The Instigators ist der neue Apple TV+ Film mit Casey Affleck, Matt Damon und reichlich bekannten Co-Stars. Kann der Thriller von Doug Liman aber auch inhaltlich punkten oder nur mit den Namen auf der Besetzungsliste?

The Instigators – Die Story
Der verzweifelte Vater Rory (Matt Damon) und der Ex-Gefängnisinsasse Cobby (Casey Affleck) sind ein ungewöhnliches Ganovenduo. Als ihr Plan einen korrupten Politiker zu berauben fehlschlägt, ist ihnen nicht nur das Gesetz auf den Fersen, sondern sie müssen sich auch gegen starrsinnige Bürokratie und rachsüchtige Kriminelle behaupten. In ihrer Not wenden sie sich an Rorys Therapeutin (Hong Chau), die sie auf ihrer halsbrecherischen Flucht durch die Stadt begleitet. Dabei müssen sie ihre Meinungsverschiedenheiten hinter sich lassen und zusammenarbeiten, um der Polizei – oder Schlimmerem – zu entgehen.
Bourne-Duo wiedervereint
Die Speerspitze seiner Filmprojekte und -zukäufe bringt Apple TV in die Kinos. Und anhand der Besetzung und der Regie könnte man eigentlich davon ausgehen, dass auch The Instigators so eine Produktion sei. Schließlich haben Matt Damon und Doug Liman bereits für Bourne kooperiert und Damon und Casey Affleck kennen sich aus Oceans-Zeiten. Es ist also eigentlich ne sichere Nummer, zumal man dann mit Ving Rhames oder Michael Stuhlbarg noch weitere starke Zugpferde im Cast hat. Doch irgendwas hat die Management-Etage zur Entscheidung gebracht, den Film lediglich eine Woche vor weltweitem Streamingstart als Kinopremiere zu programmieren. Ob dies nun am Produkt als solches liegt oder rein strategische Gründe hat, darüber wird im Weiteren auch zu sprechen sein.
Nun, meine Vermutung ist, dass Apple TV sich extrem genau ansieht, welcher Content wo (auch bei der Konkurrenz) gut performed und da man eben nicht nur Serienstarts für die Plattform möchte, sondern ab und an auch etwas für die Filmfans, hat man sich wohl bei diesem Projekt dazu entschieden, dass die Klientel eher im heimischen Wohnzimmer wartet als hierfür im Blockbuster-Sommer ins Kino zu gehen. Und rein produktionstechnisch spricht für eine zwingende Kinoauswertung auch recht wenig, denn weder besitzt The Instigators Leinwand-Schauwerte, noch profitiert der Streifen von einer Sichtung mit einem großen Publikum.
Gute alte Buddy-Action
Selbst die Story ist allenfalls solides Mittelmaß, aber das ist bei solchen Charakter-Ensemble-Stücken recht häufig der Fall. Daher steht und fällt dann der Anklang mit den einzelnen Figuren, der Darsteller-Güte und schlicht und einfach mit dem Unterhaltungsfaktor. Und so braucht an dieser Stelle nicht viel zur Story geschrieben werden: The Instigators ist klassisches Buddy-Action-Thriller-Entertainment; ein Coup mit einer dysfunktionalen Crew geht erwartungsgemäß schief, Improvisation lässt eines zum anderen führen und letztlich verfolgt man eigentlich zwei ungleiche Typen, die sich zusammenreißen müssen, um beim Sprung vom einen ins nächste Fettnäpfchen nicht irgendwann hängenbleiben. Wie gesagt: schlicht und einfach – aber eben auch das einfachste Rezept kann in guter Qualität zubereitet aus der Masse hervorstechen. So verhält es sich mit diesem Heist-Thriller.
Axel F hat zuletzt gezeigt, dass diese Mid-Budget-Actioner, die in den Neunzigern locker noch ins Kino gekommen und vermutlich auch anständig gelaufen wären, heute einfach das Material sind, was die Streamingdienste als Qualitäts-Exklusiv-Content produzieren, um Abonnenten auch in der Saure-Gurken-Zeit bei der Stange zu halten. Genau in diese Kategorie fällt dieses Star-Vehikel. Mittelmäßige Action, die auf der Leinwand verpuffen würde, aber Glanzpunkte in der Figurendynamik und einige smarte Einzelszenen und Dialogmomente. Herzstück bleibt hier aber das Wechselspiel zwischen dem Duo Damon-Affleck und den überraschend umfangreichen Auftritten der Nebendarsteller, die allesamt zur Kategorie „Charakterköpfe“ gehören und nur wenig Screentime brauchen, um Situation für sich zu vereinnahmen.
Wer sollte sich The Instigators bei Apple TV+ ansehen?
Der Streamingfilm des Edge of Tomorrow-Regisseurs ist bei weitem keine Krimikomödie, obwohl es durchaus absurde Szenen und reichlich groteske Charaktere gibt. Grundlegend ist die Stimmung aber ernst und nur minimal von Selbstironie durchtränkt. Die Kabbelei innerhalb des Ganovengespanns ist plausibel und funktioniert fantastisch. Damit gleicht man nahezu komplett aus, dass es an wahrhafter Spannung doch fehlt. Mich erinnerte The Instigators beispielsweise an The Drop – Bargeld mit Tom Hardy oder tonal an die Serie Your Honor mit Bryan Cranston. Auch der trockene Humor aus Killing Them Softly mit Brad Pitt kann Anhaltspunkte liefern, weshalb sich auch ein Blick hier hinein lohnen dürfte.

© Apple TV+
Unser Fazit zu The Instigators
The Instigators ist nach einigen Rohrkrepieren wie Ghosted, Sharper oder The Family Plan endlich mal ein Apple TV+ Film, der mehr richtig als falsch macht. Man kann sich auf ein eingespieltes, routiniert auftretendes Ensemble verlassen, handwerklich stimmt auch alles und die standardmäßig vorgetragene Story trägt gut über die überschaubare Laufzeit. Highlights sind dann auch mehr die Schauspielmomente, beispielsweise fast jede Szene mit Hong Chau oder Michael Stuhlbarg, und weniger ein sich zuspitzender Spannungsaufbau. The Instigators ist kurzweilig, bodenständig und angenehm unaufgeregt - genau das Richtige für einen Fernsehabend mit gewissem Anspruch ans Programm.
The Instigators streamt bei Apple TV+!
Daheim in Oberfranken und in nahezu allen Film- und Serienfranchises, schaut Jan mehr als noch als gesund bezeichnet werden kann. Gäbe es nicht schon den Begriff Serienjunkie, er hätte bei über 200 Staffeln im Jahr für ihn erfunden werden müssen. Doch nicht nur das reine Konsumieren macht ihm Spaß, das Schreiben und Sprechen über das Gesehene ist mindestens eine genauso große Passion. Und so ist er inzwischen knapp fünf Jahre bei Filmtoast an Bord und darf hier seine Sucht, ähm Leidenschaft, ausleben. Die wird insbesondere von hochwertigen HBO- und Apple-Serien immer wieder aufs Neue angefacht und jeder Kinobesuch hält die Flamme am Lodern. Es fällt Jan, wie ihr euch bestimmt wegen der Masse an Geschautem vorstellen könnt, schwer, Lieblingsfilme, -serien oder auch nur Genres einzugrenzen. Er ist und bleibt offen für alles, von A wie Anime bis Z wie Zack Snyder.

