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    Birds of Prey – The Emancipation of Harley Quinn

    Jan Wernervon Jan Werner7. Februar 2020Keine Kommentare8 min Lesezeit
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    In Birds of Prey schwingt Margot Robbie, nach dem nicht gerade auf Fanliebe gestoßenen Suicide Squad, nun zum zweiten Mal den Baseballschläger und füttert die Hyäne als Harley Quinn. Die Femme Fatale wird jedoch nicht allein versuchen, sich von ihrer Beziehung zum Joker zu lösen. An ihrer Seite finden sich in diesem Comic-Actioner zahlreiche Antiheldinnen, die zusammen mit Harley nach Emanzipation streben.

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    Harley Quinn und die Birds of Prey
    Das Hauptposter zu Birds of Prey© 2020 Warner Bros. Entertainment

    Was geht ab in Birds of Prey?

    Harley Quinn (Margot Robbie) ist nach der Trennung von ihrem Mr. J a.k.a. dem Joker nicht mehr immun in der Unterwelt von Gotham. Sie muss nun noch mehr beweisen, wie taff und unzähmbar sie ist.

    Der mindestens genauso exzentrische Roman Sionis (Ewan McGregor) will zeitgleich seine Macht ausbauen und braucht dafür einen Diamanten, der wichtige Daten in seinem Innern gespeichert hat. Als dieser Stein von einer jungen Taschendiebin gestohlen wird, löst das ausgelobte Kopfgeld auf das Mädchen eine Kettenreaktion aus. Mehr und mehr Frauen geraten in diese Jagd und müssen sich schließlich eingestehen, dass ihre unterschiedlichen Stärken nur im Kollektiv voll entfaltet werden können.

    Der Weg hin zu einer Kooperation zwischen Harley, einer Polizistin, einer Sängerin, einer rachsüchtigen Killerin und einer pubertierenden, kleinkriminellen Waise ist allein schon wegen der großen Egos der Damen schwer genug. Wenn dann auch noch die gesamte Unterwelt ihre Kräfte bündelt, um an das Kopfgeld zu kommen, ist ein großer Kampf mit offenem Ausgang nur eine Frage der Zeit.

    Die Protagonistin gespielt von Margot RobbieDie exzentrische Antiheldin Harley Quinn © 2020 Warner Bros. Entertainment

    Unsere Kritik zu Birds of Prey

    Das Jahr 2020 ist noch jung und schon kommt der erste Comicfilm des Jahres schon wieder ums Eck. Während im vergangenen Jahr die DC-Fraktion mit Joker gänzlich andere Töne angeschlagen hat, geht man mit Birds of Prey – The Emancipation of Harley Quinn wieder klassischere Wege. Was die beiden extrem unterschiedlichen Ansätze noch verbindet, ist die harte Gangart, für die man jeweils ein R-Rating in den USA bekommen hat. Es ist trotzdem ein Wagnis, denn der ungeliebte, aber sehr erfolgreiche Suicide Squad (746 Mio Dollar weltweites Einspiel) ging 2016 noch mit dem familienfreundlichen PG-13 Rating an den Start.

    Nach dem Totalausfall mit Justice League hat man dann die Pläne eines großangelegten Filmuniversums im Stile des Marvel Cinematic Universe mehrfach über- und schließlich erstmal verworfen. Nun legt man bei DC den Schwerpunkt auf Einzelgeschichten. Einige Ansätze in Birds of Prey zeugen davon, dass man mit dieser Entscheidung richtig liegt. Trotzdem ist auch dieser neueste DC-Film leider nicht frei von Schwächen und hätte mit kleinen Korrekturen womöglich wirklich ein gutes Stück besser werden können. Aber der Reihe nach…

    Edward Norton als Bösewicht in Birds of Prey
    Ewan McGregor ist der Gegner der Crew von Harley Quinn © 2020 Warner Bros. Entertainment

    Warum nicht mal einen auf Deadpool machen?

    Man muss nicht mal mit der Lupe nach den Ähnlichkeiten zum Erfolgsrezept der Konkurrenz von Deadpool suchen. Elemente, die Deadpool auszeichnen, sind unter anderem der Anarcho-Humor, das Kommentieren und Erklären durch die Off-Stimme des Protagonisten und auch die Brutalität in den Kampfszenen. All das zelebriert man in Birds of Prey schon fast dreist vergleichbare Art und Weise. Und sogar die Story erinnert stark an die vom zweiten Teil des Antiheldenfilms. Trotzdem gilt seit jeher „besser gut geklaut, als schlecht selbst gemacht“. Dieses Mal hat man, im Gegensatz zum Avengersklon Justice League, die Zutaten richtig analysiert und übertragen. Das ist zwar nicht der Königsweg der Kreativität, aber wenn man damit einen Film, der gute Unterhaltung bietet, abliefert, ist das manchmal schon genug für die eigenen Ansprüche.

    Margot Robbie wieder in Bestform
    Ein buntes und brutales Actionhighlight © 2020 Warner Bros. Entertainment

    Trotzdem sind auch eigene Ansätze stark

    Natürlich ist Birds of Prey keine 1:1-Kopie, sondern kann auch einige Pluspunkte mit eigenen Ideen sammeln. Speziell die Action Set Pieces versprühen dabei für mich mehr Charme und wirken passender gewählt als in den Marvelfilmen. So hat man beispielsweise Harley Quinn eine wahrlich passende Wohnung gegönnt, und der Ort, an dem die größte Actionsequenz stattfindet, strotzt nur so vor liebevollen Einfällen, die die Spezifikationen der verschiedenen Figuren gut unterstreicht.

    Die Action in der zweiten Hälfte gleicht den Stotteranfang aus

    Was etwas gewöhnungsbedürftig geraten ist, ist die Exposition innerhalb der ersten Stunde. Leider hat man sich hier mit der nicht-chronologischen Erzählweise einen Bärendienst erwiesen. Die Übergänge sitzen nicht immer gut, und es ist stellenweise schwierig, den Überblick zu behalten. Einerseits will der Film die verschiedenen Frauenfiguren durch eine separate Einführung jeweils würdigen. Andererseits ist Harley Quinn speziell in der ersten Hälfte dennoch immer präsent, da sie die Erzählung übernimmt.

    Bis zu einem gewissen Punkt hatte ich dabei wirklich schon die Befürchtung, dass der Film die Kurve nicht mehr kriegt. Aber zum Glück hat man dann mit der Zusammenkunft der Damen den Film wieder mit einer linearen Erzählform fortgesetzt und diese fortan mit einigen wirklich sehenswerten Actionszenen veredelt. Der Showdown ist dabei einer der besten unter den vielen Comicverfilmungen! Die Wahl der Location ist dabei das i-Tüpfelchen. Aber was die Kampfszenen wirklich auszeichnet, ist die grandiose Choreografie und die Variation der Stile der unterschiedlichen Heldinnen. Dabei werden auch manch skurrile Gegenstände zum Waffeneinsatz zweckentfremdet. Harley Quinns ikonischer Baseballschläger ist darunter noch das konventionellste Instrument.

    Die Birds of Prey im Team
    Ein Team bunter Vögel © 2020 Warner Bros. Entertainment

    Look und Sound sorgen für die richtige Stimmung

    Wer die Trailer gesehen hat, hat schon einen guten Eindruck davon bekommen können, wie der Film mit seiner Ästhetik punkten will. Die bonbonbunte Optik, die perfekt zur Extravaganz des Hauptcharakters passt, wird durch die extrem hohen Kontrasteinstellungen beim Colorgrading nochmals verstärkt. Dazu kommen die Kostüme und natürlich Harleys spezieller Kleidungsstil und ihr Make-Up. Aber auch die Orte sind weit von Friedhofstimmung entfernt, selbst wenn es sich um dunkle, ausgestorbene Plätze handelt.

    Des weiteren ist auch die Musik ein wichtiges Stilmittel der Comicverfilmung. Auch wenn man einige der Popsongs, die in den Actioneinlagen eingespielt werden, fast schon zu oft in ähnlichen Filmen verwendet hat (z.B. Barracuda von Heart), grooved man als Zuschauer doch mit, wenn das große Kabbeln losbricht.

    Ebenfalls auffällig ist, dass man die Soundeffekte, wie Knochenbrechen oder Einschläge bewusst extralaut eingestellt hat. Dadurch entsteht ein Gefühl, wie man es von klassischen Beat’m-Up-Videospielen, wie Street Fighter und Co., kennt.

    Harley Quinn, die Birds of Prey und ein paar Männer

    Trotz des Titels ist es doch, wie oben erwähnt, vor allem im ersten Teil eher ein Solo- denn ein Gruppenfilm. Das liegt natürlich in erster Linie an der sensationellen Präsenz und der unnachahmlichen Ausstrahlung von Margot Robbie. Nicht umsonst hat man ihr, trotz des unbeliebten Suicide Squad, noch einen weiteren Auftritt gewährt. Zu gut ist man sich dessen bewusst, dass die Sympathieträgerin allein schon für viele Zuschauer Argument genug ist, einen Kinobesuch zu wagen.

    Nichtsdestotrotz hätte eine etwas ausgewogenere Inszenierung den anderen Figuren gut getan, denn interessant sind diese jede für sich allemal.

    Ella Ray Basco spielt einen der Birds of Prey
    Cassandra Cain mit dem Objekt der Begierde © 2020 Warner Bros. Entertainment

    The Huntress, Black Canary, Cassandra und Renee

    Die anderen verrückten Vögel in Birds of Prey können alle in ihren wichtigen Momenten überzeugen. Grund dafür dürfte sein, dass jede Schauspielerin perfekt gecastet wurde und eine sichtbare Begeisterung für ihre Rolle mitbringt.

    Mary Elizabeth Winstead (Gemini Man) spielt Huntress, eine treffsichere Bogenschützin, die auf Rache für ihre Familie aus ist. Sie wirkt, ählich wie Margot Robbie, physisch perfekt vorbereitet für die anspruchsvollen Kampfchoreografien.

    Jurnee Smollett-Bell ist auch als Black Canary top besetzt. Diese Figur ist anfangs eine Sängerin in der Bar des Antagonisten und später die wohl trittkräftigste unter den Birds of Prey.

    Rosie Perez (The Dead Don’t Die) spielt die Polizistin Renee Montoya, die von ihren männlichen Kollegen klein gehalten wird und deswegen unter die Vigilanten geht. Auch ihr nimmt man die Schlagfertigkeit in den Gefechten voll ab.

    Das Nesthäkchen im Team, gespielt von Ella Jay Basco, ist die Taschendiebin Cassandra Cain. Für mich die Entdeckung des Films, denn in den gemeinsamen Szenen mit Harley Quinn stiehlt sie dem Topstar doch manches Mal die Show.

    Ewan McGregor und Chris Messina: dezent exzentrisch, aber im Schatten von Harley

    Vor und hinter der Kamera geben eindeutig die Frauen in dieser Verfilmung den Ton an. Trotzdem muss man noch kurz auf Ewan McGregor (Christopher Robin) und Chris Messina zu sprechen kommen. Die beiden Herren spielen mit Black Mask und Victor Zsasz zwei bekannte Schurken aus den Comics. Dabei versuchen sie es jeweils mit dem Wahnsinn nicht ganz zu übertreiben, was auch größtenteils gelingt. Lediglich an ein – zwei Stellen wäre weniger doch mehr gewesen. Wirklich nervig werden die überzeichneten Figuren jedoch glücklicherweise nicht.

    Unser Fazit zu Birds of Prey

    Wer auf einen kurzweiligen Actionfilm, bei dem Anarcho-Humor und Style wichtiger sind, als komplexe Superheldengeschichten, Bock hat, der wird diese bunte Achterbahnfahrt richtig genießen. Wenn man sich von Anfang an für einen geradlinigen Handlungsaufbau entschieden hätte, würde auch die erste Hälfte besser ins gelungene Gesamtbild passen. Die rasante Action, die Ausstrahlung von Margot Robbie und die stimmungsvolle Popmusik leisten vor allem im Finalakt ordentlich Wiedergutmachung, können aber den Film letztendlich nicht als komplett rund dastehen lassen. Mit kleinen Makeln, aber doch eine empfehlenswerte, anspruchsarme Comicverfilmung, in erster Linie natürlich für Genrefans, die die Comicflut noch nicht satt haben.

    Birds of Prey – The Emancipation of Harley Quinn ist seit dem 6. Februar 2020 im Kino zu sehen!


    © 2020 Warner Bros. Entertainment

    Jan Werner

    Daheim in Oberfranken und in nahezu allen Film- und Serienfranchises, schaut Jan mehr als noch als gesund bezeichnet werden kann. Gäbe es nicht schon den Begriff Serienjunkie, er hätte bei über 200 Staffeln im Jahr für ihn erfunden werden müssen. Doch nicht nur das reine Konsumieren macht ihm Spaß, das Schreiben und Sprechen über das Gesehene ist mindestens eine genauso große Passion. Und so ist er inzwischen knapp fünf Jahre bei Filmtoast an Bord und darf hier seine Sucht, ähm Leidenschaft, ausleben. Die wird insbesondere von hochwertigen HBO- und Apple-Serien immer wieder aufs Neue angefacht und jeder Kinobesuch hält die Flamme am Lodern. Es fällt Jan, wie ihr euch bestimmt wegen der Masse an Geschautem vorstellen könnt, schwer, Lieblingsfilme, -serien oder auch nur Genres einzugrenzen. Er ist und bleibt offen für alles, von A wie Anime bis Z wie Zack Snyder.

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