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Transatlantic

Wahre Begebenheiten und internationale Beteiligte – die Vorzeichen, dass Transatlantic auch eine besondere Serie ist, stehen gut. Aber wie ist die neue Serie der Unorthodox-Autorin geworden?

TitelTransatlantic
Jahr2023
LandUK
RegieStéphanie Chuat, Véronique Reymond, Mia Meyer
DrehbuchAnna Winger, Daniel Hendler
GenreSerien (History, Drama)
DarstellerCory Michael Smith, Gillian Jacobs, Lucas Englander, Corey Stoll, Gregory Montel, Ralph Amoussou, Deleila Piasko, Amit Rahav, Moritz Bleibtreu, Alexander Fehling, Jonas Nay, Lolita Chammah, Luke Thompson, Jodhi May, Rafaela Nicolay, Henriette Confurius
Länge7 Folgen mit je ca. 50-60 Minuten
Altersempfehlungab 12 Jahren freigegeben
VerleihNetflix
Lucas Englander als Albert Hirschmann und Cory Michael Smith als Varian Fry in Transatlantic.
Lucas Englander als Albert Hirschmann und Cory Michael Smith als Varian Fry in Transatlantic © Netflix

Transatlantic – Die offizielle Handlungsangabe

Marseille im Jahre 1940-1941. Eine internationale Gruppe junger Held*innen riskiert ihr Leben, um mehr als zweitausend Geflüchtete aus dem besetzten Frankreich zu retten – darunter viele Literatur- und Kunstschaffende, die im Nationalsozialismus auf der Liste der meistgesuchten Personen stehen: Transatlantic ist inspiriert von der wahren Geschichte über Varian Fry, Mary Jayne Gold und der Hilfsorganisation ”Emergency Rescue Committee”. Gemeinsam mit ihren berühmten Schützlingen beziehen sie eine Villa am Rande der Stadt, wo die drohende Lebensgefahr schnell zu unerwarteten Allianzen und intensiven Liebesbeziehungen führt.

Multilingualer Ansatz, theaterartige Dialoge und internationale Stars

Ähnlich wie zuletzt schon in der Netflix-Serie 1899 ist einer der interessanten Aspekte auch bei Transatlantic, dass man – insofern man die Serie im O-Ton schaut, mit den verschiedenen Landessprachen der Akteure konfrontiert wird. Französisch, Italienisch, Englisch und Deutsch – jeder redet in seiner Landessprache und dementsprechend authentisch. Diese Authentizität in der Sprache ändert nur leider nichts daran, dass viele der Dialoge etwas gestelzt und gekünstelt daherkommen. Womöglich hat dies aber auch Methode, denn die gesamte Inszenierung hat immer wieder Momente mit Bühnencharakter. Die wohl bewusste Entscheidung durch den theaterhaften Anstrich die Schwere der Thematik etwas abzufedern, wird den ein oder anderen Zuschauer verschrecken. Der Mut zu dieser stilistischen Entscheidung soll jedoch auch gelobt werden, denn besser Farbe bekennen, als zu versuchen es allen recht zu machen!

Ganz explizit fällt auf, dass man trotz des Kriegs- /Historienfilm-Settings eine Serie, die Leichtigkeit versprüht, kreieren wollte, wenn man sich die aufdringliche, sich in den Vordergrund spielende verspielt-klassische Musikuntermalung vergegenwärtigt. Tonal erinnert das dann zum Beispiel streckenweise an Monuments Men mit George Clooney, der ebenfalls vor ernstem Hintergrund eine leichtfüßige Gangart an den Tag gelegt hat. Eine Komödie, trotz des einen oder anderen Wortwitzes, ist die Historienserie jedoch keineswegs.

Historisch verbrieft, doch leicht romantisch verklärt

Transatlantic spielt nun mal in einem Bohème-Milieu der damaligen Zeit, das sicher auch in der Realität nicht um Extravaganz verlegen war. Die Bedrohlichkeit der Lage vieler der Charaktere ist glücklicherweise trotz des heiteren Untertons meist sehr spürbar. Die Geschichte hier ist nämlich von wahren Begebenheiten inspiriert und soll dem Heldenmut und dem Widerstand gegen die Oppressionen ein Denkmal verleihen, das der Lebensfreude der Protagonisten von damals gerecht wird. Die Künstler-Kommune in Frankreich funktioniert exzellent, die Party-Szenen stecken an und animieren zum Mittanzen. Dann aber schlägt die Situation immer wieder um und die Nähe der Gefahren wird einem beim Zusehen schlagartig wieder bewusst. Dieses Hin und Her klappt fast ausnahmslos exzellent. Nur die ein oder andere Romanze mag etwas überromantisiert sein und hat leichte Seifenopern-Vibes.

Fragen Sie den Kapitän, ob er sich an die Verteidigung Berlins erinnert!

Die Darsteller hingegen – so bunt zusammengewürfelt der Cast auf den ersten Blick auch zu sein scheint – ergänzen sich gegenseitig wirklich gut. Die Dynamiken stimmen, die Einzelleistungen überzeugen. Es ist eine starke Ensemble-Leistung. Wirklich in den Vordergrund soll und will sich keiner spielen. Auch das unterstreicht die Message der Geschichte, denn auch die Aktionen des Emergency Resche Committee waren nur im Zusammenspiel möglich. Müsste man Protagonisten bestimmen, dann wären die Varian Fry (Cory Michael Smith), Mary-Jayne Gold (Gilian Jacobs) und Albert Hirschmann (Lucas Englander). Die Drei machen einen tollen Job und werden unterstützt von großen Namen, die in Nebenrollen sachdienlich nicht zu sehr versuchen ihren Stempel ihren Rollen aufzudrücken. Ob Alexander Fehling, Corey Stoll oder Moritz Bleibtreu, sie alle sind eine Bereicherung, um diesem Projekt zu Aufmerksamkeit zu verhelfen und man merkt, dass sie dafür auch gebrannt haben.

Gillian Jacobs als Mary-Jayne Gold, Mila Rigaudon als Aube Breton, Cory Michael Smith als Varian Fry und Amit Rahav als Thomas Lovegrove unter einem Tisch.
Gillian Jacobs als Mary-Jayne Gold, Mila Rigaudon als Aube Breton, Cory Michael Smith als Varian Fry und Amit Rahav als Thomas Lovegrove © Netflix

Wer sollte sich Transatlantic nicht entgehen lassen?

Die Miniserie nimmt sich als Historienfilm nicht zu bierernst, karikiert aber auch nichts und niemanden und weiß durchwegs leichtfüßig zu unterhalten. Wer die Weltkriegsthematik nur in düsteren Tönen und voller Moralbotschaften sehen kann, der sollte um Transatlantic einen Bogen machen. Wer sich eine comicartige Abhandlung à la Inglourious Basterds erhofft, der sollte auch besser nochmal den Tarantino schauen und sich nicht hier reinstürzen. Aber wer hingegen eine neue, bisher unbeleuchtete Randgeschichte der historisch finstersten Zeit des 20. Jahrhunderts in auffällig bunten Farben, aufwendigen Kostümen und mit einer Brise Pathos sehen möchte, der wird hiermit eine gute Zeit haben.

Ein bisschen was von Grand Budapest Hotel lässt sich nicht leugnen und auch die Handschrift der Unorthodox-Autorin Anna Winger schwingt hier in der federleichten Gangart immer mit. Die Emotionen kommen an, die Spannung nicht zu kurz und die Botschaften ans Ziel. Auch als Kommentar darauf, dass in unserem Land und in unserer Zeit das Thema Flüchtlinge omnipräsent ist und doch manchmal in den Hintergrund gedrängt wird, lässt sich hinein interpretieren. Zu sehr aufs Auge gedrückt wird dies dem Publikum aber nicht.

Unser Fazit zu Transatlantic

Ganz so stark und tiefgreifend wie Unorthodox ist die neue Netflix-Miniserie nicht. Soll sie vermutlich auch nicht sein. Dem Thema angemessen und dem Vermächtnis der echten Vorbilder würdig, erzählt Transatlantic in einer theaterartigen Inszenierung eine viel zu unbekannte Geschichte. Der Spaß kommt nicht zu kurz und auch wenn die Art beim ein oder anderen auf wenig Gegenliebe stoßen wird, so ist die Serie allein für ihre Experimentierfreude zu loben –  und mit einem Blick hinein zu honorieren.

Transatlantic wird ab dem 7. April 2023 bei Netflix abrufbar sein!

Unsere Wertung:

 

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Zuletzt aktualisiert am 16. März 2023 um 18:43 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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