Zwischen zwei Filmen einer Streamingfilm-Reihe lag wohl selten so viel Zeit, wie nun zwischen The Old Guard und der Fortsetzung. Ist Teil 2 aber nun das Warten wert gewesen?
Darum geht’s in The Old Guard 2
Andy (Charlize Theron) und ihre Gruppe unsterblicher Krieger*innen sind zurück und entschlossener denn je, die Welt zu beschützen. Während Booker (Matthias Schoenaerts) nach seinem Verrat immer noch im Exil lebt und Quynh (Veronica Ngô) nach dem Ausbruch aus ihrem Unterwassergefängnis auf Rache sinnt, muss sich Andy mit ihrer neu gewonnenen Sterblichkeit auseinandersetzen. Doch dann taucht eine mysteriöse Bedrohung auf, die alles gefährden könnte, wofür sie seit Tausenden von Jahren gekämpft hat. Andy, Nile (KiKi Layne), Joe (Marwan Kenzari), Nicky (Luca Marinelli) und James Copley (Chiwetel Ejiofor) bitten Tuah (Henry Golding), einen alten Freund, der vielleicht den Schlüssel zum Geheimnis der Unsterblichkeit besitzt, um Hilfe.

Was lange währt…
Die Ausgangslage am Ende von Teil eins war recht vielversprechend, denn eine Unsterbliche, die doch sterblich wird, erhöht merklich die Fallhöhe für die Protagonisten und verändert eigentlich die Dynamiken mehr als nur marginal. Und The Old Guard 2 setzt auch an, indem nochmal sanft an das erinnert wird, was im Finalakt des Vorgängers passiert. Doch dachte man als Zuschauer:in nun, dass es nach der Einführung von Nile nun ein dynamisches Frauen-Duo in der Lead-Position der Truppe gibt, der dürfte enttäuscht sein, wie wenig Vertrauen offenbar in die Kombi aus Charlize Theron und KiKi Layne seitens der Macher vorherrscht.
Denn den ohnehin für Direct-to-Streaming-Verhältnisse starken Cast hat man nochmal um zwei Namen ergänzt: Henry Golding und vor allem Uma Thurman – wodurch eigentlich schon allen Abonnent:innen klar sein sollte, dass auch hier Netflix wieder in die klassischste aller Sequel-Fallen getappt ist und aus dem Erfolg des Erstlings die falschen Züge gezogen hat. Es war zwar von Beginn an mehr als offensichtlich, dass The Old Guard in die Kategorie „Lass uns mal ein eigenes Universum à la John Wick“aufbauen“ fällt, aber während man dort scheinbar immer nur von Teil zu Teil „etwas“ mehr von den Regeln und Mechanismen der Welt gezeigt bekommt – und letztlich eigentlich nie wirklich versteht, was eigentlich Tacheles ist -, hat man das Gefühl, dass der Ausgangslage dieser mysteriösen Welt, schon im zweiten Teil fast gar nichts mehr hinzugefügt werden kann, was sich als „substantiell“ bezeichnen ließe.
… verpufft schon im Ansatz
The Old Guard 2 hat ein derart dünnes World Building, das zudem noch aus zig bekannten Stoffen abgekupfert ist, dass auf inhaltlicher Ebene nur Schadensbegrenzung betrieben werden kann – und das versucht man, wie bei allen Versuchen von Netflix eigene IPs im Filmbereich zu etablieren, darüber, mit den großen Namen, vermeintlich guten Schauwerten und dem Bonus, dass man ja kein Ticket für eine Produktion, die Kino-Qualität heuchelt, ziehen muss, hinweg tu täuschen. Aber ist das eine Strategie, die 2025 noch die eher leicht abzuholenden Netflix-Kund:innen zufriedenstellt?
Falsche Strategie
Schon mit Tyler Rake: Extraction 2 machte man beim Dienst mit dem roten N einen ähnlichen Kardinalsfehler, wobei dort immerhin auch die Fortsetzung die gelobte, handgemachte Action lieferte, die Fans erst nach einem zweiten Part gieren ließ. In The Old Guard 2 hat man nun gefühlt sogar noch weniger wirklich erinnerungswürdige Actionszenen integriert, tariert dafür aber bis zum Exzess die im Erstling nur angeteaserten philosophischen Aspekte zum Thema Unsterblichkeit aus. Das war schon 2020 Kokolores, ist nun aber einfach nur noch pseudo-tiefgängiger Quatsch, der eine erzählerische Tiefe einweben soll, die von nahezu allen anderen Elementen torpediert wird.
Bedeutungsschwangere Dialoge, ein grundlegend eher melancholisch-depressiver Erzählton und ein völlig unzureichendes Tempo sorgen dafür, dass sich diese eigentlich nur etwa 100 Minuten Laufzeit eher wie deutlich über zwei Stunden anfühlen. Und wenn dann eben nicht mal zwei bis drei Setpieces rumkommen, die sich ins Gedächtnis einbrennen, dann ist das schon sehr mau. Ja, auch hier ist die Action schon wieder leicht überdurchschnittlich – was man aber allein schon aufgrund von bestimmten Darsteller:innen im Cast voraussetzen kann, nein muss – doch da hätten ebenfalls heftigere Geschütze aufgefahren werden müssen, um aus der Masse ähnlich angelegter Stoffe hervorzustechen. Irgendwie durfte man schon erahnen, dass aufgrund der langen Zeit seit dem ersten Teil den Machern die wirklich zündenden Idee für eine Fortführung dieser Story nicht einfach so zugeflogen sind, doch dass DAS jetzt der Weisheit letzter Schluss gewesen sein soll…

Der Inbegriff von Okay
Naja, es wird wohl (leider) auch hierfür wieder genug Interesse seitens der Abokundschaft geben. Doch wer nur ansatzweise Anspruch auf mehr als nur „solide, aber schnell vergessen“ hat, der wird sich hier verwundert die Augen reiben, hierauf nun fünf (!!!) Jahre gewartet zu haben.
Was man bei allen Kritikpunkten dem Action-Film zugute halten muss, ist, dass die hochkarätigen Ensemblemitglieder schon mit sichtbarer Lust bei der Sache waren, was inzwischen leider ja auch nicht mehr vorausgesetzt werden kann. Im Rahmen des eher pulpig-trashigen World Buildings sind die Charaktere stimmig eingebaut und von Charlize Theron und Co. gut gespielt. Insbesondere macht KiKi Layne wieder in ihren Szenen einen eindrücklichen Job und tatsächlich ist Uma Thurman auch eine echte Bereicherung im Cast, da sie es schafft, sehr gut mit ihrem Kill Bill-Image zu changieren.
© Netflix
Unser Fazit zu The Old Guard 2
Wie so oft in den letzten Jahren hinterlässt auch der hochbudgetierte, starbesetzte Netflix-"Streambuster" The Old Guard 2 keinen Eindruck, der bleibt. Keine Katastrophe und wahrscheinlich für ein jüngeres Publikum noch dank einer semi-gut funktionierenden Tiefe von überdurchschnittlichem Unterhaltungswert, bleibt für alle, die in ihrem Leben schon aus dem Genre recht viel gesehen haben, nur die Frage haften, wie es sein kann, dass man fünf Jahre an einem Projekt herumdoktert, um am Ende so ein Ergebnis auszuspucken.
The Old Guard 2 ist seit dem 2. Juli 2025 auf Netflix zu sehne.
Daheim in Oberfranken und in nahezu allen Film- und Serienfranchises, schaut Jan mehr als noch als gesund bezeichnet werden kann. Gäbe es nicht schon den Begriff Serienjunkie, er hätte bei über 200 Staffeln im Jahr für ihn erfunden werden müssen. Doch nicht nur das reine Konsumieren macht ihm Spaß, das Schreiben und Sprechen über das Gesehene ist mindestens eine genauso große Passion. Und so ist er inzwischen knapp fünf Jahre bei Filmtoast an Bord und darf hier seine Sucht, ähm Leidenschaft, ausleben. Die wird insbesondere von hochwertigen HBO- und Apple-Serien immer wieder aufs Neue angefacht und jeder Kinobesuch hält die Flamme am Lodern. Es fällt Jan, wie ihr euch bestimmt wegen der Masse an Geschautem vorstellen könnt, schwer, Lieblingsfilme, -serien oder auch nur Genres einzugrenzen. Er ist und bleibt offen für alles, von A wie Anime bis Z wie Zack Snyder.