Gerard Butler hat es inzwischen zu einer Art Kultfigur geschafft. Mit Criminal Squad 2 jedoch schlüpft er zum zweiten Mal in eine Rolle, was bislang kaum passierte. Lohnt sich dieser Schritt für ihn – und für das Publikum?
Titel | Criminal Squad 2 |
Jahr | 2025 |
Land | Canada |
Regie | Christian Gudegast |
Genres | Action, Krimi, Thriller |
Darsteller | Gerard Butler, O'Shea Jackson, Jr., Evin Ahmad, Salvatore Esposito, Orli Shuka, Stéphane Coulon, Cristian Solimeno, Nazmiye Oral, Mark Grosy, Joshua Gabriel Liège, Dino Kelly, Fortunato Cerlino, Yasen Atour, Constantin Vidal, Ignacio Herráez, Michael Bisping, Giuseppe Schillaci, Rico Verhoeven, Velibor Topic, Antonio Bustorff, Emanuel Felix, Jordan Bridges, Adriano Chiaramida, Damir Kustura, Meadow Williams, Swen Temmel, Dejan Aćimović, Ciryl Gane, Yuri D. Brown, Kelly Fonseca, Agim De Bruycker, Stéphane Rideau, Alexandre Auvergne, Pierre Ensergueix, Pat Skipper, Celia Bermejo, Andreu Bresca, Norbert Dobeleit, Louis Seguier, Vitor Belfort, Dimitri 'Vegas' Thivaios, Jean Paul Szybura, Dan Adams, Slavko Ilic, Michael Landes, Alexey Chunaev, Moussa Echarif, Yapci Ramos, Borja Saavedra, Amelia Taylor Chunaev, Philip Waley, John West Jr, Birol Tarkan Yıldız |
Länge | 130 Minuten |
Wer streamt? | Derzeit leider auf keinem Streamingdienst verfügbar. |

Criminal Squad 2 – Darum geht’s
Die Rechnung ist noch nicht beglichen! Zumindest wenn es nach FBI-Ermittler Nick „Big Nick“ O’Brien geht. In der actionreichen Fortsetzung des gleichnamigen Heist-Thrillers von 2018 trifft Gerard Butler in der Rolle des skrupellosen Cops erneut auf L.A.-Räuber Donnie Wilson (O’Shea Jackson Jr.), der in die zwielichtige Welt unberechenbarer Diamantendiebe abtaucht und zusammen mit der berüchtigten Panther-Mafia seinen nächsten großen Coup in Europa plant: einen spektakulären Raubüberfall auf die weltgrößte Diamantenbörse.
Butler at his best
Criminal Squad überzeugte 2018 im Action-Kino mit einer simplen Formel: lautsprecherschändende Schießereien und turbulenten Verfolgungsjagden in großen Bildern und überlanger Laufzeit. Während der zugrundeliegende Plot lediglich ein Aufguss bekannter Heat-Tropes war, schuf Christian Gudegast krachendes, stilvoll kopiertes, aber dennoch etwas vergessenswertes und schön wummerndes Actionthriller-Spektakel mit einem guten Cast und angenehmem Erzählfluss. Für solche Filme kann man Gerard Butler zutiefst dankbar sein. Zwar sind seine jüngsten Werke nie wirklich frisch oder innovativ – und oft lediglich solide -, aber schlussendlich kurzweilige, zweckdienliche und einigermaßen spannende “Altherren”-Kost. Filmen wie Angle Has Fallen, Plane oder Cop Shop sind beispielsweise für ihre Ernsthaftigkeit im Medium Actionfilm zu honorieren.
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Solche Mid-budget-Action-Streifen gibt es im Kino schlicht und ergreifend nicht mehr – auch deswegen stehen Fans meistens einem Butler-Start mit Freude und Anerkennung entgegen. Das handgemachte Action- und Thrillerkino ohne Unsummen, jedoch mit bodenständig-angemessenem Budget fußt inzwischen fast allein auf seinen Schultern. Es ist zu schätzen, das solche Filme durch Butler oder auch Liam Neeson ihren ganz eigenen Nischenplatz im Action-Bereich füllen. Eine fast ausgestorbene Filmgattung wird dadurch in altem Stil und alter Montur aufrechterhalten und für die Kinoleinwände nahezu reanimiert.
Nun war bei Neeson und Butler auch nicht immer alles Gold, was glänzt und Vieles grenzt an absolute Austauschbarkeit. In Summe kann man dem jedoch Vertrauen schenken. Am Ende ist es eine Freude, diesen Schauspielern zu folgen, die durch ihre Ausstrahlung leben, sich mit Hingabe ihrem Schaffen widmen und das Bestmögliche aus jeder Szene probieren heraus zu kitzeln. Butler sagte in einem Interview treffend: Er macht all den Aufwand und durchlebt all die Verletzungen für uns Zuschauer, die Fans, die seine Filme schauen.
Never change a running system
Auf Butler ist einmal mehr Verlass: Criminal Squad 2 ist wie auf ihn zugeschnitten. Ein gealterter, von der Zeit mitgenommener, kulturell hilfloser und ärmlich wirkender Polizist, der nach Frankreich geschickt wird und sprachlich, wie kulturell von Europa überfordert ist. Dann wir er vor eine große Diebstahl-Mission gestellt, die ihm noch einmal Unerdenkliches abverlangt. Zwischen zaghafter Buddy-Comedy-Humor, einem aneckenden “Harmonieren” mit den Teammitgliedern entlockt Butler der ausgelaugten Figur spielerische Frische und legt einen enormen Spaß an den Tag. Die Dialoge, zwischen Butler und der Mannschaft, ein gut aufgelegter O‘Shea Jackson Jr. und eine toll besetzte Evin Ahmad, funktionieren in diesem Genrekonstrukt richtig gut, zielführend und organisch.
Unerwartet originell
Es wird keine neue Geschichte erzählt, nichts gezeigt, was nicht schon hundertfach da war – und doch ist die Herangehensweise von Criminal Squad 2: Pantera heute eine ganz eigene: konträr zu dem Abziehbild, welches der Vorgängerteil skizziert hat. Entgegen der Erwartung eines ähnlich wertigen Aufgusses ist das Sequel nun „nur noch“ ein Heist-Film: fast gänzlich ohne Action, Schießereien und schon gar keine Kampfszenen. Zwar wird der gesamten Darstellerriege weiterhin körperlich einiges abverlangt, Gudegast schafft jedoch den wichtigen Schritt und wagt, den neuen Teil nur aus Heist und Vorbereitung bestehen zu lassen.
Es gibt kaum andere Schauplätze, keine Action, um die Unterhaltung zu fördern und die Spannung künstlich aufrechtzuerhalten und schon gar kein globales Springen. Fast wie Fast and Furious 5 – nur ohne Action. Ein reiner Raubüberfall. Sehr kontrolliert, sehr dosiert und sehr fokussiert. Über eine Stunde wird ganz allein der Figurenkonstellation und dem Aufbau gewidmet, der Planung, der Erforschung der Fehler des Gebäudes. Gudegast fängt in wunderschönen Bildern die Szenarien in einer Form ein, als wäre man Teil des Teams der kriminellen Ganoven. Man lernt mit ihnen, findet die Fehler, geht die Szenarien mehrfach durch.
Während moderne Genrevertreter immer austauschbarer ihre Heist-Vorbereitung und -Ausführung als Montage vortragen und dabei keine Luft zum Atmen lassen oder dem Zuschauer keine Ausdauer und Entwicklung zutrauen, darf hier der Aufbau für sich stehen. Es werden Ideen gesammelt, Pläne geschmiedet und Utensilien vorbereitet. Jedes der Mitglieder hat seine Aufgabe, jeder bekommt seinen Moment. Während Plattitüden wie „das sicherste Gebäude Europas“ immer wieder reaktionär und nur als Aufhänger der Stimmung solcher Filme dienen und die Aufgabe dann in kürzester Zeit bewältigt wird, schafft Christian Gudegast das Gefühl, das dieses Gebäude wirklich so sicher ist, wie es behauptet wird.
Unser Fazit zu Criminal Squad 2
Criminal Squad 2: Pantera ist nicht neu oder frisch erzählt, aber verdammt gut und ehrlich. Gudegast feuert nach einem zusammengeklaubten Action-Konglomerat einen Heist-Film alter Schule in bester Manier ab: innovativ, aber rudimentär und routiniert und vor allem über die langen 132 Minuten fesselnd erzählt. Butler und Crew holen das Publikum an Bord, der wummernde Score ist erneut hervorragend platziert, die Bilder sind groß und beginnt der eigentliche Coup, der sehr zehrend und ausführlich präsentiert wird, so packt die Zuschauer die Atmosphäre, der Schweiß, der von der Stirn tropft und einhergeht mit dem steigenden Adrenalinspiegel.
Zielsicher inszeniert, angenehm, ausgeglichen, unaufgeregt. Jeder Schritt in der Ausführung wirkt beeindruckend choreografiert. Das Abwarten für den nächsten Schritt, das An- und Abpassen des Kamerawechsels der Sicherheitsleute, das Durchsuchen des Tresors. Alles ist zeitlich angepasst, limitiert, jeder Fehler kann das Aus sein und jahrelang Gefängnis bedeuten. Gudegast brennt ein atmosphärisches, langsames und interessantes Grundkonzept ab, mit dem man nicht unbedingt gerechnet hat – und nicht wusste, dass man sowas 2025 noch benötigt.
Gerard Butler versinnbildlicht weiterhin das Gefühl einer Reminiszenz der besten Momente bester 80er/90er Jahre Action-Hausmannskost und schafft ein weiteres Mal aus der Zeit gefallenes Kino höchster Güteklasse.
Criminal Squad 2 startet am 16. Januar 2025 in unseren Kinos
Unsere Wertung:
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