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Zombie 2 – Das letzte Kapitel

1985 lässt George A. Romero den dritten Streich seines Zombie-Zyklus folgen. In Zombie 2 – Das letzte Kapitel konzentriert sich Romero vor allem auf eine gesellschaftskritische Sichtweise, vergisst aber auch nicht, den Zombies reichlich Futter vorzuwerfen.

TitelZombie 2 – Das letzte Kapitel (OT: Day Of The Dead)
Jahr1985
LandUSA
RegieGeorge A. Romero
DrehbuchGeorge A. Romero
GenreHorror
DarstellerLori Cardille, Terry Alexander, Joseph Pilato, Jarlath Conroy, Anthony Dileo Jr., Richard Liberty, Sherman Howard, Gary Howard Klar, John Amplas
Länge101 Minuten (uncut) | 92 Minuten (cut)
FSKungeprüft (uncut) | ab 16 Jahren freigegeben (cut)
VerleihStarlight Film (cut)

Zombie 2 – Das letzte Kapitel

Auf die Nacht folgte die Dämmerung, welche naturgemäß vom Tage (Originaltitel: Day Of The Dead) abgelöst wird. George A. Romero gönnt den Menschen keine Ruhe: Wie der Zuschauer erfährt, wurde die Erde mittlerweile von Zombies überrannt. Die Untoten stehen den Menschen inzwischen im Verhältnis 400.000:1 gegenüber. Die Städte sind menschenleer – Wracks und Überbleibsel der ehemaligen Zivilisation dominieren das Erscheinungsbild. Die einzigen „echten“ Lebewesen neben den Zombies scheinen Tiere zu sein.

Die überlebenden Menschen haben sich in unterirdischen Quartieren gesammelt. Unweit von Fort Myers in Florida befindet sich solch eine Bunkeranlage. Dort arbeitet im Auftrag der Regierung eine Gruppe von Wissenschaftlern unter der Leitung von Dr. Logan (Richard Liberty) an einem Forschungsprojekt, um die Zombies zu untersuchen und mögliche Lösungen aus der Katastrophe zu finden. Eine Gruppe Militärs unter der Führung von Cpt. Rhodes (Joseph Pilato) ist zum Schutz der Wissenschaftler abgestellt. Komplettiert wird der bunte Haufen vom Hubschrauberpiloten John (Terry Alexander) und dem Funker McDermott (Jarlath Conroy).

Die Spannungen innerhalb der Gruppe spitzen sich immer weiter zu, da das Militär auf rasche Forschungsergebnisse pocht und zusehends unwilliger wird, den Wissenschaftlern den Rücken frei zu halten…

Zombies im Klassenzimmer

Dr. Logan sticht mit seiner Empathie für die untoten Kreaturen aus der sonst unverhohlen vorgetragenen Abscheu deutlich hervor. Seiner wissenschaftlichen Neugier geht er als Sonderpädagoge in spe nach und versucht die Zombies auf operantem Wege zu konditionieren. Er ist fest davon überzeugt, dass die Zombies durch kontinuierliche Erziehung dazu gebracht werden können, ihre animalischen Instinkte nicht nur zu unterdrücken, sondern zu vergessen. Klassenprimus und spätere Kultfigur der Fans ist dabei Bub (Sherman Howard).

Tatsächlich findet er in Bub das beste Beispiel für seine Theorie. Nicht nur, dass er seinem Instinkt widerstehen kann, er erinnert sich auch an sein Leben, bevor er ein freudloses Zombiedasein fristete. Romero setzt in Zombie 2 – Das letzte Kapitel das fort, was er in Die Nacht der lebenden Toten dezent andeutete und in Zombie vorsichtig fortsetzte: Seine Untoten sind in der Lage, rudimentäre Lernprozesse zu durchleben und Erinnerungen zu besitzen. Das wirkt im ersten Moment, vor allem vor dem Hintergrund des durch The Walking Dead geprägten Mainstream-Zombies, äußerst befremdlich. Schließlich gelten die wandelnden Leichen als stumpfe Masse, die nichts antreibt außer ihrem Instinkt nach warmem Fleisch. Stattdessen bereichert Romero den Zombie-Mythos um eine Facette, die er viele Jahre später erneut aufgreifen und noch weiter ausbauen sollte.

So interessiert sich Dr. Logan, dessen blutigen Experimente ihm den Namen Dr. Frankenstein von Seiten der Militärs einbrachten, am Wesen der Untoten zeigt, wird im Verlauf des Films nur allzu deutlich, dass auch er nur ein vom Wahn Getriebener ist. Seine Darstellung kommt der eines Mad Scientist sehr nahe. Schließlich fleddert er sogar die Leichen der gefallenen Soldaten, um in seinen Forschungen vorwärts zu kommen. Als dieser Umstand Cpt. Rhodes bekannt wird, ist der Untergang der fragilen Gemeinschaft im Bunker besiegelt.

Gesellschaftlicher Mikrokosmos

Bevor diese finale Eskalation eintritt, zeichnet Romero bereits eine Gesellschaft, deren Menschlichkeit von klaffenden Rissen durchzogen ist. Besonders sein Antimilitarismus tritt hier deutlich zum Vorschein. Die Militärs präsentieren sich durchgehend als herrisch, machtbesessen und wähnen sich im Recht des Stärkeren. Die Wissenschaftler stellen die besonneneren Persönlichkeiten und Intellektuellen dar. Insbesondere durch die Figur des Dr. Logan wird aber schnell deutlich, dass die Wissenschaftler nicht automatisch zu den Guten zählen. Denn auch dieser spielt seine Vormachtstellung gegenüber seinen Untergebenen, den Zombies, deutlich aus. Zuckerbrot und Peitsche liegen dicht bei einander.

Wie schon in Die Nacht der lebenden Toten (und prinzipiell auch bei Zombie) sind es erneut die Außenseiter, die Vernunft walten und Waffen nur im Notfall sprechen lassen. Hier wie da ist es ein Farbiger, der sich mit fortschreitender Spieldauer als wahrer Held und kühler Kopf herauskristallisiert. Dabei besticht die Rolle des Piloten John durch spannende Dialoge mit Sarah (Lori Cardille) und knallharte, aber rationale Überzeugungen.

Neben den Zombies entwickelt Romero auch seine Frauenfiguren konsequent weiter. Litten deren Rollen in Night Of The Living Dead noch unter dem altertümlichen Patriarchat, konnte sich Francine bei Dawn Of The Dead trotz Schwangerschaft inmitten einer Männerdomäne behaupten und für ihr Recht, u. a. der Selbstverteidigung, einstehen. In Zombie 2 – Das letzte Kapitel geht Romero sogar so weit, mit Sarah eine selbstbestimmte, toughe, gar fluchende Frauenfigur zu entwickeln, die über lange Zeit als nahbarste und sympathischste Persönlichkeit aufgebaut wird. Ihre selbstbewusste Art seziert noch gleich im Prolog den Machismus der Männer. Speziell Pvt. Miguel (Anthony Dileo Jr) räumt, halb wütend, halb beleidigt ein: „Du bist zäher als ich und zäher als alle anderen. Darauf kannst du dir etwas einbilden!

Idee versus Umsetzung

Für das Drehbuch zeichnete sich wieder einmal Romero höchstselbst verantwortlich. Die ausgeübte Gesellschaftskritik mit ihrer strikten sozialen Hierarchie ist allerdings nur noch ein Überbleibsel von Romeros einstiger Idee für Zombie 2 – Das letzte Kapitel. Die Intention lag nicht darin, die Gesellschaft über einige wenige symbolträchtige Figuren zu skizzieren, sondern eine umfassende Dystopie zu erschaffen: Militärdiktatur, Klassengesellschaft oder größenwahnsinnige Experimente, die in unbesiegbaren Zombiesoldaten münden sollten. Für diesen Entwurf wurden ihm auch tatsächlich 7 Millionen Dollar zugesichert, jedoch sollte er dafür seinen Film den Maßstäben eines R-Ratings anpassen.

Nur zugunsten eines dickeren Budgets ließ sich Romero jedoch nicht in seiner künstlerischen Freiheit beschneiden. Als Folge dessen wurde sein Budget auf 3,5 Millionen Dollar gekürzt – was wiederum zur Folge hatte, dass er seinen komplexen Gesellschaftsentwurf deutlich einschrumpfen musste. Das Höhlensystem, die wenigen Soldaten und die angedeuteten Experimente stellen letzten Endes nur die Rumpffassung einer vormals kolossalen Idee dar. Trotz oder gerade wegen der finanziellen Grenzen und der damit verbundenen inhaltlichen Verknappung ist Romero mit Zombie 2 – Das letzte Kapitel ein geradliniger und direkter Film gelungen.

Oft wird bemängelt, dass er hier seine Kritik zu plakativ übt und deshalb auf inhaltlicher Ebene enttäuscht. Auf der anderen Seite erwartet den Zuschauer ein strukturiertes Erlebnis, bei dem jede Minute für den Fortlauf der Handlung oder der Zeichnung der Figuren sorgt. Neben mangelnder inhaltlicher Finesse wird dem Werk auch immer wieder vorgeworfen, dass die Darsteller zum Overacting neigen. Vor allem Joseph Pilato klingt im Original sehr dünn und schrill. Es wäre aber nicht verwunderlich, wenn Romero diesen Effekt sogar beabsichtigt hätte.

Auf dem Prüfstand der Gremien

Die deutsche Synchronisation indes muss sich diesen Vorwurf allerdings nicht gefallen lassen. Mit Manfred Lehmann (Pilato) und Helmut Krauss (Gary Howard Klar als Pvt. Steel) haben zwei Urgesteine deutscher Synchronsprecher ihre trefflichen Stimmen zur Verfügung gestellt. Letzterer erinnert unwillkürlich an einen gewissen Walter Sobchak (John Goodman) aus The Big Lebowski – ob aufgrund der gleichen deutschen Stimme, seines militanten Gebarens oder dem ähnlichen Outfit geschuldet, kann jeder für sich selbst entscheiden.

Weniger gelungen sind hingegen die offiziellen deutschen Schnittfassungen von Zombie 2 – Das letzte Kapitel. Denn hier zeigt sich Romeros dritter Zombiefilm ganz in der Tradition seines Vorgängers. Kurz nach Release auf VHS wurde dieses – wohlgemerkt gekürzte – Tape indiziert und 1990 sogar beschlagnahmt. Seitdem fristet Day Of The Dead sein Dasein auf dem Listenteil B und wurde selbst im 21. Jahrhundert noch mehrfach (folge)indiziert beziehungsweise diverse weitere Heimkino-Releases beschlagnahmt. Während sein großer Bruder Zombie mittlerweile von diesem Schicksal erlöst wurde, sprach die BPjM erst im Sommer 2017 eine erneute Indizierung aus. Man kann nur hoffen, dass Zombie 2 – Das letzte Kapitel seinem Vorgänger in puncto Rehabilitation noch folgen wird.

Auch wenn Day der schnörkelloser inszenierte Streifen ist, setzt er seine Effekte wohldosiert ein. Deren Inszenierung lässt auch heute noch jeden erblassen, denn was Tom Savini (nach Dawn wieder mit an Bord) und der noch junge Gregory Nicotero (mit einer kleinen Rolle als Pvt. Johnson auch vor der Kamera) hier abliefern, ist schlichtweg zeitlos. Gedärme purzeln aus Bauchhöhlen und die Untoten zerreißen ihre hilflosen Opfer äußerst detailliert bis zur Unkenntlichkeit.

War Zombie 2 nun wirklich das letzte Kapitel?

Die letzten bewegten Bilder des Films deuten eine friedvolle Zukunft für die Überlebenden an. In entspannter Südseeatmosphäre tummeln sie sich unter gleißender Sonne am Strand, verscheuchen Möwen und versuchen sich am Fischfang. Wenn Sarah dann ihren Kalender zückt und den vergangenen Tag abstreicht, weckt dies jedoch erneut düstere Vorahnungen. Im Verlauf des Films wurde ihr Kalender mehrfach als Bindeglied zwischen Traum und bedrückender Realität verwendet.

Das Ende bleibt also trotz symbolischen Friedens offen und Romero überlässt es seinen Zuschauern, den Ausgang der Geschichte weiterzuspinnen.

Leider fiel Zombie 2 – Das letzte Kapitel im Erscheinungsjahr bei den Kritikern durch. Der Überraschungserfolg des Vorgängers warf einen solch gigantischen Schatten voraus, der Romero derart unter Druck setzte, dass er ihn erst sieben Jahre später fortsetzte. Erst im Laufe der Jahre erkannten sowohl die Kritik als auch die Fans, was George A. Romero mit Zombie 2 – Das letzte Kapitel für einen runden Film geschaffen hatte. Ebenso sollte das Werk für einen langen Zeitraum wirklich der Abschluss für Romeros Zombie-Zyklus sein.

Doch er konnte sich nicht von den Untoten lösen und ließ seine Geschöpfe exakt 20 Jahre später erneut auf die Menschheit los. Für Land Of The Dead hatte er endlich größere Mengen an Geld zur Verfügung und konnte seine dystopische Zukunftsversion weiterspinnen. Dabei griff er auch auf eine Vielzahl der ursprünglichen Ideen für Day Of The Dead auf und konnte sie dank des Budgets endlich in die Tat umsetzen.

Fazit

Man kann nur mutmaßen, was Romero mit vollem Budget für ein Meisterwerk erschaffen hätte. Inhaltlich setzt sich Zombie 2 – Das letzte Kapitel durch seine zügige Inszenierung deutlich von den beiden Vorgängern ab. Dafür versteht er es, mit typisch pessimistischer Tonlage eine klaustrophobische und ausweglose Atmosphäre zu beschwören, die bereits im fantastischen Prolog Besitz vom Zuschauer ergreift und bis zum Finale anhält.

Dass Romero seine kritische Stimme dieses Mal mit dem Holzhammer serviert, mag gewöhnungsbedürftig sein, passt aber zum durchgehenden Handlungsfluss. Sicherlich war auch 1985 die Idee keine frische, dass der Mensch letztendlich Schuld am eigenen Untergang sein wird. Das Spannende hier ist jedoch, dass sich Romero eines bereits zerfallenden Zusammenschlusses verschiedener Menschen bedient und quasi nur die finalen Stunden erleben lässt. I-Tüpfelchen stellen selbstredend die herrlich naturalistischen Effekte aus der Hand des FX-Gurus Tom Savini dar, die auch heute noch einen wohligen Ekelschauer über den Zuschauerrücken jagen.

Die Idee, den Zombies das Vermögen zum Lernen und Erinnern zuzugestehen, erwies sich ebenfalls ein genialer Schachzug. Mit seinem ikonischen Zombie Bub brachte Romero sogar Empathie und Mitleid in seine untote Gesellschaft.

Zombie 2 – Das letzte Kapitel ist wohl Romeros bester Zombiefilm: Ein düsteres Kammerspiel mit Menschen, die an extremen Situationen nicht nur zu zerbrechen drohen, sondern tatsächlich scheitern. Mit Zombies, denen ein Stück weit Individualität zugestanden wird und deren Zwiespalt zwischen Leben und Tod, Sein und Nichtsein hier erstmalig und konkret veranschaulicht wird.

Unsere Wertung:

 

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