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    Startseite » Piggy
    Filme

    Piggy

    Simon Eultgenvon Simon Eultgen10. Oktober 2022Keine Kommentare4 min Lesezeit
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    Sara und ihr Entführer hocken nebeneinander in einem verlassenen Haus. Er hält ein Messer in der einen Hand und greift ihr an die Wange.
    Was verbindet den Entführer mit Sara? © Alamode Films
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    Was würdest du tun, wenn die Menschen, die dich jeden Tag mobben, selbst von einem Entführer verschleppt werden? Würdest du schweigen, auch wenn du wichtige Hinweise zur Tat geben kannst, oder würdest du helfen, sie zu finden? Genau darum dreht sich Piggy von Carlota Martínez-Pereda.

    Das offizielle Poster zu Piggy mit der Hauptfigur, die blutüberströmt mitten auf einer Straße steht
    © Alamode Films

    Die Handlung von Piggy

    Piggy ist der gehässige Spitzname für das Mädchen Sara, das unter starkem Übergewicht leidet. Außer den täglichen Hausaufgaben und der Arbeit in der Familienmetzgerei passiert in ihrem Leben so gut wie nichts. Denn Sara ist sozial völlig isoliert und darf sich bei jeder Gelegenheit Spott und Häme von ihren Klassenkameradinnen Maca und Claudia anhören.

    Doch es kommt noch schlimmer: Denn als Sara an einem heißen Sommertag ins Freibad geht, wird sie von den beiden Mädchen so lange getriezt, bis sie fast ertrinkt. Anschließend stehlen Maca und Claudia ihre Sachen, sodass Sara peinlich berührt im Bikini unter der brütenden Sonne nach Hause laufen muss.

    Das Blatt wendet sich unerwartet, als Sarah auf dem Nachhauseweg einem weißen Kleinlaster in die Arme läuft. Der Besitzer? Ein geheimnisvoller Mann, den sie bereits im Freibad angetroffen hat. Auf der Ladefläche eingesperrt flehen die Mädchen um Hilfe, ehe das Auto davonfährt.

    Die Hauptfigur Sara sitzt am Beckenrand des Freibads
    Mobbing im Freibad: Das Unheil in Piggy beginnt © Alamode Films

    Soll Sara den Vorfall melden und die alsbald ermittelnde Polizei bei der Aufklärung unterstützen? Oder soll Sara aufatmen dürfen, jetzt da sie nicht mehr gehänselt wird? Ein moralischer Konflikt entbrennt…

    Vom Kurzfilm zum Langfilm

    Piggy basiert auf dem gleichnamigen Kurzfilm der Regisseurin und Autorin Carlota Martínez-Pereda, der 2018 erschien und auf YouTube angeschaut werden kann. Die rund 14 Minuten, in denen auch schon Laura Galan mit vollem Körpereinsatz die Hauptrolle übernahm, sind in leicht angepasster Form auch identisch mit dem Anfang des Langfilms.

    Der Kurzfilm endet mit der Erkenntnis von Sara, dass ihre Peinigerinnen im Van verschleppt werden, setzt dann aber eine fiese Schlusspointe, die nachhallt. Aus dieser knappen Viertelstunde ist nun ein 90-minütiger Spielfilm für kostengünstige 2,5 Millionen Euro gebastelt worden, der das moralische Dilemma seiner Protagonisten zum Hauptthema macht.

    Und damit ist das Problem des Films auch schon benannt: Denn das Drehbuch schafft es kaum, dramatisch ergreifende Situationen und Momente zu kreieren, um den blutleeren Mittelteil zu füllen. Bis es zum blutigen und für einen Genrefilm standesgemäßen Finale kommt, darf sich Sara von Seiten der Polizei, ihrer Mutter, den Eltern und einem Freund der verschleppten Mädchen immer wieder anhören, sie solle doch aussagen, wenn sie denn etwas über den Vorfall im Freibad weiß.

    Sara und ihr Entführer hocken nebeneinander in einem verlassenen Haus. Er hält ein Messer in der einen Hand und greift ihr an die Wange.
    Was verbindet den Entführer mit Sara? © Alamode Films

    Gleichzeitig rückt ihr der rätselhafte Entführer immer mehr auf die Pelle. Er scheint von Sara fasziniert und agiert allem Anschein nach als eine Art Retter.

    Mobbing vs. Empowerment

    Mit dem Thema Mobbing und Bodyshaming ist Piggy in jedem Fall zeitlos wie aktuell. In der Hartnäckigkeit und Bösartigkeit von Saras Peinigerinnen werden Erinnerungen an Brian De Palmas Verfilmung von Carrie wach. Doch genau hier schiebt sich direkt zu Anfang des Films ein kluger Twist dazwischen.

    Denn der geheimnisvolle Fremde, der auch vor Mord nicht zurückschreckt, bietet Sara gewissermaßen die Möglichkeit, sich ohne eigenes Zutun zu rächen. Rächen heißt hier, es geschehen zu lassen.

    Leider verläuft das Thema Mobbing nach der starken Eröffnung im Sande, da die entführten Mädchen von der Bildfläche verschwinden. Eine tiefere Charakterisierung der Mobberinnen? Fehlanzeige. Ein nachforschender Blick in die Elternhäuser der Kinder? Fehlanzeige.

    Sara sitzt in der Metzgerei ihrer Eltern und hört Musik. Neben ihr an der Theke steht ihr Vater
    Trister Alltag: Sara hilft in der Metzgerei ihrer Eltern © Alamode Films

    Sara als Protagonistin bleibt ebenso blass und weitestgehend auf ihre Rolle als übergewichtiges Mobbingopfer reduziert. Zudem wirkt sie in vielen Szenen leider etwas dümmlich und ungewollt lethargisch. So möchte Piggy eigentlich eine Geschichte von Empowerment erzählen, stellt sich mit seiner zweifelhaft inszenierten Hauptfigur aber selbst ein Bein.

    Unser Fazit zu Piggy

    Viele Horrorfilme wären besser ein Kurzfilm geblieben, weil sie auf Spielfilmlänge nicht genug zu erzählen haben. Piggy ist leider ein weiteres Beispiel dafür. Denn zwischen dem spannenden Auftakt, dem eigentlichen Kurzfilm, und dem blutigen Finale dreht sich der Film erzählerisch im Kreis.

    Die wichtigen Themen Mobbing und Bodyshaming werden nur oberflächlich und altbekannt abgehandelt. Der moralische Konflikt der Hauptfigur trägt den ereignisarmen Mittelteil nur bedingt. Piggy ist damit höchstens engagierten Genre-Fans zu empfehlen, die sich auf der Suche nach Film-Perlen auch gerne durch viel Mittelmaß wühlen.

    Piggy konnten wir im Rahmen des österreichischen /slash-Filmfestivals anschauen. Regulär in den Kinos erscheint der Film am 27.10.


    © Alamode Films

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