Servus! Mit Weißbier im Blut lädt uns eine schwarzhumorige Krimikomödie inklusive einer gehörigen Portion Lokalkolorit in die Kinos ein. Ob das klappt? Das erfahrt ihr in unserer Kritik!
Titel | Weißbier im Blut |
Jahr | 2021 |
Land | Deutschland |
Regie | Jörg Graser |
Drehbuch | Jörg Graser |
Genre | Krimi, Komödie |
Darsteller | Sigi Zimmerschied, Brigitte Hobmeier, Luise Kinseher, Johannes Herrschmann, Max Schmidt, Eva Sixt, David Zimmerschied, Gerhard Wittmann |
Länge | 96 Minuten |
FSK | ab 12 Jahren freigegeben |
Verleih | Tobis |
Die Handlung von Weißbier im Blut
Ihre Aufklärungsquote tendiert gegen Null. Sie sind der schlechteste Mordkommissar von ganz Niederbayern, wahrscheinlich sogar von der ganzen Welt!
Früher, da war Kommissar Kreuzeder (Sigi Zimmerschied) eine ganz große Nummer, der beste im ganzen Morddezernat. Heute hingegen verbringt der resignierte Beamte seine Zeit lieber im Wirtshaus bei Schweinebraten und Weißbier. Anstatt Fälle aufzuklären, ertränkt Kreuzeder sein fatalistisches Weltbild in Alkohol und flirtet mit Kellnerin Gerda (Luise Kinseher). Als ihm sein Vorgesetzter, Kriminaloberrat Becker (Johannes Herrschmann), mit der Klärung eines neuen Mordfalls auf einem heruntergekommenen Bauernhof betraut, reagiert dieser entsprechend widerwillig.
Denn auf einem kleinen Bauernhof im tiefsten Niederbayern wurde eine zuerst nicht identifizierbare Leiche entdeckt, die in einen laufenden Mähdrescher geraten ist. Ein Unfall ist ausgeschlossen. Der Verdacht liegt erst einmal auf der kauzigen Inhaberfamilie rund um den Bauern Holzner (Max Schmidt). Denn dessen Hof, der ist hochverschuldet und soll gepfändet werden. Wenn die heimatliche Idylle und die urige Tradition langsam verschwindet, dann treibt das Kreuzeder nur tiefer in den Strudel aus Alkoholsucht und Existenzangst. Nachdem daraufhin allerdings auch noch vonseiten Beckers eine psychologische Tauglichkeitsprüfung bei Polizei-Psychologin Dr. März (Brigitte Hobmeier) angesetzt wird und der Neuling Klotz (David Zimmerschied) den Fall übernimmt, wird Kreuzeder doch noch bei seiner Berufsehre gepackt.
Einer geht noch
Auch Weißbier im Blut reiht sich nahtlos ein in all die Krimi-Filme mit Lokalkolorit, die sich in den letzten Jahren in Deutschland größter Beliebtheit erfreuen. Ob nun der Tatort, Pfarrer Braun, Polizeiruf 110, Hubert und Staller oder die Eberhofer-Filme: Heimatkrimi boomt! Insbesondere mit letzterer Filmreihe lässt sich der Film von Jörg Graser, der sich auch für Drehbuch und Buchvorlage verantwortlich zeigt, wohl am ehesten vergleichen. Ein wenig ernster, ein bisschen gedämpfter, aber im Kern ins gleiche Horn blasend. Apropos blasend: der Soundtrack des Films zeigt sich typisch bayrisch. Blasinstrumente, Maultrommeln und hier und da eine Pauke.
Passend zum Gemüt des Protagonisten nicht unbedingt leicht, eher melancholisch und gedrückt. Insbesondere Sigi Zimmerschied verleiht Kreuzeder mit seiner darstellerischen Leistung durchaus eine gewisse Tiefe, die im Drehbuch nicht unbedingt mitschwingt. Auch der Rest des Ensembles, das man in Person von Max Schmidt und Gerhard Wittmann mitunter ebenso aus den Eberhofer-Krimis kennt, macht seine Sache gut. Lediglich Brigitte Hobmeier weiß nicht so recht etwas mit der seltsam angelegten Rolle der Psychologin Dr. März anzufangen.
Und wer kann es ihr verdenken? Irgendwann zum festen Sidekick von Kreuzeder werdend, ist die Figur von Dr. März oft nur zur Auflockerung der x-ten Wirtshaus-Szene da, während ihre psychologischen Analysen regelmäßig wie reinste Küchenpsychologie anmuten. Dass ein psychologisches Täterprofil dann wirklich bei einem Glas Weißwein in der Küche erstellt wird, setzt dem ganzen die Schaumkrone auf.
Süffig, aber schal
Wie so oft in diesem Sub-Genre rückt der Fall irgendwann in den Hintergrund. Während man den Kommissar in teilweise anstrengend hoher Frequenz bei seinen Alkoholexzessen begleitet, fühlen sich auch die oft psychologischen Gespräche und bissigen Wortwechsel ein wenig oberflächlich an. Gewiss, Langeweile kommt keine auf, allerdings fehlt dann doch das Besondere, die Würze. Die bittere Note des Films verkommt so schnell zum Selbstzweck, denn darüber hinaus wirkt es so als hätte man eigentlich nichts zu erzählen. Wenn beispielsweise Kriminaloberrat Becker zweimal die identische Bemerkung über die Aufklärungsquote von Kreuzeder äußert, wirkt das mehr wie Füllmaterial denn Inhalt. Schade, denn der Fall und die Situation der kleinen, ländlichen Bauern hätten sicherlich Potenzial geboten für einen ansprechenden Subtext, dessen Ansatz wohl leider zugunsten eines breiteren Publikums verworfen wurde.
Zwar taucht Weißbier im Blut dafür tief in den Charakter seiner Hauptfigur ein, jedoch weckt diese eigentlich nur aufgrund der hervorragenden Schauspielleistung von Sigi Zimmerschmied Interesse. Denn so richtig erschließen mögen sich die Beweggründe von Kreuzeder nämlich auch nach dem Film nicht. Worauf sich die krasse Wandlung in seiner Karriere und seiner Persona begründet, bleibt offen. Die eigentliche Krimi-Geschichte indes wird irgendwann zugunsten eines schwarzhumorigen Endes ein bisschen rasant abgefrühstückt, wie der letzte Schluck Bier, wenn das nächste schon daneben steht.
Unser Fazit zu Weißbier im Blut
Insgesamt schmeckt das alles schon ganz gut, aber eine richtige Geschmacksnote lässt sich nicht herauslesen. Zu hoch war der Anspruch gleichzeitig bitter, tiefgründig, humorvoll und interessant zu sein. Das reicht zwar nicht, um mit etwaigen anderen Genre-Vertretern konkurrieren zu können, Potential hätten die kurzweiligen Charakterdarstellungen allerdings durchaus geboten. Letztlich sollten Fans des Genres auf jeden Fall mal reingucken, alle anderen werden die Zeit wohl eher bereuen – wie das fünfte Weißbier im Blut.
Weißbier im Blut ist seit dem 27. Mai 2021 in den ersten Kinos in Bayern zu sehen und wird sukzessive nach Pandemie-Situation in weiteren Kinos deutschlandweit starten. Der offizielle Kinostart ist der 01.07.2021.
Unsere Wertung:
Kundenbewertungen | Kundenbewertungen Unverb. Preisempf.: € 7,99 Du sparst: € 0,60 |
© Tobis
P E I N L I C H
Grandios.
Ein großartiger, hintergründiger, subtil humorvoller Film mit einer starken Botschaft und vielen fantastischen Schauspielern. Na klar, man muss diese (nieder)bayerische Art auch mögen. Ich, als Nordlicht, mag’s. Im Genre sicherlich sicherlich mit ganz oben an der Spitze. Unbedingte Empfehlung.