Die erste Mondlandung der NASA, mit Scarlett Johansson und Channing Tatum in den Hauptrollen – klingt das nicht romantisch? Wir haben den Film bereits gesehen. Ob uns To The Moon mondsmäßig gut gefallen hat, verraten wir euch in unserer Kritik.
Titel | To the Moon |
Jahr | 2024 |
Land | United States of America |
Regie | Greg Berlanti |
Genres | Liebesfilm, Komödie |
Darsteller | Scarlett Johansson, Channing Tatum, Woody Harrelson, Ray Romano, Jim Rash, Anna Garcia, Donald Watkins, Noah Robbins, Christian Clemenson, Colin Woodell, Nick Dillenburg, Christian Zuber, Gene Jones, Joe Chrest, Stephanie Kurtzuba, Colin Jost, Dariusz Wolski, Peter Jacobson, Lauren Revard, Njema Williams, Gary Weeks, Todd Allen Durkin, Christian Grey Moore, Kade Pittman, Chris Vroman, Victor Garber, Kyle S. Brown, Walter Cronkite |
Länge | 133 Minuten |
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Die Handlung von To The Moon
Die 1960er Jahre: Die Sowjetunion hat bereits erfolgreich einen Menschen ins Weltall und lebend zurück auf die Erde gebracht. Währenddessen erlebt die US-amerikanische Raumfahrtbehörde NASA 1967 mit der ersten Apollo-Mission ein Desaster, bei dem drei Menschen in der Raumkapsel ums Leben kommen, ohne dass die Rakete startet. Dass Cole Davis (Channing Tatum), leitender NASA-Mitarbeiter dennoch alle Hebel in Bewegung setzt, um vor dem Ende des Jahrzehnts einen Mann auf den Mond zu bringen, während in Vietnam das US-Militär einen Krieg führt, kommt in der Bevölkerung gar nicht gut an. Um die Öffentlichkeit wieder für das Space-race zu begeistern, engagiert die Regierung in Gestalt des undurchsichtigen Moe (Woody Harrelson) die PR-Agentin Kelly Jones (Scarlett Johannson). Als sich ihre und Coles Wege das erste Mal kreuzen, scheint die Chemie sofort zu stimmen.
Doch mit ihren unorthodoxen Methoden eckt die junge Schönheit auch bei Cole an. Auch, weil sie es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, wächst die Kluft zwischen den beiden. Dies ändert sich, als die Finanzierung des Projekts am Nein mehrerer Senatoren zu scheitern droht. Denn plötzlich scheinen Kellys Methoden gerade recht, um die Planungen der Apollo-11-Mission voranzutreiben. Währenddessen sorgen sich nicht nur die NASA-Ingenieure um ihr ehrgeiziges Ziel, auf dem Mond zu landen, sondern auch die Regierung. Sie beauftragt Kelly mit einer äußerst pikanten Aufgabe, von der selbst Cole nichts wissen darf: Eine Inszenierung der Mondlandung wie in einem Hollywood-Film…
Rom-Com, NASA-PR-Film – das All you can see-Buffet
Wer sich über unsere ungewohnt ausführliche Inhaltsangabe wundert, sollte bereits erahnen, was er bei To The Moon bekommt. Denn über weite Strecken beschleicht einen das Gefühl, Regisseur Greg Berlanti beschreite unterschiedlichste (Irr-) Wege, um seine eigentlich simple romantische Liebeskomödie aufzublähen. So pendelt der Film zwischen einer Hommage an die unbesungenen Held:innen im Ingenieurwesen der Raumfahrtbehörde, den Screwball-Ansätzen, Channing Tatums Schuldgefühlen und der großen PR-Nummernrevue hin und her. Letztlich liefert Berlanti ein All you can see-Büffet, bei dem man sich zwar an den Schauwerten satt sehen, aber auch schnell vollgestopft sein kann. So aufgebläht man dank der über 130 minütigen Laufzeit am Ende sein ist, stellen sich zudem Bauchweh an, wenn man das Gezeigte mehr als drei Sekunden durchdenkt.
Denn es wirkt schon befremdlich, wenn Scarlett Johannsons Figur durch Charme, Geschick und einer recht freien Interpretation der Wahrheit beispielsweise einen US-Senator davon überzeugen kann, die finanziellen Mittel für die NASA nicht zu kürzen, obwohl in seinem Wahlkreis Hochwasserschäden entstanden sind. Wenn dann noch Channing Tatums Cole bei einem abendlichen Dinner einen bibeltreuen Wissenschaftsleugner von seiner Gotteserfurcht überzeugt, mag das zunächst albern oder gar als Verbindung zur Figur Johannsons gesehen werden können. Doch da er ihr gegenüber die Aufrichtigkeit seiner Bekundungen beteuert, wirkt es derat reaktionär und erzkonservativ, dass vor allem MAGA-Anhänger:innen vermutlich Szenenapplaus geben werden.
Die Stars reißen es (ein wenig) heraus
Wären da nicht die beiden Stars, könnte Berlanti glatt eine komplette Fehlzündung verursachen. Aber Scarlett Johannson spielt die PR-Beraterin Kelly durchaus überzeugend und versprüht Charme, auch wenn ihre Handlungen zumeist hinter dem Rücken des Missions-Verantwortlichen Cole geschehen. Streng genommen erzählt sie fast durchgehend Lügengeschichten und könnte damit eine Cousine von Leo DiCaprios Jordan Belfort sein. Was bei ihrer Figur jedoch am meisten enttäuscht, ist die Offenbarung der lange Zeit angedeuteten Vergangenheit. Diese wirkt wie eine lästige Story-Pflichterfüllung im dritten Akt und gibt dem Charakter nicht die erhoffte Tiefe oder gar eine gewisse Abgründigkeit. Bei Channing Tatum hingegen sind derartige Überraschungen gar nicht erst zu erwarten. Und auch, wenn seiner Figur gleich aus mehreren Gründen eine gewisse Tragik beiwohnt, fehlt es dieser an Substanz. Stattdessen wird dessen Vergangenheit immer dann beleuchtet, wenn etwas Leerlauf in der Handlung entsteht, wodurch Cole allerdings auch ein Charakter mit Fleisch wird.
Was das Duo Johannson/Tatum angeht, stellt man ernüchtert fest, dass sie letztlich nicht allzu viele Momente miteinander haben, um die pure Romantik zu versprühen. Das liegt auch an den zig Nebenhandlungen, die zu Ende erzählt werden müssen. Doch dass zwischen den beiden Stars die Chemie stimmt, merkt man durchaus. Ein klein wenig zum Szenendieb mausert sich Jim Rash als exzentrisches Regie-Enfant terrible, welches einen besonderen Regieauftrag erhält. Und auch Anna Garcia spielt Johannsons Assistentin als junge Feministin überzeugend, wenn auch mit limitierter screentime. Bei Woody Harrelson hingegen sollte man nicht mehr erwarten, als seine übliche Performance. Denn den undurchsichtigen, aber niemals Bedrohlichkeit ausstrahlenden Regierungsvertreter spielt er im Schlaf. Gleiches gilt für die Momente, in denen sein Moe hinters Licht geführt wird. In Sachen Ausstattung und Kameraarbeit wird bei To The Moon allerdings vollends abgeliefert. So schafft es der Film, dass man sich als Zuschauer:in in die 1960er Jahre zurückversetzt fühlt.
Unser Fazit zu To The Moon
Greg Berlanti inszeniert die Geschichte der Apollo-11-Mission als überlange, locker-leicht daherkommende Liebeskomödie mit Screwball-Elementen. Was allerdings optisch sehr gefällig daherkommt, ist erzählerisch verfasernd und unfokussiert. Denn so recht scheinen die drei Drehbuchautor:innen nicht zu wissen, was sie eigentlich erzählen wollen. Einerseits große Würdigung der aufrechten Wissenschaftler:innen und Ingenieur:innen der NASA, die sicher den ein oder anderen Dollar an finanziellen Support zukommen ließ, andererseits genre-bedingte Standard-Rom-Com-Ware ohne großartigen Nachhall, dazwischen befremdliche Szenen voller Kopfschüttel-Potenzial – das wirkt in der Summe nicht nur unentschlossen, sondern auch in Teilen beliebig.
Zudem spielt der Film zahlreiche durchaus interessante Aspekte wie die Macht der Bilder, die Allmacht des Staates und die Ohnmacht des Individuums nie aus und hinterlässt im Zeitalter von fake news, alternativen Fakten und der manipulativen Wirkungskraft von Bewegtbildern und K.I. generierten Fotos sogar einen faden, konservativ-reaktionären Beigeschmack. Das ist angesichts eines groß gedachten, mit tollen Bildern garnierten Films mit einem durchaus sympathischen Leinwandduo vielleicht einfach zu viel gewollt oder der falsch angelegte Maßstab. Doch auch nach einem Plausch in vertrauter Pressevertreter:innen-Runde wollen wir diese Aspekte nicht unter den Teppich kehren, weil sie einem Mainstream-Publikum vorgesetzt werden, welches sich in einigen Dingen in ihrer abstrus wirkenden Haltung zu Medien und faktenbasierten Diskussionen bestätigt fühlen wird.
To The Moon ist ab dem 11. Juli 2024 in den deutschen Kinos zu sehen.
Unsere Wertung:
© Sony Pictures