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Philippe tritt seinen Drahtseilakt an, er sieht entschlossen aus, hinter ihm sieht man New York in The Walk

The Walk

Vom Regisseur von Forrest Gump und Zurück in die Zukunft erwartet uns mit The Walk ein Biopic der etwas anderen Art. Der Film fokussiert sich auf den wahnwitzigen Seiltanz des Franzosen Philippe Petit zwischen den beiden Türmen des World Trade Centers im Jahre 1974. Doch ist der Streifen so spannend wie das tatsächliche Ereignis oder verliert Zemeckis bei diesem Drahtseilakt das Ziel aus den Augen?

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TitelThe Walk
Jahr2015
LandUSA
RegieRobert Zemeckis
DrehbuchRobert Zemeckis, Christopher Browne
GenreBiografie, Drama
DarstellerJoseph Gordon-Levitt, Ben Kingsley, Charlotte LeBon, James Badge Dale, Steve Valentine, Ben Schwartz, Cesar Domboy, Clement Sibony, Benedict Samuel
Länge123 Minuten
FSKab 6 Jahren freigegeben
VerleihSony Pictures Entertainment
Blu-ray zu The Walk, Philippe läuft zwischen den Türmen auf dem Drahtseil
Offizielle Blu-ray zu The Walk © Sony Pictures Entertainment

Worum geht’s in The Walk?

Der stets optimistische und gut gelaunte Philippe Petit verdingt sich sein Geld mit Auftritten als Alleinunterhalter auf den Straßen von Paris. Als er jedoch im Zirkus des mürrischen alten Papa Rudy eine Seiltanzshow beobachtet, steht für den selbsternannten Artisten fest: Das will er auch machen! Doch Philippe denkt größer: Im Jahre 1974 werden in New York City die Twin Towers des World Trade Centers fertiggestellt. Wohlwissend, wie wahnsinnig diese Idee ist, entschließt sich Philippe kurzerhand, einen illegalen Drahtseilakt auf dem zu diesem Zeitpunkt höchsten Gebäude der Welt zu vollführen.

Zur Seite stehen ihm dabei eine ganze Menge Freunde, seine Geliebte Annie sowie extra für diesen Job engagierte Helfer, die Philippes irrsinnigen Auftritt möglich machen wollen. Doch der bunten Truppe stellen sich eine ganze Menge Hindernisse in den Weg, die das verrückte Vorhaben zum Scheitern verurteilen könnten.

Philippe und seine Freunde stehen aufgereiht vor einem Restaurant, sie sehen nach oben
Philippe und seine Kollaborateure streben nach Großem © Sony Pictures Entertainment

The Walk als Heist-Movie

Trotz der Tatsache, dass das Gezeigte wenig bis gar nichts mit einem Raubüberfall zu tun hat, entschied sich Robert Zemeckis, das Geschehen mit genau einer solchen Inszenierung ein wenig aufzupeppen. Besonders die Planung des illegalen Drahtseilakts und die Rekrutierung der Kollaborateure könnten genauso gut aus Ocean’s Eleven kommen, inklusive nachgebautem Modell des fraglichen Objekts und dem mehrfachen Durchspielen des tatsächlichen Vorgehens.

Das Problem ist nur, dass The Walk dem Zuschauer diese Inszenierung viel zu sehr auf die Nase bindet. So redet Philippe zum Beispiel ständig von seinen „Komplizen“ und sorgt generell jederzeit dafür, dass wir ja nicht die Parallelen zu einem Raubüberfall vergessen. Ein wenig mehr Subtilität hätte der durchaus intelligenten Idee definitiv nicht geschadet und eine gewisse Tiefe verliehen, die hier aber leider komplett fehlt.

Philippe sitzt auf dem Drahtseil über der Stadt, er blickt nachdenklich in die Ferne
Philippe ist das Mastermind hinter dem irren Plan in The Walk © Sony Pictures Entertainment

Großstadt aus dem Rechner

The Walk verlässt sich zu sehr großen Teilen auf CGI, also am Computer erstellte Bilder. Das wirkt in einigen Szenen durchaus gerechtfertigt und ist besonders bei der atemberaubenden Aussicht vom Tower aus auf die Stadt wirklich eindrucksvoll. Hier bekommt man durch die enorme Höhe ziemlichen Respekt vor Philippes selbst gestecktem Ziel und kann die Gefahr tatsächlich nachvollziehen.

Doch für jede solche Szene gibt es auch eine, in der das CGI absolut offensichtlich und deplatziert wirkt. Aus unerfindlichen Gründen erzählt uns Philippe die Geschichte nämlich in Retrospektive, während er auf der Fackel der Freiheitsstatue steht. Natürlich steht hier eigentlich Joseph Gordon-Levitt vor einem Greenscreen, und das sieht man auch. Oder einige Kamerafahrten, die nur durch die digitale Kamera ermöglicht werden. Diese verkommen aber zum reinen Selbstzweck und sehen weder sonderlich gut aus noch folgen sie einem tieferen Sinn. In solchen Szenen wirkt es, als hätte Zemeckis zu viel Budget für den Streifen bekommen und wusste nicht wohin damit.

Joseph Gordon-Levitt läuft im Studio für The Walk über ein Drahtseil, im Hintergrund sieht man den Greenscreen
Der Greenscreen wird in The Walk etwas zu inflationär verwendet © Sony Pictures Entertainment

Das Problem mit den Charakteren

Wie bereits erwähnt inszeniert Zemeckis The Walk nach dem Vorbild eines Heist-Movies. Bekannterweise werden die Figuren hier auf ihre jeweiligen Fähigkeiten und ihren Nutzen für den Job reduziert. Das kann dann durchaus für einige klischeehafte Abziehbilder und eindimensionale Charaktere sorgen. Das ist hier nicht anders, eigentlich ist es eher noch schlimmer. Der absolute Großteil der Figuren wird auf hanebüchene und absolut zufällige Weise in die Handlung implementiert, die nur dem Drehbuch, aber keiner gesunden Logik folgt. Das wirkt zeitweilen einfach nur faul geschrieben und in Angesicht der Tatsache, wie wichtig die jeweiligen Charaktere eigentlich für Philippe und sein Vorhaben sind, auch nicht nachvollziehbar.

Natürlich basiert der Film auf wahren Begebenheiten und nur die Anwesenden können beschreiben, wie es wirklich war. Aber dass man einfach zwei Typen in einer Bar rekrutiert, die man noch nie zuvor gesehen hat, und dazu noch den Bekannten eines Bekannten mit Höhenangst mitnimmt, stinkt geradezu nach künstlich erzeugtem Drama. Fügt man hier noch eine absolut im Schnelldurchlauf gezeigte und völlig unorganische Liebesgeschichte hinzu, ist das charakterliche Desaster perfekt.

Philippe und Annie sitzen in einem Restaurant, er zeigt ihr begeistert mit einem Modell den Drahtseilakt
Nicht nur die Liebesgeschichte wird in The Walk viel zu oberflächlich abgehandelt © Sony Pictures Entertainment

Wenigstens werden die Figuren vernünftig gespielt. Schauspielerische Glanzleistungen kann man leider von keinem der Akteure erwarten, aber besonders Joseph Gordon-Levitt macht die Sache ziemlich gut. Mit seinem französischen Akzent und seiner stets aufgeweckten und versessenen Art kauft man Philippe jederzeit seine Faszination für die beiden Türme und den Seiltanz generell ab. Und auch der stets fantastische Sir Ben Kingsley kann in einer kleinen Rolle als Philippes Mentor Papa Rudy überzeugen. Alles in allem sind die Figuren und ihre Beziehungen zueinander in The Walk eher schlecht als recht, werden aber von den Schauspielern immerhin gut porträtiert.

Künstliches Drama, lohnendes Ende

Besonders fragwürdig sind die letzten Stunden vor der tatsächlichen Durchführung des Kunststücks. Wir als Zuschauer beobachten knapp 90 Minuten lang, wie Philippe und seine Freunde einen absolut wasserdichten Plan auf die Beine stellen. Auch wenn diese Zeit schon nicht sonderlich gut in Szene gesetzt wurde, ergibt zumindest der Plan halbwegs Sinn und wirkt, als könnte er funktionieren. Dass dann bei der Umsetzung der Vorbereitungen aber alles, und ich meine wortwörtlich alles, schief läuft, ist einfach nur unbefriedigend. Klar, es muss nochmal spannend werden bevor die endgültige Erleichterung kommt. Aber was The Walk hier abliefert, wird ab einem bestimmten Punkt einfach nur lächerlich.

Dafür ist das, worauf der Film in Endeffekt hinaus will, nämlich der namensgebende „Walk“, eine wunderbare Belohnung für all die kleinen und großen Macken, die man bisher erdulden musste. Der Drahtseilakt, der in der Realität eine knappe Dreiviertelstunde dauerte, wird hier zwar ein wenig kürzer, aber trotzdem nervenzerfetzend lang inszeniert. Das CGI zeigt sich im Vergleich zu weiten Teilen des restlichen Films von seiner besten Seite und liefert atemberaubende Bilder, die einen einfach nur das Geschehen bestaunen lassen. Kaum denkt man, es ist vorbei, legt Philippe (den man an diesem Punkt getrost für komplett wahnsinnig erklären kann) noch eine ganze Schippe drauf. Der Einsatz der Musik, die tollen Bilder und die absurd komische Situation zwischen den Twin Towers ist eine wirklich tolle Szene, die ohne Frage das Highlight des Films darstellt.

Philippe tritt seinen Drahtseilakt an, er sieht entschlossen aus, hinter ihm sieht man New York
Der tatsächliche Lauf über das Drahtseil ist ohne Frage das Highlight des Films © Sony Pictures Entertainment

Unser Fazit zu The Walk

Schwache Charaktere, ein löchriges Drehbuch und völlig überbenutztes CGI… Ja, The Walk bleibt leider weit hinter anderen Meisterwerken von Robert Zemeckis hinterher. Doch allein die famose Szene, auf die alles im Endeffekt hinaus läuft, ist Entlohnung und Nervenkitzel zugleich und rückt das vorher Gesehene gleich in ein weniger schlechtes Licht. Auch die Inszenierung als Heist-Movie ist eine interessante Idee und liefert unbestritten einige ziemlich erinnerungswürdige Momente. Leider wird das Konzept dem Zuschauer viel zu offensichtlich auf die Nase gebunden und wirkt so sehr vorgekaut. Kein Must-Watch für Fans von Zemeckis, allerdings ein durchschnittlich unterhaltender Feel-Good-Film mit einer außergewöhnlichen Grundhandlung.

Unsere Wertung:

 

 

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