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Cogburn, Mattie und LaBeauf reiten der Kamera entgegen durch eine Wüste

True Grit

Das Remake des gleichnamigen Western-Klassikers von 1969 stellt ein kleines Mädchen in den Mittelpunkt, das sich zahlreichen Gefahren entgegenstellen muss, um den Mörder ihres Vaters zu finden. Können die Coen-Brüder auch dieser Geschichte ihren persönlichen Stempel aufdrücken und ein zeitloses Meisterwerk schaffen, oder fehlt True Grit doch das gewisse Etwas?

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TitelTrue Grit – Vergeltung (OT: True Grit)
Jahr2010
LandUSA
RegieJoel und Ethan Coen
DrehbuchJoel und Ethan Coen
GenreWestern, Drama
DarstellerHailee Steinfeld, Jeff Bridges, Matt Damon, Josh Brolin, Barry Pepper, Dakin Matthews, Paul Rae, Ed Corbin
Länge110 Minuten
FSKAb 12 Jahren freigegeben
VerleihParamount Home Entertainment
Die Hauptfiguren stehen aufgereiht nebeneinander und sehen in die Kamera
Offizielles Boxart zu True Grit © Paramount Home Entertainment

Worum geht’s in True Grit?

Im Jahre 1878 wird in einer kleinen amerikanischen Siedlung ein Mann aus Habgier von einem von ihm angeheuerten Arbeiter erschossen. Obwohl der Mörder bereits über alle Berge zu sein scheint, macht sich die Tochter des Mannes, die 14-jährige Mattie, auf, den Täter zu finden und ihn für seine Tat hängen zu lassen. Doch das ist leichter gesagt als getan.

Die Behörden kümmert der relativ kleine Fall nicht, immerhin werden im Wilden Westen ständig Leute erschossen. Noch dazu macht die zwar sehr hartnäckige, aber noch immer minderjährige Mattie nicht besonders viel Eindruck auf die ortsansässigen Gesetzeshüter. Mit einer ordentlichen Summe findet sie aber einen Verbündeten im abgehalfterten Marshal Rooster Cogburn, der Mattie bei ihrer Suche im Indianer-Territorium unterstützt. Auch der Texas Ranger LaBeouf ist mit von der Partie, denn er hat mit dem Schützen noch eine Rechnung offen. So zieht das ungewöhnliche Dreigespann aus, den Mörder von Matties Vater zu finden und zu richten…

Cogburn, Mattie und LaBeauf reiten der Kamera entgegen durch eine Wüste
Die drei Protagonisten geben eine wirklich bunte Truppe ab © Paramount Home Entertainment

Coen-Film ohne Coen-Charme

Die Coen-Brüder Joel und Ethan haben einige zeitlose Klassiker der Filmgeschichte geschaffen: The Big Lebowski, Fargo, No Country for old Men… das sind alles herausragende Filme, die sich besonders durch die markante Note der beiden Regisseure auszeichnen. Leider fehlt diese Note True Grit so gut wie komplett, und das ist ein riesiges Problem. Der sonst so unterhaltsame Wortwitz und die teils absurde Situationskomik ihrer restlichen Werke fehlen hier vollkommen, und das nicht, weil der Film so ernst ist. Stattdessen bekommt man gerade zu Beginn eine ganze Menge Rohrkrepierer serviert, die einen doch nochmal einen zweiten Blick aufs Cover werfen lassen, um zu schauen, ob das wirklich ein Coen-Film ist.

Auch das erschreckend klischeehaft konstruierte Drehbuch tut True Grit keinen Gefallen. Hier läuft wirklich alles nach Schema F ab und macht den Film somit extrem vorhersehbar. Und damit meine ich nicht einmal nur die großen und wichtigen Handlungspunkte, sondern wirklich fast jede kleine Szene. Man schaut sich das Geschehen kaum zwei Minuten an und weiß direkt, woraus es hinauslaufen wird. Und auch wenn das immer noch ziemlich schick aussieht, langweilt man sich nur bis zum nächsten Szenenwechsel, wo das Ganze von vorne losgeht.

LaBeouf steht neben der am Boden liegenden Mattie, er hat ein Gewehr in der Hand,sie sieht verängstigt aus
Trotz der prinzipiell interessanten Charaktere will in True Grit einfach kein richtiges Coen-Feeling aufkommen © Paramount Home Entertainment

Hinzu kommen gerade gegen Ende noch einige Momente, die eher der Kategorie Deus ex Machina zuzuordnen sind. Die Ereignisse  geschehen also einfach aus dem Nichts und nur weil das Drehbuch es vorsieht, statt sich organisch und logisch zu entwickeln. Zwar kommen unsere Protagonisten dann mit einem blauen Auge davon, wirklich befriedigend fühlt sich das als Zuschauer aber nicht an. So wird das oft künstlich erzeugte Drama nicht mal sonderlich elegant aufgelöst, was einen unangenehmen Beigeschmack hinterlässt.

Solide statt herausragend

Das Drehbuch ist trotzdem keine Komplettkatastrophe, es ist einfach nur nicht sonderlich überraschend. Weil man von den Coens aber so viel besseres gewohnt ist, fallen die zahlreichen durchschaubaren Momente durchaus negativ ins Gewicht. Was man True Grit allerdings trotzdem nicht vorhalten kann, ist, dass der Streifen langweilig würde. Die knapp zwei Stunden vergehen wie im Flug, weil der Film ein ziemlich rasantes Tempo auffährt. Zwar kann man sich meistens denken, was passiert, durch das flotte Tempo wird man aber immer wieder in neue Szenarien geworfen, stets bei der Stange gehalten wird.

Über diese zwei Stunden baut man auch eine gute Bindung zu den Figuren auf, die besonders zum Ende hin für einige sehr emotionale Szenen sorgen. Und dass das Drehbuch so „klassisch“ gehalten ist, macht den Film auch nicht zwingend schlechter. Stattdessen schreit es nur nach einer vertanen Chamce, dieser erinnerungswürdigen Geschichte den typischen Coen-Spin zu verpassen, den sie verdient hätte.

Mattie wird von einem Banditen zurechtgewiesen, er zeigt mit dem Finger auf sie, sie schreckt zurück
Auch wenn die Dialoge hinter den Erwartungen zurückbleiben, kann man trotzdem mit den Figuren mitfühlen © Paramount Home Entertainment

Inszenierung auf höchstem Niveau

Wo True Grit allerdings auf ganzer Linie überzeugen kann, ist bei der Inszenierung seiner Geschichte. Hier stimmt wirklich von vorne bis hinten alles! Die Sets und Drehorte versprühen einen wahnsinnig atmosphärischen Wild-West-Charme und sorgen für die richtige Authentizität. Zwar wirkt alles etwas glattgebügelt und romantisiert, das passt aber durchaus zur Erzählung der Coen-Brüder. Es wurde auf zahlreiche historische Details geachtet, und wenn sie auch noch so klein sind. Vom Kostüm bis hin zur Ausstattung wirkt alles glaubwürdig und wird von der Kamera auch noch in grandiosen Bildern eingefangen, die an klassische Western erinnern.

Und tatsächlich noch beeindruckender ist das Schauspiel. Die 2010 noch recht junge Hailee Steinfeld, die man mittlerweile aus Filmen wie Bumblebee oder Pitch Perfect 2 & 3 kennt, sowie Matt Damon spielen ihre Parts grandios, doch das absolute Highlight ist mal wieder Jeff Bridges. Mit dem langen Mantel, der Augenklappe und dem ungepflegten Bart kauft man ihm den mürrischen Cowboy mit Handkuss ab, seine Sprache und seine Bewegungen erheben ihn aber in eine ganz andere Liga. Zwar ergibt sich daraus für Nicht-Muttersprachler im Originalton eine dringene Empfehlung für deutsche Untertitel, dafür wird die Atmosphäre dann aber perfekt abgerundet.

Mattie und Cogburn sitzen am Feuer, beide sehen bedrückt aus
Durch die tolle Optik kommt in True Grit jederzeit authentisches Wild-West-Feeling auf © Paramount Home Entertainment

Unser Fazit zu True Grit

True Grit hat im Kern alles, was es braucht, um ein typischer Coen-Klassiker zu werden: interessante und schrullige Charaktere, eine tolle Inszenierung und Atmosphäre und eine erinnerungswürdige Geschichte. Trotzdem schafft es der Film nicht, die zugegebenermaßen recht hohen Anforderungen an ein Werk des Regisseur-Duos zu erfüllen. Die Dialoge bleiben fast schon erschreckend langweilig, und besonders das unfassbar vorhersehbare Drehbuch ohne irgendwelche Überraschungen schadet dem Gesamteindruck enorm.

Was bleibt, ist eine fantastische Leistung des stets hervorragenden Jeff Bridges und ein schick in Szene gesetzter Western, der zwar durchaus unterhalten kann, allerdings weit hinter dem gewohnten Niveau der Brüder bleibt. Doch am Ende ist es mit Coen-Filmen eigentlich wie mit Pizza: Selbt die schlechtesten sind immer noch ganz gut. Empfehlung für alle Western-Fans, die eine ausgefallene Story suchen und dem Ruf der Regisseure zum Trotz nicht allzu viel erwarten.

Unsere Wertung:

 

 

 

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