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Louise Blazer, die wir in der Rückenansicht sehen, überblickt das Meer in Tides

Tides

Regisseur Tim Fehlbaum hat einen Science-Fiction-Thriller aus Deutschland mit internationalem Cast ins Programm der Berlinale 2021 gebracht. In dieser Kritik erfahrt ihr, ob ihr euch auf den Kinostart von Tides freuen könnt.

TIDES (2021) HD Trailer (Deutsch / German)

TitelTides
Jahr2021
LandDeuthschland, Schweiz
RegieTim Fehlbaum
DrehbuchTim Fehlbaum, Mariko Minoguchi
GenreThriller, Science Fiction
DarstellerNora Arnezeder, Iain Glen, Sarah-Sofie Boussnina, Sope Dirisu, Sebastian Roché, Joel Basman, Kotti Yun, Bella Bading, Chloé Heinrich, Eden Gough
Länge104 Minuten
FSKtba
VerleihConstantin Film
Gibson (Iain Glen) blickt in Tides ernst durch ein rundes Fenster. Der Großteil des Bildes ist im Dunkeln.
Gibson, gespielt von Iain Glen © Gordon Timpen / BerghausWöbke Filmproduktion GmbH

Die Handlung von Tides

Einige Zeit nachdem die Erde von einer globalen Katastrophe getroffen wurde, startet die Weltraumkolonie Kepler eine Mission, um die aktuellen Lebensbedingungen dort zu erkunden. Nach einer dramatischen Landung, bei der alle anderen Crewmitglieder ums Leben kommen, findet sich eine junge Astronautin in einer unwirtlichen Umgebung wieder: Die Erde steht komplett unter Wasser. Die Gezeiten lassen die Überlebenden, die sich in den kurzen Ebbephasen in kleinen Gruppen auf Nahrungssuche begeben, nirgendwo zur Ruhe kommen. Eine normale Existenz ist unmöglich geworden; überall herrscht gnadenlose Gewalt. Die junge Astronautin, die nach einem Ausweg sucht, deckt ein schreckliches Geheimnis auf und muss eine schicksalhafte Entscheidung treffen.

Tides – ein Absturz ins Ungewisse

Der neue Film von Hell-Regisseur Tim Fehlbaum zieht uns bereits mit seinen ersten Bildern unmittelbar ins Geschehen. Zusammen mit dem abstürzenden Shuttle landen die Zuschauer auf der lebensfeindlichen, kaum noch als solche zu erkennenden Erde. Von Beginn an dominiert die von Nebel und Regen bewirkte Orientierungslosigkeit. Dabei überwiegen in den ersten zehn Minuten noch weite Einstellungen und ein Gefühl des Strandens auf einer einsamen Insel ehe die Crew der havarierten Ulysses 2 Mission feststellen muss, dass die Erde doch noch bewohnt zu sein scheint. Mit dem Erscheinen der feindlich gesinnten Erdlinge nimmt der Science-Fiction-Film ein hohes Tempo auf, wechselt von den ruhigen Totalen zu hektischen Bildfolgen und wird dabei auch ad hoc merklich düsterer. Fortan weicht das Gefühl des Verlorenseins dem der Klaustrophobie und akuten Lebensbedrohung.

Astronautin Louise Blazer mit einer Feuerwaffe in einem dunklen Gang - Tides.
Louise Blazer, gespielt von Nora Arnezeder © Gordon Timpen / BerghausWöbke Filmproduktion GmbH

Tides ist dreckig, rau und sehr intensiv

Das permanent bedrohliche Setting ist der große Trumpf von Tides. Die Zukunft der Erde, die uns hier präsentiert wird, ist eine extrem trostlose Dystopie. Die atemlose Hatz an der Seite der Protagonistin ist ein furchteinflößender Höllentrip. Mit ihr wälzt man sich im Schlamm, rennt über das Wattenmeer und fühlt dabei die körperlichen Schmerzen fast mit. Alle gestalterischen Elemente, seien es die Kameraarbeit oder das treffend gewählte Color Grading, sorgen dafür, dass dieser Film eine extrem immersive Erfahrung ist, die auf der Kinoleinwand bestimmt nochmals stärker wirken kann als auf einem kleinen Bildschirm.

Herausragend ist, was die Macher des Films hier aus den Locations gemacht haben und wie sie aus den Gegebenheiten mit überschaubaren Mitteln eine derart intensive Filmerfahrung herausgeholt haben. Tatsächlich kann man fast resümieren, dass die Locations, allen voran ein Tagebau in der Lausitz und die Ostsee, neben Nora Arnezeder, die Stars der Produktion sind.

Endzeitatmosphäre in großen Fußstapfen

Auch wenn man aus Deutschland bisher nicht wirklich mit starken Beiträgen zum Genre verwöhnt wird, braucht Tides den internationalen Vergleich vor allem atmosphärisch nicht scheuen. Selbstverständlich wird der genreaffine Zuschauer einige Versatzstücke bekannter Sci-Fi-Hits wiedererkennen. Mad Max oder Oblivion standen hier offensichtlich als Inspirationsquellen Pate. Doch auch wenn der Geschichte wirkliche Innovationen fehlen, sorgt die kurzweilige Inszenierung für Spannung und die Darstellerqualität dafür, dass man sich für die Figuren interessiert. Die Stimmung gleicht Drehbuchdefizite über weite Strecken aus. Neben den optischen Qualitäten ist auch der starke Score lobend zu erwähnen. Die Klänge passen perfekt zur kargen Atmosphäre und verstärken gar den hohen Spannungsgrad.

Astronautin Blazer (Nora Arnezeder) kniet in Tides im Wattenmeer. Sie trägt eine Waffe auf dem Rücken.
Die Astronautin Louise Blazer auf der dystopischen Erde © Gordon Timpen / BerghausWöbke Filmproduktion GmbH

Internationale Namen in deutscher Produktion

Vor der Kamera von Markus Förderer (Independence Day: Wiederkehr) konnte man für das Projekt einige spannende Akteure gewinnen, die durchaus internationalen Rang haben. Allen voran glänzt Nora Arnezeder (Maniac) durch ihre wahnsinnig körperliche Darbietung. In ihrer Rolle als junge Astronautin, die unvermittelt in die Position der Hoffnungsträgerin für die ganze Menschheit gerät, muss sie nicht nur diese Verantwortung verkraften, sondern auch mit ihrem persönlichen Schicksal kämpfen. Auch Betrug und Verrat erschüttern ihre Louise Blazer bis aufs Mark, doch die Heldin stemmt sich voller Energie gegen sämtliche Widrigkeiten. Dieser unbedingte Wille brennt förmlich in den Augen der Schauspielerin, wodurch ihr Spiel beim Zuschauer nachdrücklich Eindruck hinterlassen wird.

Neben ihr tauchen unter anderem Sope Dirisu und Iain Glen auf, die durch die Blockbusterserien Gangs of London und Game of Thrones bekannte Gesichter sein dürften. Hier stehen sie zwar im Schatten der starken Frauenfiguren, sorgen aber allein durch ihre Präsenz für eine gewisse Qualität im Cast. Die zweite starke Schauspielerin neben Arnezeder ist die Dänin Sarah-Sofie Boussnina, die in Tides ebenso wie die Protagonistin durch ihre überzeugende Leidensfähigkeit punktet. Ein kleines Highlight neben den großen Namen ist noch Kinderdarsteller Eden Gough (Ping Pong in den Jim Knopf-Filmen), der in seinen kurzen Szenen den Erwachsenen die Schau stehlen kann.

Unser Fazit zu Tides

Tides ist der Beweis, dass Deutschland nach Dark im Serienformat auch im Kinoformat richtig starke Science-Fiction-Kost machen kann. Man wird zwar an der ein oder anderen Stelle den Eindruck nicht los, dass Regisseur Tim Fehlbaum sich erst in die Location verliebt hat und anschließend ein Drehbuch dafür zusammengezimmert hat. Das tut jedoch der Stimmung, die von ebenjenem Setting ausgeht, keinen Abbruch. Die Produktion ist eine kurzweilige, atemlose Reise in eine dystopische Zukunft. Dass die Geschichte nichts neues erzählt ist dabei zu verschmerzen, denn hier dominiert zweifelsohne das Wie über das Was.

Wenn der Film also womöglich im Frühsommer in die deutschen Kinos kommt, dann sollte man nicht zögern, um die bestmögliche Erfahrung auf der großen Leinwand zu bekommen.

Tides läuft in der Sektion Berlinale Specials auf der Berlinale 2021. Ein Kinostart ist noch nicht bekannt.

Unsere Wertung:

 

 

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© Constantin Film

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