Mit The Terminal List – Die Abschussliste schmeißt Amazon Prime Video die nächste Serie vom Schlage eines Jack Ryan oder Jack Reacher in den Ring. Ob sie überzeugen kann, erfahrt ihr in unserer Review!
Die Handlung von The Terminal List
Der letzte Einsatz des Seals-Teams von Lt. Commander Reece (Chris Pratt) läuft aus dem Ruder. In der Nachbesprechung stellt das Audio-Protokoll das Geschehen zudem ganz anders dar, als es Reece in Erinnerung hat. Der Elite-Soldat weiß schon bald nicht mehr, wem er vertrauen kann. Dunkle Mächte bedrohen ihn, sein Team und seine Familie. Er sieht sich genötigt, auf eigene Faust zu ermitteln und mit der Waffe für Wahrheit und Gerechtigkeit zu kämpfen. An seiner Seite weiß er nur seinen alten Kameraden Ben Edwards (Taylor Kitsch) von der CIA und die Reporterin Katie Buranek (Constance Wu)…
Nichts Neues im Deep State
Mit The Terminal List – Die Abschussliste schlägt Amazon mal wieder in die gleiche Kerbe, die der Streamingdienst schon mit etwa Jack Ryan und Jack Reacher in letzter Zeit recht erfolgreich beackerte. Allerdings schickt sich der Neuzugang in den ersten Episoden an, aus dieser einfachen Strickweise auszubrechen. Die Welt von Protagonist Reece wird komplett aus den Fugen gerissen, seine Sicht auf das, was er als Wahrheit kannte, immer wieder in Zweifel gezogen. Dies gestaltet sich ausgenommen düster und bereitet das Tablett für einen verschachtelten Verschwörungsthriller. Nur leider lässt die Serie schon zur Hälfte der Laufzeit zunehmend davon ab und gleitet in altbekannte Revenge-Motive.
Die Verschwörung wird schnell aufgedeckt, ihre Teilhaber fungieren fortan als Wegmarken, an denen sich Reece abarbeiten darf. Hier bewegen wir uns nun in den bewährten Action- und Thriller-Gefilden, die die Macher nun zumindest ansprechend aufbereiten. Die übrigen Wendungen, die die Geschichte parat hält, können aber kaum mehr vom Hocker reißen. Wir bewegen uns hier auf dem Terrain von Verstrickungen zwischen Politik und Privatwirtschaft, geheimer Absprachen und Verträge, die sich seit den Verfilmungen nach Tom Clancy (Das Kartell, Der Anschlag) kaum weiterentwickelt haben.
Unterstützt wird der Racheengel von einer Reporterin, die die Ereignisse protokolliert und in Verbindung zueinander setzt, sowie eines alten Kameraden, der nun bei der CIA tätig ist und ihn mit Infos und Ausrüstung versorgt, ihm aber auch tatkräftig zur Seite steht. Verfolgt wird er alsbald von den Handlangern der Verschwörer, aber auch dem FBI, dessen Mitarbeiter sich als gewissenhaft und nicht korumpierbar erweisen. Als hartnäckigste Verfolger stellen sich allerdings mit der Zeit Rückblenden heraus, die Reece als Tag- und Albträume begleiten und gerade in späteren Folgen permanent die Handlung unterbrechen, was dem Ganzen vieles an Fahrt und Wucht kostet.
Solide Inszenierung ohne Tiefgang
Chris Pratt macht als Elite-Soldat auf Rachekurs eine gute Figur, auch wenn er es zunehmend schwer hat, gegen die fehlende Figurenentwicklung anzuspielen. Sowieso verliert sich diese im Laufe der Geschichte in reine Durchhalteparolen, die nicht angemessen vom Drehbuch reflektiert werden. Die Rolle von Constance Wu als Reporterin bedient zumeist die bekannten Klischees, was aber durchaus auch so funktioniert. Taylor Kitsch ist allerdings nicht zu beneiden, da seine Figur kaum mal über die Rolle eines Stichwortgebers hinaus kommt. Jeanne Tripplehorn darf als Politikerin im Hintergrund agieren, ihre Figur gibt sich lange undurchsichtig. Ansonsten ist die Serie angemessen besetzt, auch wenn sich niemand wirklich auszeichnen darf.
Die Pilotfolge inszenierte Antoine Fuqua, und The Terminal List erinnert über weite Strecken auch sehr an dessen Action-Thriller Shooter. Allerdings verhaspeln sich die späteren Folgen immer mehr in der oberflächlichen Psychologisierung der Hauptfigur, was ein ums andere Mal das Tempo unnötig verschleppt. Zumal die Macher sich einfach zu sehr auf die reaktionäre Racheplotte und die Zelebrierung von Kameradschaft und Corps-Geist konzentrieren, was zudem nur unzulänglich erörtert wird. Die Serie versucht an keiner Stelle wirklich mehr zu sein als die Summe ihrer Teile. Auf der anderen Seite bietet sie für Fans solcher Tropes durchaus solide Unterhaltung. Inszenierung und Erzählung finden sich immer auf der Höhe der Zeit.
Unser Fazit zu The Terminal List
Im Grunde genommen soll der düstere Rachefeldzug des gebrochenen Elitesoldaten wohl das pervertierte Äquivalent eines zermürbenden Fronteinsatzes darstellen. Doch dazu weiß The Terminal List spätestens ab der Hälfte nicht mehr viel mit seiner Hauptfigur anzufangen. Auch beackert die Geschichte von da an allzu bekanntes Terrain des Polit- und Actionthriller-Genres, ohne sich großartig daraus hervor zu tun. The Terminal List wiederholt im Folgenden gebetsmühlenartig die immer gleichen Rückblenden, die die Motivation von James Reece verdeutlichen sollen. Das hat dann leider zur Folge, dass das ansonsten hohe Tempo, was die Miniserie nach drei Folgen aufnimmt, andauernd ausgebremst wird. Außerdem dominiert das reaktionäre Auge-um-Auge-Prinzip, das nur alibihaft hinterfragt wird. Wer sich daran nicht stört, bekommt eine technisch kompetent in Szene gesetzte, wie auch gut gespielte, Thriller-Serie geboten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Die 8 Folgen von The Terminal List – Die Abschussliste stehen seit dem 1. Juli 2022 auf Amazon Prime Video zum Abruf!
Unsere Wertung:
© Amazon Studios