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Der Thronsaal in Wakanda. Die Königin in der Mitte

Black Panther: Wakanda Forever

Der Vorgängerfilm ist mehr als nur ein Teil des MCU und mit dem Tod des Protagonisten ist der Druck auf die Fortsetzung nochmals gewachsen. Kann Black Panther: Wakanda Forever den Erwartungen – und dem Vermächtnis Bosemans – gerecht werden?

BLACK PANTHER: WAKANDA FOREVER Trailer German Deutsch (2022) Disney+

TitelBlack Panther: Wakanda Forever
Jahr2022
LandUSA
RegieRyan Coogler
DrehbuchRyan Coogler, Joe Robert Cole
GenreAction, Abenteuer, Sci-Fi/Fantasy
DarstellerLetitia Wright, Lupita Nyong’o, Martin Freeman, Winston Duke, Danai Gurira, Florence Kasumba, Dominique Thorne, Michaela Coel, Tenoch Huerta, Mabel Cadena, Alex Livinalli, Angela Bassett
Länge161 Minuten
FSKab 12 Jahren freigegeben
VerleihDisney
Das Poster von Black Panther: Wakanda Forever zeigt oben die Protagonisten und gespiegelt unten die Gegenspieler.
Das Poster zum Film © 2022 MARVEL

Black Panther: Wakanda Forever – Die offizielle Inhaltsangabe

Königin Ramonda (Angela Bassett), Shuri (Letitia Wright), M’Baku (Winston Duke), Okoye (Danai Gurira) und die Dora Milaje (u.a. Florence Kasumba) kämpfen nach dem Tod von König T’Challa darum, ihre Nation vor intervenierenden Weltmächten zu schützen. Die Wakandaner nehmen ihr nächstes Kapitel in Angriff und die Helden müssen sich zusammenschließen, um mit Hilfe von Elitekriegerin Nakia (Lupita Nyong’o) und Everett Ross (Martin Freeman) einen neuen Weg für das Königreich Wakanda zu beschreiten. Neben Tenoch Huerta als Namor, dem König einer verborgenen Unterwassernation, sind außerdem Dominique Thorne, Michaela Coel, Mabel Cadena und Alex Livanalli zu sehen.

! Spoilerfreie Kritik !

Diese Rezension soll ohne Spoiler auskommen, weil die Beurteilung von Black Panther: Wakanda Forever auch davon abhängt, wie man etwaige Wendungen aufnimmt. Bei diesem Beitrag steht nur im Zentrum, was bereits aus den Trailern heraus bekannt war. 

Einordnung ins Marveluniversum – Der Umgang mit dem Tod Bosemans

Der erste Teil rund um den schwarzen Panther und das geheimnisvolle, hochentwickelte Land Wakanda war ein Welterfolg. Vor allem für die Black Community in den Vereinigten Staaten war dieser Teil des MCU mehr als nur eine weitere Blockbuster-Produktion. Black Panther war ein Statement für Repräsentation und Chadwick Boseman als Titelheld schnell weit über den Film hinaus zur Ikone geworden. Umso schockierter reagierte die ganze Welt auf die plötzliche Nachricht seines Ablebens. Wie sollte nun das Studio mit der Figur innerhalb des Cinematic Universe verfahren? Nachdem es kurz auch Gerüchte um eine Neubesetzung gab, war jedoch schnell klar, dass man auch innerhalb der filmischen Realität den Tod thematisieren will und muss. T’Challa ist nun also vor dem Beginn der Handlung von Wakanda Forever verstorben. Die Frage um sein Vermächtnis ist das Herzstück des Plot des Sequels.

Abgesehen davon, dass der Film auf etablierte Mechanismen des direkten Vorgängers wieder zu sprechen kommt und ein Stück weit auch die Ereignisse von Avengers: Endgame thematisiert werden, steht Wakanda Forever erfreulicherweise recht autark innerhalb des Marvel-Kosmos da. Nur bei der Figur der CIA-Chefin ist es ein großer Vorteil, wenn man auf dem aktuellen Stand ist, was die Serien des MCU bei Disney Plus anbelangt. Des Weiteren führt man hier mit Riri Williams eine neue, junge Figur ein, die im Laufe des Jahres mit Ironheart ihre eigene Miniserie bekommen wird. Dass man sie ausgerechnet in diesem Werk dem Publikum vorstellt, wirkt an der ein oder anderen Stelle schon etwas kalkuliert und fügt sich nicht ganz so organisch in die Wakanda-Welt ein, wie es sich die Macher vielleicht gedacht haben. Trotzdem stimmt ohne Zweifel zwischen Shuri und Riri die Chemie, sodass sie kein kompletter Fremdkörper bleibt.

Der Black Panther im Dunkeln. Wakanda Forever
Der neue Black Panther – Wer steckt unter der Maske? © 2022 MARVEL

Weichenstellungen und tonale Einordnung

Es ist schon seit längerer Zeit darüber hinaus bekannt, dass auch eine Serie in Entwicklung ist, die die Dora Milaje in den Mittelpunkt stellen wird. An der ein oder anderen Stelle werden hier schon Hinweise gestreut, in welche Richtung diese Show dann gehen könnte. Insgesamt jedoch ist der zweite Teil von Black Panther auch tonal von den meisten MCU-Beiträgen der letzten Jahre abgesetzt. Wenn überhaupt, dann war The Eternals noch vergleichbar ernst und kam ebenso nahezu komplett ohne den augenzwinkernden Humor aus, der sich sonst durchs filmische Universum zieht.

Das Überthema – auch durch die äußeren Einflüsse bedingt – von Wakanda Forever ist nun einmal Trauer und um dies nicht zu verwässern, hat man Comic-Relief-Momente und freche One Liner fast komplett aus dem Skript getilgt. Das wiederum führt jedoch dazu, dass die vereinzelten Witze, die noch im Film sind, sich tatsächlich komplett deplatziert anfühlen. Da in einem Nebenhandlungsstrang rund um den von Freeman gespielten Agenten Ross der Großteil davon stattfindet, ist es auch dieser Strang, der immer wieder die Stimmung in negativer Weise bricht. Die Figur von Martin Freeman will nicht wirklich ins ansonsten stimmige Gesamtbild passen, seine CIA-Partnerin, die man auch schon aus einigen Post-Credit-Szenen kennt, ist sogar einer der größeren Kritikpunkte im Film. Zum Glück sieht man diese beiden nur in wenigen Momenten.

Der Einstieg ist dem alten König gewidmet

Ein emotionaler Höhepunkt spielt sich in Wakanda Forever direkt in der ersten Viertelstunde ab. Denn hier steht der Abschied von T’Challa im Fokus und jedem der Darstellerinnen und Darsteller ist sichtlich anzumerken, dass hier auch der Tod des Schauspielers nochmals on camera betrauert wird. Sogar das Marvel-Studios-Intro ist Boseman gewidmet. Jeder Zuschauer wird beim Anblick der authentisch daherkommenden Zeremonie etwas Gänsehaut bekommen.

Weltpolitik im Vorbeigehen

Nach einem einjährigen Zeitsprung beginnt die Haupthandlung mit einer Konferenz in der Schweiz, bei der nochmals die Stellung Wakandas in der Welt herausgearbeitet werden soll. Wie schon in Teil 1 wird auch hier der politischen Dimension des Gedankenspiels, was wäre, wenn es eine Nation mit einem so außergewöhnlichen Monopol auf einen Rohstoff, Vibranium, gäbe, Raum gegeben. Dieser wird jedoch auf fragwürdige Art genutzt: Denn egal für was man das seltene Metall analog auf unsere Realität überträgt, der Anspruch, die beanspruchte Überlegenheit auf intellektueller und moralischer Ebene und die fast schon als protektionistisch einzustufende Haltung der Wakandaner will nicht wirklich in das Bild der eigentlich als ach so fortschrittlichen fiktiven Nation und die Idee des Afro-Futurismus passen, die eigentlich von T’Challa auch in Teil 1 etabliert und verteidigt wurde.

Sollte man diese Ebene zu sehr hinterfragen, dann würde man definitiv ein negativeres Bild von Wakanda bekommen, als das, was man sicherlich mit diesem doch als Botschaft für Fortschritt der Zivilisation gedachten Prototypen-Staates zeichnen will. Genauso wenig sollte man auch die Ziele des neuen Antagonisten auf die Goldwaage legen. Ja, auch Namor bezieht seine Motivation aus einer ähnlichen Trauersituation heraus, wie Shuri, doch irgendwie wirkt seine Radikalität etwas aus der Luft gegriffen. So als habe man halt einen Anlass gebraucht, um in diesem Film einen Konflikt lostreten zu können.

Shuri trägt den Film nicht

Der insgesamt größte inhaltliche Knackpunkt ist in Wakanda Forever aber, dass man sich entschieden hat, Shuri zur Protagonistin zu machen. Das geht aus mehreren Gründen nicht ganz auf. Der erste ist, dass Letitia Wright in Teil 1 quasi als frecher Gegenpol zu ihrem reifen, bedachten Bruder etabliert wurde und in der Fortsetzung nun komplett ohne ihre Lockerheit auskommen muss. Klar, wird dies in ihren Verlusten begründet, aber die gewachsene Verantwortung, die nun auf ihren Schultern lastet, macht auch der Schauspielerin spürbar zu schaffen. Die Präsenz von Chadwick Boseman fehlt einfach, Shuri wird dieses Erbe zum Verhängnis, denn – und dafür kann die Darstellerin nichts – ist sie nun mal nicht die große Sympathieträgerin wie der verstorbene Star. Das führt letztlich dazu, dass dem zweiten Teil die große Heldenfigur abgeht und damit eine wichtige Komponente fehlt.

Der zweite Grund ist, dass wie bei Namor auch die Sinneswandel und Motivationen von Shuri nicht immer plausibel sind, da sie auch – und das ist bei der enormen Lauflänge erstaunlich – nicht gut vorbereitet werden. Erfreulich ist, dass das Zusammenspiel vor allem zwischen dem größtenteils weiblichen Hauptcast sehr gut funktioniert. Ob Lupita Nyong’o, die neue Figur von Michaela Coel, Dominique Thorne oder an vorderster Stelle Angela Bassett – die Frauen glänzen mit ihrer Power und Aura. Danai Guriras Okoye ist hier nochmals wichtiger als im ersten Film und auch wenn der ein oder andere mit ihrer Art sicherlich auch weiterhin nicht zurecht kommt, sie hat doch etwas absolut einzigartiges an sich und fasziniert damit das Publikum in vielen Szenen.

Hammer Musik und sensationelle Kostüme

Die Atmosphäre wird wieder zu einem Gros bestimmt durch den Soundtrack. Für diesen zeichnet hier Ludwig Göransson verantwortlich. Der Schwede ist vor allem für seine Arbeit am Mandalorian-Score inzwischen ein großer Name im Filmmusikgeschäft. Die Mischung aus afrikanischer Musik, Reggae, einer Prise Folklore, R’n’B und Hip Hop geht hier voll auf und sorgt vor allem im lauten Kino für eine zusätzliche Immersion. Daneben ist aber auch nochmal anzumerken, wie fantastisch, detailreich und liebevoll in Wakanda Forever die Kostüme sind. Die Outfits sind nicht nur aufwendig, sondern beispielsweise in ihrer Farbgestaltung auch symbolbeladen. Auch die neue Welt von Talocan bekommt durch einen wiederum einzigartigen Stil bei der Kleidung und Maske sofort Wiedererkennungswert.

Insgesamt kann man die Unterwasserwelt und -szenen eigentlich nur loben. Man hebt sich deutlich von Aquaman ab und spielt gekonnt mit Mythologie und Geschichte. Beispielsweise die Sirenen als Kampfstrategie einzuweben oder domestizierte Wale als Unterstützung in den Schlachten einzusetzen sorgt für tolle Bilder und zeugt von Kreativität.

Winston Duke als M'Baku in Wakanda Forever. Er steht bis zum Unterleib im Wasser und zeigt mit einem Arm nach links.
Winston Duke als M’Baku © 2022 MARVEL

Der Schnitt torpediert den Einfallsreichtum

Während die Optik einerseits ein absoluter Augenschmaus in den langsamen Kamerafahrten und Standbilder ist, gibt es doch Abzüge in der B-Note, wenn es um den Schnitt in den Kämpfen geht. Und dieses Manko ist leider nicht ganz unerheblich. Vor allem in der finalen Schlacht – ohne zu verraten wer dort genau auf wen trifft – verliert man teilweise komplett die räumliche Orientierung. Dabei ist der Schauplatz eigentlich cool und die diversen Waffen und Kampfstile, die dabei aufeinandertreffen, machen wirklich Laune. Den Tiefpunkt bildet dann ausgerechnet das finale Duell, das wirklich durch den Schnitt komplett entstellt wird und zusätzlich unter der Zahmheit der Disney-Politik leidet. Weiterhin darf im MCU kein Blut fließen. Und das ist wirklich absurd, wenn man sich überlegt, wie viele Leute im Laufe dieses Film in Kriegsfilm-artigen Sequenzen teils sogar recht grausam das Zeitliche segnen.

Erneut ist also auch in diesem MCU-Blockbuster das Finale dann doch nur eine austauschbare Klopperei, die im CGI-Wust jedweden Charme verliert. Und über eine der miesesten Verfolgungsjagden der letzten Filmjahre, die sich im ersten Drittel von Wakanda Forever in einer amerikanischen Metropole abspielt, hüllen wir an dieser Stelle am Besten komplett das Schweigen…

Unser Fazit zu Black Panther: Wakanda Forever

Black Panther: Wakanda Forever ist bei allen Kritikpunkten und der über zweieinhalb Stunden Laufzeit ein kurzweiliges, unterhaltsames Kinoabenteuer. Die politischen Botschaften darf man auf keinen Fall für bare Münze nehmen, denn derer war man sich mit Sicherheit selbst nicht bewusst. Und dass das Erbe von Chadwick Boseman schwer wäre auszufüllen, dessen war sich auch jeder Fan im Klaren. Letitia Wright versucht ihr Bestes, aber kann die übermenschliche Verantwortung nicht schultern. Dem Film fehlt es nicht an Herz, aber an den ganz klaren Protagonisten und ein weiteres Mal auch an einem starken Antagonisten. Für Kostüm-Porno-Fans ist Teil 2 dieser Reihe wahrlich ein Fest – für Fans übersichtlicher Action weniger. Und wer die MCU-Projekte wegen der Selbstironie schätzt, der wird diesmal auch nicht auf seine Kosten kommen, denn ernster war bislang kaum ein Beitrag.

Black Panther: Wakanda Forever ist seit dem 9. November 2022 in den deutschen Kinos zu sehen!

Unsere Wertung:

 

 

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Zuletzt aktualisiert am 11. November 2022 um 14:09 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

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