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    Filmtoast.de – Filmkritiken mit Biss
    Startseite » The Favourite
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    The Favourite

    Onnovon Onno5. Dezember 2018Keine Kommentare4 min Lesezeit
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    Filme von Giorgos Lanthimos sind sehr speziell und sprechen definitiv nicht jeden an. Ob Singles, die sich in Tiere verwandeln, Geschwister, die freudig mit Narkosemittel spielen oder Jugendliche, die sich für Achselhaare begeistern, das Portfolio an absurden Ideen in seinen Filmen ist ziemlich umfangreich. Dazu kommt eine kühle Inszenierung mit trockenen Dialogen. Mit The Favourite liefert Lanthimos am 24.01.2019 seinen bis dato zugänglichsten Film und erzählt die Geschichte der englischen Königin Anne (Olivia Colman) aus dem 18. Jahrhundert. Einen gewöhnlichen Film bekommt man aber dennoch nicht geliefert.

    Plakat zu The Favourite © Fox Deutschland
    Kinoplakat zu The Favourite © Fox Deutschland

    Ein von der Seitenlinie regiertes England

    England ist mitten im Krieg mit den Franzosen und auf dem Thron sitzt mit Königin Anne ein gebrechliches und desinteressiertes Regierungsoberhaupt. An deren Seite führt insgeheim Sarah Churchill (Rachel Weisz), die Herzogen von Marlborough, als Beraterin die Fäden des Landes in ihrer Hand. Politischen Gegenwind erfährt das Regierungs-Tandem vom Oppositionellen Robert Harley (Nicholas Hoult), der, anders als Churchill, für einen Friedensvertrag und gegen eine Erhöhung der Steuern ist. Als eines Tages Churchills Cousine Abigail Masham (Emma Stone) am Hof erscheint, bekommt das Intrigenspiel neues Feuer. Anfangs noch mit niederen Aufgaben bedacht, erkämpft sie sich immer mehr die Aufmerksamkeit von Harley und der Königin. Ein dreckiges Spiel um die Gunst von Königen Anne nimmt ihren Lauf.

    Konventionelle Geschichte im besonderen Glanz

    Abigail Masham (Emma Stone) © Fox Deutschland
    Abigail Masham (Emma Stone) schmiedet ihre eigenen Pläne © Fox Deutschland

    Kennt man die Werke von Giorgos Lanthimos, muss man anfangs schon zweimal hinhören. Ja, es werden hier relativ normale und flüssige Dialoge geführt, was wohl daran liegt, dass er diesmal nicht am Drehbuch beteiligt ist. Dazu wird auch eine recht konventionelle Geschichte erzählt, die zu keiner Zeit das Absurditätslevel seiner vorherigen Filme erreicht. Aber das ist ja an sich nichts Schlechtes, für Lanthimos-Kenner aber erstmal ungewohnt. Inszenatorisch wird man aber von Beginn an auf eine gewohnt ungewöhnliche Reise mitgenommen. Stimmung, Kameraeinstellung und musikalische Untermalung – das pompöse Historien-Drama punktet direkt mit einer eigenen Note. Dabei werden Spannungsspitzen mit treibender Musik aufgebaut, mit Weitwinkel-Einstellungen jedes Eck des Königshauses ausgelotet und mit kreativen Lichtspielereien eine unheimlich dichte Atmosphäre erzeugt. Zusammen mit den ausladenden Kostümen und Sets schafft man so einen passenden Rahmen für das durchtriebene Intrigenspiel.

    Brillantes Schauspiel in Englands Königshaus

    Königin Anne (Olivia Colman) und Sarah Churchill (Rachel Weisz) © Fox Deutschland
    Königin Anne (Olivia Colman) mit ihrerer vertrauten Beraterin Sarah Churchill (Rachel Weisz) © Fox Deutschland

    Der Kampf um die Gunst der Königin punktet mit einem raffinierten Drehbuch, dass herrlich verrückte Dialoge und Situationen bietet und mit interessanten Zwischentönen aufwartet. Seinen vollen Glanz entfaltet es vor allem aufgrund der brillanten Leistungen von Olivia Colman, Rachel Weisz und Emma Stone. Es ist einfach Wahnsinn, was dieses Trio für eine Bandbreite an Emotionen und einzigartigen Szenen auf die Leinwand zaubert. Sympathien und Antipathien wechseln von Moment zu Moment und jeder Charakter hat fein ausgearbeitete Motive die überzeugend zum Tragen kommen. Nicholas Hoult ergänzt die hervorragende Leistung der drei vom Königshaus mit einem herrlich durchgeknallten Auftreten. Man muss bei der Rolle und dem Kostüm schon zweimal hinschauen, um ihn wirklich zu erkennen.

    Verrückt, aber nicht zu viel

    Sarah Churchill (Rachel Weisz) am Schießstand © Fox Deutschland
    Sarah Churchill (Rachel Weisz) hat ihr Ziel stehts vor Augen © Fox Deutschland

    Genug der überschwänglichen Lobhudelei, frei von Makeln ist The Favourite auch nicht. Dafür ist die Grundgeschichte zu konventionell und bis zum Schluss nahezu frei von emotionalen Höhepunkten und Überraschungen. Dabei werden zwar auch Punkte aufgezeigt, die zum Nachdenken anregen, eine Tiefe wie in Lanthimos‘ vorherigen Werken wird dabei aber nicht erreicht. Die einzelnen Entwicklungen im Konflikt sind auch größtenteils vorhersehbar und münden in einem abrupten, aber auch logischen Ende. Der Film hat zwar einige verrückte Momente und tolle Szenen, doch brennen sich mir diese nicht so sehr ins Gedächtnis, wie es bei The Lobster oder The Killing Of A Sacred Deer der Fall war.

    Mein Fazit zu The Favourite

    Bei Dreien ist einer zu viel. Genau dieses Spielchen exerziert Lanthimos beim Duell um die Gunst der Königin aufs Äußerste und inszeniert ein brillant gespieltes Historien-Drama rund um Verrat und Intrigen. Man wird förmlich in die Welt gesaugt und hängt an den Lippen von Olivia Colman, Rachels Weisz und Emma Stone, denn die drei liefern eine Performance zum Niederknien. Umrahmt wird das Schauspiel von wunderbaren Bildern und treibender Musik. Da verzeiht man gerne, dass die Geschichte im Kern konventionell und vorhersehbar ist.

    Wer spielt hier mit wem und warum? © Fox Deutschland
    Wer spielt hier mit wem? © Fox Deutschland

    © Fox Deutschland

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