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    Fight Club

    Jonas Hellrungvon Jonas Hellrung20. Juli 2017Keine Kommentare6 min Lesezeit
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    Tyler Durden hält sich beim Fight Club nicht zurück © 20th Century Fox Home Entertainment
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    Mit Fight Club hat Meisterregisseur David Fincher einen zeitlosen Klassiker geschaffen, der den Zuschauer mit seiner eigenen Mischung aus Thriller, Gesellschaftskritik und Metaebene in den Bann zieht. Zum zwanzigjährigen Jubiläum des Films gibt es von uns eine Kritik zu Finchers Meisterwerk.

    [su_youtube URL=“https://www.youtube.com/watch?v=G7tr7xcUCFA“]

    Offizielle Box-Art zu Fight Club © 20th Century Fox Home Entertainment
    Offizielle Box-Art zu Fight Club © 20th Century Fox Home Entertainment

    Worum geht´s in Fight Club?

    Aufgrund seiner ständigen Geschäftsreisen und dem daraus resultierenden Stress leidet ein namenloser junger Amerikaner unter Schlafstörungen. Sämtliche Medikamente oder Therapieversuche schlagen nicht an, und so sieht sich unser Protagonist zu unorthodoxeren Methoden gezwungen: Er besucht eine Therapiestunde für Männer mit Hodenkrebs, obwohl er kerngesund ist. Das Leid, mit dem er dort konfrontiert wird, und der Effekt, den es auf ihn hat, werden zu seiner Droge. Er weint, spürt seit langem wieder wahre Emotionen statt dem müden Alltags-Trott und kann sich den Anwesenden öffnen wie niemandem anderen in seinem Umfeld. Und das allerbeste ist: Er kann wieder schlafen. Von nun an besucht er jeden Tag eine Therapiesitzung nach der anderen, unterhält sich, weint, schläft.

    Nur in der Gegenwart von unheilbar Kranken kann der Protagonist sich öffnen © 20th Century Fox Home Entertainment
    Nur in der Gegenwart von unheilbar Kranken kann der Protagonist sich öffnen © 20th Century Fox Home Entertainment

    Doch dann taucht Marla auf. Marla ist, wie er sagt, eine „Touristin“: Auch sie nutzt das Leid anderer zu persönlichen Zwecken aus. Anders als er, hat sie einfach Spaß daran, sieht keinen tieferen Sinn darin. Allein ihre Anwesenheit sorgt nun bei ihm wieder für emotionale Kälte. Er kann nicht mehr weinen, er kann nicht mehr schlafen. Also stellt er die morbid-verrückte Marla zur Rede. Es wird nicht das letzte Mal sein, dass die beiden aneinander geraten.

    Auf einem Flug lernt unser Bürosklave den extrovertierten Seifenverkäufer Tyler Durden kennen. Nachdem er seine Wohnung durch eine Gasexplosion verliert, zieht er bei Tyler ein. Eines Abends finden sie sich auf einem Parkplatz wieder und haben eine verrückte Idee: Sie prügeln sich, nur so zum Spaß. Was als merkwürdige Abendunterhaltung beginnt, wird wiederum zur Sucht, und bald schart sich eine Gruppe von Männern um die beiden. Dies ist der Beginn des Fight Club…

    Tyler Durden hält sich beim Fight Club nicht zurück © 20th Century Fox Home Entertainment
    Tyler Durden gibt beim Fight Club alles © 20th Century Fox Home Entertainment

    Bitte was?

    Ja, Fight Club ist schwierig in Worte zu fassen. Wer den Film noch nie gesehen hat, dürfte bei der Inhaltsangabe bestimmt das ein oder andere Mal fragend geschaut haben. Aber genau diese Unberechenbarkeit und die kohärente, merkwürdig nachvollziehbare Struktur machen einen Teil der Faszination dieses Kultfilms aus. Man weiß nie, wie es weitergeht, wie sollte man auch? Doch jede neue Entwicklung, jeder neue Twist sorgt für einen ungeheuren Sog, dem man sich nicht entziehen kann.

    Glaubwürdige Protagonisten

    Ausschlaggebend sind hierfür die beiden Hauptfiguren, der anonyme Erzähler und Tyler Durden. Die beiden bilden ein komplett ungleiches Paar, sie sind wortwörtlich die Gegenpole zueinander: Während der Erzähler eher introvertiert ist, in einem Büro arbeitet und sich selbst durch IKEA-Möbel zu verwirklichen versucht, bricht Tyler komplett mit diesem Lebensstil. Die bunten Klamotten, die zahlreichen Jobs und die polarisierende Ausstrahlung seines Charakters bilden einen interessanten Kontrast, und doch sind sich die beiden in einem Punkt einig: Sie sind unzufrieden mit ihrem Leben, ach was, mit der ganzen Welt, in der sie leben müssen. Sie wollen gegen das System rebellieren, sich nicht der Gesellschaft unterwerfen.

    Tyler und der Erzähler könnten unterschiedlicher nicht sein © 20th Century Fox Home Entertainment
    Tyler und der Erzähler könnten unterschiedlicher nicht sein © 20th Century Fox Home Entertainment

    Hierfür sind die beiden Hauptdarsteller hervorragend gewählt: Edward Norton als schmächtiger Erzähler ist schon physisch das genaue Gegenteil zum wohl definierten Brad Pitt. Doch erst durch ihr wirklich glaubwürdiges Schauspiel entsteht eine bestimmte Chemie zwischen den beiden. Beide verfügen über eine derart ambivalente Ausstrahlung in ihren Charakteren, dass es eine wahre Freude ist, ihnen zuzusehen. Eine bessere Wahl hätte man für die beiden Charaktere nicht treffen können.

    Stilistisch Kreativ

    Die zahlreichen Stilmittel, die Fincher in Fight Club anwendet, spiegeln hervorragend die gewünschte Atmosphäre wider. Das ständige Durchbrechen der vierten Wand sorgt fast schon für einen Brecht-mäßigen Verfremdungseffekt, lässt den Zuschauer das teils abstruse Geschehen mit einer gewissen Distanz betrachten. Wie meisterlich dies hier meisterlich umgesetzt wird, erkennt man daran, dass man sich trotzdem jedes Mal wieder angesprochen fühlt und das Gesagte mehr Gewicht bekommt.

    Allein schon die Tatsache, dass der Protagonist keinen Namen bekommt, ist bewusst gewählt. Der Film handelt fast ausschließlich von Männern derselben Generation, die sich gegen das Establishment auflehnen. Durch die Anonymität des Protagonisten wird man als Zuschauer in die Situation versetzt und kann sich mit ihm identifizieren. Ein wichtiger Punkt, der sicherlich zur Popularität des Films und der Übertragung auf die Realität beitrug, auf die ich später noch eingehen werde.

    Fight Club hat eine neue Debatte um den Sinn hinter dem eigenen Handeln entfacht © 20th Century Fox Home Entertainment
    Fight Club hat eine neue Debatte um den Sinn hinter dem eigenen Handeln entfacht © 20th Century Fox Home Entertainment

    Lediglich einige unnötige CGI-Kamerafahrten sorgen, besonders im Hinblick auf die teils nicht gut gealterten Effekte, für eine minimale Schmälerung der Unterhaltung. Doch dies fällt kaum weiter ins Gewicht. Was an dieser Stelle aber dringend erwähnt werden sollte, ist, dass sich Fincher viele dieser Stilmittel eins zu eins der Romanvorlage übernahm. Wie diese jedoch in filmischer Form umgesetzt werden, ist beachtenswert.

    Nah an der Vorlage

    David Finchers Fight Club hält sich ziemlich genau an der gleichnamigen Romanvorlage des amerikanischen Autors Chuck Palahniuk (den ich an dieser Stelle übrigens auch wärmstens empfehlen kann). Lediglich kleinere Änderungen bei Schlüsselmomenten gibt es, zum Beispiel die Umstände des Treffens von Tyler und dem Erzähler, sowie ein deutlich anderes Ende. Wie in der heutigen Zeit aber üblich, hatte Finchers Film ein deutlich größeres Publikum als Palahniuks Buch. Viele wird überraschen, dass der heutige Kult-Klassiker einen eher miserablen Kinostart hatte. Erst Jahre später entfaltete der Film seinen Einfluss, und dieser war enorm. Es wurden sogar einige echte Fight Clubs im Untergrund gegründet, ganz nach der Vorlage. Und mindestens die ersten beiden Regelns des Fight Club („Keiner spricht über den Fight Club“) sind bestimmt wohl bekannt.

    Die erste Regel des Fight Club ist: Man redet nicht über den Fight Club! © 20th Century Fox Home Entertainment
    Die erste Regel des Fight Club ist: Man redet nicht über den Fight Club! © 20th Century Fox Home Entertainment

    Der Stoff hat eben jene bestimmte Gruppe von Menschen angesprochen, als die sich die Protagonisten der Geschichte selbst sehen: „Eine Generation von Männern, die von Frauen aufgezogen wurden“. Mit seiner radikalen, kompromisslosen Art von Erzählung konfrontiert, entfachte es bei vielen jungen Männern dieser Generation eine neue Interpretation von Männlichkeit und dem Sinn hinter dem eigenen Tun. Natürlich ist fraglich, ob das gegenseitige Verprügeln in Kellern die Antwort auf die Fragen einer jungen Generation sind, jedoch sollte man keinesfalls den Einfluss der beiden Werke verkennen.

    Unser Fazit zu Fight Club

    Fight Club gehört ohne Frage zu einem der besten Filme aller Zeiten. Grund dafür sind einerseits der phänomenale Cast aus Edward Norton, Brad Pitt und Helena Bonham-Carter, sowie David Fincher auf dem Regie-Stuhl. Andererseits hat der Film mit seiner unberechenbaren, aber fesselnden Handlung und einem der besten und ausgeklügeltsten Twists überhaupt einen ungeheuren Einfluss ausgeübt, besonders auf junge Amerikaner zu Beginn der 2000er Jahre. All diese Aspekte zeugen von dem Genie hinter der Idee und machen Fight Club zu einem Film, den jeder gesehen haben sollte!


    © 20th Century Fox

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