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    Startseite » Der wunderbare Mr. Rogers
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    Der wunderbare Mr. Rogers

    Jonas Hellrungvon Jonas Hellrung11. März 2020Keine Kommentare7 min Lesezeit
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    Lloyd und Fred Rogers sitzen an einem gedeckten Tisch in einem Restaurant, sehen sich an
    Die Gespräche mit Mr. Rogers haben auf Lloyd eine besondere Wirkung © 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH / Lacey Terrell
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    Marielle Heller, Regisseurin von Can You Ever Forgive Me?, versucht sich mit Der wunderbare Mr. Rogers an einem Biopic der etwas anderen Art und widmet sich dabei der amerikanischen Kinder-Fernseh-Ikone Fred Rogers. Ob sie mit diesem Erbe gekonnt umzugehen weiß, erfahrt ihr in unserer Kritik!

    [su_youtube URL=“https://www.youtube.com/watch?v=UfTyz_-zpek&feature=youtu.be“]

    Offizielles Poster zu Der wunderbare Mr. Rogers, Tom Hanks sitzt als Fred Rogers auf einem Hocker in der Mitte des Plakats und lächelt, alles andere gelb
    Offizielles Poster zu Der wunderbare Mr. Rogers © 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

    Worum geht’s in Der wunderbare Mr. Rogers?

    Boulevard-Journalist Lloyd Vogel (Matthew Rhys) ist ein nach außen hin relativ normal wirkender junger Vater, der mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn in New York lebt. Unter der Fassade ist Lloyd aber verbittert, weil er eine sehr schlechte Beziehung zu seinem Vater hegt. Als seine Mutter starb, sind die beiden nicht gerade im Guten auseinander gegangen, und der Schriftsteller leidet noch immer unter dieser Situation. Trotz der zahlreichen Annäherungsversuche seines Vaters blockt Lloyd ihn regelmäßig ab und frisst seinen Frust so immer mehr in sich hinein, was sich besonders in seiner Arbeit äußert: Es gibt kaum noch Interviewpartner, die freiwillig Lloyd als Interviewer wählen, weil er sie und ihr Werk regelmäßig in seiner Arbeit zerreißt.

    Nachdem eine Begegnung mit seinem Vater eskaliert und Lloyd an einem emotionalen Tiefpunkt angelangt ist, bekommt er von seiner Chefin einen Auftrag: Er soll den Kinderfernsehstar Fred Rogers (Tom Hanks) interviewen, der sogar um ihn als Reporter gebeten hat. Widerwillig stimmt Lloyd zu und lässt sich auf ein Gespräch mit dem sympathischen älteren Herren ein, das sein Leben nachhaltig verändern soll.

    Lloyd und Fred Rogers sitzen an einem gedeckten Tisch in einem Restaurant, sehen sich an in Der wundersame Mr. Rogers
    Die Gespräche mit Mr. Rogers haben auf Lloyd eine besondere Wirkung © 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH / Lacey Terrell

    Der wunderbare Mr. Wer?

    Viele deutsche Zuschauer werden mit dem Namen Fred Rogers wohl eher nichts anfangen können. Zwar erklärt der Film kurz, um wen es sich handelt, in der amerikanischen Fernsehkultur ist Mr. Rogers aber viel bekannter als bei uns, weswegen dafür nicht allzu viel Zeit aufgewandt wird. Natürlich kann man das einem amerikanischen Film nicht vorwerfen, hier dennoch eine kurze Einführung ins Thema: Mr. Rogers‘ Neighborhood war eine von 1968 bis 2001 ausgestrahlte Kindersendung, in der der Gastgeber Fred Rogers Kindern komplizierte Sachverhalte auf verständliche Art und Weise erklärte und dabei auch eher unübliche Themen wie Krieg oder Tod ansprach. Besonders wegen dieser offenen Art ist der sympathische Mr. Rogers eine absolute Kultfigur in den USA und für viele Leute ein Held ihrer Jugend.

    Interessanterweise bedient sich der Film in zahlreichen Fällen der Inszenierung der Serie. So beginnt Der wunderbare Mr. Rogers beispielsweise mit der für die Serie typischen Kamerafahrt über eine Miniatur-Kleinstadt und erweckt so das Gefühl, eine Episode der Show zu schauen. Und es geht sogar so weiter: Tom Hanks kommt als Mr. Rogers ins Wohnzimmer, wo die meisten Episoden der Serie spielen, singt den typischen Titel-Song und spricht den Zuschauer direkt an, allerdings auf einer Metaebene, die in die eigentliche Handlung des Films einleitet. Das ist nur einer der zahlreichen Kniffe, die der Film in seiner Inszenierung anwendet und zeigt, wie viel Herzblut in diesem Projekt steckt. Zwar mag das für den mit der Marterie nicht vertrauten Zuschauer teils etwas merkwürdig oder gar befremdlich wirken, dennoch hat alles seinen Sinn und im Laufe des Films wird man dies auch immer mehr merken.

    Tom Hanks als Fred Rogers, er jongliert mit einem Schuh und lacht dabei herzlich, er trägt einen roten Strickpullover und sitzt am Set der Serie in Der wunderbare Mr. Rogers
    Strickpullover, blaue Turnschuhe und sympathisches Grinsen: So kennt man Mr. Rogers © 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH / Lacey Terrell

    Feelgood mal anders

    In seinem Kern ist Der wunderbare Mr. Rogers ein Feelgood-Film. Und zwar insofern, dass man bereits relativ früh die zentralen Konflikte erkennt, aber auch ziemlich bald ahnt, wie dies ausgehen wird. Allerdings überrascht er trotz dieses Aufbaus immer wieder mit wirklich herzzerreißenden und für einen solchen Film eher untypischen Motiven, die dem doch etwas ausgelutschten Genre einen neuen Spin und deutlich mehr Tiefe geben. Der wunderbare Mr. Rogers drückt in seinen emotiononalsten Momenten zwar ab und an ein wenig zu sehr auf die Tränendrüse, alles in allem funktioniert das aber ziemlich gut. Man kann mit den Charakteren fühlen und ist sich der Tragweite ihrer Handlungen und der Motivation dahinter stets bewusst. Das liegt ganz besonders an dem herausragenden Schauspiel.

    Herausragendes Zusammenspiel

    Bis auf einige wenige im O-Ton merkwürdig betonte Satzteile, spielt das gesamte Ensemble hier fast ausnahmslos hervorragend. Alle Charaktere werden so glaubwürdig verkörpert, dass es mir schwer fällt, ein Highlight zu nennen. Schauspiel-Legende Tom Hanks ist wie immer fantastisch und spielt den liebenswerten Mr. Rogers in genau den richtigen Nuancen. Er weiß, wann er ernst bleiben muss und wann er der Frohnatur seines Charakters freien Lauf lassen kann. Man würde ihm sofort jedes Geheimnis anvertrauen und seine ganze Seele ausschütten, weil man weiß, dass es dort gut aufgehoben ist.

    Das ist etwas, womit Matthew Rhys‘ Figur Lloyd lange hadert, und das kauft man ihm auch ab. Mit dem abgehalfterten Look und der konstanten Mischung aus Besorgnis und unterdrückter Wut bildet er den genauen Gegenpol zu Hanks‘ Mr. Rogers. So werden die tiefgründigen Gespräche erst richtig interessant und lassen uns als Zuschauer auch über komplizierten Fragen grübeln. Das trifft natürlich alles auch auf die recht wenigen, dafür aber umso wichtigeren Nebenfiguren wie Lloyds Vater oder seine Frau zu, die ebenfalls glaubwürdig und herzlich verkörpert werden. Untermalt wird das Geschehen außerdem vom Soundtrack mit herrlichen Klavier-Stücken, die teils sogar zur Handlung beitragen und stets die Stimmung der jeweiligen Szene treffen.

    Lloyd sitzt mit seiner Frau und seinem Sohn auf dem Sofa, sie sehen zufrieden aus, seine Frau liest seinen Artikel in Der wunderbare Mr. Rogers
    Auch die emotionalsten Momente kauft man den Schauspielern stets ab © 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH / Lacey Terrell

    Fragwürdige Inszenierung

    Allerdings sticht ein Merkmal des Films besonders heraus, und das nicht unbedingt positiv: Mr. Rogers selbst. Dieser wird von Marielle Heller in Der wunderbare Mr. Rogers nämlich als absoluter Engel präsentiert, eine Figur ohne Fehl und Tadel. Der Film spricht das in einer Szene sogar selbst an und versucht diesen Eindruck zu dementieren, was ihm aber definitiv nicht gelingt. Zwar könnte man argumentieren, dass dieser Mr. Rogers nicht gleichbedeutend ist mit der tatsächlichen Person, sondern lediglich im kollektiven Gedächtnis als überwiegend positiv in Erinnerung geblieben ist und deshalb vom Film als Vehikel für die Problembewältigung seines Protagonisten gebraucht wird. Dafür spricht zum Beispiel das mehrfache Durchbrechen der vierten Wand.

    Dennoch ist es fragwürdig, eine reale Person derart in den Himmel zu heben, immerhin basiert der Film auf wahren Ereignissen und einem tatsächlich existierenden Artikel. Wir reden hier nicht von einer Inszenierung als sympathischen älteren Herren, sondern von einer fast prophetischen Figur, über die Menschen aller Alters- und Gesellschaftsklassen im Chor wie aus dem Nichts plötzlich unaufgefordert anfangen, ein Lied zu singen. Hier hätte der Film auf jeden Fall mehr zwischen der realen Person und der fiktiven Figur unterscheiden müssen.

    Unser Fazit zu Der wunderbare Mr. Rogers

    Der wunderbare Mr. Rogers ist in seinen besten Momenten ein herzergreifender und sehr philosophischer Film, der wirklich ans Herz geht und ernsthaft zum Nachdenken bringen kann. Daran haben besonders die durch die Bank fantastischen Darsteller und die der Vorlage getreue Inszenierung durch Marielle Heller ihren Anteil. Allerdings stellt der Film seinen namensgebenden Protagonisten teils etwas merkwürdig als unfehlbaren Propheten dar, was einen merkwürdigen Beigeschmack hinterlässt. Auch das Drehbuch schwächelt im Mittelteil ein wenig, das tut dem insgesamt wirklich guten Eidnruck aber keinen Abbruch. Absolute Sehempfehlung für jeden, der Lust auf ein ergreifendes Drama hat, das den Begriff Feelgood-Movie mal neu definiert.

    Der wunderbare Mr. Rogers startet am 16. April 2020 in den deutschen Kinos!


    © Sony Pictures

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