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Beitragsbild Wynonna Earp Season 1 © justbridge Entertainment

Wynonna Earp Season 1

Besser spät als nie? Die Ururenkelin des berühmten Revolverhelden Wyatt Earp kehrt nach Jahren in ihre Heimatstadt zurück. Und so kehrt auch Wynonna Earp Season 1 nun auf den deutschen Heimvideomarkt ein. Da stellt sich die Frage, ob die Reise in den untoten Westen für Fantasy-Fans auch lohnt…

TitelWynonna Earp
Jahr2016
ProduktionslandKanada, USA
RegiePaolo Barzman, Ron Murphy, Brett Sullivan, Peter Stebbings
DrehbuchEmily Andras, Brendon Yorke, James Hurst, Shelley Scarrow, Alexandra Zarowny, Caitlin D. Fryers, Amona Barckert
GenreWestern, Fantasy, Horror
DarstellerMelanie Scrofano, Dominique Provost-Chalkley, Shamier Anderson, Tim Rozon
Längeca. 574 Minuten (13 Episoden)
FSKab 16 Jahren freigegeben
Verleihjustbridge Entertainment
Cover BD Wynonna Earp Season 1 © justbridge Entertainment
Das Blu-ray Cover von Wynonna Earp Season 1 © justbridge Entertainment

Ein böses Mädchen und ihr schweres Erbe

Globetrotterin Wynonna Earp kehrt nach Jahren in ihre Heimatstadt Purgatory heim. Sie will der Beerdigung ihres Onkels beiwohnen. Doch schon auf dem Weg in die Stadt muss sie feststellen, dass sich hier Böses ereignet. Anfangs wird eine Mitreisende von einem Dämon getötet und enthauptet. Gleichwohl scheint ihr Onkel dunklen Wesen zum Opfer gefallen zu sein. In der Stadt wird die junge Frau, die einstmals kein Kind von Traurigkeit war, von Familie und Einwohnern geschnitten. Einzig ihre Schwester Waverly empfängt sie mit offenen Armen. Allerdings erst nachdem sie diese fast erschossen hätte, weil sie eine Nebenbuhlerin im Bett ihres Freundes wähnte, den Wynonna gerade zum Tod ihres Onkels befragte.

Die Schwestern verbindet eine schicksalhafte Nacht, in der einst ihre Schwester Willa verschleppt wurde. Böse Mächte hatten das Haus der Earps belagert, Wynonna erschoss, als sie sich und Waverly verteidigen wollte, aus Versehen ihren Vater. Doch heute ist sie gewillt, mit den Kreaturen der Nacht aufzuräumen. Diese setzen sich aus den von ihrem Ururopa Wyatt Earp getöteten Verbrechern zusammen, die in jeder Generation wiederauferstehen. Sie versetzen Purgatory in Angst und Schrecken, solange bis der Erbe der Earps mit dem legendären Peacemaker sie wieder in die Hölle befördert. Wynonna besorgt sich darauf die mächtige Waffe, die sie einst versteckte, um ihrer Bestimmung nachzukommen. Unerwartete Unterstützung erfährt sie dabei vom geheimnisvollen Agent Xavier Dolls von der Black Badge Division und dem legendären Doc Hollyday…

Scene from Wynonna Earp Season 1 © justbridge Entertainment
Schwestern in Trouble bei Wynonna Earp Season 1 © justbridge Entertainment

Seit Buffy nichts neues

Die Fantasy-Western Serie Wynonna Earp basiert auf einer gleichnamigen Comic-Reihe des Autoren und Kolumnisten Beau Smith. Es ist eine Koproduktion des kanadischen Senders CHCH-DT und des amerikanischen Pay-TV Kanals SyFy. Mit seiner starken, weiblichen Heldin gesellt sie sich zu ähnlichen Genre-Produktionen aus dem Land des Ahornblattes. Lost Girl, Van Helsing, Continuum, oder auch Raven – Die Unsterbliche, Wynonna Earp befindet sich in bester Gesellschaft. In der Welt der Wild-West-Serien allerdings waren Hauptrollen für Frauen bisher Mangelware, so dass dies durchaus als ein Novum bezeichnet werden kann. TV-Produzentin Emily Andras entwickelte die Show für die in Western erfahrene Produktionsfirma SEVEN24 Films (Brokeback Mountain, Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford). Darauf erwarb SyFy die Rechte für den amerikanischen Markt und bestellte 13 Folgen. Wynonna Earp Season 1 feierte seine Premiere bereits im April 2016 und wurde gerade erst um eine vierte Staffel verlängert.

Trotz des frischen Settings und der starken Frauenrolle erweist sich das Konzept als wenig originell. Serien-Schöpferin Andras orientiert sich dabei merklich an der Erfolgs-Formel, die Joss Whedon vor 20 Jahren für Buffy – Im Bann der Dämonen entwickelte. Wir haben eine weibliche Außenseiterin als Hauptfigur, der in der Vergangenheit eine Vaterfigur fehlte. Letzteres wird im Falle von Wynonna Earp jedoch nicht kompensiert. Die Heldin zieht in eine Stadt, die Schmelztiegel dämonischer Aktivitäten darstellt. Dort Höllenschlund, hier Purgatory und sein „Höllen-Dreieck“. Sie ist eine Auserwählte, bzw. tritt ein überlebensgroßes Erbe an, um gegen das Böse zu kämpfen. Während Buffy als „Jägerin“ übermenschliche Kräfte entwickelt, kann Wynonna über den magischen Peacemaker ihres Vorfahren verfügen. Es ist die einzige Waffe, die die Dämonen endgültig zur Strecke bringen kann. Dazu erhält sie Hilfe von einer Freundin (hier Schwester), die zudem gerade ihr sexuelles Erwachen, sprich Homosexualität, durchlebt.

Scene 2 from Wynonna Earp Season 1 © justbridge Entertainment
Böse Jungs in bedrohlicher Pose in Wynonna Earp Season 1 © justbridge Entertainment

Wynonna Earp Season 1 – Ein holpriger Start

Die Ähnlichkeiten zu Buffy – Im Bann der Dämonen (von denen ich nur die auffälligsten erwähnte habe) sind dabei nicht das Problem von Wynonna Earp Season 1. Die Serie von Joss Whedon diente, dank ihres Erfolgs und der großen Fanbase, als Blaupause für etliche Nachzügler aus Film und Fernsehen. Vielmehr fehlt den Geschichten der Fokus, denn oftmals weiß man nicht, worauf die Erzählung hinaus will. Die Prämisse erscheint einfach, geht es doch darum, dass Wynonna die Verbrecher, die Wyatt Earp einst erschoss, wieder in die Hölle zu schaffen. Und doch merkt man sehr schnell, dass dies den Machern nicht genug scheint. Es werden nebenher Geschichten eingeführt und Finten vorbereitet, die aber leider leicht zu durchschauen sind. Anstatt dadurch die Charaktere zu vertiefen und Mehrwert zu schaffen, wird die eigentliche Geschichte immer wieder ausgebremst. Jeder in Purgatory scheint ein dunkles Geheimnis zu haben, wobei jedoch manche schon nach Minuten aufgelöst werden.

Scene 5 from Wynonna Earp Season 1 © justbridge Entertainment
Sich einfach mal hängen lassen in Wynonna Earp Season 1 © justbridge Entertainment

Neben den inhaltlichen Schwächen, die wohl auch in der beachtlichen Anzahl der Autoren liegen, gesellen sich auch gravierende optische hinzu. Im kanadischen Calgary produziert, filmte man die Szenen des verschlafenen Purgatory im hier beheimateten Heritage Park. So ist es nicht verwunderlich, dass es nicht mehr Leben versprüht als die zugrunde liegende Touristen-Attraktion. Genauso gestalten sich auch Aufnahmen außerhalb der Stadt als wenig eindrucksvoll und meist recht einseitig. Wir bekommen Steppe, Nadelwald und felsige Hügel zu sehen, von denen nichts die Weite des Landes vermittelt oder irgendeine Art von Opulenz ausstrahlt. Überdies sehen die Spezialeffekte nicht so aus, als ob sich im Land der tausend Inseln in den letzten 25 Jahren überhaupt irgendetwas getan hat. Alleine der sich ewig wiederholende Effekt des sich unter besiegten Wiedergängern öffnenden Höllenschlunds ist schon wenig überzeugend.

Der Cast schlägt sich wacker

Die Besetzung indes müht sich redlich, ihren teils sehr flach gezeichneten Figuren Leben einzuhauchen. Immerhin gibt Melanie Scrofano als Wynonna Earp eine sympathische Heldin wider Willen ab. Dabei macht es ihr das Script nicht leicht, indem es sie als aufbrausende Schlampe darstellt. Immer wieder gibt es Konfrontationen mit Männern, die sie betrogen hat. Man bekommt hierbei beinahe den Eindruck, dass sie es mit jedem jungen Mann in Purgatory getrieben hat. Als Waverly Earp hat Dominique Provost-Chalkley sogar noch mehr mit den inkonsistenten Scripts zu kämpfen. Beispielsweise gestaltet sich ihr sexuelles Erwachen relativ verkrampft und lässt kein Fettnäpfchen aus. Zudem passt sich ihr Charakter immer wieder auf wundersame Weise den Notwendigkeiten der Story an. Tim Rozon genießt als Doc Hollyday seine Rolle als undurchsichtiger Charmebolzen merklich. Allerdings verspricht seine Einführung in die Geschichte mehr Mysterium, als es letztlich hergibt. Vielleicht entwickelt sich das ja noch.

Scene 3 from Wynonna Earp Season 1 © justbridge Entertainment
Manchmal muss man auch die Geister rufen in Wynonna Earp Season 1 © justbridge Entertainment

Genauso hat Shamier Anderson als Agent Dolls damit zu kämpfen, dass um seine Person immer wieder Andeutungen gemacht werden. Diesbezüglich wird sein Mysterium nur im Ansatz aufgelöst. Der Antagonist von Wynonna Earp Season 1 ist der wiederauferstandene Bobo Del Rey. Er hegt den Plan, das Dreieck um Purgatory, das ihn und seine Mitstreiter hier bindet, zu verlassen. Michael Eklund liefert dabei eine engagierte Leistung ab, denn sein Charakter ist, aktiv oder passiv, eigentlich an jeder Wendung der Geschichte beteiligt. Der Neben-Cast bewegt sich zwischen „okay“ (etwa Greg Lawson als Sheriff Neadley) bis hin zu „leicht nervig“ (Dalyn Koroll als Waverlys Jugendliebe Hardy Champ).

Scene 4 from Wynonna Earp Season 1 © justbridge Entertainment
Heiße Disco, coole Lady: Wynonna Earp Season 1 © justbridge Entertainment

Romantischer Ritt in den Sonnenuntergang?

Letztendlich kann Wynonna Earp bisher nicht wirklich überzeugen. Das Spiel mit den Versatzstücken des Genres erweist sich als wenig inspiriert. Dafür gibt es zu wenige Folgen, die das Format der Serie prägen. Der öde Look versprüht wenig Charme, es fehlen Klasse und vor allem Atmosphäre. Von den kommenden Staffeln wünsche ich mir einige „Monster of the Week“-Folgen, die ein wenig das große Ganze auflockern. Die Charaktere benötigen mehr Ecken und Kanten, nicht klar definierte Stärken und Schwächen. Denn bisher fällt es mir schwer, mit Wynonna & Co. mit zu fiebern, zu austauschbar sind ihre Hintergründe und Motivationen. Auf SyFy US erweisen sich die Zuschauerzahlen seit 3 Jahren als konstant, also besteht durchaus noch Hoffnung auf Besserung.

Wynonna Earp Season 1 erschien am 11.01.2019 mit einiger Verspätung in Deutschland auf DVD und Blu-ray. Justbridge Entertainment liefert die 13 Episoden des Fantasy-Western auf wahlweise 4 DVDs oder 2 Blu-rays.

Unsere Wertung:

 

 

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