Regisseur und Oscarpreisträger Steven Spielberg bringt passend zum 60. Jubiläum des Originals sein Remake des Broadway Musicals West Side Story in die Kinos. Ob er es schafft, in die großen Fußstapfen zu treten und wie sich das Remake im Vergleich zum Original schlägt, erfahrt ihr bei uns in der Review.
Titel | West Side Story |
Jahr | 2021 |
Land | USA |
Regie | Steven Spielberg |
Drehbuch | Tony Kushner |
Genre | Drama, Musical |
Darsteller | Ansel Elgort, Rachel Zegler, Rita Moreno, Ariana DeBose, David Alvarez, Corey Stoll, Brian d’Arcy James |
Länge | 155 Minuten |
FSK | Freigegeben ab 12 Jahren |
Verleih | Disney |
West Side Story – die Handlung
Im New York der 1950er Jahre rivalisieren zwei Banden von Jugendlichen über die Vorherrschaft in der Westside. Die amerikanischen Jets, angeführt von Riff (Mike Faist), und die aus Puerto Rico immigrierten Sharks, welche von Bernardo (David Alvarez) angeführt werden. Doch als wäre die Lage zwischen den zwei Banden nicht schon angespannt genug, verlieben sich der Jet Tony (Ansel Elgort) und die Schwester von Shark Frontmann Bernardo, Maria (Rachel Zelger), bei einem Tanzball ineinander. Das Geheimnis bleibt natürlich nicht lange gehütet und so kocht die Stimmung zwischen den Jets und der Sharks wegen den beiden noch weiter auf. Jetzt soll in einem fairen Kampf ein für alle Male darüber entschieden werden, wer das Sagen in der Westside hat.
Modernes im Alten
Spielberg hat die Essenz des Originals größtenteils beibehalten. West Side Story erzählt nicht nur im Kern die gleiche Geschichte, sondern übernimmt teilweise ganze Dialoge und Szenen eins zu eins. Trotzdem ist der legendäre Regisseur bemüht, dem Film zumindest in der Inszenierung einen eigenen Anstrich zu verpassen. Mit heutigen Mitteln ist das natürlich auch ganz gut möglich, weswegen das Musical auch beeindruckend schön aussieht. Neben tollen Wide-Shots in der Stadt gibt es auch ungewöhnlich viele Close-Ups zu bestaunen, bei denen man den Darsteller:innen fast schon in die Seele blicken kann.
Hier und da gibt es auch ein paar bewusste Änderungen zum alten Film. So wird beispielsweise der Ladenbesitzer Doc (Ned Glass) aus dem Original durch Rita Moreno ersetzt, die nun den Laden übernommen hat und als einzige aus dem alten Cast auch wieder dabei ist. Die Figur des Anybodys (Ezra Menas) wird noch deutlicher als Transgender gezeichnet als es im Original bereits der Fall war und bekommt deswegen auch ein wenig mehr Screentime. Auch die Sprachbarriere der Sharks wird deutlicher ins Licht gerückt. Viele der puerto-ricanischen Bande unterhalten sich in Spanisch und weisen sich untereinander darauf hin, dass sie ins Englische wechseln sollen. Das Ganze wirkt sehr organisch und nicht gezwungen, was den Film, obwohl er in den 1950er Jahren spielt, dezent progressiver erscheinen lässt.
Songs und Choreografie
Nicht nur die Handlung von West Side Story bleibt gleich, sondern auch die Songs. Diese sind zwar leicht in der Reihenfolge verändert, aber gleichen sonst mit Text und Ton dem Original. Das erfreut natürlich die Fans des Films von Robert Wise, trägt aber auch ein Problem mit sich, das ein neues Publikum abschrecken könnte. Gerade im Vergleich zu Musical-Filmen, die in den letzten Jahren erschienen sind, ist das Songwriting relativ drucklos und klassisch gehalten, wie man es bei einem Bühnenstück gewöhnt ist. Im Direktvergleich wirken die Songs aus beispielsweise Greatest Showman (Michael Garcey, 2017) sehr viel pompöser und poppiger oder ein Film wie La La Land (Damien Chazelle, 2016) diesbezüglich in allen Punkten greifbarer und emotionaler.
Dafür sind einige der Tänze neu choreografiert und inszeniert worden. So wird zum Beispiel die Sequenz beim Song „America“ von dem Dach der Sharks in die Straßen von New York verlegt, wo wesentlich mehr Statisten ihr Bestes dazu geben können und die Stimmung nochmal mehr angeheizt wird. Diese Änderungen und neuen Choreografien tun dem Film sehr gut und sorgen für eine gewisse Frische.
Die Darsteller:innen singen und tanzen natürlich alle selbst und liefern einen tollen Job ab. Ganz besonders Rachel Zelger als Marie hat eine wunderschöne Kopfstimme und scheut sich nicht, diese einzusetzen. Ansonsten gibt es keine besonderen Ausbrüche nach oben oder unten und jede:r Beteiligte hat sichtlich Spaß an dem Film.
Von der Bühne auf die Leinwand
Den Charme der Bühne hat Spielberg auch bei seiner Version von West Side Story beibehalten. Gerade bei der Lichtsetzung fällt auf, dass es sich ursprünglich um ein Bühnenstück handelt. So werden zum Beispiel viele Spots benutzt, um wichtige Charaktere hervorzuheben oder es kommt Licht ganz offensichtlich aus Richtungen, an denen keine Quelle dafür sein kann. Auch in der Kulisse macht er kein Geheimnis daraus: Viele der Schauplätze, an denen gesungen und getanzt wird, sind offensichtlich einer Bühne nachempfunden. Insgesamt schwingt der Broadway in der gesamten Inszenierung mit.
Unser Fazit zu West Side Story
West Side Story ist im Kern ein toller Film und ein gutes Musical, das eine relativ stringente Geschichte erzählt und wenig Überraschungen bietet, aber dem Original von 1961 leider nicht das Wasser reichen kann. Es ähnelt dem Vorbild viel zu sehr und gibt alteingesessenen Fans deswegen keinen Anlass, das Remake zu bevorzugen. Im Gegenzug könnte ein potenziell neues Publikum von der langen Laufzeit und den sehr Broadway-esquen Songs abgeschreckt werden, da diese zu wenig Druck und Emotion im Vergleich zu aktuellen Musicals bieten. Wem das nichts ausmacht und mit guter Tanzchoreografie etwas anfangen kann, wird mit dem Remake aber trotzdem auf seine Kosten kommen.
West Side Story läuft am 09. Dezember 2021 in den deutschen Kinos an.
Unsere Wertung:
Kundenbewertungen | Zuletzt aktualisiert am 10. November 2022 um 22:21 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr. |
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