Mehr als 50 Jahre nach seinem Kinostart ist Easy Rider nach wie vor als prägendes Beispiel für das zu seiner Zeit bahnbrechende New-Hollywood-Kino bekannt. Ebenso wird er, wie kaum ein anderer Film, mit der 68er-Generation assoziiert. Wir haben uns das Regiedebüt des jungen Dennis Hopper zu Gemüte geführt, um zu sehen, ob Easy Rider auch abseits seines Kultstatus‘ heute noch überzeugen kann.
Titel | Easy Rider |
Jahr | 1969 |
Land | USA |
Regie | Dennis Hopper |
Drehbuch | Dennis Hopper, Peter Fonda, Terry Southern |
Genre | Drama, Roadmovie |
Darsteller | Dennis Hopper, Peter Fonda, Jack Nicholson, Luke Askew, Phil Spector, Karen Black |
Länge | 95 Minuten |
FSK | ab 16 Jahren freigegeben |
Verleih | Sony Pictures Home Entertainment |
Die beiden Herumtreiber Wyatt (Peter Fonda) und Billy (Dennis Hopper) begeben sich nach einem erfolgreichen Kokaindeal von Los Angeles aus auf einen Roadtrip durch die Vereinigten Staaten. Ihr Ziel ist das Mardi-Gras-Festival in New Orleans. Auf den Satteln ihrer umgebauten Harley-Davidson-Motorräder reisen sie von der liberalen Westküste in die vom Rassismus geprägten Südstaaten und erfahren am eigenen Leib, dass das angebliche „Land der Freien“ denen, die den „american dream“ im ursprünglichen Sinn leben, allzu oft nichts als Intoleranz und Gewalt entgegenbringt.
Der Durchbruch für das „Neue Hollywood“
Easy Rider ist ein Kind seiner Zeit und ohne Kenntnisse der gesellschaftlichen Veränderungen in den USA Ende der 60er Jahre wohl kaum noch nachzuvollziehen. Er funktioniert weniger als richtiger Film, sondern vielmehr als Zeitdokument. Denn eine in sich stimmige, schlüssige Handlung mit Spannungsbogen ist hier nicht zu finden. Stattdessen werden mehr oder weniger willkürlich ausgewählte Episoden der Motorradreise aneinander gehängt.
Für die Drehbuchautoren und Hauptdarsteller Dennis Hopper und Peter Fonda stellte Easy Rider einen Befreiungsschlag dar. So waren sie zuvor hauptsächlich in von Roger Corman produzierten Billigfilmen und massentauglichen Western aufgetreten. Die durch ihr Engagement in B-Movies, in denen sie bereits Motorradrocker dargestellt hatten, entstandene Popularität nutzten sie nun für ein persönlicheres Projekt. Mit dem sie, wider Erwarten, extrem erfolgreich sein sollten. Easy Rider gelang es bei Kinostart, den aktuellen James-Bond-Film Im Geheimdienst Ihrer Majestät vom Box-Office-Thron zu stoßen und bei einem Budget von nur 400.000 Dollar weltweit ganze 60 Millionen Dollar einzuspielen. Damit zählt er zu den ertragreichsten Low-Budget-Produktionen.
Gleichzeitig läutete er damit endgültig die Epoche des New-Hollywood-Kinos ein. In selbiger schufen junge, radikale Filmemacher mit ungewöhnlichen Inszenierungstechniken, schonungsloser Thematisierung von sozialen Problemen und dem Aufbrechen klarer Handlungsstrukturen bahnbrechende Werke. Diese hatten überraschenderweise großen Erfolg beim Publikum. Easy Rider fungierte damit nicht nur als Türöffner für seine Hauptdarsteller, sondern auch für andere aufstrebende Jungregisseure wie Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, William Friedkin oder Steven Spielberg.
Eine erlesene Besetzung
Dennis Hopper und Peter Fonda sollten durch diesen Film jedenfalls in die oberste Liga Hollywoods aufsteigen und mit ihrer folgenden Zusammenarbeit The Last Movie ein noch radikaleres Werk abliefern. Neben dem extrovertierten Hopper und dem nachdenklichen Fonda als Hauptfiguren ist es jedoch vor allem ein Akteur, der nachhaltig im Gedächtnis bleibt: der junge Jack Nicholson. Für seine schräge Darbietung als dauerbetrunkener ACLU-Anwalt mit ausgefallenem Weltbild bekam dieser seine erste Oscarnominierung. Easy Rider legte somit auch den Grundstein für Nicholsons Karriere als vielseitiger Charakterdarsteller. Weitere bekannte Gesichter in kleineren Rollen sind noch Karen Black und der berüchtigte Musikproduzent Phil Spector, der zu Beginn einen Kurzauftritt als Drogendealer hat. Black sollte im folgenden Five Easy Pieces – Ein Mann sucht sich selbst an der Seite Nicholsons ebenfalls auf sich aufmerksam machen.
Easy Rider – kein einfacher Film
Easy Rider ist durch einen recht unkonventionellen Inszenierungsstil geprägt. So gehen die Szenenübergänge oft abgehackt durch flackernde Schnitte vonstatten, die den Beginn einer Einstellung blitzlichtartig ins Ende der vorhergehenden schieben. Im letzten Drittel wird dann schließlich mit entfesselter Kamera, hektischer Montage, abrupten Perspektivwechseln und sich überlagernden Geräuschen und Gesprächsfetzen der Versuch unternommen, einen LSD-Trip zu visualisieren. Diese von religiöser Ikonographie geprägte Sequenz hat die Bezeichnung „psychedelisch“ mehr als verdient.
Daneben erregte Easy Rider auch Aufsehen durch die Verwendung zeitgenössischer Rockmusik auf dem Soundtrack – damals noch ein Novum und bis dahin nur im ebenfalls bahnbrechenden Die Reifeprüfung zwei Jahre zuvor in einem Hollywoodfilm angewandt. Setzte dieser noch auf Folk-Rock von Simon & Garfunkel, untermalen hier Lieder von Größen des Blues-, Psychedelic- und frühen Hard-Rocks das Geschehen. Darunter The Byrds, The Band, Jimi Hendrix und Steppenwolf, deren „Born To Be Wild“ während des Vorspanns ertönt und zum Klassiker und der Bikerhymne schlechthin wurde. Teilweise nahm Easy Rider damit auch die Ästhetik von Musikvideos vorweg.
Die episodische Handlung des Films gibt dabei ein Psychogramm der amerikanischen Gesellschaft wieder. Wyatt und Billy reisen durch ein im Umbruch befindliches Land und machen mit den verschiedensten Persönlichkeiten Bekanntschaft. Mal erfahren sie Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft, weitaus häufiger jedoch Feindseligkeit. Und das oft allein wegen ihres Erscheinungsbildes. Der Individualismus der erst entstandenen 68er-Bewegung wird sympathisch dargestellt, jedoch macht sich im Laufe des Films eine gewisse Melancholie und Resignation angesichts der verständnislosen Gesellschaft breit. So lässt sich Easy Rider sowohl als Ode wie auch als früher Abgesang auf die Hippie-Ära verstehen.
Ein Klassiker des Bikerfilms – Easy Rider
Letztlich ist Easy Rider ein eher schwer zugängliches Werk, das kaum heutigen Sehgewohnheiten entspricht und auf das man sich als Zuschauer definitiv einlassen muss. Wer einen übermäßig spannenden oder witzigen Genrefilm erwartet, wird enttäuscht sein. Aufgeschlossene Zuschauer mit einem Interesse an früheren Filmepochen sind bei Easy Rider jedoch richtig aufgehoben. Die Motorradreise durch Amerika entwickelt ihre ganz eigene Atmosphäre und vermittelt wie wohl kaum ein anderes Werk der damaligen Zeit das Lebensgefühl der 68er-Generation.
Unsere Wertung:
Zuletzt aktualisiert am 10. November 2022 um 0:49 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr. | 152 Bewertungen Unverb. Preisempf.: € 26,99 Du sparst: € 15,28 Preis: € 25,94 Jetzt auf Amazon kaufen* Preis inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten |
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