Sich auf der Schwelle zwischen Biopic und Drama bewegend, erzählt Trautmann vom Leben Bert Trautmanns. Dieser diente im Zweiten Weltkrieg auf der Seite der Deutschen und avancierte in der Nachkriegszeit bei Manchester City zur Torwart-Legende. Erwartet uns hier eine Retrospektive, die den Zeitgeist im damaligen Nachkriegs-Britannien näherbringt? Oder erzählt der Film eine reine Erfolgsgeschichte eines deutschen Fußballers in der Fremde? Diese und weitere Fragen beantwortet die folgende Rezension.
Titel | Trautmann (OT: The Keeper) |
Jahr | 2018 |
Produktionsland | Deutschland, Großbritannien |
Regie | Marcus H. Rosenmüller |
Drehbuch | Marcus H. Rosenmüller, Robert Marciniak, Nicholas J. Schofield |
Genre | Drama, Biografie, Sportfilm |
Darsteller | David Kross, Freya Mavor, John Henshaw, Harry Melling, Dave Johns, Barbara Young, Chloe Harris, Mikey Collins, Gary Lewis, Dervla Kirwan, Angus Barnett, Max Befort |
Länge | 120 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren freigegeben |
Verleih | SquareOne Entertainment |
Worum geht’s in Trautmann?
Der neue Film von Regisseur Marcus H. Rosenmüller (unter anderem bekannt durch die Komödie Wer früher stirbt ist länger tot) erzählt die Geschichte von Bernhard Carl Trautmann. Trautmann, dargestellt von David Kross (Simpel), diente im Zweiten Weltkrieg als Fallschirmjäger der deutschen Luftwaffe und geriet dabei in britische Kriegsgefangenschaft. Auch in Gefangenschaft eiferte er seiner großen Liebe, dem Fußball, nach und spielte bereits nach kurzer Zeit als Torwart bei der örtlichen Mannschaft.
Im weiteren Verlauf der Geschichte erleben wir, wie er mit Margaret, der Tochter seines Trainers, gespielt von Freya Mavor (New Worlds – Aufbruch nach Amerika), anbandelt und schließlich als Toptalent von Manchester City entdeckt wird. Dort sollte er in seiner Karriere über 500 Spiele bestreiten, 1956 in einem legendären Finale den FA-Cup gewinnen und sogar als erster Deutscher zu Englands Fußballer des Jahres gewählt werden.
Spannungsfeld zwischen Biopic und Drama
Bei Trautmann hat man sich dazu entschlossen, fast das komplette Leben von Bert Trautmann nachzuerzählen. Eine Mammutaufgabe. Und obwohl der Film mit seinen 120 Minuten bereits eine stattliche Länge aufweist, musste Marcus H. Rosenmüller an der ein oder anderen Stelle zwangsläufig Kürzungen vornehmen. Das merkt man besonders im letzten Viertel des Films. Denn dort wirkt das Geschehen leider arg gestaucht und den einzelnen Entwicklungen im Leben Trautmanns wird nicht genug Zeit eingeräumt. Deswegen wirkt die Nacherzählung von durchaus prägenden Ereignissen in der zweiten Hälfte seines Lebens wie die stoische Abarbeitung einer Checkliste.
Bis dahin lässt sich der Film aber angenehm viel Zeit und gewährt sowohl Charakteren als auch Story ausreichend Luft zum Atmen. In der deutschen Fernsehlandschaft wäre der Film vermutlich direkt als Zwei- oder sogar Dreiteiler angelegt worden.
Geschichtliche Sprengkraft
Ein großes Thema im Leben von Bert Trautmann war der Umgang mit seiner Zeit in der deutschen Luftwaffe. Verbunden mit seinem Engagement bei Manchester City sorgte dies im Nachkriegs-Britannien dementsprechend für viel Sprengkraft und diverse Anfeindungen. Dieses Spannungsfeld überträgt der Film sehr gut und in jeder Szene nachvollziehbar auf den Zuschauer. In seinen besten Abschnitten kann man die Spannung zwischen den Charakteren förmlich spüren und wartet nur auf eine Eskalation zwischen den Parteien, die sich nur Jahre zuvor im Zweiten Weltkrieg gegenseitig bekämpft haben.
Gerade in der heutigen Zeit hat diese Thematik natürlich eine eigene Brisanz entwickelt. Und obwohl der Film eine Geschichte erzählt, die vor über einem halben Jahrhundert stattgefunden hat, liefert er genug Denkanstöße und Ansatzpunkte für eine Einordnung in den Kontext der heutigen Gesellschaft.
Wie gelungen ist die Umsetzung?
Trautmann sieht definitiv nach Kino aus. Dass man das bei deutschen Filmen anmerken muss, ist zwar traurig, durch viele deutschen Kinofilme aus den letzten Jahren, die eher nach TV-Produktionen aussahen, aber unumgänglich. Der Film wirkt über die kompletten 120 Minuten sehr wertig und ist durchweg gut inszeniert. Auch die Fußballszenen, besonders diejenigen im altehrwürdigen Maine Road Stadium von Manchester City, überzeugen auf ganzer Linie trotz relativ vieler Schnitte.
Störend fällt allerdings die Synchronisation auf. Im Original auf Englisch vertont, wurde Trautmann für den deutschen Markt komplett synchronisiert. Das führt zu einigen seltsam anmutenden Szenen, in denen die Darsteller spielen, dass sie ihr Gegenüber nicht verstehen, alle Charaktere aber perfektes Deutsch sprechen. Da wäre ein wenig mehr Mut und etwas mehr Glaube an ein mündiges Publikum wünschenswert gewesen.
Mein Fazit zu Trautmann
Trautmann erzählt eine wahre Geschichte und übernimmt sich dabei etwas mit der Idee, ein ganzes Leben in einen Kinofilm von 120 Minuten zu zwängen. Dies fällt aber lediglich im etwas antiklimaktisch wirkenden letzten Viertel störend auf. Bis dahin bekommt man ein tadellos inszeniertes und packendes deutsches Drama serviert, welches beim Zuschauer in den emotionalen Szenen die richtigen Knöpfe zu drücken vermag. Verbunden mit kleinen Schlenkern im Drehbuch, die auch für Leute, die über das Leben von Bert Trautmann Bescheid wissen, Spannung und Aha-Effekte in das Geschehen bringen, überzeugt Trautmann im Gesamtbild auf fast ganzer Linie. Unter dem Strich bleibt die definitive Schauempfehlung, auch für ausgemachte Fußballmuffel.
Trautmann läuft ab dem 14. März 2019 in den deutschen Kinos.
Unsere Wertung:
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