Das Horror-Drama Zalava behandelt das Thema Aberglaube in einem Bergdorf während der iranischen Revolution, wo ein Offizier und ein Exorzist aufeinandertreffen. Ob das Duell zwischen Vernunft und Überzeugung mitzureißen vermag, erfahrt ihr in unserer Review!
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Die Handlung von Zalava
Masoud (Navid Pourfaraj) wurde als Kommandant eines Außenpostens der iranischen Ordnungsmacht geschasst, weil er die Gewehre der Einwohner des kleinen Bergdorfs Zalava konfisziert hat und es darauf zu einem Todesfall kam. Er will gerade sein Amt niederlegen und die Befehlsgewalt übergeben, da kommt eine Nachricht aus dem Dorf, die vom Angriff eines angeblichen Dämons kündet. Da Massud der dort lebenden Ärztin Malileh (Hoda Zeinolabin) zugetan ist, fährt der resignierte Befehlshaber als letzte Amtshandlung dorthin, um nach dem Rechten zu sehen. Als der Exorzist Armadan (Pouria Rahimi Sam) nach einer Zeremonie behauptet, den Dämon in einem Einmachglas gefangen zu haben, nimmt Masoud ihn fest. Es entspinnt sich ein Duell zwischen dem Mann des Glaubens und dem Mann des Gesetzes um die Deutungshoheit der Ereignisse und letztlich auch um das Schicksal der Menschen von Zalava…
Der Weg ist das Ziel
Auch wenn Zalava einige Momente gruseliger Beklommenheit bietet und eine sich steigernde Anspannung im Angesicht der Unsicherheit, ob sich in dem Glas wirklich ein gefangener Dämon befindet, geht es Regisseur Arsalan Amiri merklich eher um den Diskurs zwischen aufgeklärter Logik und tief verwurzelten Aberglauben. Er zeigt auf, dass die Gründe für die Bewohner des Bergdorfs, die Existenz des Dämons anzuerkennen, mannigfaltig sind und weit über Traditionen hinausreichen. Alle Leute dort leiden unter körperlichen Missgestaltungen in Form von Malen auf der Haut. Diese schreiben sie natürlich, mangels alternativer Erklärungen durch die Medizin, der Anwesenheit des Bösen zu. Außerdem setzt sie der geplante Bau eines Dammes, der ihre sesshafte Existenz bedroht, in Aufruhr. Dass sich nun ihre Ziegen schlechter oder vielleicht gar nicht verkaufen lassen, da sie wegen der vermeintlich dämonischen Präsenz als unrein gelten, ist dabei noch das Zünglein an der Waage.
Regisseur Arsalan Amiri zeigt dadurch sehr schön die Mechanismen auf, die den Aberglauben sekundär unterfüttern. Die Menschen in Zalava fühlen sich abgehängt, vom Staat mit ihren existenziellen Problemen alleine gelassen. Das ist auch der Hauptgrund, warum ein Mann wie Armadan unter ihnen ein solch großes Ansehen besitzen. Zumal es in dieser Zeit immer weniger praktizierende Exorzisten gibt. Die iranische Revolution und mit ihr die Moderne stehen schon in den Startlöchern, vertreten durch große Konzerne und auch Staatsdienern wie Masoud. Am Ende des Films ist nicht der vermeintliche Dämon im Glas die Gefahr, sondern der Glaube an ihn. Doch Amiri geht es letztlich nicht darum, die Ereignisse eindeutig zu bewerten. Das überlässt er lieber den Zuschauerinnen und Zuschauern.
Abzüge in der B-Note
Arsalan Amiri versteht es, das unverbrauchte Setting des iranischen Hochlandes in teils atemberaubenden Bildern in Szene zu setzen. Vor diesem Hintergrund präsentiert sich das an einem Berghang erbaute Zalava als ganz eigene Welt, in die der Film in der Tradition des Folk-Horrors einzutauchen weiß. Es genügen zumeist Andeutungen und eine unheimliche Stille, um ein lauerndes Grauen greifbar zu machen. Gerade wenn Masoud den Exorzisten einsperrt und das Glas, in dem der Dämon gefangen sein soll, in Besitz nimmt, lassen die Anspannung bei diesem spürbar werden. Je länger er das Glas betrachtet, desto mehr erfassen ihn Neugier und Zweifel an der Richtigkeit seines Handelns. Für die endgültige Auseinandersetzung mit seinen eigenen Ängsten und dem Exorzisten, der solch großen Einfluss auf die Einwohner von Zalava ausüben kann, verlagert sich die Handlung wieder in das Bergdorf.
Diese Geschehnisse kontrastiert das Drehbuch zunehmend mit einem schwarzen Humor, jede Bekundung des Zweifels wird von einer gegensätzlichen Konsequenz begleitet. Auch viele der Charaktere werden nicht nur stereotyp, sondern sogar fast ins Extrem überzeichnet. Und hier liegt dann leider auch der Hund begraben, der den guten Film Zalava von einem potenziell hervorragenden trennt: Ausgerechnet die zentralen Figuren Masoud und Malileh, die eigentlich als Andockpunkte für den Zuschauer dienen sollen, lassen zunehmend Tiefe vermissen. Wenn Masoud beispielsweise der Ärztin schüchtern seine Liebe gesteht und das Trauma offenbart, welches in ihm den Hass auf den Aberglauben schürte, wirkt das platt und wenig greifbar. Und die Figur des Fahrers von Masoud gerät in nicht wenigen Szenen sogar zum Comic Relief. Der Exorzist Armadan hingegen scheint sich der Widersprüchlichkeit seiner gesellschaftlichen Stellung bewusst, will sich aber nicht zu einem Eingeständnis hinreißen lassen. Im Gegensatz zu den beiden Hauptfiguren ist er angenehm ambivalent gezeichnet.
Unser Fazit zu Zalava
Trotz der fehlenden Tiefe in der Charakterzeichnung erweist sich Zalava als gleichsam unterhaltsames wie nachdenkliches Genre-Kino, dem am bitteren Ende dennoch das Kunststück gelingt, durch das Schicksal seiner Protagonisten zu rühren. Die Schauspieler füllen ihre Figuren so gut es geht mit Leben, wecken Sympathien, wenn das Drehbuch hier hinter seinen Möglichkeiten bleibt. Es bleibt eine intelligente wie auch amüsante Reflektion von Aberglauben und seine Funktion in den vom modernen Leben abgehängten Gemeinschaften am Rande der Gesellschaft. Man hat dabei auch immer das Gefühl, dass dies teils auch nur stellvertretend steht für den heutigen Iran und sein Verhältnis von Religion und Staat, die dort gleichgesetzt werden.
Zalava läuft je nach Stadt am 02. bzw. 09. April 2022 auf den Fantasy Filmfest Nights!
Unsere Wertung:
© LevelK