White House Plumbers

Serienkritik zu White House Plumbers

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit allen Folgen der Miniserie. Auf Spoiler wird dennoch verzichtet soweit dies möglich ist.

You’re in California: look like you are having fun!

Anstatt eine weitere dröge Geschichtsstunde über den zigfach durchgekauten Watergate-Skandal abzuliefern, hat man allein durch die Wahl des Regisseurs David Mandel schon die satirische Richtung des Projekts vorgegeben. Denn Mandel ist in erster Linie bislang durch seine Mitarbeit an Curb Your Enthusiasm, Veep und Saturday Night Live aufgefallen. Auch in dieser Arbeit liegt der Fokus eindeutig auf der Satire, parodistisch ist das Ganze jedoch nicht, da trotz der pointierten Dialoge, der Situationskomik und dem Overacting des Cast, die historische Dimension zu jeder Zeit klar erkennbar bleibt.

Allstar-Cast im Career-High-Modus

Woody Harrelson ist bekanntlich ein Tausendsassa, wie er im Buche steht. Ob als charismatischer Gag-Garant in Zombieland oder als vom Gram zerfressener Ermittler in True Detective – er deckt das ganze Spektrum zwischen Comedy und Drama ab. Hier darf er nun einmal mehr eine seiner überdrehteren Darbietungen abliefern, samt Akzent und übertriebener Gestik. Das macht er so leicht und wie selbstverständlich, dass er allein White House Plumbers schon zu einer der unterhaltsamsten Starts 2023 macht.

Sein Partner wird von Justin Theroux gespielt, der hier mit riesigem Schnauzbart auch optisch schon sehr weit von seinen üblichen Rollen weg ist. Doch auch der Leftovers-Star hat sein komödiantisches Talent schon unter Beweis stellen können und bestätigt dies hier im Duett mit Harrelson. Die Selbstironie mit der die beiden Protagonisten ihre Charaktere aufladen schrammt zwar ab und an die Karikatur-Schwelle, aber alles in allem entsteht hierdurch erst der signifikante Stil, der nötig war, um diese Geschichte überhaupt interessant zu machen.

And: Fuck Kennedy!

Bis in die kleinste Nebenrolle ist die Besetzung mit bekannten Namen gespickt. Da fällt es schwer noch einzelne hervorzuheben. Ob Kiernan Shipka, Ike Barinholtz oder Domnhall Gleeson oder Toby Huss – alle bekommen ihre Momente und schaffen es dem Spagat zwischen Historiendrama und Satire in ihrer Darstellung gerecht zu werden. Vielleicht am ehesten noch einzeln zu würdigen ist „Cersei Lannister“ Lena Headey, die bislang in ihrer Karriere maximal in Fighting with my Family im Comedy-Sektor auffiel, aber hier durch ihre Schlagfertigkeit die ein oder andere Szene für sich einnehmen kann. Eine Kennenlernen-Szene der beiden Familien von Hunt und Liddy mitsamt Vorstellung der Kinder und Hitler-Reden auf Schallplatte, wird beispielsweise dank der Schauspielleistungen lange im Gedächtnis bleiben.

Die Realität schreibt die besten Geschichten

Die Geschichte von White House Plumbers ist so dubios, dass man sie sich nicht ausdenken kann. Musste man zum Glück ja auch nicht, denn sie basiert auf wahren, bislang nicht sonderlich ausgeschlachteten Begebenheiten, die sich im Dunstkreis des großen Skandals abgespielt haben. Dilettantentum in der höchsten Ebene, Verschlimm-Bessern durch Überheblichkeit und Betriebsblindheit des bürokratischen Apparats. Das sind die Themen, die hier zum Tragen kommen, aber mit Sicherheit auch zeitlose Probleme sind – und auch mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur im US-Politsystem, die ein oder andere skurrile Geschichte bedingt haben.

You’re an inside man, what are you doing outside?

Verpackt wird diese zeitgeschichtliche Kuriosität dem Anspruch von HBO angemessen in tolle Ausstattung und authentische Kostüme. Die Maske hat einen tollen Job geleistet. Und auch wenn die Szenen, in denen sich die ohnehin schon geschminkten Hauptdarsteller in ihren Rollen nochmal in Undercover-Kostüme zwängen, etwas Komisches an sich haben, so passt auch dies zum Stil der ganzen hochwertigen Produktion.