Während der erste Teil um Will Smith & Co. zwar erfolgreich, aber wenig beliebt war, erhofften sich Comic-Fans bei The Suicide Squad von James Gunn ein blutig-verrücktes Vergnügen. Ob der Film dem nun Rechnung trägt und das einlöst, was zuvor nur versprochen wurde, erfahrt ihr im Folgenden!
The Suicide Squad – Handlung
Nach dem Militärputsch im kleinen Inselstaat Corto Maltese rekrutiert Agentin Amanda Waller (Viola Davis) im Hochsicherheitsgefängnis Belle Reve neue Mitglieder für die Task Force X, auch Suicide Squad genannt. Der Auftragskiller Bloodsport (Idris Elba) soll die Truppe anführen, die sich außerdem aus Peacemaker (John Cena), Ratcatcher II (Daniela Melchior), den Polka-Dot Man (David Dastmalchian) und dem Haimenschen Namaue (im Original von Sylvester Stallone gesprochen) zusammensetzt. Sie werden entsandt, um in der Hauptstadt dieser Bananenrepublik ein altes Forschungszentrum der Nazis, genannt Jotunheim, zu zerstören, wo der Wissenschaftler Thinker (Peter Capaldi) angeblich eine Superwaffe entwickelt.
Auf dem Weg zu ihrem Missionsziel müssen sie noch Colonel Rick Flag (Joel Kinnaman) einsammeln und die verrückte Harley Quinn (Margot Robbie) aus den Händen des neuen Diktators Luna (Juan Diego Botto) befreien. Während sich auf ihrem Weg die Leichen stapeln, müssen sie außerdem feststellen, dass ihre Mission gar nicht so edel ist, wie es anfangs den Anschein hatte…
Ein blutiges Vergnügen mit doppelbödigem Witz
Trotz eines beachtlichen Erfolgs an den Kinokassen, musste sich Warner von Fans und sogar Regisseur David Ayer den Vorwurf gefallen lassen, die Suicide Squad nur mit angezogener Handbremse ins Rennen geschickt zu haben. Nicht ganz unberechtigt, wenn man bedenkt, dass selbst im nachgeschobenen Extended Cut nichts von der brachialen Gewalt und dem derben Witz der Vorlage auszumachen war. Nach dem ersten Trailer zum Nachfolger The Suicide Squad schien klar, dass man sich diesbezüglich wohl keine Sorgen machen musste. Aber natürlich muss die Frage erlaubt sein, ob brutale Gewalt solch einen Film gleich viel besser macht – und ja, das macht es!
Regisseur James Gunn (Super – Shut up, Crime!, Guardians of the Galaxy 1+2) hat merklich viel Freude daran, sämtliche Möglichkeiten zu erforschen, wie ein menschlicher Körper zerschossen, zerrissen oder gar zerschmettert werden kann. Schon von Beginn an bietet der neue Film eine wahre Parade an blutigen Toden, garniert mit teils schon anarchisch makabren Witz. Dabei führt der Filmemacher seine Zuschauerschaft schon in der Eingangssequenz gekonnt vor. Wenn sich die Task Force X ihren Weg durch den Dschungel, durch ein Rebellenlager und die Hauptstadt des Inselstaates bahnt, darf man auch beruhigt feststellen, dass einen keine reine Nummernrevue bluttriefender Gags erwartet.
Neue Stärken und Schwächen
Wie schon bei den Guardians merkt man James Gunn an, dass er seine Figuren ernst nimmt. Die Angewohnheit anderer ähnlicher Ensemble-Filme, ihre Truppe vorzustellen und dann teils zu verheizen, nimmt er am Anfang sogar kongenial auf die Schippe. Danach widmet The Suicide Squad sich der Kerntruppe, und jeder von ihnen bekommt seinen Moment spendiert, darf sich mal in den Vordergrund spielen und glänzen. Gunn hatte anscheinend so viele Ideen für seine Antihelden in petto, dass er sich von einigen nicht handlungsrelevanten Gags nicht trennen konnte, weswegen der Film dann doch etwas zu lang geworden ist.
Sowieso sprudelt der Film über vor visuellen Ideen. Zwischentitel beispielsweise werden organisch ins Bild integriert. So wird das einleitende „Währenddessen bei Harley“ eines Ortswechsels durch farblich hervorgehobenes Wurzelwerk, sie steckt da gerade in einem Erdloch, gekennzeichnet. Und ein Flashback zur Hintergrundgeschichte von Ratcatcher II wird auf das Fenster eines Busses projeziert. Das ist erfrischend anders und sieht fantastisch aus.
Sucht man nach einem Haar in der Suppe, wird man natürlich auch fündig. Auch The Suicide Squad ist dem gängigen Aufbau eines Superheldenfilms verpflichtet. Gunn strickte die Geschichte denkbar einfach, um sich dann an den einzelnen Stationen, wie etwa der Befreiung von Flag aus der Hand von Rebellen, auszutoben. Dennoch lebt solch ein Film von der Action, die möglichst oft in die stramme Dramaturgie eingeflochten wird. Und man merkt, dass der kreative Gunn, im Gegensatz zu Ayer, kein versierter Action-Regisseur ist. Neben den absurden Splattereien wird es auch mal generisch und in manchen Momenten sogar unübersichtlich. Doch dann zaubert er plötzlich wunderschön gestaltete Szenen aus dem Hut, wenn Harley Quinn sich zum Beispiel durch eine Reihe von Feinden metzelt und statt Blut animierte Blüten aus ihnen schießen und den Raum mit warmen Farben fluten.
Passgenaue Besetzung
Idris Elba ist als Bloodsport mal wieder eine Bank. Gerade seine Frotzeleien mit John Cena als skrupelloser Peacemaker machen Spaß. Auch dessen Stuntcasting macht sich bezahlt, denn hier darf der Ex-Wrestler mal richtig vom Leder ziehen und sein Saubermann-Image persiflieren. Daniela Melchior und David Dastmalchian sind als „lesser characters“ passend besetzt, da sie die Stars glänzen lassen, aber ihre Rollen trotzdem glaubhaft mit Leben füllen. Sie bilden als missverstandene, aber gute Menschen auch einen Gegenpol zu den Killern Bloodsport und Peacemaker. Ein Brüller ist der animierte Haimensch Nanaue, der sich sprachlich limitiert, aber stets bemüht zeigt. Zieht man Parallelen zu Gunns Marvel-Filmen ist er die Entspechung von Groot bei den Guardians.
Dessen ungeachtet erweist sich Margot Robbies schrille Harley Quinn als Showstealer. Sie ist nicht umsonst ein Fanliebling, und in The Suicide Squad bekommt sie erstmals eine adäquate Bühne, um ihr Potenzial voll auszuspielen. Sie gibt sich meist lachend und spielerisch, aber auch mal nachdenklich und – natürlich – dann und wann knallhart. Zusammen mit Joel Kinnaman als Rick Flag und Viola Davis als Amanda Waller bildet sie die Überbleibsel des ersten Films.
Peter Capaldi als Thinker wirkt manchmal etwas verschenkt, ist aber ein guter Schauspieler, der seine Screentime zu nutzen weiß. Er ist das, was einem Gegenpart für die schräge Truppe am nächsten kommt, auch wenn er zum Finale im Schatten einer noch größeren Gefahr steht. Doch ein Antihelden-Team wie die Squad hat es eben auch nicht nötig, sich über die gesamte Filmlänge an einem Superbösewicht abzuarbeiten. Daneben können Fans noch alte Bekannte erspähen, wie etwa Michael Rooker und Sean Gunn.
Unser Fazit zu The Suicide Squad
Die Hoffnung vieler Fans, dass James Gunn dem dreckigen Dutzend der DC-Comics neues Leben einhauchen kann, hat sich erfüllt. The Suicide Squad ist ein schräger, visuell überbordender und auch sehr blutiger Spaß geworden. Er ist vielleicht ein wenig lang geraten, und sanftere Gemüter könnten sich an der ausufernden Brutalität vieler Szenen stoßen, dennoch kann man den abrupten Richtungswechsel des Sequels als vollen Erfolg werten. Warner hat Gunn, der wieder einmal beweist, dass er ein Händchen für Außenseiter besitzt, merklich freie Hand gelassen.
Wer also von Ayers Vorgänger enttäuscht war, weil der Film eben nicht das bot, was man von solch einem Stoff erwarten konnte, sollte schleunigst ins Kino. Denn The Suicide Squad ist zwei Stunden Spaß pur!
Der Film läuft seit dem 5. August 2021 in den deutschen Kinos!
Unsere Wertung:
© Warner Bros.