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Crazy Heart

In Crazy Heart spielt Jeff Bridges die Rolle seines Lebens – zumindest erhielt er dafür den lange überfälligen Oscar für den „Besten Hauptdarsteller“. Wir haben allerdings nicht nur Lobeshymnen für Crazy Heart übrig!

Titel Crazy Heart
Jahr 2009
Produktionsland USA
Regie Scott Cooper
Drehbuch Scott Cooper, Thomas Cobb
Genre Drama, Musikfilm
DarstellerJeff BridgesMaggie Gyllenhaal, Robert Duvall, Colin Farrell, Annie Corley, Sarah Jane Morris, Beth Grant
Länge 112 Minuten
FSK ab 6 Jahren
Verleih Fox Deutschland

Story

Bad Blake war einst ein großer gefeierter Star in der Country-Szene. Doch mittlerweile spielt er nur noch kleine Konzerte in abgelegenen Landstrichen der USA. Sein ehemaliger Schützling Tommy Sweet hat ihm den Rang abgelaufen und füllt mittlerweile riesige Konzerthallen. Familie gibt es keine, nur einen Sohn soll es geben, den Blake aber nie zu Gesicht bekommen hat. Auch um seine Gesundheit ist es nicht gut bestellt, da er sich in den Alkohol flüchtet und meist sogar betrunken auf die Bühne geht. Doch als er die junge Journalistin Jean kennenlernt, scheint nochmal ein Ruck durch den alten kauzigen Musiker zu gehen…

Das offizielle Filmplakat zu Crazy Heart ©Fox Deutschland
Das offizielle Filmplakat zu Crazy Heart ©Fox Deutschland

Ist Crazy Heart ein Biopic?

Eher nein! Crazy Heart scheint auf den ersten Blick ein klassisches Biopic zu sein, bei dem eine historisch verbürgte Figur im Mittelpunkt steht. Wir als Zuschauer erfahren über Ausschnitte oder eine längere Zeitspanne etwas aus ihrem Leben. Ein entsprechend starker Schauspieler verkörpert diese Hauptrolle dann mit Leib und Seele. Das stimmt bei Crazy Heart nicht ganz, denn Jeff Bridges Figur des Bad Blake bezieht sich nicht direkt auf eine konkrete Person aus dem echten Leben. Es besteht lediglich eine gewisse Nähe zu dem Country-Star Hank Williams, der schon mit 29 Jahren an den Folgen seiner Alkohol- und Drogensucht verstarb. Wichtig zu nennen wäre stattdessen die gleichnamige Buchvorlage von Thomas Cobb, was dem Film eine gewisse Rahmung ermöglicht. Im Endeffekt ist dieser Musikfilm, ähnlich wie 8 Mile, also nur vage inspiriert von realen Persönlichkeiten.

Der gealterte Country Star Bad Blake spielt nur noch kleine Konzerte ©Fox Deutschland
Der gealterte Country Star Bad Blake spielt nur noch kleine Konzerte ©Fox Deutschland

Kritik

Echte Biopics haben oftmals das Problem, dass sie aus dem vorgegebenen Material, dem historischen Stoff, eine spannende Geschichte formen müssen. Zuspitzungen und leichte Umschreibungen sind daher keine Seltenheit, um das Drama auf der Leinwand noch größer und wirkungsvoller darzustellen. Crazy Heart ist nicht an die echten Erlebnisse eines Menschen gebunden und kann daher erzählerisch aus dem Vollen schöpfen.

Regisseur und Drehbuchautor Scott Cooper hat jedoch zu keiner Zeit ein Interesse daran, eine ereignisreiche und bewegende Geschichte zu erzählen. Mit dokumentarisch anmutender Sorgfalt klemmt er sich an die Fersen von Bad Blake und lässt diesen Konzerte in kleinen Schuppen im amerikanischen Nirgendwo spielen. Dazwischen trinkt der Country-Musiker reichlich Whisky oder katert aus. Dabei hat der Zuschauer jederzeit das Gefühl, dass dieser einst gefeierte Star sich wahrscheinlich zu Tode trinken wird, ohne zu irgendeiner Einsicht zu kommen. Erst mit dem Aufeinandertreffen von Blake und Jean kommt etwas Dynamik in das Geschehen. Neuer Lebensmut keimt auf und lässt Blake doch noch einmal über sein Leben nachdenken.

Trotz allem variiert Cooper nie das Tempo seiner Inszenierung, um memorable Höhepunkte zu schaffen. In gleichmäßiger Schnittfolge und ruhigen Bildern lässt er seinen Star Jeff Bridges seine Rolle entfalten, als hätte er ihm nur eine Bühne gezimmert und dann den Raum verlassen. Das funktioniert eingangs sehr gut, weil der erfahrene Mime nun mal zu den besten seiner Zunft gehört. Auf Dauer ermüdet Crazy Heart jedoch sehr. Wer hier einen kurzweiligen Hollywood-Streifen erwartet, der zwei Stunden lang Blut, Schweiß und Tränen mit großen Emotionen verknüpft, der mag doch ziemlich enttäuscht werden.

Ein rastloses Leben auf Tour: Bad Blake zieht von Konzert zu Konzert ©Fox Deutschland
Ein rastloses Leben auf Tour: Bad Blake zieht von Konzert zu Konzert ©Fox Deutschland

Die etwas andere Romanze in Crazy Heart

Das eigentliche Herzstück der Geschichte ist die zarte Romanze zwischen Blake und der jungen Mutter Jean. Was im Rahmen eines Interviews beginnt, entwickelt sich schließlich zu einer Affäre, die doch etwas ungewohnt erscheint. Denn was die Journalistin Jean in dem versoffenen Alt-Star sieht, ist für den Zuschauer trotz der gut aufgelegten Maggie Gyllenhaal nicht wirklich klar. Es scheint zum einen vielleicht der väterliche Charme von Blake zu sein, der in ihr eine Leerstelle ausfüllt. Zum anderen ist sie eine große Bewunderin seiner Kunst und wohl dadurch auch in die Vorstellung verliebt, einer solchen Person nah sein zu können. So ganz glaubhaft verkauft Crazy Heart diese Bandelei somit nicht und so springt auch hier der Funke nicht über, um den beiden die Daumen zu drücken.

Bad Blake und Jean lernen sich während eines Interviews kennen ©Fox Deutschland
Bad Blake und Jean lernen sich während eines Interviews kennen ©Fox Deutschland

It’s all about the music

Die zweite große Hauptfigur neben Bad Blake ist natürlich die Country-Musik. Alle Songs hat Grammy-Gewinner T Bone Burnett eigens für den Film geschrieben. Jeff Bridges und auch Colin Farrell sangen ihre Parts dann sogar selbst. Crazy Heart schafft es, diese Musikrichtung auch für den unbedarften Laien nachfühlbar zu machen. Denn die vielen Aufnahmen der weiten amerikanischen Landschaft verschmilzen harmonisch mit den melancholischen und nachdenklichen Texten. Auf diesem Wege wird klar, dass dieses Genre eine Seele hat, die sich am besten in diesem Hinterland greifen und begreifen lässt.

Wer sich außerdem ein wenig mit der Country-Musik auskennt, wird feststellen, dass das Leben von Bad Blake in Crazy Heart viele klassische Songthemen und -motive des Genres versinnbildlicht. Da wäre das übermäßige Trinken, die Probleme mit einer Beziehung, die Frage nach der eigenen Zuverlässigkeit und natürlich der nostalgische Blick in die Vergangenheit – als Blake noch ein überall gefeierter Star war. So ist Crazy Heart in dieser Hinsicht also ein enorm runder selbstreferenzieller Musikfilm.

Fazit

Crazy Heart weiterzuempfehlen, ist eine zwiespältige Angelegenheit. Wer großartiges Schauspiel sucht und auch mit der häufig präsentierten Country-Musik etwas anfangen kann, wird sehr wahrscheinlich einiges aus dem Film für sich mitnehmen können. Crazy Heart hat auf jeden Fall Charakter und eine eigene Stimmung. Dennoch bleibt dieser Streifen letztlich seltsam unentschlossen und ideenlos, was die (Lebens-)Geschichte von Bad Blake angeht.

 

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Hier die Bewertung der MovicFreakz – Redaktion:

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Hier könnt Ihr den Film selbst bewerten:

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©Fox Deutschland

 

 

 

 

 

2 Kommentare

  • Also mich hat der Film voll abgeholt. Sicher fehlt an manchen Stellen das Tempo, aber hier finde ich das eher zweitrangig, da ich zu der von dir beschriebenen Gattung gehöre, die auf der Suche nach guter Musik in Verbindung mit guten Schauspiel ist 😀
    Außerdem bin ich ein großer Fan von Jeff Bridges und Colin Farell 😉

    • Hab auch extra versucht, positive und negative Seiten zu beleuchten und für jeden was Brauchbares herauszuholen. Ich mag Scott Coopers Stil einfach nicht. Bei „Auge um Auge“ hat er auch eine bierdeckelgroße Story ewig lang verpackt. Ich verstehe, dass er anscheinend eine Milieustudie liefern will und einfach das Setting und die Schauspieler atmen lassen möchte, aber wenn sich das Geschehen wirklich nirgendwohin bewegt wie bei Bad Blake. Dann ist das für mich quasi ne langweilige Doku. Ein Film kann soviel mehr machen.