In Wild Zero muss die Kultband Guitar Wolf gegen Zombies und Außerirdische antreten. Kling komisch, ist aber so. Denn der Rock’n’Roll kennt keine Grenzen, und ob das auch für unsere Liebe zu diesem Film zutrifft, erfahrt ihr in unserer Review!
Wild Zero – Handlung
Der junge Ace (Masashi Endô) ist ein fanatischer Fan der Garagenband Guitar Wolf, reist ihnen zu jedem Konzert hinterher. An einer Tankstelle rettet er Tobio (Kwancharu Shitishai) vor einem Überfall und verliebt sich in sie. Die Ankunft von UFOs löst jedoch dort eine Zombie-Invasion aus, deren erste Opfer einige Yakuza werden, die zu einem Waffen-Deal unterwegs waren. Guitar Wolf, Bass Wolf und Drum Wolf müssen sich den Monstren stellen, zusammen mit einer feschen Waffenhändlerin. Doch dann gibt es da noch einen durchgeknallten Gangster, der den Musikern auch ans Leder will, weil sie ihm eine große Gold-Kugel gestohlen haben…
Rock’n’Roll!
Die genauso irre wie wirre Plotte mag für Stirnrunzeln sorgen, doch Wild Zero ist gewiss kein Film, der wert auf eine kohärente Erzählung legt. Vielmehr treibt Regisseur Tetsuro Takeuchi den Irrsinn, getrieben von genauso wilder wie lauter Punkrock-Musik, von Szene zu Szene immer weiter auf die Spitze. Er springt zuerst zwischen verschiedenen Personen hin und her, die sich plötzlich mit den einfallenden Zombies konfrontiert sehen. Während die Verbindung von Ace und Guitar Wolf etabliert schien, teilt sich gerade zwischen Fan und Band die Handlung. Wenn ersterer sich mit Tobio durchschlägt, treffen die anderen Nebenfiguren irgendwann auf die Punkrocker. Bandleader Guitar Wolf steht zudem immer mal wieder mit Ace in Kontakt, wenn der Fan eine magische Trillerpfeife bläst. Dann erscheint dieser ihm, um ihm Mut zuzusprechen oder auch mal zurechtzuweisen. Auch in Angesicht der Übermacht an Zombies sieht es der Rocker als Priorität an, dem Fan zur Hilfe zu kommen.
Die Band, bei der sich Bass Wolf und Drum Wolf zumeist dezent im Hintergrund halten, verfügt über erstaunliche Kräfte im Kampf gegen die Zombiehorden. Doch besonderes Augenmerk liegt natürlich dem umfangreichen Repertoire der Waffenhändlerin, die nur ungern mit den anderen kooperiert. Und wenn am Ende der Gangster hier eintrifft, werden die Zombies zur Nebensache und auch Guitar Wolf müssen sich ihren eigenen Dämonen stellen. Das Skript macht dabei nie einen Hehl daraus, dass es im Endeffekt nur darum geht, Ängste und Vorurteile zu überwinden. Deswegen sind die entsprechenden Metaphern schnell entschlüsselt und auch die simple Botschaft, dass Liebe und Rock’n’Roll alles überwinden können, wird einem geradezu entgegengebrüllt.
Günstige Apokalypse
Es geht Wild Zero also nicht darum, einen ernsthaften Zombiefilm abzuliefern. Dennoch finden sich die meisten Ingredenzien dessen hierin wieder, Regisseur Tetsuro Takeuchi und Ko-Autor Satoshi Takagi hatten ihre Hausaufgaben durchaus gemacht. Der Dreh fand im kostengünstigen und mit guter Infrastruktur ausgestatteten Thailand statt. In Japan hätten die zahlreichen Außenaufnahmen mit den dutzenden Statisten weit mehr Zeit und natürlich auch Budget verschlungen. Für die Darstellung der Zombiehorden rekrutierte man Soldaten und ihre Familien, die vor Ort stationiert waren und sich entsprechend schminken ließen.
Auch die Spezialeffekte gestalten sich äußerst blutig, auch an schmodderige Innereien, die gefressen werden, wurde gedacht. Die meisten Effekte wurden allerdings digital eingefügt, seien es Blutspritzer, einige Explosionen, die UFOs oder auch der Großteil des Mündungsfeuers. Es bildet aber auch nur schlicht den Rahmen für das, was dem Film wichtig ist. Die Zombie-Apokalypse, die Invasion durch Außerirdische, die kleinen Geschichten am Rande erweisen sich letztlich eher als Handlungsgerüst, weswegen der Film immer wieder mühelos zwischen ihnen hin- und herzuspringen vermag.
Mehr Happening als Film
Tetsuro Takeuchi, der nebenher auch alle Musikvideos der Band inszeniert, schuf hier eine krude Mischung aus Musikfilm und an den Trashfilm grenzenden Splatterfilm, der sich seiner Skurillität und den eigenen Grenzen nur allzu bewusst ist. Er verweilt zumeist nicht lange an einem Ort, sorgt alle fünf Minuten für Action oder akustische Beschallung von der Tonspur. Der Soundtrack bietet gleich Songs von fast einem Dutzend Bands. Die Handlung selbst ist eher als rudimentär zu bezeichnen, den meisten Figuren mangelt es erheblich an Tiefe.
Allerdings durchläuft die Hauptfigur Ace, der Fixpunkt für den Zuschauer, eine Entwicklung in seinem Charakter. Denn seine neue Liebe Tobio hält eine Überraschung für ihn parat, es ist ein Detail, dass er für sich erst überwinden muss. Die Gefahr durch die Zombies, die Außerirdischen und auch durch kriminelle Elemente – was man gerne als Augenzwinkern in Richtung der populären Yakuzafilme verstehen kann – erscheint dagegen eher diffus. Sie ist zwar allgegenwärtig, aber scheinbar nur Ablenkung vor den echten Problemen des Lebens (und Liebens).
Konträr dazu überschallt das Motto von Guitar Wolf eben alle vermeintlichen Defizite des Films und die Vorbehalte seiner Protragonisten:
Rock’n’Roll hat keine Grenzen, Nationalitäten oder Geschlechter!
Tatsächlich kann man das nicht nur auf die Odyssee von Ace beziehen, sondern auch auf den Dreh des Films und seinen Transport der Marke Guitar Wolf, die sich eben nicht in Konkurrenz mit anderen Bands sieht, sondern als Teil einer Bewegung. Wild Zero ist am Ende weniger ein Kunstwerk, eine Symbiose zwischen allen Elementen wie etwa beim Cyberpunk-Kino eines Gakuryû Ishii findet hier nicht statt. Viel mehr gleicht es einem großen Happening, dessen Aussage simpel ausfällt und der Spaß an der Sache ganz oben auf der Agenda steht.
Unser Fazit zu Wild Zero
Wer eine Abscheu gegenüber Rockmusik hegt und über die billige Machart nicht hinwegsehen kann, wird wohl kaum Freude an dem Film haben. Als kleiner Wermutstropfen sei hier noch erwähnt, dass auch das Bild der Blu-ray nicht wirklich das widerspiegelt, was das Medium zu leisten vermag. Ein Upgrade zur alten DVD von 2002, deren Bild nicht einmal anamorph kodiert war, stellt es natürlich dennoch dar. High-End Sound kann man natürlich auch nicht erwarten, aber Musik und Toneffekte krachen ordentlich aus beiden Stereoboxen, was hier die Hauptsache ist.
Fans laut losrüpelnden Garagen-Sounds und Freunde von Midnight Movies, die gerne mal in der Filmlandschaft auf Entdeckungsreise, sei Wild Zero unbedingt ans Herz gelegt. Die Odyssee des Fans Ace und seinen Idolen Guitar Wolf feiert ein Lebensgefühl, das Konfrontationen nicht meidet, ihnen auch nicht mit Gleichgültigkeit begegnet, sondern sie als Herausforderungen sieht, sich selbst treu zu bleiben und positiv auf seine Umwelt einzuwirken. Bei ihnen fängt dies mit dem Eingeständnis an, dass man selbst eben nicht perfekt ist und man dies auch von anderen nicht erwarten kann. Genau das macht den Film und die Band erst einmal von Grund auf sympathisch. Alles andere, die Musik, die Zombies, diese ganze wilde Interaktion mit den verschiedensten Menschen, ist dann eine Dreingabe, ein Geschenk des Lebens. Genau wie Wild Zero als Film, der einen quasi dazu einlädt, das alles mit ihm zu feiern. In diesem Sinne: Rock’n’Roll!
Unsere Wertung:
© Rapid Eye Movies