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3 Body Problem

Ja, Game of Thrones haben die beiden Showrunner nicht geschafft, zu einem runden Ende zu bringen. Nichtsdestotrotz vertraute Netflix Benioff und Weiss mit 3 Body Problem nun eines der ambitioniertesten Sci-Fi-Projekte überhaupt an. Gelingt damit Wiedergutmachung?

3 Body Problem | Offizieller Trailer | Netflix

 

Titel3 Body Problem
Jahr2024
LandUSA
RegieDerek Tsang, Andrew Stanton, Minkie Spiro, Jeremy Podeswa
DrehbuchDavid Benioff, D.B. Weiss, Alexander Woo, Rose Cartwright, Madhuri Shekar
GenreSerien
DarstellerJovan Adepo, John Bradley, Rosalind Chao, Liam Cunningham, Eiza González, Jess Hong, Marlo Kelly, Jonathan Pryce, Alex Sharp, Sea Shimooka, Zine Tseng, Saamer Usmani, Benedict Wong
Länge8 Folgen mit ca. 45 – über 70 Minuten
Altersempfehlungab 16 Jahren
StreamingdienstNetflix
Poster zu 3 Body Problem
Poster zu 3 Body Problem © Netflix

Darum geht’s in 3 Body Problem

Die schicksalhafte Entscheidung einer jungen Frau im China der 1960er-Jahre verursacht Schwingungen durch Raum und Zeit, die bis in die Gegenwart nachhallen. Als sich die Naturgesetze vor ihren Augen auf unerklärliche Weise auflösen, schließen sich mehrere brillante Wissenschaftler*innen mit einem unorthodoxen Ermittler zusammen, um sich der größten Bedrohung der Menschheit entgegenzustellen.

Spoilerfreie Kritik zu 3 Body Problem – Staffel 1

Dieser Beitrag beschäftigt sich ausschließlich mit der ersten Staffel der Serie, die Netflix en bloc am Starttag veröffentlicht. Ob sich auf Basis des Gesamteindrucks ein Blick für Kenner oder Neueinsteiger lohnt, erfahrt ihr bei uns ohne Spoiler zu Handlungsdetails.

Vom Weltbestseller zur Netflix-Adaption

Liu Cixin hat mit seiner Trisolaris-Buchreihe einen Science-Fiction-Hit kreiert, der weltweit Genre-Fans über tausende Seiten im Bann halten konnte und mitunter sogar darüber hinaus Diskussion anstoßen konnte. So ein weltweites Sci-Fi-Phänomen gibt es nicht oft, was unweigerlich mehrere Dinge nach sich zieht: Zum einen Vergleiche mit Meilensteinen der Gattung, wie dem Asimov’schen Foundation-Zyklus und zum anderen heutzutage die Umsetzung im bewegten Bild. Überraschend kam demnach also die Ankündigung von Netflix aus dem Erfolgsroman eine Serie zu machen keineswegs. Und zum Zeitpunkt der sich anbahnenden Produktion war auch die Verpflichtung von Benioff und Weiss keine weltbewegende Sensation, denn die Macher hatten ja gerade geschafft ein ebenfalls tausende Seite umfassendes Fantasy-Epos zu einer der meist- und bestdiskutierten Serien aller Zeiten zu machen.

Doch das war bevor sich die Macher bei Game of Thrones zunehmend von der Vorlage lösen und eigene Wege gehen mussten – und am Ende die Fans mit dem Serienfinale weltweit ernüchtert zurückließen. Ihr geplantes Star-Wars-Projekt haben sie nach diesem Rückschlag verloren, aber Netflix hielt für eine breit angelegte Kooperationen an den Machern fest.

Sea Shimooka als Sophon, John Bradley als Jack Rooney, Jess Hong als Jin Cheng in 3 Body Problem © Netflix

Die Hauptfiguren:

Jovan Adepo spielt Saul Durand. Saul ist bestimmt nicht weniger talentiert als seine Kollegen, aber wesentlich weniger zielstrebig, und so hat er als Forschungsassistent für Physik sein volles Potenzial bislang nicht ausgeschöpft. Wird er sich der Herausforderung stellen, wenn alles auf dem Spiel steht?

John Bradley spielt Jack Rooney. Er gehört zu den fünf aus Oxford. Jack ist respektlos, unverblümt und liebenswert zugleich und hat sich mithilfe seiner Physikkenntnisse ein millionenschweres Snack-Imperium aufgebaut.

Rosalind Chao spielt Wenjie Ye. Die talentierte Astrophysikerin Wenjie Ye hat während der Kulturrevolution in China alles verloren und fühlt sich völlig allein im Universum. Eine Entscheidung, die sie in den 60er-Jahren traf, hat Auswirkungen über Jahrhunderte hinaus und wird vielleicht noch bis in alle Ewigkeit zu hören sein.

Liam Cunningham spielt Thomas Wade. Wade, der charismatische Leiter der elitärsten Geheimdienstoperation der Welt, ist der Stratege hinter der Planetenverteidigung und behält immer das große Ganze im Blick. Menschen sind nur Schachfiguren in seinem Spiel – und seine verwegenen Schachzüge zahlen sich meist aus.

Eiza González spielt Auggie Salazar. Sie gehört zu den fünf aus Oxford. Auggie ist eine Wegbereiterin der Nanotechnologie und konzentriert sich darauf, tatsächliche Probleme im Hier und Jetzt zu lösen, statt theoretische in der Zukunft. Dass sie so stark und visionär ist, macht sie zur natürlichen Zielscheibe der Feinde der Menschheit.

Jess Hong spielt Jin Cheng. Sie gehört zu den fünf aus Oxford. Jess ist eine geniale theoretische Physikerin mit einem unstillbaren Durst nach Antworten auf die größten Fragen des Universums. Ihre Wissbegierde könnte ihre größte Stärke sein – wenn sie ihr nicht zum Verhängnis wird.

Marlo Kelly spielt Tatiana. Tatiana wuchs von Geburt an in der Organisation von Mike Evans auf. Es ist ihr Lebensziel, die Außerirdischen willkommen zu heißen – und dafür schreckt sie vor nichts zurück.

Alex Sharp spielt Will Downing. Er gehört zu den fünf aus Oxford. Will ist Oberstufenlehrer für Physik und erfährt etwas, das sein Leben völlig verändert und ihn dazu zwingt, seinen Platz im Universum zu überdenken.

Sea Shimooka spielt Sophon. Ein Avatar in dem VR-Spiel.

Zine Tseng spielt die junge Wenjie Ye. Die talentierte Astrophysikerin Wenjie Ye hat während der Kulturrevolution in China alles verloren und fühlt sich völlig allein im Universum. Eine Entscheidung, die sie in den 60er-Jahren traf, hat Auswirkungen über Jahrhunderte hinaus und wird vielleicht noch bis in alle Ewigkeit zu hören sein.

Saamer Usmani spielt Raj Varma. Raj ist ein Marineoffizier, der aus einer Militärfamilie stammt und völlig in seiner Arbeit aufgeht. Seine Beziehung zu seiner Freundin Jin droht bei seinem Einsatz zum Kollateralschaden zu werden.

Benedict Wong spielt Da Shi. Da Shi ist ein Geheimdienstermittler mit unkonventionellen Methoden. Er untersucht eine Reihe rätselhafter Todesfälle unter Wissenschaftler*innen, die einfach nicht abreißt.

Jonathan Pryce spielt Mike Evans. Mike Evans ist ein leidenschaftlicher Umweltschützer, der zum milliardenschweren Ölmagnaten wurde. Er setzt seine gewaltigen Ressourcen für eine ganz bestimmte Mission ein. Ben Schnetzer spielt den jungen Mike Evans.

Eve Ridley spielt die Adeptin. Dieser 9-Jährigen begegnet Jin in einem VR-Spiel.

Die Kulturrevolution in den 60ern in China spielt in 3 Body Problem eine große Rolle © Netflix

Wissenschaftsthriller mit Hirnknoten-Garantie

Wer die Vorlage gelesen hat, weiß, wie fordernd die Geschichte ist. Wer die Bücher nicht kennt, wird es sehr schnell beim Schauen der Serie feststellen. Es geht um nicht weniger als die Zukunft der Menschheit. Ein Satz, der oft bemüht wird, aber selten so zutreffend war, wie im Zusammenhang mit 3 Body Problem. Die Serie steigt erstmal ein, indem man zwei Zeitebenen parallel abbildet. Einmal in China in den 60er- und 70er-Jahren und einmal in der Gegenwart hauptsächlich in Oxford an der Universität. In beiden Zeiten geht es um Wissenschaftler im Bereich der theoretischen Physik. In der Vergangenheit wird dabei etwas angestoßen, was nicht nur auf die gegenwärtige Zeitebene wirkt, sondern noch viel weitreichendere Wellen schlägt. Das alles fällt in den ersten Folgen zusammen mit der Einführung der wichtigen Charaktere und dem Aufbau der grundlegenden Rätseln der Story. Es ist schon mal lobend zu erwähnen, dass man auch ohne Vorkenntnis gut mitkommt und vor allem sehr schnell beginnt mitzurätseln.

In der Gegenwart wird das Ganze mit einem Krimi-Plot ergänzt, in der Vergangenheit mit einem Familiendrama vor dem Hintergrund der chinesischen Kulturrevolution. Es ist wirklich viel auf einmal, was auf das Publikum einprasselt. Doch schon in den ersten Folgen gibt es auch erste Erklärungen und Antworten, was hinter den rätselhaften Erscheinungen, den Anomalien und dem seltsamen Verhalten von Personen steckt. Die Visualisierung dessen mittels eines VR-Videospiels ist smart, um einerseits nicht ganz taufrische Effekte zu rechtfertigen und andererseits einen gewissen Abstraktionsgrad aufrecht zu halten. Nichtsdestotrotz ist dem Einstieg in die komplexe Geschichte von Liu Cixin schon mit der maximalen Aufmerksamkeit zu begegnen – und ein Interesse für die wissenschaftlichen Gedankenspiele sollte man auf jeden Fall auch mitbringen.

Viele Figuren, viel wissenschaftliche Exposition

Eine tatsächliche Hauptfigur auszumachen ist in 3 Body Problem quasi unmöglich. Doch sowohl in der Vergangenheitsebene als auch in der Gegenwart gibt es Figuren, an denen man näher dran ist als an den anderen. So trifft, wie in der Synopsis beschrieben, eine Wissenschaftlerin in den 60ern eine Entscheidung – entgegen einer Warnung – und bringt damit die Entwicklungen in Gang, die auch für die mysteriösen Ereignisse in der Jetztzeit verantwortlich sind. Es geht um die Kommunikation über sämtliche Vorstellungskraft und wissenschaftliche Erkenntnisse hinaus – jenseits des zeitlichen Denkens der Menschen, fernab dessen, was sich unter modernsten Gesichtspunkten als logisch und empirisch nachvollziehbar darstellt. Beginnt die Geschichte noch bodenständig und als Thriller mit Mystery- und SciFi-Touch, kommt doch schnell Fahrt auf und die wahren Dimensionen des theoretischen Gedankenspiels von Liu Cixin werden deutlich.

Der Autor entwirft hier Szenarien, die die Spanne einzelner Menschenleben so weit übertreffen, dass selbst Entscheidungen, die man für Millionen von Individuen trifft, plötzlich nichtig wirken. Das sorgt dafür, dass 3 Body Problem zwar erstmal den Fokus auf Einzelschicksale legt, aber von ihren Entscheidungen so viel mehr abhängig macht, wodurch ein menschheitsbewegendes Epos entsteht, dass die ganz großen Fragen tangiert.

Atmosphärisch, rätselhaft, spannend

Dramaturgisch ist das Skript gut gemacht, sodass man immer wieder von Enthüllungen überrascht wird, die mit sich schon die nächsten Fragen bringen. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist hier auch die starke musikalische Kulisse, die von Komponist Ramon Djawadi kreiert wurde. Der Musiker hat bereits bei Game of Thrones und Westworld mit seiner Musik dem Ganzen einen Stempel aufgedrückt und speziell das Intro weckt unweigerlich Erinnerungen an die HBO-Androiden-Serie. Auch davon abgesehen, erinnert die neue Netflix-Serie in ihrer Struktur und ihrem Anspruch doch immer wieder an die Crichton-Adaption, wenngleich Netflix auf optischer Ebene nicht ganz das Niveau von HBO erreicht.

Viele Dialoge sind bedeutungsschwanger und rätselhaft, wodurch der Mystery-Charakter auch auf dieser Ebene gespiegelt wird. Doch während Westworld mit seiner Philosophienote doch teilweise etwas über die Stränge schlug und sich in Plottwists verzettelte, bleibt 3 Body Problem erstmal geradliniger und wahrt seine Zugänglichkeit. Die offenen Fragen werden klarer nach außen gekehrt, aber die Antworten bleibt uns selbstredend die erste Staffel zum Großteil noch schuldig. Es bleibt zu hoffen, dass die Abonnenten dem Ganzen aufgeschlossen begegnen und dementsprechend die Showrunner diesmal ihre Vision von A bis Z zum Abschluss bringen dürfen. Denn die Spannung, die in der ersten Staffel immer wieder aufflammt, deutet auf noch viel Potenzial hin – und die Vorlage gibt es auch her.

John Bradley als Jack Rooney
John Bradley als Jack Rooney © Netflix

Wer sollte sich die neue Sci-Fi-Serie nicht entgehen lassen?

Es mag ein seltsamer Vergleich sein, aber die Serie erinnert in ihren Grundzügen unter anderem an Frank Schätzings Schwarm, vermeidet aber die dramaturgischen Fehler der deutschen Adaption. Darüber hinaus ist auch nicht wegzudiskutieren, dass man schon in den philosophischen Fahrwassern von Westworld und Co. schwimmt und dementsprechend im Sci-Fi-Thriller-Gewand reichlich Philosophie erwarten darf. Und wer bei Foundation auch die wissenschaftlichen Gedankenspiele von Harry Seldon und Co. als interessantesten Plot Point ausgemacht hatte, der wird mit Sicherheit auch mit dem Plot hier gut unterhalten werden.

Unser Fazit zu 3 Body Problem – Staffel 1

Die acht Folgen des ambitionierten Sci-Fi-Projekt 3 Body Problem fordern dem Publikum einiges ab. Doch die Belohnung dafür ist ein hoher Spannungsgrad und reichlich Futter für die nächste Diskussion über die grundlegenden Fragen der Menschheit. Der Wissenschaftsthriller ist alles andere als Programm für nebenbei, aber wenn man sich darauf einlässt, bekommt man ein wirklich gut produziertes Werk vorgesetzt, das der Vorlage gerecht wird und auch Nicht-Kenner schnell in seinen Bann zieht. Die Figuren sind dabei zahlreich und mitunter ist es nicht ganz so leicht unter ihnen die ganz großen Sympathieträger auszumachen, doch im Verlauf der Serie, bekommen auch die Charaktere mehr Profil und die großen Namen im Cast rechtfertigen ihr Mitwirken.

3 Body Problem: die erste Staffel ist ab dem 21. März 2024 bei Netflix abrufbar.

Unsere Wertung:

 

 

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