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Eihi Shiina spannt als Asami in Takashi Miikes Audition eine Klavierseite zwischen ihren beiden behandschuhten Armen straff.

Audition

Ein romantisch-schüchternes Beziehungsdrama wandelt sich zum grotesken Albtraum eines Witwers – klar, es ist die Rede von Takashi Miikes Audition!

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TitelAudition (OT: Ôdishon)
Jahr1999
LandJapan, Südkorea
RegieTakashi Miike
DrehbuchRyû Murakami, Daisuke Tengan
GenreDrama, Horror, Thriller
DarstellerRyo Ishibashi, Eihi Shiina, Tetsu Sawaki, Jun Kunimura
Länge 115 Minuten
FSKab 18 Jahren freigegeben
VerleihCapelight Pictures
Die Cover der neuen deutschen Veröffentlichungen. | © Capelight Pictures

Die Handlung von Audition

Aoyama (Ryo Ishibashi) möchte Jahre nach dem Tod seiner Ehefrau erneut heiraten. Zu diesem Zweck arrangiert der reiche Geschäftsmann über einen Freund und Fernsehproduzenten ein fiktives Vorsprechen. In diesem soll eine Frauenrolle für eine Fernsehproduktion besetzt werden. Nach etlichen Misserfolgen findet Aoyama Gefallen an der schüchternen und zurückhaltenden Asami (Eihi Shiina). Ein Sprichwort soll recht behalten: stille Wasser sind tief…

Aoyama (Ryo Ishibashi) begutachtet beim fingierten Vorsprechen die „Ware“. | © Capelight Pictures

Die Ruhe vor dem Sturm

Vielfilmer Takashi Miike lässt sich bei der Verfilmung des gleichnamigen Romans aus der Feder Ryû Murakamis (u. a. Tokio Dekadenz) Zeit. Viel Zeit, sehr viel Zeit. Stöbert man durch diverse Kritiken zu Audition, so wird sich als häufigster Kritikpunkt die enorm langsame und gemächliche erste Hälfte finden lassen. Subjektiv mag diese bedächtige Erzählweise als anstrengend oder gar langweilig empfunden werden. Aber objektiv ist sie immanent für das Finale.

Das von Daisuke Tengan verfasste Drehbuch präsentiert zwei wunderbar geschriebene Figuren. Durch ihre schüchterne und zarte Annährung wirken sie nur allzu menschlich und bieten reichlich Identifikationspotential. Mit fortschreitender Laufzeit öffnen sich Aoyama und Asami nicht nur zögerlich voreinander, sondern geben dem Zuschauer immer mehr aus ihrem Leben preis. Man lernt sie, ihren Werdegang, ihren Charakter, ihre Lasten mehr und mehr kennen, dass sie und ihre Schicksale nicht mehr egal sind.

Audition gehört zu der Kategorie von Filmen, die so richtig nur funktionieren können, wenn man möglichst wenig über ihren Handlungsverlauf weiß. Deshalb nur so viel: damit die Haken, die der Thriller schlägt, auf fruchtbaren Boden fallen, müssen die Figuren angenommen werden. Ihre Vorstellung sollte nicht als langweilig und belanglos abgestempelt werden. Versucht euch zu öffnen, denn dann wird das schockierende Finale reichlich Belohnung sein.

Außerdem werden beide dabei perfekt von ihren Darstellern verkörpert. Ryo Ishibashi mimt den einsamen Witwer überzeugend, Aushängeschild Auditions ist und bleibt aber wohl Eihi Shiina als Asami. So anmutig wie furchteinflößend spielt sie ihre Rolle mit doppeltem Boden mehr als nur eindringlich und mit schockierender Intensität.

In Takashi Miikes Audition sitzt Eihi Shiina als Asami in einem großen leeren Raum auf einem einzelnen Stuhl und sieht in die Kamera.
Die Unschuld in Person: Asami (Eihi Shiina). | © Capelight Pictures

Bildgewordener Albtraum

Wenn sich das Publikum gemeinsam mit Aoyama auf Spurensuche in Asamis Vergangenheit begibt, kommen immer mehr Ungereimtheiten und erschütternde Offenbarungen ans Licht. Das saubere und makellose Bild beginnt zu bröckeln und die anfangs romantische Stimmung, wandelt sich von subtilem Unbehagen in schieren Wahnsinn. Und genau dieser Übergang, das schlussendliche Ausbrechen des albtraumhaften Finales, zehrt von der ausdauernden Charakterführung zuvor.

Doch nicht nur die offenbarten Inhalte sorgen für ein Schaudern. Zeit, Raum und Personen verschmelzen zu einem wahren Kaleidoskop des Grauens. Genau wie der Held von den auf ihn einprasselnden Bildern erschlagen wird, fühlt sich das Publikum ebenso hilflos dem fiebrigen Reigen ausgesetzt. Keine Chance zu entkommen, keine Zuversicht auf Gnade.

Audition schafft es problemlos ein Beziehungsdrama in einen knallharten und schwer verdaulichen Psychothriller zu wandeln, der stets und ständig seine Richtung wechselt, seine Spur verwischt und mit grotesken Ideen überrascht und verstört.

Und doch finden sich auch die leiseren Töne. Kritik an der japanischen Gesellschaft funkelt immer wieder durch. Der Film beginnt mit einer Sequenz von Aoyama und seinem Sohn beim Angeln, wobei ersterer äußert, dass er sich nur den größten Fischen zufriedengibt. Das Vorsprechen gibt genau dies wieder: Aoyama ist auf der Jagd, er sucht eine Frau nach seinen Vorstellungen, ob die Frau allerdings überhaupt Gefallen an ihm findet, ist völlig nebensächlich. Dieses patriarchalische Gefälle kippt im Laufe der Handlung jedoch zusehends und wird genüsslich umgekehrt.

In Takashi Miikes Audition blickt Eihi Shiina als Asami mit einer aufgezogenen Spritze entschlossen in die Kamera.
Doch Asami verfolgt einen ausgeklügelten und sadistischen Plan… | © Capelight Pictures

Unser Fazit zu Audition

Auch fast 25 Jahre nach Erscheinen ein gemächlicher Film, der sich stark darauf konzentriert seinen Figuren Kontur zu verleihen, nur um in einem wahrhaftigen Albtraum aus Wahn und Sadismus zu landen. Eine der besten Arbeiten Takashi Miikes, wenn nicht sogar sein Opus magnum!

Seit dem 10.02.2023 entweder als DVD oder Mediabook (DVD & Blu-ray) von Capelight Pictures zu erwerben. Vor allem das Mediabook lohnt sich mit seinem informativen Booklet und der HD-Scheibe, die den Film in neuem 2K-Master präsentiert.

Alle Worte sind Lüge, aber der Schmerz ist wahr.

Unsere Wertung:

 

 

 

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© Capelight Pictures

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