuellen Trend anachronistischer Action mit Westernhelden-Pathos und Ein-Mann-gegen-den-Rest-der-Welt-Platitüden noch nicht genug hat, der wird auch hier voll auf seine Kosten kommen.

Jeff Bridges mit zwei Hunden im Sonnenaufgang vor einem Pick-Up-Truck. The Old Man
Dan Chase mit seinen Hunden © 2022 Disney and its related entities

Anfängliches Mysterium hält bei der Stange

Trotz des vermeintlich überraschungsarmen Plots gibt es doch in der Serie zu Beginn einige Fragen, die aufgeworfen werden. Sowohl das Mysterium des Protagonisten selbst als auch die Gründe für die plötzliche Jagd auf ihn nach all den Jahren in Ruhe, werden noch im Vagen belassen. Daraus zieht die Serie inhaltlich zusätzlich ihre Spannung, wobei allein in der gemächlichen, aber doch intensiven Inszenierung auch reichlich Nervenkitzel angelegt ist. Vieles deutet zu Beginn auf ein Duell zwischen den beiden Hollywoodlegenden Bridges und Lithgow hin. Diese haben wohl alte Rechnungen zu begleichen. Aber es würde auch nicht verwundern, gebe es da noch mehr Verschwörungen im weiteren Verlauf. Man muss sich auf die langsame Erzählweise, die teils antiquierten Dialoge – eben den 90er-Spätwestern-Anstrich – einlassen, dann fängt einen aber die Atmosphäre in The Old Man doch recht schnell ein.

Ungewöhnliche Kamera, nostalgische Musik, verletzlicher Titelheld

Die Kameraarbeit weiß gekonnt zu kaschieren, dass Jeff Bridges beileibe nicht mehr die Fitness des gealterten Ex-Agenten hat, den er hier verkörpert. Vieles spielt sich im Dunkeln ab, vieles beobachtet das Publikum in Naheinstellungen und vieles wird in langsamen Kamerafahrten aus nicht alltäglichen Perspektiven bebildert. Stilistisch hat The Old Man auf alle Fälle einen Wiedererkennungswert. Damit setzt sich der Westernthriller doch deutlicher von den Amazon-Serien ab, als man auf dem Papier annehmen könnte. Die Musik ist auch ungewöhnlich präsent und eindringlich. Nicht jedem wird dies taugen, aber auch hier gilt: wer sich darauf einlässt, der wird auch durch die Soundkulisse in eine Welt gezogen, die in ihrer Ganzheit wie ein Fenster in vergangene Zeiten scheint.

Jeff Bridges schauspielerische Qualität überhaupt erwähnen zu müssen, verbietet sich eigentlich. Er ist auch hier wieder eine Erscheinung, deren Aura selbst in den Telefonaten zu spüren ist. Der Auftakt verheißt dadurch, dass von Beginn an aber klargemacht wird, dass der gealterte Ex-CIA-Agent nicht mehr in jeder Situation mit den jungen Nachfolgern mithalten kann, einen verletzlichen Protagonisten. Diesen wird man wohl oder übel in dieser ersten Staffel – und wie jetzt schon klar ist auch darüber hinaus – auf einer Mischung aus Rachefeldzug und Leidensweg begleiten. Diese Serie schlägt nicht in die Kerbe von Liam-Neeson-Rachethrillern. Sie baut stattdessen eine ambivalente Hauptfigur auf, was sich streckenweise eher nach The Accountant anfühlt.

Unser Fazit zum Auftakt von The Old Man

The Old Man überzeugt mit einem atmosphärischen Auftakt, der vieles im Unklaren lässt und uns eine äußerst spannende, weil ebenfalls mysteriöse Hauptfigur serviert. Dass die ganze Serie eher gewohnt Pfade geht und sich an ein Publikum jenseits der 30 wendet, sollte dem keinen Abbruch tun. Vielmehr darf man gespannt sein, ob das Duell zwischen Bridges und Lithgow schon der zentrale Konflikt ist oder ob das nur der Beginn einer noch größeren Geschichte ist. Nach zwei Folgen ist aber auch die Gefahr, dass man irgendwann komplett in antiquierte Gefilde abgleitet noch nicht ganz gebannt.

The Old Man startet am 28. September mit den ersten beiden Folge bei Disney+. Danach geht es jeweils am Mittwoch mit einer neuen Folge weiter! Eine zweite Staffel ist schon in der Mache.

Unsere Wertung:

 

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