Der Animationsfilm The Spine of Night erinnert bewusst an Animationsabenteuer für Erwachsene nach Art von etwa Ralph Bakshi. Ob das genauso unterhaltsam wie außergewöhnlich ausgefallen ist, erfahrt ihr in unserer Review!
Die Handlung von The Spine of Night
Das Volk des Sumpfes wird von Kriegern des Königs überrumpelt und getötet, ihre Anführerin, die Hexe Tzod, entführt und eingekerkert. Zusammen mit dem Gelehrten Ghal-Sur gelingt ihr die Flucht. Doch dieser fällt ihr in den Rücken und stiehlt die Quelle ihrer Macht: die magische Blume. Dies bildet den Auftakt zu brutalen Machtkämpfen, die das Land fortan erschüttern. Allerdings bahnt sich das Schicksal unverdrossen seinen Weg durch das Blutvergießen…
Ein Abenteuer für Nostalgiker
Mit seinem eigenwilligen Look, der ein wenig aus der Zeit gefallen scheint, erinnert The Spine of Night doch bewusst an bekannte Animationsfilme für ein erwachsenes Publikum aus den 70er- und 80er-Jahren. Genauso passt die auf episch getrimmte Geschichte, die gleich mehrere Protagonisten und eine lange Zeitspanne umfasst, gut ins Bild. Aber auch wenn gerade alte Fans von etwa Ralph Bakshis Feuer und Eis (1983) oder des Kult-Abenteuers Heavy Metal (1981) dabei wohlig in Erinnerungen schwelgen, reicht der Film von Philip Gellatt und Morgan Galen King nicht ganz an die zitierten Klassiker heran.
Die im Rotsokopie-Verfahren erstellten Animationen wirken gerade im Vergleich zu zeitgenössischen Animes oder natürlich auch den Werken aus der Schmiede von Disney oder Pixar erst recht angestaubt und ungelenk. Zwar werden hierzu echte Schauspieler abgefilmt und dann Bild für Bild in die Animation übertragen, doch läuft dies mit nur 12 Bildern pro Sekunde ab. Das versprüht im besten Fall nostalgischen Charme, wird aber kaum eine neue Zuschauerschaft unter der jüngeren Altersklasse abholen können. Die Sehgewohnheiten haben sich diesbezüglich doch um einiges verändert. Aber darauf zielten die Macher selbst wohl auch nie ab. Ansonsten hätten sie niemals epische sieben Jahre in die Erstellung der Animationen gesteckt.
Die Geschichte läuft leider nicht rund
Ein weiteres Problem ist im episodisch angelegten Drehbuch zu finden. Die hierin vollzogenen Perspektivwechseln sind zwar reizvoll, dennoch wirkt es im Ganzen seltsam unrund. Die Hexe Tzod, die anfangs scheinbar als Heldin eingeführt wird, verlässt die Bühne recht schnell und lange. Ihr Charakter fungiert dann eher als Erzählerin in der Rahmenhandlung. Auch tauchen im Laufe der Handlung immer wieder interessante Figuren auf, die viel zu schnell wieder verschwinden. Genauso bleiben einige Zusammenhänge, die wichtig erscheinen, unbelichtet, Ereignisse unterrepräsentiert.
Die Welt von The Spine of Night wirkt in sich nie richtig konsistent. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn die erzählten Geschichten allesamt ein hohes Niveau hätten. Doch eine Episode in der Mitte des Films sticht aus allem heraus. Die Geschichte einer jungen Priesterin, die für ihren Orden vergessenes Wissen sichert, das dann unter Verschluss genommen wird, kann sicherlich als Highlight des Animationsfilms angesehen werden. Und auch sie wird eher unbefriedigend aufgelöst, auch wenn hier eine gewisse Konsequenz im Ablauf der Erzählung spürbar wird. Dahingegen offenbaren fast alle anderen präsentierten Vignetten immer mal mehr und weniger lose Enden.
Die Sprecher und die Veröffentlichung
Ein großes Plus von The Spine of Night sind die berühmten Sprecher wie Lucy Lawless, Richard E. Gant, Joe Mangiello oder Patton Oswalt. Die deutsche Synchronisation reicht da leider nicht ran, weil eben der Großteil der Stars nicht von ihren hierzulande bekannten Stimmen gesprochen wird. Eine Sichtung im O-Ton sei hiermit unbedingt empfohlen!
Davon abgesehen glänzt die Veröffentlichung von Plaion Pictures durch ihr Gesamtpaket. Die Blu-ray bietet neben dem Hauptfilm und fast schon obligatorisch zu nennendem Audiokommentar der Macher ein wirklich interessantes Making-of sowie zwei zuvor entstandene Kurzfilme. Dieses erlaubt geneigten Fans ein tieferes Eintauchen in die Materie und die Vision der Macher.
Unser Fazit zu The Spine of Night
Als Verbeugung vor klassischen Animations-Abenteuer für Erwachsene im Stile eines Ralph Bakshi und der Kunst des Illustrators Frank Frazetta funktioniert The Spine of Night, trotz aller Defizite, einigermaßen gut. Aufgrund der etwas antiquiert wirkenden Rotoskopie-Technik und des brutal-blutigen Settings wird er kaum neue Zuschauergruppen abholen können. Wer sich als Animationsfan alter Schule einen guten Schub Nostalgie abholen will, kann guten Gewissens einen Blick riskieren.
The Spine of Night erschien bereits am 30. September auf DVD & Blu-ray sowie als UHD-Disc im Mediabook!
Unsere Wertung:
© PLAION Pictures