Die Begriffe Co-Working Space oder Shared Offices dürften heutzutage jedem bekannt sein – doch erinnert ihr euch auch an das Unternehmen dahinter? In der Dramaserie WeCrashed von AppleTV+ werden Jared Leto und Anne Hathaway in den Rollen von Adam und Rebekah Neumann beim Aufbau des einst gefeierten Unternehmen WeWork begleitet. Ob sich die Serie lohnt oder doch ein Flop ist, das erfahrt ihr in unserer Kritik.
Titel | WeCrashed |
Jahr | 2022 |
Land | USA |
Regie | John Requa, Glenn Ficarra |
Drehbuch | Drew Crevello, Lee Eisenberg |
Genre | Serien |
Darsteller | Anne Hathaway, Jared Leto, Kyle Marvin, O. T. Fagbenle |
Länge | 8 Folgen je circa 60 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren freigegeben |
Verleih | Apple TV+ |
Die Handlung von WeCrashed
New York 2017: Adam Neumann (Jared Leto) hat die Vision ein großer Unternehmer zu werden. Er ist hochmotiviert und will mit seinen Produkten auch konkrete Probleme lösen – so verkauft er beispielsweise Babykleidung mit verstärkten Knien oder Frauenschuhe, deren Absatz man entfernen kann. Aber trotz seiner Überzeugung und seines Charmes, hat er mit seinen Produkten eher mäßigen Erfolg. Dementsprechend ist er weiterhin auf der Suche nach der einen Idee, die ihm endlich zum Durchbruch verhelfen kann.
Schließlich kommt ihm tatsächlich ein genialer Einfall, der das Potenzial hat seinem Zukunftstraum des erfolgreichen Geschäftsmannes gerecht zu werden: Shared Office Spaces (deutsch: geteilte Arbeitsplätze). Schnell kann er auch seine Partnerin Rebekah (Anne Hathaway) und seinen Freund Miguel McKelvey (Kyle Marvin) mitreißen. Besser gesagt, gewinnt er Miguel sogar als Geschäftspartner und beide gründen, mithilfe eines Investors, rasch die Firma Greendesk. Nachdem der erste Erfolg eintritt, möchte vor allem Adam schnell expandieren, er strebt schließlich nach weitaus Größerem.
Jedoch ist der Geldgeber gar nicht überzeugt von dieser Absicht. Folglich lassen sich Miguel und Adam von ihm auszahlen, wodurch sie erstmalig über ein größeres Budget verfügen. Dieses nutzen die Beiden direkt um eine neue Firma zu gründen, welche ebenfalls das Konzept von Co-Working Spaces vertritt – WeWork ist geboren.
In den folgenden Jahren wächst WeWork zu einem der wertvollsten Start-Ups der Welt heran. Aber ist dieser Erfolg von Dauer oder steht der Fall schon bevor?
Übrigens ist die Story nicht nur alleinig von den Machenschaften der Neumanns inspiriert. Eine tragende Rolle nimmt hier auch der Podcast WeCrashed: The Rise and Fall of Work ein. Genauso wie die Apple-Produktion widmete sich dieser schon vor einigen Zeit der Geschichte rund um das einstige Start-Up.
Genial oder Größenwahnsinnig?
Einerseits erzählt WeCrashed die Geschichte des Start-Ups WeWork, die mit ihrem Konzept von flexiblen Arbeitsplätzen den amerikanischen Immobilienmarkt auf den Kopf stellten und als das überbewerteste Unternehmen der Welt galt. Andererseits gibt die Serie Einblick in das Leben und Denken der Person Adam Neumann. Er gilt als exzentrisch, teils gar narzisstisch und dennoch charismatisch – somit ist ein emotionales Feuerwerk garantiert.
Wer könnte also besser für diese Rolle geeignet sein als Jared Leto? Und wie nicht anders von ihm gewohnt, liefert er hier eine großartig Performance ab. Zwar wirkt die Darstellung teilweise etwas überspitzt und unrealistisch, denn er spielt Adam Neumann mit einer starken Theatralik und einem klaren Hang zum Größenwahn. Mitunter fragt man sich als Zuschauer:in daher, ob das Schauspiel wirklich der Persönlichkeit des Geschäftsmanns entspricht oder ob sich hier ein Stück weit Fiktion ausbreitet. Doch schaut man etwas hinter die Kulissen, beschreiben ihn seine Mitmenschen genau so. Folglich scheint die Darstellung in der Serie also sehr treffend.
Weiterhin begleiten wir den CEO, wie er stetig von einer Geschäftsidee zur nächsten springt, auf der Suche nach dem (nächst größeren) Durchbruch und er vollkommen von sich und seinen Vorhaben überzeugt ist. Leto schafft es mit seiner Performance definitiv auch das Publikum mitzureißen und mit seiner Präsenz zu faszinieren. Aber nicht nur das, Zuschauende bekommen auch zu sehen, wie er mit wachsender Macht und Erfolg immer uneinsichtigerer wird und keine Kritik akzeptieren kann. Demgemäß kommt es zu Konfliktsituationen, die ebenfalls nahbar herübergebracht werden.
Insgesamt wird hier durch starkes Schauspiel eine Entwicklung der Hauptfigur aufgezeigt, die durchaus auch für Betrachtende zu spürbaren Höhen und Tiefen führt. Übrigens lohnt sich auch der Originalton, da er einen authentischen israelischen Akzent imitiert, was die Figur Adam Neumann zusätzlich greifbar macht.
Money, Money, Money
Wie bereits das Coverbild der Serie erahnen lässt, spielt Geld durchgängig eine zentrale Rolle und wird durch dicke, weiße Buchstaben auch regelmäßig in der Serie visualisiert. Auch die Tatsache, dass die Geschichte von WeWork wohl kein Happy End hat, vermag der Titel schon verraten. Demgemäß startet WeCrashed direkt in der ersten Folge schon mit Auszügen des vermeintlichen „Absturzes“ von WeWork im September 2019.
In der anschließenden Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte wird aber auch deutlich gezeigt, was dieses Unternehmen so besonders machte und worin der sogenannte Hype um das Start-Up sowie dessen Gründer liegt. Beispielsweise sah der CEO darin in erster Linie eine Community und nicht die Vermietung von Arbeitsplätzen. Nichtsdestotrotz bleibt Geld ein dauerhaftes Thema und scheint in seinen Visionen nicht immer den Realitätsbezug zu finden. Zwischen kuriosen Ideen, fragwürdigem Umgang mit Mitmenschen oder persönlichen Höhenflügen, schafft es die Serie, die finanzielle Lage um das Unternehmen jederzeit plausibel darzustellen. Beispielsweise wird WeWork kurzerhand als Technologieunternehmen präsentiert, um die hohe Firmenbewertung zu rechtfertigen.
AppleTV+ schafft es mit der Serie den Stoff anschaulich zu repräsentieren, ohne in kompliziertes Business-Jargon zu verfallen. Insgesamt ist die Geschichte ein klassisches Beispiel, für einen Gründer der um jeden Preis wachsen will und dem es nur darum geht die Bewertung seines Unternehmens in die Höhe zu treiben ohne über die Folgen seines Handelns nachzudenken und dem man viel zu spät Einhalt gebietet.
Muse, Seelenverwandte oder Geschäftspartnerin?
Im Gegensatz dazu wird die ebenfalls auf dem Cover angekündigte Liebesgeschichte dadurch eher zur Nebensache. Anne Hathaway spielt Rebekah Paltrow, die später die Frau an der Seite von Adam Neumann wird. In WeCrashed können wir die beidem ab dem ersten Kontakt begleiten.
Anfangs wird der Eindruck vermittelt, als wäre Rebekah eine Art Muse für Adam, die ihm die fehlende Inspiration schenkt. Sie vermittelt Gutmütigkeit, Spiritualität und scheint fest mit beiden Füßen auf dem Boden zu stehen. Es ist nicht abzustreiten, dass beide sich nicht direkt ähnlich sind oder eine perfekte Harmonie zwischen ihnen herrscht. Jedoch scheinen sich die Figuren mit diesen Eigenschaften in irgendeiner Weise perfekt zu ergänzen. Mit der Zeit steckt Adam Rebekah jedoch mit seinem Größenwahn und seinen unrealistischen Visionen an und sie wird eine unkritische Unterstützerin von ihm und bestärkt ihn sogar noch in seinen Vorhaben.
Doch letztendlich steht sie immer im Schatten ihres Mannes. Zunehmend scheint sie ihr Leben in der zweiten Reihe zu stören, weshalb sie sich eigene Projekte im WeWork Umfeld sucht, mit denen sie erfolgreich sein will. Aber kann Rebekah sich aus dem Schatten ihres Mannes befreien und übersteht ihre Beziehung diese Spannungen?
Abgesehen davon bleibt die Dynamik der Beziehung ein Rätsel. Die gewollte Liebesgeschichte zündet in der Serie nicht. Anne Hathaway macht ihre Sache zwar gut und auch ihre Figur zeigt während des Verlaufs eine glaubhafte Entwicklung auf. Aber es bleibt bis zum Schluss fragwürdig, welche Rolle sie wirklich im Leben von Adam und bei WeWork einnimmt. Und leider wird sie an der Seite von Jared Leto vernachlässigt und wird daher austauschbar.
Natürlich könnte man die Liebesgeschichte auch weitaus umfangreicher ansehen. Beispielsweise als die Liebe von Adam (und Rebekah) zu ihrem Unternehmen. Jedoch bleibt das nur eine weitere Spekulation.
Unser Fazit zu WeCrashed
In der Dramaserie von AppleTV+ wird ein authentischer und plausibel erklärter Einblick in die Entwicklungsgeschichte des einstigen Start-Ups WeWork geliefert. Aufgrund der medialen Berichterstattung, insbesondere über den Vorfall im Jahr im 2019, geht mitunter leider viel Spannung verloren. Aber auch ohne Vorkenntnisse ist das Geschehen relativ vorhersehbar.
Am Ende bleibt also die Frage, wer eigentlich die Zielgruppe der Serie sein soll. Fans von Jared Leto und Anne Hathaway können durchaus einen Blick riskieren und dürften, besonders von der Darstellung des Adam Neumann, nicht enttäuscht werden. Jedoch ist fragwürdig, ob Interessierte an der Geschichte von WeWork einschalten werden. Denn leider ist die Serie mit acht Folgen zu je circa einer Stunde alles andere als kurzweilig. Hier ist vermutlich eher der gleichnamige Podcast zu empfehlen, der die Thematik in kürzerer Zeit auf den Punkt trifft.
WeCrashed kann ab 18. März 2022 bei AppleTV+ gestreamt werden.
Unsere Wertung:
Kundenbewertungen Unverb. Preisempf.: € 5,99 Du sparst: € 5,19 | Kundenbewertungen Unverb. Preisempf.: € 10,99 Du sparst: € 3,97 |
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